Freitag, 21. September 2018
Zwergenaufstand – ein krimifantastischer Vierteiler – Teil 3
c. fabry, 12:38h
Überall standen Fläschchen und andere Glaskörper herum, aufwändige Konstruktionen von Kolben und Röhrchen mit großen blauen Flammen darunter und überall zischte und brodelte es. Zwei Riesen in weißen Kitteln waren emsig damit beschäftigt, Pülverchen zusammenzurühren, Flüssigkeiten einzufüllen und abzuzapfen, Fläschchen zu etikettieren und Dinge in Bücher zu schreiben. Rolo versteckte sich in einer dunklen Ecke und wartete bis zum Abend, als die Riesen das Labor schließlich verließen. Er nutzte die gesamte Nacht, um alles genauestens in Augenschein zu nehmen. Am Ende war ihm klar, was hier gebraut wurde: Es waren Gifte, die die Riesen den Zwergen in die Fertignahrung mischten, davon veränderten sich ihre Gehirne. Sie wurden gleichzeitig gierig und ängstlich. Sie bekamen schreckliche Angst vor allem Unbekannten und noch größere Angst, im Leben zu kurz zu kommen, nicht genug abzubekommen, sie wurden nicht mehr satt und zufrieden – und sie verloren ihre Farbe. Die weißen Zwerge waren total vollgepumpt mit den Giften. Im Zwuselland aß man noch meistenteils das eigene Gemüse und Fleisch von selbst gezüchteten Tieren. Nur wenige liebten die Industrienahrung aus Zworderos.
Aber unter den zugereisten, bunten Zwergen schien es auch Vergiftungserscheinungen zu geben, denn sie konnten sich ja nicht selbst versorgen und mussten das Gift der Riesen genauso essen. Aber sie wurden nicht weiß wie die Giftzwerge aus Zworderos. Statt der Farbe verloren sie ihre Form. Alles Weiche und Runde an ihnen wurde hart und kantig, spitz und scharf. Sie wollten nur noch töten und verletzen, das Denken und Einfühlen hatten sie auch abgestellt. Sie waren die schärfsten Feinde der weißen Zwerge. Nun konnte man meinen, man müsse nur abwarten, dass sie sich gegenseitig auslöschten, aber das funktionierte nicht, denn die farbigen Giftzwerge hatten schadhafte Augen und verwechselten helle Regenbogenzwerge mit weißen Zwergen.
Nun musste Rolo nur noch herausbekommen, warum die Riesen die Zwerge vergifteten. Was hatten sie davon?
Als am Morgen die Weißkittel zurückkehrten, schlich Rolo sich durch die Tür in die höheren Etagen des Gebäudes. In einem großen Saal gingen Riesen ein und aus, stopften sich mit Essen voll, führten Gespräche und taten was auch immer. Sie aßen so gierig, dass immer etwas herunter fiel, für Rolo waren das immer noch große Brocken und er konnte sich eine Weile hier einquartieren, um herauszufinden, was sie trieben und am Ende zu verstehen, warum sie so handelten, wie sie es taten.
Er blieb einen ganzen Monat dort. Essen und Trinken gab es reichlich, versteckte Winkel, in denen er sich verborgen halten konnte, waren ebenfalls vorhanden. Nachts schlief er auf den weichen Polstern und sein Geschäft verrichtete er in den Futternäpfen, die die Riesen überall für ihre Hunde aufgestellt hatten. Als der Mond sich einmal gefüllt und wieder geleert hatte, besaß er genug Informationen.
Die Riesen hier waren nicht etwa diejenigen, die die Geschicke des Landes führten. Von denen tauchten nur vereinzelt welche auf und sie wurden nur geduldet, gehörten nicht wirklich dazu und wenn sich einer zu viel heraus nahm, warfen die Hiesigen ihn achtkantig heraus. Diese Riesen interessierten sich eigentlich gar nicht für die Zwerge, weder für die bunten noch für die weißen und auch das Leid, das sie mit ihrer Giftattacke verbreiteten, war ihnen vollkommen egal. Sie hatten nur zwei wesentliche Ziele, die sie unbeirrt verfolgten:
Die Sicherung ihres persönlichen Komforts und die Befriedigung ihres Spieltriebs. Für sie war die Welt ein Fantasy-Brettspiel und die Zwerge waren ihre Spielfiguren. Sie waren große Kinder, diese Riesen, die sich standhaft weigerten, erwachsen zu werden. Man musste die Monster aufhalten.
