Mittwoch, 17. April 2019
Konzentrieren wir uns auf…
c. fabry, 10:42h
Keller gibt einen selbstanklagenden Seufzer von sich, als er seinen Wagen vor dem Kreiskirchenamt abstellt. Er hätte auch mit Bus und Bahn fahren können – oder mit dem Fahrrad. Es ist phantastisches Frühlingswetter und der Arzt ermahnt ihn immer wieder, sich mehr an der frischen Luft zu bewegen und seinen Kreislauf zwischendurch mal mit Sport in Schwung zu bringen, statt immer nur mit starkem Kaffee. Andererseits hat er keine Zeit, er muss einen Mörder finden – oder eine Mörderin.
Przbylla heißt der leitende Ansgestellte, der einen umfassenden Überblick über die Finanzen der einzelnen Kirchengemeinden hat. Warum müssen Verwaltungsfachkräfte immer so unaussprechliche Familiennamen haben? Die Frauen dann am liebsten noch im Doppelpack, McDonald-Stuckenbrinker oder Scymczak-Diesterhöft gehören zu den Top-Ten seiner Begegnung mit unfassbaren Doppelnamen.
Der Herr Przylla ist ein freundlicher und offensichtlich kompetenter Mitarbeiter und kann Keller genauestens über die Finanzangelegentheiten der Neustädter Gemeinde informieren.
„Das mit der Kirche ist tatsächlich ein Problem.“, erklärt der Verwaltungsfachangestellte. „Die Kirchensteuermittel, die der Gemeinde zur Verfügung stehen, fließen zum überwiegenden Teil in das Gebäude. Der Rest geht nahezu drauf für die notwendigen Pfarrstellen. Es bleibt kaum etwas übrig für weitere Personalkosten.“
„Warum verkaufen oder vermieten sie das Objekt nicht einfach und ziehen in ein weniger kostenintensives Domizil?“
„Wer soll denn so eine riesige Kirche kaufen?“
„Restaurantketten? Diskothekenbetreiber? Kunstliebhaber?“
„Ja, da haben Sie natürlich Recht, für ein Restaurant gibt es ja schon ein Beispiel. Aber so einfach ist das nicht. Man kann nicht mir nichts dir nichts eine Kirche verkaufen oder vermieten. Da muss zunächst auf höchster Ebene ein Beschluss gefasst werden, dass die Kirche entwidmet werden darf. Und das wird nicht einfach so durchgewunken. Und wo sollten sie auch hin, die Neustädter? Finden Sie in der City mal eine geeignete Alternative. Die haben die Immobilie an den Hacken und können nur beten, dass entweder das Land mehr in die Denkmalschutzförderung investiert oder dass die Landeskirche die Umlage für
solche Objekte erhöht, quasi ein Solidaritätsbeitrag aller Kirchengemeinden, um die mit denkmalgeschützter Bausubstanz zu entlasten. Das kann aber noch dauern und bis dahin müssen sie mit ihren knappen Mitteln klarkommen.“
„Und wie gelingt das?“
„Bisher – und das ist jetzt vertraulich, das haben Sie nicht von mir – konnten sie sich an den Töpfen der anderen Gemeinden bedienen. Herr Diekhoff, der Kirchmeister, ist Mitglied des KSV und auch des kreiskirchlichen Finanzausschusses. Unfassbar wieviel Macht einzelne Presbyter in den Händen halten. Er hatte zu einigen einflussreichen Leuten einen guten Draht und hat Hand in Hand mit meinem Vorgänger gearbeitet. Sie haben fleißig umverteilt und einzelne Gemeinden um ihre Kirchensteuerzuweisungen erleichtert. Das ist zwar nicht als Betrug oder Veruntreuung gewertet worden, musste aber, nachdem es rauskam, korrigiert werden. Und jetzt steht die Gemeinde quasi nackt da. Sie mussten die Stundenkontingente für Küster, Kirchenmusik und Jugendarbeit reduzieren mit dem Erfolg, dass alle drei gekündigt haben, weil sie keine Lust hatten, Kontingente in anderen Gemeinden zu übernehmen. Jetzt haben sie ihre Mini-Jobs mit lauter auf dem Arbeitsmarkt schwer vermittelbaren Leuten besetzt und stöhnen unter der Last des allgemeinen Chaos. Wären sie von Anfang an ehrlich mit ihrer prekären Finanzlage umgegangen, hätte man sie ganz anders unterstützen können.“
„Haben Sie eine Ahnung, warum der Kirchmeister Diekhoff bei der KSV-Sitzung gefehtl hat?“
„Er ist im Urlaub, sechs Wochen Australien.“
Przbylla heißt der leitende Ansgestellte, der einen umfassenden Überblick über die Finanzen der einzelnen Kirchengemeinden hat. Warum müssen Verwaltungsfachkräfte immer so unaussprechliche Familiennamen haben? Die Frauen dann am liebsten noch im Doppelpack, McDonald-Stuckenbrinker oder Scymczak-Diesterhöft gehören zu den Top-Ten seiner Begegnung mit unfassbaren Doppelnamen.
