Mittwoch, 24. Mai 2017
Gemeinschaft der Heiligen
Frank: Wie der Norbert schon wieder rumläuft, wie frisch vom Modeshooting und Jesko wie nach drei Wochen Tauchkurs auf den Malediven – vorher fünfmal die Woche Radfahrtraining für den Giro di Tecklenburg. Wo ist denn Benedikt? Ich brauch wenigstens einen Kollegen mit einem richtigen Gehirn an meiner Seite sonst überlebe ich das heute nicht.

Norbert: Der Sup platzt irgendwann. Lange kann das nicht mehr dauern. Wie kann man seinen Körper nur derartig ruinieren? Das wird mir nicht passieren. Das kann mir nicht passieren. Hoffentlich dauert das heute Morgen nicht so lange, sonst komme ich vor dem Taufgespräch gar nicht mehr zum Laufen und dann bin ich nachher beim Glaubenskurs ganz verspannt.

Jesko: Schon fünf nach halb. Kann der Chef nicht mal anfangen? Immer dieses Getue mit dem akademischen Viertel. So kommt man doch zu nichts. Ich glaube in der freien Wirtschaft wäre ich besser aufgehoben.

Benedikt: Ach da ist ja Eckhart. Da gehe ich gleich mal hin. Noch drei Sitzungen, dann bin ich endlich weg!

Gisbert: Sind ja etliche heute gekommen, scheint keiner unentschuldigt zu fehlen. Dann fange ich mal an.
„Guten Morgen liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Schwestern und Brüder. Die Andacht würde ich heute gern aufs Ende verschieben und sofort mit der Tagesordnung beginnen.“

Dagmar: Endlich mal ein Pragmatiker.

Tanja: Ganz so seelenlos muss man es ja auch nicht angehen. Wir könnten ja wenigstens ein Liedchen trällern. Hoffentlich wird die Andacht am Ende nicht so endlos lang. Ich muss noch an den Schreibtisch.

Albert: Also ein guter Gedanke zum Einstieg, wäre ja wohl drin gewesen. Na ja. Wo ist denn der Tee? Ach da. Und da steht ja auch das heiße Wasser. Was soll das nur mit diesen Fingerhut-Tassen? Ich gehe mal eben in die Küche und hole ein paar große Becher.

Xenia: Dirk hat das einfach besser gemacht. Ich langweile mich jetzt schon.

Gisbert: „Der erste Tagesordnungspunkt ist der Rückblick auf unseren Kreiskirchentag. Ich freue mich, feststellen zu dürfen, dass alle Gemeinden vertreten waren.“

Siemke: Ja super, alle mit den gleichen phantasielosen Fressmeilen-Beiträgen.

Gisbert: „Darum haben alle sicher mitbekommen, dass auch die Besucherzahlen äußerst zufriedenstellend waren.“

Eberhard: Kein Wunder, mit unserem Bibelgarten als Hauptattraktion.

Gisbert: „Ich schlage vor, dass wir ein bisschen in Bewegung kommen, indem jeder von uns auf jeweils drei Moderationskarten notiert, was besonders gelungen war und was eklatant verbesserungswürdig wäre.“

Thea: „Da sind jeweils drei Karten aber ein bisschen wenig.“

Gisbert: „Da müssen Sie sich dann eben entscheiden. Wenn jeder drei Dinge benennt, die ihm besonders aufgefallen sind, kommt schon mehr als genug zusammen.“

Thea: „Ja, aber vermutlich ist das weitestgehend deckungsgleich. Toll war, dass viele Besucher da waren, dass das Wetter mitgespielt hat, dass alle Gemeinden da waren. Doof war die chaotische Anreise, die mangelnde Teilnahme an den Vorbereitungstreffen und die missratene Müllvermeidung. Da gehen sicher viele wichtige Punkte unter.“

