Samstag, 17. Dezember 2016
Obstbaumverein - Ein Improvisationskrimi
Endlich funktionierte das Programm für die Überarbeitung der Kirchenbücher wieder. Griseldis hatte zwar aufgegeben, bis zum Ende des Jahres mit den Eintragungen fertig zu werden, aber bis zum 6. Januar sollte sie es erledigt haben; wenn jetzt bloß niemand ins Gemeindebüro kam und sie nervte. Das hundertfache Gebrabbel und Gemurmel im Eingangsbereich nahm sie nur noch als weißes Rauschen wahr. Nur lautstark blökende Männer und vor Vergnügen aufkreischende Frauen brachten sie gelegentlich aus dem Konzept. Es wollte ihr auch nicht in den Kopf, warum der Obst- und Gartenbauverein seine Weihnachtsfeier ausgerechnet im evangelischen Gemeindehaus veranstalten musste. Die Mitglieder waren allesamt solvente Eigenheimbesitzer, meistenteils zwar Rentner, aber solche, die sich einen abwechslungsreichen Ruhestand leisten konnten. Warum konnten die nicht einfach einen Saal mieten? Sie flochten einmal im Jahr die Erntekrone für die Kirche, das geschmacklose Schrottwichtelgeschenk für Titanen, und Rüdiger Nolting machte sich als Mitglied des Presbyteriums natürlich für seinen Verein stark. An sich war ja nichts dagegen zu sagen, dass Vereine aus dem Dorf die Räume der Kirche nutzten, da wuchs man näher zusammen, aber Griseldis hätte lieber der Flüchtlingsinitiative oder dem BUND Räume angeboten, als den selbstgefälligen, verspießten Vereinsmeiern.
Die Tür wurde geöffnet und Griseldis stöhnte innerlich auf. Wer wollte denn jetzt schon wieder etwas von ihr? Es war keine offizielle Öffnungszeit, sie wollte einfach in Ruhe arbeiten.
Rüdiger Nolting trat ein. Er war offenkundig angetrunken und grinste sie mit gierigen Triefaugen an.
„Nicht schon wieder!“, dachte Griseldis und fragte geschäftsmäßig: „Was kann ich für dich tun, Rüdiger?“
WIE GEHT ES WEITER? DIE ERSTE WAHL ENTSCHEIDET.
a) Rüdiger lässt eine Reihe schlüpfriger Bemerkungen ab.
b) Das Telefon klingelt, es handelt sich um einen Notfall.
c) Ein paar betrunkene Männer kommen noch hinterher.

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