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Freitag, 1. März 2019
Der Hühnerhof des Sämanns
c. fabry, 10:58h
Das Evangelium des heutigen Sonntags ließ das Licht der Erkenntnis in ihr aufleuchten. Sie hätte es lieber aus Joshuas Mund gehört, aber die Zeiten, wo der Pfarrer selbst die Bibeltexte im Gottesdienst las, gehörten der Geschichte an.
Lukas 8, 4-8 und 11-15, sie kannte das Gleichnis vom Sämann und seine Deutung seit ihrer Kindheit, aber so wie heute hatte sie es noch nie gehört. Joshua war der Sämann. Als Pfarrer legte er seine klugen Gedanken in die Herzen seiner Gemeindeglieder und Mitarbeiter und sicher hatte auch seine Familie Anteil daran.
Da war die Saat, die auf den Weg fiel, zertreten oder von Vögeln gefressen wurde. Das waren die, die das Wort hörten, in Anfechtung durch den Teufel fielen und nicht glaubten. So wie Susanne. Susanne arbeitete nur bei der Kirche, weil sie bei jedem anderen Träger gescheitert war und ihre Bewerbungen ins Leere liefen. Sie hatte weder Respekt vor ihren Mitmenschen noch vor dem Evangelium. Und über Joshua machte sie gern abfällige Bemerkungen. Nichts von dem, was er zu geben hatte, ließ sie an sich heran.
Dann war da die Saat, die auf Fels fiel und darum keine Feuchtigkeit aufnehmen konnte, weshalb sie verdorrte. Das waren die, die das Wort zwar hörten und freudig annahmen, denen aber die Wurzeln fehlten, so dass sie schon bald wieder abfielen – so wie Märta, Joshuas Ehefrau.. Zuerst hatte Maria gedacht, ihr verschlossenes Wesen hinge mit ihren finnischen Wurzeln zusammen. Dass sie ihren Mann bei seiner Arbeit in keinster Weise unterstützte, ließ doch erahnen, dass sie seine besondere Gabe nicht wertschätzte. Noch entschuldigte er ihre chronische Abwesenheit mit den exorbitanten Herausforderungen ihrer wissenschaftlichen Forschungstätigkeit. Er würde schon noch merken, dass da bald gar nichts mehr sein würde außer Hausputz, Einkauf, Rechnungen und die Sorge um die gemeinsamen Kinder.
Zum Dritten war da die Saat, die unter die Dornen fiel. Die Samen gingen gleichzeitig mit dem Dornengestrüpp auf und wurden darunter erstickt.
Das waren diejenigen, deren zartes Glaubenspflänzchen unter Sorgen, Reichtum oder Freuden des Lebens erstickte. Und Maria ging sogar noch weiter mit ihrer Deutung. Die waren selbst die Dornen, so wie ihre Kollegin Johanns, die Joshua mit all ihren nichtigen Alltagssorgen bestürmte und darunter erstickte. Aber auch mit dem, was noch viel schlimmer war: mit ihren schamlosen Flirts und all den anderen Kleinigkeiten, mit denen sie Maria auszustechen versuchte. Sie tat so, als seien Johsua und sie die besten Freunde, bereits auf dem Weg zu sehr viel mehr und er war einfach zu höflich, ihr entschieden zu widersprechen. So erstickte sie ihn zusätzlich mit ihrer Übergriffigkeit. Aber wenn Maria ihr die eine oder andere persönliche Frage zu Joshua stellte, heuchelte sie stets absolute Unkenntnis.
Zuletzt war da die Saat, die auf gutes Land fiel und tausendfach Frucht brachte. Das waren die, die das Wort hörten, annahmen, treu dabei blieben und sich auszeichneten durch ein gutes Herz und viel Geduld beim oft langwierigen und anstrengendem Hervorbringen der Früchte. Und so war sie, Maria, stets offen für all die klugen Anregungen, immer bereit, sie in die Tat umzusetzen und dabei gab sie immer ihr Bestes, blieb bei der Sache und hielt durch. Sie übte sich in Geduld, auch wenn Joshua sie geflissentlich übersah oder ihr mitten im Satz das Wort abschnitt, ja sogar wenn er allen anderen mehr Aufmerksamkeit schenkte.
Was Susanne und Märta betraf, da würde ihre Geduld zum Ziel führen. Joshua würde Susannes Arglist durchschauen und von Märtas Gleichgültigkeit schon bald die Nase voll haben.
Aber Johanna war ein Problem. Sie führte sich nicht nur auf wie die erste Jüngerin, sie drohte, den Pfarrer zu vernichten. Zuerst raubte sie ihm Zeit und Kraft und am Ende sorgte sie womöglich noch für einen Skandal, der ihm die Arbeit in seiner Gemeinde verunmöglichte. Maria musste handeln. Und das tat sie. Zum Glück war ihr Vater Apotheker, und seit ihrer Jugend kannte Maria den Cocktail, mit dem eine zeitverzögerte aber schlagartig einsetzende Bewusstseinseintrübung auslösen konnte, so als habe sich jemand sinnlos betrunken. Es war ein Leichtes, ihr den Stoff bei der Dienstbesprechung zum passenden Zeitpunkt in den Kaffee zu träufeln, den Rest erledigte die geschwindigkeitsüberhöhte Erbarmungslosigkeit des Straßenverkehrs. Johanna war langsam verblutet, besser hätte es gar nicht kommen können.
Als Joshua das nächste Mal bei einer Trauerfeier reden musste, verlieh er seiner Fassungslosigkeit darüber Ausdruck, mit welcher Kaltblütigkeit die Täterin das Opfer ermordet hatte. Eine engagierte und kompetente Mitarbeiterin, einfach von einer Irren aus dem Leben gerissen. Dabei war sie erst achtundvierzig Jahre alt gewesen. Garottiert mit einer Violinensaite. Die Gemeinde würde Maria schmerzlich vermissen.