Brigitte: „Also ich hätte völlig andere Beiträge. Machen wir es doch erst einmal so, wie Bruder Tünker es vorgeschlagen hat. Wenn wir jetzt alles bis ins Detail diskutieren, sitzen wir morgen noch hier.“

Thorsten: „Ich möchte Thea aber beipflichten. Wenn nur die Punkte notiert werden, die uns als Erstes einfallen, gehen viele nicht unbedeutende Kleinigkeiten unter. Mir würden nämlich allein schon fünf Kritikpunkte einfallen und die finde ich alle gleich wichtig.“

Frank: „Dann ist das ja jetzt eine richtige Herausforderung für dich.“

Thorsten: Was soll das denn? Kann man hier nicht einmal mehr konstruktive Kritik äußern, ohne von den immer gleichen Stänkerern angegangen zu werden?

Gisbert: „Also bitte. Das Konzept hat sich bewährt. Könnten jetzt bitte alle meiner Aufforderung nachkommen?“

Heiko: Der Mann hat's auch nicht leicht. Ich gehe mal mit gutem Beispiel voran.

Detlev: Der Kaffee schmeckt heute wieder besonders eklig. Als hätten die die Filtertüten der letzten Woche recycelt. Ich glaube, nächstes Mal trinke ich wieder Tee, auch wenn der mit diesem lauwarmen Wasser immer nach Spülwasser schmeckt. Aber wenigstens nicht so muffig wie dieser Kaffee.

Stefan: Ich schreibe mal auf, dass es zu wenig niveauvolle kreative Angebote für Jugendliche gab. Wir waren mit unserer Glasmalerei ja nun wirklich die Einzigen, die da etwas Reizvolles abgeliefert haben. Ich bin ein Genie in einem Haufen von lauter Luschen. Wie halte ich das nur aus?

Sigmar: Die Tanja hat heute aber ein ziemlich dünnes Blüschen an. Steht ihr aber. Ist sowieso die Netteste hier. Überhaupt die Einzige, mit der ich mir vorstellen könnte..., das heißt die Thea ist ja auch ziemlich hübsch, aber so rau und dominant. Meine Güte, was soll ich denn jetzt auf diese Zettel schreiben?

Jochen: Ich fand es ja gut, dass nicht alle Gemeinden das Gleiche gemacht haben. Wie drücke ich das denn möglichst eindrucksvoll aus, dass das nicht so banal klingt? Angebotsvielfalt hört sich ja an wie Supermarktregal.

Elisabeth: Einige sehen heute Morgen aber reichlich mitgenommen aus. Ich habe ja vorher gesagt, wir sollen uns dieses Jahr nicht zu viel vornehmen, aber sobald sich zwei oder drei Leute im Namen Jesu profilieren wollen, buttern sie die anderen unter und drücken ihnen eine Großveranstaltung aufs Auge.

Frank: Diese schwachsinnige sozialpädagogische Lebenszeitverschwendung könnten wir uns auch einfach schenken. Genauso wie diesen entsetzlichen Kaffee. Aber ich glaube, ich brauch noch eine Tasse, mein Kreislauf kommt heute so gar nicht in Schwung.

Norbert: Zu wenig Raum für Stille, zu viele Massen, hohes Sicherheitsrisiko. So fertig.

Jesko: Ich glaube, ich werde krank.

Benedikt: „Kann mal einer ein Fenster aufmachen? Die Luft steht hier ja.“

Gisbert: „Ja, ich mach das.“

Dagmar: „Ist der Kaffee entkoffeiniert? Ich werden immer müder statt wacher.“

Tanja: „Keine Ahnung, ich trinke Tee.“

Albert: „Ich auch.“

Xenia: „Ich kann mich heute Morgen gar nicht konzentrieren. Ist aber auch eine völlig veraltete und wenig zielführende Methode.“

Siemke: „Kleingruppen mit Zeitlimit und Ergebnissicherung hätte ich auch besser gefunden. Ist nicht mein Tag heute. Ich sehe auch irgendwie so schlecht. Ich glaub' ich brauch 'ne Brille.“

