Freitag, 7. September 2018
Zwergenaufstand – ein krimifantastischer Vierteiler – Teil 1
Es geschah zu der Zeit im Lande Zworderos, als die weißen Giftzwerge wieder aus ihren Erdlöchern krochen und Angst und Schrecken verbreiteten, wie es seit jeher ihre Art gewesen war, als Rolo der Dottergelbe sich mit seinem alten Ohm besprach, wieso das alles geschah und was man dagegen unternehmen könne.
„Wo kommen die auf einmal alle her?“, fragte Rolo.
„Die waren die ganze Zeit da.“, antwortete der Ohm. „Normalerweise sieht man sie nicht, weil sie sich in ihren Löchern verkriechen, fernab der Sonne, darum sind sie auch so weiß.“
„Aber warum verkriechen sie sich?“
„Weil sie Angst haben. Und weil sie sich die meiste Zeit verkriechen, wird ihre Angst immer größer. Die Welt außerhalb ihrer Löcher wirkt übermächtig und lebensgefährlich auf sie, weil sie praktisch nichts kennen, was außerhalb ihrer Erdhöhlen liegt. Es ist ein Teufelskreis, aus dem sie nicht mehr heraus kommen.“
„Wie sind sie da hineingeraten?“
„Keine Ahnung. Die weißen Giftzwerge waren schon immer so, seit Zwergengedenken. Das wird von Generation zu Generation weitergegeben. Die haben das im Blut.“
„Aber wie kann man sie aus diesem Teufelskreis herausholen?“
„Indem man ihr Leiden beendet.“
„Wie bitte?“
„Na, du musst sie zerhacken, in den Boden rammen, verbrennen, zerschmettern, ertränken, häuten, was auch immer dir einfällt. Anders sind sie nicht kaputt zu kriegen.“
„Aber muss man sie gleich töten? Man könnte sie doch auch umerziehen.“
Der Ohm brach in schallendes Gelächter aus und sagte dann: „Eher rauche ich 'ne Camel durchs Nadelöhr, als dass ich einen Reichen in mein Himmelbett lasse und eher wird ein Riese zum Zwerg, als dass ein weißer Giftzwerg ein bunter Wunderzwerg wird. Die Torheit deiner Jugend vernebelt dir die Sinne. Zieh lieber los und mach so viele platt, wie du kannst.“
„Was schlägst du vor? Soll ich den Ring der Macht ins Feuer schmeißen oder Schwerter aus valyrischem Stahl in ihre kalten Herzen rammen?“
„Du hast zu viele Fantasy-Romane gelesen. Da hilft keine Magie, nur List und Tücke. Suche nach ihnen, schleiche dich an einzelne heran, immer schön einer nach dem anderen, still und leise. Die Giftzwerge sind so dumm; bis die merken, dass ihre Reihen sich lichten, sind sie schon so geschwächt, dass wir mit einem gezielten Überfall den Rest erledigen können.“

Schweren Herzens machte Rolo der Dottergelbe sich auf den Weg, mit nichts im Gepäck als seinem mäßigen Verstand, einem kleinen bisschen Mut und einer gigantischen Sehnsucht nach Frieden und Fröhlichkeit. Er liebte das bunte Zwuselland, selbst wenn auch hier bei weitem nicht alles zum besten stand, aber dafür waren die Regenbogenzwerge ja bunt und so verschieden in ihren Gaben, dass sie sich gemeinsam jeder noch so schweren Aufgabe stellten und vieles schöner und besser machten, als es vorher war.
Die weißen Giftzwerge entfärbten alles um sich herum. Mit ihnen verschwand die Freude aus der Welt, das Lachen, die Leichtigkeit, die Liebe, der Genuss und vor allem die Farben.

Es dauerte viele Tagesmärsche, bis er auf die ersten Erdhöhlen stieß. Dass es auch überall im Zwuselland weiße Giftzwerge gab, war ihm gar nicht aufgefallen, sie versteckten sich dort meistens, und wenn sie aus den Löchern kamen, verkleideten sie sich so geschickt als Regenbogenzwerge, dass man sich schon länger mit ihnen unterhalten musste, um sie zu entlarven. Er entschloss sich, den ersten, den er erwischte, nicht zu töten, sondern auszufragen, denn er musste unbedingt hinter das Geheimnis kommen, wie sie sich so rasant vermehrten, damit er dieses Unglück aufhalten konnte.

Fortsetzung folgt am kommenden Freitag

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