Freitag, 4. Januar 2019
Alles muss raus - lyrischer Kurzkrimi zum neuen Jahr
Es rieselt schon der Tannenbaum,
die Weihnachtsäpfel werden faul,
der Freude Nachklang spürt sie kaum.
Der Vater fährt ihr übers Maul

Die Fortbildung ist morgen schon,
der Koffer ist auch schon gepackt.
Die Pflegerin am Telefon
versorgt den Vater nächste Nacht.

Übermorgen kommt sie nach Haus:
ein Kampf um Leben oder Tod;
beim Fortbilden, da kam es raus:
der Vater war ein alter Lot.

Nicht wie die Bibel es beschrieb
- da lag die Schuld stets bei der Frau -
so wie der Lot es wirklich trieb:
der Vater war brutal und blau.

Der Tannenbaum fliegt vor die Tür,
die Äpfel holen sich die Spatzen,
das bunte Zeug ins Altpapier,
der Vater wässert die Matratzen.

Die Kekse kommen in den Müll,
die Kerzen fliegen hinterher
dann wird es irgendwann sehr still.
Der Vater, ja der ist nicht mehr.

Schon morgen holen sie ihn ab
einfache Fahrt, mit ihm ist's aus
das Kind in ihr, es litt und starb.
Der Vater auch, alles muss raus.

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