Eberhard: „Ja, so geht’s einem, wenn man zu lange wartet. Aber diese ganze Manöverkritik führt sowieso zu nichts, wenn die Leute nicht bereit sind, sich was zu trauen.“

Thea: „Was sollen die sich denn trauen? Table-Dancing am Microfon-Ständer oder was? Jetzt fassen Sie sich nicht gleich so dramatisch an den Kopf, wir leben im 21. Jahrhundert. Oder geht es Ihnen nicht gut?“

Brigitte: Ich glaube ich muss brechen.

Heiko: Was steht da? Ich kann das gar nicht mehr lesen.

Christoph: Ich muss mal zum Fenster, ich brauche mehr Luft.

Detlev: Scheiße, ich muss mich noch mal hinsetzen.

Stefan: Hat der Sup uns was in den Kaffee getan? Nee, der liegt ja selber...

Sigmar: Wieso fallen die alle...

Jochen: Was passiert hier?

Elisabeth: „Was ist hier los? Hat einer von euch ein Handy dabei? Ich glaube wir wurden alle vergiftet!“

Norbert: „Oh Gott, Nein!“

Albert: „Ich glaube nicht alle. Nur die Kaffeetrinker.“

Norbert: Gott sei Dank.

Tanja: „Ja, guten Morgen, hier spricht Tanja Wehmeier. Hier im Kreiskirchenamt Tecklenburg scheint eine Massenvergiftung vorzuliegen. Mindestens 15 Leute. Wir vermuten, dass irgendetwas im Kaffee war.“

In Bochum öffnet Jugendreferentin Elena Wilmsmeier ihr E-mail-Postfach. Da gibt es eine Mail mit einem merkwürdigen Betreff: „Stellensicherung durch Theologen-Reduktion“. Sie öffnet die Mail. Im Verteiler stehen sämtliche Kolleginnen und Kollegen des letzten landeskirchlichen Konvents. Absender ist der Synodal-Jugendreferent des Kirchenkreises Tecklenburg.
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Die Kirchensteuern steigen. Auch unsere Landeskirche hat mehr Einnahmen denn je. Trotzdem erklärt man uns überall, man könne uns nicht mehr bezahlen. Wir alle wissen woran das liegt. Das Geld verschwindet in dem Fass ohne Boden, das Ruhegehälter für Theologen heißt. Auch wenn die 58er-Regelung nicht mehr greift: Theologen können es sich leisten, frühzeitig in den Ruhestand zu gehen und Abzüge in Kauf zu nehmen. Dann werden sie besonders alt. Und es wird besonders teuer für die Kirche. Und wir können nichts dagegen tun. Wirklich nichts?
In Tecklenburg sterben 16 Pfarrerinnen und Pfarrer an einer akuten Vergiftung. Trafen sich zur Pfarr-Konferenz. Ja, ich glaube an die Gemeinschaft der Heiligen. Und an die Vergebung der Sünden. Und bis die Toten wieder auferstehen, werden die Kirchensteuermittel für die Lebenden reichen.
Herzliche Grüße,
euer Friedemann Morrell

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Bibelgarten?
Ich stell mir da so Dioramen vor, wo man sehen kann, wie Höhlenmenschen und Dinosaurier in Eintracht zusammen leben und ein Beet mit Kreuzkümmel.

