Mittwoch, 21. Dezember 2016
Obstbaumverein IV - Fortsetzung des Improvisationskrimis
„Den Jungen haben Sie aber noch nicht befragt?“
„Doch doch, aber fragen Sie ihn ruhig selbst noch einmal, ich kann dann ja meine Erkenntnisse ergänzen.“
Der Beamte war nicht sonderlich zufrieden mit der Situation, denn ihn interessierte, was ein Zeuge bei der ersten Befragung erzählte, wenn die Erinnerung noch frisch und unverstellt war. Sein Exkollege hätte das wissen müssen, aber er hatte wohl ein größeres Interesse daran, die junge Mutter zu beeindrucken, als das verlorene Kind zu retten.
Er stellte Jonathan die gleichen Fragen und hörte ebenfalls die Geschichte vom Klettergerüst, der Ablenkung durch die Frau mit dem Husky und der anschließend unauffindbaren kleinen Schwester. Dann klingelte es erneut an der Haustür. Griseldis rannte zum Summer und riss die Wohnungstür auf. Ein kleiner Schatten betrat den Hausflur und blieb stehen. Die beunruhigte Mutter machte das Licht im Treppenhaus an und erschrak, obwohl sie eigentlich erleichtert hätte sein müssen: Dort stand lebendig und an einem Stück ihre kleine Tochter Lilith, aber Griseldis hatte zu viele Fantasy- und Horrorstreifen gesehen, die nun beim Anblick ihrer auf den zweiten Blick deutlich veränderten Tochter furchtbare Assoziationen in ihr wachriefen. Das Kind war kreidebleich, die Augen starr ins Leere gerichtet, die Haare merkwürdig glatt gebürstet, wo sie eigentlich immer zerwühlt waren und das sonst so strahlende, lebenslustige, quirlige Mädchen stand still und reglos da, als sei es ein Automat. Die Mutter riss sich zusammen und stürzte sich auf ihr Kind. „Lilith!“, rief sie erleichtert, schlang ihre Arme um die Kleine und blickte in die großen, leeren Augen. „Wo bist du gewesen?“
Lilith antwortete nicht.
„Wer hat dir denn so schön die Haare gekämmt? Oder hast du das etwa selbst gemacht?“
Ihre Tochter sah sie schweigend an, als spräche sie eine andere Sprache. Griseldis war vollkommen verzweifelt. Sie schob das Mädchen in die Wohnung, schloss die Tür und zog ihr ganz vorsichtig den Mantel aus. Doch auch der Lieblingskakao, der Bruder und das Kuschelkaninchen konnten die Kleine zu keiner Äußerung hinreißen. Rüdiger Nolting und sein Ex-Kollege beobachteten die Szene betroffen, als der diensthabende Beamte Griseldis schließlich für eine kurze Unterredung vor die Tür bat.
„Frau Ordelheide, ich verstehe, dass sie ihre Tochter jetzt am liebsten erst einmal nicht mehr hergeben möchten, aber erstens müssen wir schnellstens erfahren, was dem Kind zugestoßen ist, um den oder die Täter zu fassen, damit nicht noch mehr passiert und außerdem bin ich überzeugt, dass die Kleine dringend psychologische Hilfe benötigt, damit sie dieses Trauma möglichst schadenfrei verarbeiten kann. Wir haben hervorragende Kontakte und ich würde sie dringend bitten, gleich morgen früh mit der Kleinen ins Präsidium zu kommen. Je länger sie mit der Behandlung warten, umso langwieriger und mühevoller wird die Therapie.“
„In Ordnung.“, antwortete Griseldis wie ferngesteuert. „Ich hoffe, sie kann heute Nacht schlafen. Ich muss einiges organisieren, denn eigentlich müsste ich morgen früh arbeiten, aber ich denke, bei so einem Notfall, hat die Gemeinde sicher Verständnis.“
„Steht der Vater des Kindes nicht zur Verfügung?“
„Nein, der weiß nicht einmal, dass er ein Kind hat.“
„Dann sind Sie also vollkommen allein mit der Situation?“
„Ich habe Freunde.“
„Wie Herrn Nolting?“
„Herr Nolting ist nur ein beruflicher Kontakt, aber sogar der unterstützt mich, wie Sie sehen. Ich schaffe das schon. Das Wichtigste ist, dass Lilith wieder zu Hause ist und sie sieht nicht so aus, als wäre sie verletzt.“
„Wenn Ihnen später doch noch etwas auffallen sollte, bitte ich Sie, uns umgehend zu informieren und nicht bis morgen früh damit zu warten.“
„Muss ich eigentlich zu einer bestimmten Zeit im Präsidium sein oder kann ich warten, bis Lilith ausgeschlafen und in Ruhe gefrühstückt hat?“
„Geben Sie ihr so viel Zeit wie sie braucht.“
„Danke.“
Der Beamte verabschiedete sich und ließ Griseldis eine Visitenkarte da.
WIE GEHT ES WEITER? DIE ERSTE WAHL ENTSCHEIDET.
a) Griseldis wäre jetzt gern mit den Kindern allein, aber Rüdiger Nolting geht einfach nicht.
b) Jonathan sieht aus dem Fenster und schreit panisch auf.
c) Beim Zubettbringen entdeckt Griseldis doch körperliche Verletzungen an ihrer Tochter

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Keiner entscheidet? Dann tue ich das selbst.
Es geht weiter mit a)

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Ich hätte auch a) gesagt ... ;o)

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