Freitag, 10. August 2018
Überwachung von Geburt an - abgeschlossener Kurzkrimi
„Endlich mal ein vernünftiger Vorschlag.“
Hansi grunzte zufrieden. Diese Zecken musste man ausmerzen, bevor sie überhaupt hoch kamen. Am besten hatten es damals die alten Ägypter gemacht: hatten die jüdischen Jungs direkt über die Klinge springen lassen, aus den Mädchen konnten ja wahlweise Feldarbeiterinnen oder Huren werden, Hauptsache, sie unterwanderten nicht den Volkskörper.

Bei Kurtis Anblick, wie er da mit seinen Playmos spielte, ging ihm das Herz auf. Er war einfach süß in seinem Camouflage-T-Shirt, der Khaki-Hose und den von der Sonne fast weiß geblichenen Haaren. Den Nacken rasierte er ihm natürlich längst aus, als Vierjähriger hatte er ja schon gewaltig Wolle auf dem Kopf, wenn auch nicht so einen Wildwuchs wie die Kanaken aus Nordafrika oder dem wilden Kurdistan. Dass sie die Rotzblagen von denen jetzt von staatlicher Seite genauer unter die Lupe nehmen wollten, war endlich ein Schritt in die richtige Richtung. Von Anfang an mit Stumpf und Stiel ausrotten. Auch wenn die Waffenbrüder von der AfD allesamt keine Eier in der Hose hatten, es tat sich was im Lande, seit sie im Bundestag saßen.

Noch war Kurti eine Welpe, aber er würde schon einen harten Hund aus ihm machen. Weinerlich war er schon jetzt nicht mehr, heulte nicht gleich los, wenn er mal auf die Fresse fiel, stand sofort wieder auf und lief weiter, ein echter Soldat. In der Kita ließ er sich auch nichts bieten, so viel Streit gab es da ja nicht, sie hatten sich ja privat zusammen getan und zwei anständige Gruppenleiterinnen aufgetan, die für eine gute, völkische Erziehung sorgten. Da gab es höchstens mal Streit darum, wer als nächstes auf die Schaukel darf oder ob man die Schaufel abgeben muss. Hansi sagte zu seinem Sohn: „Hey, Kurti, lass mal unser Spiel spielen. Sieg...“
„...Heil!“, antwortete der Kleine und riss den rechten Arm hoch.
„Die Fahne hoch, die Reihen...“
„...fest geslossen.“
Das Telefon klingelte. Beule war dran. „Sie haben Blöbaum am Arsch.“, erklärte er ohne Umschweife. "Wollte letzte Nacht 'n Imbiss abfackeln, hat er nicht geschafft, aber gepackt haben sie ihn.“
„War der besoffen? So was macht doch keiner mehr. Wir haben doch jetzt ganz andere Pläne.“
„Kennst ja Blöbaum. Heult immer der guten alten Zeit hinterher.“
„Na, da kann er sich ja jetzt im Bau ausheulen, haben ihn ja nicht zum ersten Mal erwischt. Hoffentlich hält der wenigstens die Klappe.“
„Ja, das habe ich auch schon gedacht. Vielleicht sollten wir ihm zum Trost ein Geschenk machen.“
„Was für ein Geschenk?“
„Ricky.“
„Welcher Ricky?“
„Mensch Ricky, die Sozi-Tussi, die ihn damals ans Messer geliefert hat.“
„Die vom Gemeindehaus?“
„Ja genau.“
„Sollen wir ihm die einpacken und vorbei bringen?“
„Nee, nur so ähnlich.“
„Arbeitet die denn noch da?“
„Ja, hab' sie letzte Woche noch mit ner ganze Truppe Pissbotten gesehen, waren auch jede Menge Kanaken bei, dabei ist das doch Kirche, also christlich und deutsch.“
„Ja, die deutschen Christen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Und was hast Du jetzt mit Sozi-Ricky vor?“
„Nicht am Telefon.“

Friederike R. Wurde drei Tage später schwer verletzt in die Notaufnahme gebracht. Am darauffolgenden Tag tauchte ein Video im Netz auf, das sie als Opfer einer brutalen Gruppenvergewaltigung besonders ekelerregenden Ausmaßes zeigte. Sie würde dieses Trauma für den Rest ihres Lebens nicht los werden. Hansi rieb sich die Hände. Er geriet in kein Visier, sein Kurti erst recht nicht. Warum auch. Sie waren ja anständige Volksdeutsche.

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