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Die kriegen schon zuviel Kohle
wenn die noch aktiv am predigen und Baby nass machen sind. Leider nicht nur ausm Kirchensteuer-Pott, sondern auch von den Steuern, von denen man sich nicht befreien kann. Aber ich gönn's ihnen. Ist letztlich auch nur eine von vielen Arten, sich kreativ und ohne viel Anstrengung ein bisschen Luxus zu erschleichen. Ich würd's auch machen, wenn es mir liegen würde. So ein bisschen brainstorming zu so nem ollen Bibelzitat in das Notebook tippen und einmal die Autokorrektur drüber laufen lassen und dann an ein zwei STellen bisschen was selber ausbessern und dann am SOnntach der Gemeinde vortragen. Bisschen Babies nassmachen, bisschen Händchen halten bei Abnippel-Kandidaten, bisschen Zuhören bei den Mühseeligen und Beladenen...ach ich könnte mir das ganz entspannend vorstellen. Aber ich hätte ja Lampenfieber und ausserdem kann ich mich nicht so gut verstellen. Schade!

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Hey Dreadpan,
Du weißt aber schon, dass mindestens die Hälfte der Theologen sich den Arsch abarbeitet? Da gibt es erheblich mehr zu tun, als so ein paar Amtshandlungen. Es gibt nur leider wie in jedem Job so ein paar "Künstler", die legen auf Kosten anderer die Füße hoch. Oder sie arbeiten viel, aber was sie das "arbeiten" ist völlig sinnlos und wenig zielführend. Viele gehen kaputt an dem Job, aber das Schlimmste ist, dass sie die Mehrheit in den beschlussfassenden Gremien bilden und naturgemäß erst einmal für sich selbst sorgen. Also ein Strukturproblem. Wenn sie ihren Job anständig machen, haben sie das viele Geld redlich verdient: superlange Ausbildung, oft keine Wahlmöglichkeit, was den Einsatzort betrifft, keine Privatsphäre, die ganze Familie hängt mit drin und um sie herum jede Menge Irrsinn und ca. 350 unterschiedliche Erwartungen, die absolut nicht kompatibel sind. Ich würde wahnsinnig werden und der eine oder die andere tut es dann auch. Aber ich bin ja auch slebst Schuld. Was überzeichne ich auch so. Danke fürs Lesen und kommentieren und schön, dass Du mal wieder in Aktion bist :-)

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Was ist eigentlich mit Heyley los???

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Heyley geht's gut, sie hat aber keine Lust zu bloggen, wenn ich nicht blogge
Ich poste mal was auf MorgenTief, vielleicht kann ich sie ja wieder wachküssen.

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Ja, das wäre toll.

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Herrliche Geschichte!
Kreative Lösungen sind gefragt ... ;-) hahaha

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Danke :-)
Obwohl ich mich ja des Eindrucks nicht erwehren kann, gründlich missverstanden worden zu sein, weil sich alle über diesen Massenmord zu freuen scheinen. Es ging mir ja eher darum aufzuzeigen, in welchen Wahnsinn die Umstände Menschen treiben können. DArum hatte ich gehofft, den Lesern bleibe das Lachen im Halse stecken. Da gehts mir wie dem Herrn Imperialisten: Meine Leser machen mir manchmal Angst :-)

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Na klar, es ging dir ÜBERHAUPT nicht darum,
deine eigenen Mordgelüste kathartisch zu sublimieren. ÜÜÜÜBERHAUPT nicht! ;)
Ich kann ganz ehrlich zugeben, dass ich diesen fiktiven Massenmord einfach goutieren kann, ohne das mir irgendwas im Hals stecken bleibt. :)

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Scheiße, Erwischt!
Okay, bei so drei bis vier Nasen, würden drei Tage Brechdurchfall und zwei Wochen nur noch schwarz-weiß sehen auch bei mir kein Mitleid erzeugen sondern vermutlich händereibende Schadenfreude. Aber der Mörder hat schon gewaltig einen am Brett. So schlimm sind die Theologen nun wirklich nicht, dass das einen Mord rechtfertigt. Aber Krimis leben von Mord und Totschlag und bei mir sterben ja auch mindestens genauso oft die Guten oder mindestens diejenigen, die schon vor dem Mord Opfer waren.

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... er wollte doch nur Geld sparen ... ;o)

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ebend
voll der altruistische mord!

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