Lukas 8, 4-8 und 11-15, sie kannte das Gleichnis vom Sämann und seine Deutung seit ihrer Kindheit, aber so wie heute hatte sie es noch nie gehört. Joshua war der Sämann. Als Pfarrer legte er seine klugen Gedanken in die Herzen seiner Gemeindeglieder und Mitarbeiter und sicher hatte auch seine Familie Anteil daran.
Da war die Saat, die auf den Weg fiel, zertreten oder von Vögeln gefressen wurde. Das waren die, die das Wort hörten, in Anfechtung durch den Teufel fielen und nicht glaubten. So wie Susanne. Susanne arbeitete nur bei der Kirche, weil sie bei jedem anderen Träger gescheitert war und ihre Bewerbungen ins Leere liefen. Sie hatte weder Respekt vor ihren Mitmenschen noch vor dem Evangelium. Und über Joshua machte sie gern abfällige Bemerkungen. Nichts von dem, was er zu geben hatte, ließ sie an sich heran.
Dann war da die Saat, die auf Fels fiel und darum keine Feuchtigkeit aufnehmen konnte, weshalb sie verdorrte. Das waren die, die das Wort zwar hörten und freudig annahmen, denen aber die Wurzeln fehlten, so dass sie schon bald wieder abfielen – so wie Märta, Joshuas Ehefrau.. Zuerst hatte Maria gedacht, ihr verschlossenes Wesen hinge mit ihren finnischen Wurzeln zusammen. Dass sie ihren Mann bei seiner Arbeit in keinster Weise unterstützte, ließ doch erahnen, dass sie seine besondere Gabe nicht wertschätzte. Noch entschuldigte er ihre chronische Abwesenheit mit den exorbitanten Herausforderungen ihrer wissenschaftlichen Forschungstätigkeit. Er würde schon noch merken, dass da bald gar nichts mehr sein würde außer Hausputz, Einkauf, Rechnungen und die Sorge um die gemeinsamen Kinder.
Zum Dritten war da die Saat, die unter die Dornen fiel. Die Samen gingen gleichzeitig mit dem Dornengestrüpp auf und wurden darunter erstickt.
Das waren diejenigen, deren zartes Glaubenspflänzchen unter Sorgen, Reichtum oder Freuden des Lebens erstickte. Und Maria ging sogar noch weiter mit ihrer Deutung. Die waren selbst die Dornen, so wie ihre Kollegin Johanns, die Joshua mit all ihren nichtigen Alltagssorgen bestürmte und darunter erstickte. Aber auch mit dem, was noch viel schlimmer war: mit ihren schamlosen Flirts und all den anderen Kleinigkeiten, mit denen sie Maria auszustechen versuchte. Sie tat so, als seien Johsua und sie die besten Freunde, bereits auf dem Weg zu sehr viel mehr und er war einfach zu höflich, ihr entschieden zu widersprechen. So erstickte sie ihn zusätzlich mit ihrer Übergriffigkeit. Aber wenn Maria ihr die eine oder andere persönliche Frage zu Joshua stellte, heuchelte sie stets absolute Unkenntnis.
Zuletzt war da die Saat, die auf gutes Land fiel und tausendfach Frucht brachte. Das waren die, die das Wort hörten, annahmen, treu dabei blieben und sich auszeichneten durch ein gutes Herz und viel Geduld beim oft langwierigen und anstrengendem Hervorbringen der Früchte. Und so war sie, Maria, stets offen für all die klugen Anregungen, immer bereit, sie in die Tat umzusetzen und dabei gab sie immer ihr Bestes, blieb bei der Sache und hielt durch. Sie übte sich in Geduld, auch wenn Joshua sie geflissentlich übersah oder ihr mitten im Satz das Wort abschnitt, ja sogar wenn er allen anderen mehr Aufmerksamkeit schenkte.
Was Susanne und Märta betraf, da würde ihre Geduld zum Ziel führen. Joshua würde Susannes Arglist durchschauen und von Märtas Gleichgültigkeit schon bald die Nase voll haben.
Aber Johanna war ein Problem. Sie führte sich nicht nur auf wie die erste Jüngerin, sie drohte, den Pfarrer zu vernichten. Zuerst raubte sie ihm Zeit und Kraft und am Ende sorgte sie womöglich noch für einen Skandal, der ihm die Arbeit in seiner Gemeinde verunmöglichte. Maria musste handeln. Und das tat sie. Zum Glück war ihr Vater Apotheker, und seit ihrer Jugend kannte Maria den Cocktail, mit dem eine zeitverzögerte aber schlagartig einsetzende Bewusstseinseintrübung auslösen konnte, so als habe sich jemand sinnlos betrunken. Es war ein Leichtes, ihr den Stoff bei der Dienstbesprechung zum passenden Zeitpunkt in den Kaffee zu träufeln, den Rest erledigte die geschwindigkeitsüberhöhte Erbarmungslosigkeit des Straßenverkehrs. Johanna war langsam verblutet, besser hätte es gar nicht kommen können.
Als Joshua das nächste Mal bei einer Trauerfeier reden musste, verlieh er seiner Fassungslosigkeit darüber Ausdruck, mit welcher Kaltblütigkeit die Täterin das Opfer ermordet hatte. Eine engagierte und kompetente Mitarbeiterin, einfach von einer Irren aus dem Leben gerissen. Dabei war sie erst achtundvierzig Jahre alt gewesen. Garottiert mit einer Violinensaite. Die Gemeinde würde Maria schmerzlich vermissen.
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