Der Herr Przylla ist ein freundlicher und offensichtlich kompetenter Mitarbeiter und kann Keller genauestens über die Finanzangelegentheiten der Neustädter Gemeinde informieren.
„Das mit der Kirche ist tatsächlich ein Problem.“, erklärt der Verwaltungsfachangestellte. „Die Kirchensteuermittel, die der Gemeinde zur Verfügung stehen, fließen zum überwiegenden Teil in das Gebäude. Der Rest geht nahezu drauf für die notwendigen Pfarrstellen. Es bleibt kaum etwas übrig für weitere Personalkosten.“
„Warum verkaufen oder vermieten sie das Objekt nicht einfach und ziehen in ein weniger kostenintensives Domizil?“
„Wer soll denn so eine riesige Kirche kaufen?“
„Restaurantketten? Diskothekenbetreiber? Kunstliebhaber?“
„Ja, da haben Sie natürlich Recht, für ein Restaurant gibt es ja schon ein Beispiel. Aber so einfach ist das nicht. Man kann nicht mir nichts dir nichts eine Kirche verkaufen oder vermieten. Da muss zunächst auf höchster Ebene ein Beschluss gefasst werden, dass die Kirche entwidmet werden darf. Und das wird nicht einfach so durchgewunken. Und wo sollten sie auch hin, die Neustädter? Finden Sie in der City mal eine geeignete Alternative. Die haben die Immobilie an den Hacken und können nur beten, dass entweder das Land mehr in die Denkmalschutzförderung investiert oder dass die Landeskirche die Umlage für
solche Objekte erhöht, quasi ein Solidaritätsbeitrag aller Kirchengemeinden, um die mit denkmalgeschützter Bausubstanz zu entlasten. Das kann aber noch dauern und bis dahin müssen sie mit ihren knappen Mitteln klarkommen.“
„Und wie gelingt das?“
„Bisher – und das ist jetzt vertraulich, das haben Sie nicht von mir – konnten sie sich an den Töpfen der anderen Gemeinden bedienen. Herr Diekhoff, der Kirchmeister, ist Mitglied des KSV und auch des kreiskirchlichen Finanzausschusses. Unfassbar wieviel Macht einzelne Presbyter in den Händen halten. Er hatte zu einigen einflussreichen Leuten einen guten Draht und hat Hand in Hand mit meinem Vorgänger gearbeitet. Sie haben fleißig umverteilt und einzelne Gemeinden um ihre Kirchensteuerzuweisungen erleichtert. Das ist zwar nicht als Betrug oder Veruntreuung gewertet worden, musste aber, nachdem es rauskam, korrigiert werden. Und jetzt steht die Gemeinde quasi nackt da. Sie mussten die Stundenkontingente für Küster, Kirchenmusik und Jugendarbeit reduzieren mit dem Erfolg, dass alle drei gekündigt haben, weil sie keine Lust hatten, Kontingente in anderen Gemeinden zu übernehmen. Jetzt haben sie ihre Mini-Jobs mit lauter auf dem Arbeitsmarkt schwer vermittelbaren Leuten besetzt und stöhnen unter der Last des allgemeinen Chaos. Wären sie von Anfang an ehrlich mit ihrer prekären Finanzlage umgegangen, hätte man sie ganz anders unterstützen können.“
„Haben Sie eine Ahnung, warum der Kirchmeister Diekhoff bei der KSV-Sitzung gefehtl hat?“
„Er ist im Urlaub, sechs Wochen Australien.“
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