Samstag, 8. Dezember 2018
AKK
Diesmal würde es klappen. Fritz war sich seiner Sache sicher. J.S. Hatte keine Chance auf den Posten, viel zu jung und schnöselig, unerfahren und selbstgefällig. Der würde die gleiche Klatsche kassieren wie Fritz damals, vor zwölf Jahren, als er das erste Mal in den Ring gestiegen war. Das Wahlvolk hatte wohl gewittert, dass er nur fürs Presbyterium kandidiert hatte, um seine Karrierechancen im Kreiskirchenamt zu verbessern. Eigentlich hatte er es ja nicht so mit Kirche. Damals hatten sie die dröge Dorothea auf den freien Posten gewählt, sie hatte sich schon seit Jahren ehrenamtlich in der Gemeinde engagiert, hatte das Pöstchen verdient. Erst nach der Wahl war ihm klar geworden, dass er damals nicht den Hauch einer Chance gehabt hatte. Er war davon ausgegangen, dass alles offen war, da ja jeder einzelne Presbyter gewählt wurde. Er kannte den Laden damals noch nicht und darum war ihm auch entgangen, dass altgediente Presbyter, die erneut kandidierten, grundsätzlich wieder gewählt wurden. So mussten neue Bewerber um die frei gewordenen ein bis drei Stellen konkurrieren. Ja, damals war er chancenlos gewesen, aber jetzt lag die Sache anders:

Durch seine zwölfjährige Berufspraxis in der kirchlichen Verwaltung war er mit allen Winkelzügen vertraut, hatte sich die übliche Sprache draufgeschafft, kannte die heiklen Themen und die drängensten Baustellen. Er würde sie alle in die Tasche stecken, nicht nur J.S., auch die Ann-Kathrin, diese farblose Quotentussi.

Im Wahlgottesdienst übertrafen die Posaunen sich selbst, wenn auch die Pfarrerin, diese elende Öko-Schlampe, wieder über den Klimawandel und nachhaltiges Wirtschaften predigte. Wenn er erst im Presbyterium wäre, hätte er morgen den Posten des Kirchmeisters und übermorgen den Vorsitz inne. Er würde der Pastorin richtig einheizen, so lange, bis sie burn-out ging und dann ab mit dem sprechenden Flokati und endlich wieder ein schneidiger Pfarrer auf der Kanzel, der anspruchsvoll predigte und mit dem man Sonntags abends bei einem Glas alten Scotch philosophieren konnte. Und der Superintendent würde dem aufstrebenden Finanzexperten mit presbyterialem Engagement jede Tür öffnen, die er noch durchschreiten musste auf dem Weg zum Verwaltungsleiter.

Der Gang zur Urne, ein abgestandener Filterkaffee und ein paar billige Butterkekse, dann wurde das Ergebnis bekannt gegeben:
Ann-Kathrin Krüger. Aus der Traum. Schon wieder eine Frau. Scheiß Quote. Mit Kompetenz hatte das nichts zu tun. Sie war es nur geworden, weil sie keinen Penis hatte. Wurde langsam Zeit, dass die Männer den Tussis wieder welche verpassten und genau das würde er jetzt tun.

Damals, vor zwölf Jahren, hatte er dafür bezahlt. Und es war ein schaler Geschmack zurück geblieben. Heute würde er sich eine kostenlose Verjüngungskur gönnen, die sich gewaschen hatte und er wusste auch schon wo.

Wenige Tage später wurde Dennis verhaftet. Ann-Kathrin Krüger hatte als Anwältin alle Hände voll zu tun, die Unschuld des vermeintlichen Vergewaltigers zu verteidigen. Sie gab sich die allergrößte Mühe, schließlich war Dennis ihr Sohn.

Das Opfer erinnerte sich an fast nichts, nicht einmal an den schmierigen, ältlichen Typen, der sie in ihrem Stammcafé zur Coke eingeladen hatte. Nur an diesen Streit mit Dennis, ihrem Freund, konnte sie sich erinnen.

Und Fritz strich es rot im Kalender an, wieder hatte er einen Punkt für sein Team geholt, er würde am Ball bleiben und in vier Jahren klappte es bestimmt.

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