Aber Rolo konnte sie nicht besiegen, jedenfalls nicht allein, auch nicht allein mit den Regenbogenzwergen, die noch übrig waren. Sie waren zu wenige, sie brauchten Verstärkung. Man musste die weißen Giftzwerge entgiften, dass sie wieder Farbe bekamen. Man musste ihre Angst besiegen, ihre erkalteten Herzen erwärmen und – das war das allerschwerste – man musste sie lieben, die Giftzwerge, um ihre Gier zu vertreiben. Das war unmöglich, aber er musste das Unmögliche schaffen.
Wie hatte es der alte Ohm formuliert? „Schleiche dich an Einzelne heran, immer schön einer nach dem anderen, still und leise.“
Fortsetzung folgt am kommenden Freitag
Aber unter den zugereisten, bunten Zwergen schien es auch Vergiftungserscheinungen zu geben, denn sie konnten sich ja nicht selbst versorgen und mussten das Gift der Riesen genauso essen. Aber sie wurden nicht weiß wie die Giftzwerge aus Zworderos. Statt der Farbe verloren sie ihre Form. Alles Weiche und Runde an ihnen wurde hart und kantig, spitz und scharf. Sie wollten nur noch töten und verletzen, das Denken und Einfühlen hatten sie auch abgestellt. Sie waren die schärfsten Feinde der weißen Zwerge. Nun konnte man meinen, man müsse nur abwarten, dass sie sich gegenseitig auslöschten, aber das funktionierte nicht, denn die farbigen Giftzwerge hatten schadhafte Augen und verwechselten helle Regenbogenzwerge mit weißen Zwergen.
Nun musste Rolo nur noch herausbekommen, warum die Riesen die Zwerge vergifteten. Was hatten sie davon?
Als am Morgen die Weißkittel zurückkehrten, schlich Rolo sich durch die Tür in die höheren Etagen des Gebäudes. In einem großen Saal gingen Riesen ein und aus, stopften sich mit Essen voll, führten Gespräche und taten was auch immer. Sie aßen so gierig, dass immer etwas herunter fiel, für Rolo waren das immer noch große Brocken und er konnte sich eine Weile hier einquartieren, um herauszufinden, was sie trieben und am Ende zu verstehen, warum sie so handelten, wie sie es taten.
Er blieb einen ganzen Monat dort. Essen und Trinken gab es reichlich, versteckte Winkel, in denen er sich verborgen halten konnte, waren ebenfalls vorhanden. Nachts schlief er auf den weichen Polstern und sein Geschäft verrichtete er in den Futternäpfen, die die Riesen überall für ihre Hunde aufgestellt hatten. Als der Mond sich einmal gefüllt und wieder geleert hatte, besaß er genug Informationen.
Die Riesen hier waren nicht etwa diejenigen, die die Geschicke des Landes führten. Von denen tauchten nur vereinzelt welche auf und sie wurden nur geduldet, gehörten nicht wirklich dazu und wenn sich einer zu viel heraus nahm, warfen die Hiesigen ihn achtkantig heraus. Diese Riesen interessierten sich eigentlich gar nicht für die Zwerge, weder für die bunten noch für die weißen und auch das Leid, das sie mit ihrer Giftattacke verbreiteten, war ihnen vollkommen egal. Sie hatten nur zwei wesentliche Ziele, die sie unbeirrt verfolgten:
Die Sicherung ihres persönlichen Komforts und die Befriedigung ihres Spieltriebs. Für sie war die Welt ein Fantasy-Brettspiel und die Zwerge waren ihre Spielfiguren. Sie waren große Kinder, diese Riesen, die sich standhaft weigerten, erwachsen zu werden. Man musste die Monster aufhalten.
Aber Rolo konnte sie nicht besiegen, jedenfalls nicht allein, auch nicht allein mit den Regenbogenzwergen, die noch übrig waren. Sie waren zu wenige, sie brauchten Verstärkung. Man musste die weißen Giftzwerge entgiften, dass sie wieder Farbe bekamen. Man musste ihre Angst besiegen, ihre erkalteten Herzen erwärmen und – das war das allerschwerste – man musste sie lieben, die Giftzwerge, um ihre Gier zu vertreiben. Das war unmöglich, aber er musste das Unmögliche schaffen.
Wie hatte es der alte Ohm formuliert? „Schleiche dich an Einzelne heran, immer schön einer nach dem anderen, still und leise.“
Fortsetzung folgt am kommenden Freitag
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