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Mittwoch, 20. Mai 2020
Quarantäne – Kurzkrimi in 8 Teilen – 6. Teil
c. fabry, 11:02h
Donnerstag, 30. April
David ist mittlerweile seit achtundvierzig Stunden symptomfrei. Wir haben beim Hausarzt angerufen und müssen jetzt noch zwei Wochen ausharren. Wenn in der Zwischenzeit niemand mehr von uns erkrankt, sind wir wieder aus der Quarantäne befreit.
Obwohl unser Sohn wieder topfit ist, meint er, sich weiterhin auf seinen Krankenstand berufen zu können, krümmt keinen Finger im Haushalt, um seine Eltern zu entlasten und lässt wieder wie gewohnt überall seine Sachen herumliegen. Als ich ihm heute erklärte, dass er alt genug sei, um seinen Teil beizutragen, erwiderte er, das sei der Haushalt seiner Eltern, nicht seiner, und wenn wir es nicht gebacken kriegen würden, dann wären wir wohl die Versager. Ich bin laut geworden, habe erklärt, dass die ganze Familie sich in einer besonders kritischen Lage befindet, weil er aufgrund seines unvorsichtigen Verhaltens erkrankt sei, denn wenn er wirklich nur allein joggen gewesen sei, hätte er sich gar nicht anstecken können. Daraufhin erklärte er, wie sehr er es bedaure, uns nicht angesteckt zu haben, dann hätte er endlich seine Ruhe. Dann habe ich mich vergessen und ihm eine saftige Ohrfeige verpasst. Ich bin vor mir selbst erschrocken, hatte aber gleichzeitig das Gefühl, dass es ausnahmsweise angebracht war.
Jennifer sah das natürlich vollkommen anders und fiel über mich her, was ich eigentlich für ein Pfarrer sei, der zu häuslicher Gewalt als Lösungsstrategie greife. Ich wäre gern aus dem Haus gestürmt und hätte mich bei einem Spaziergang beruhigt, aber das ist ja gegenwärtig unmöglich. Darum habe ich erklärt, ich hätte sensible, seelsorgerliche Gespräche zu führen und dürfe nicht gestört werden. In meinem Büro habe ich dann so lange auf ein Kissen eingeschlagen, bis die größte Anspannung gewichen war.
Sonntag, 3. Mai
Heute Mittag präsentierte Sarah mir das hundertste selbstgebastelte Stehrümchen und ich hatte keine Kraft mehr, Freude darüber zu heucheln. Ich empfand es im Gegenteil als eine derartige Zumutung, dass ich es ihr mit den Worten: „Ich will hier nicht alles mit Deinen unnützen Staubfänger zurümpeln, es ist auch so schon eng genug hier!“ vor die die Füße warf. Natürlich brach sie wie auf Knopfdruck in Tränen aus und Jennifer stellte sich als schützende Kinderanwältin vor sie. Wie soll ich das noch zehn weitere Tage durchhalten? Der Herr gebe mir Kraft!
Montag, 4. Mai
Heute hat diese furchtbare, unorganisierte Jugendreferentin schon wieder angerufen, um sich zu erkundigen, ob die Reinigungskraft nun mindestens täglich kommen könne, da ja häufiger geputzt werden müsse, wenn die der Kinder- und Jugendbereich schrittweise wieder geöffnet werde, sie das aber unmöglich leisten könne. Warum muss ich mich mit so kleinkarierten Luxusproblemen beschäftigen? Soll sie doch mit den Gruppen nach draußen gehen, dann muss sie auch nicht putzen. Aber nein, es gebe ja auch im Mai nasse und kühle Tage, da sei ein Programm an der frischen Luft eine Zumutung, blablabla. Wenn das alles vorbei ist, werde ich alle Hebel in Bewegung setzen um diese nervtötende Schlunze endlich loszuwerden.
FORTSETZUNG MORGEN
David ist mittlerweile seit achtundvierzig Stunden symptomfrei. Wir haben beim Hausarzt angerufen und müssen jetzt noch zwei Wochen ausharren. Wenn in der Zwischenzeit niemand mehr von uns erkrankt, sind wir wieder aus der Quarantäne befreit.
Obwohl unser Sohn wieder topfit ist, meint er, sich weiterhin auf seinen Krankenstand berufen zu können, krümmt keinen Finger im Haushalt, um seine Eltern zu entlasten und lässt wieder wie gewohnt überall seine Sachen herumliegen. Als ich ihm heute erklärte, dass er alt genug sei, um seinen Teil beizutragen, erwiderte er, das sei der Haushalt seiner Eltern, nicht seiner, und wenn wir es nicht gebacken kriegen würden, dann wären wir wohl die Versager. Ich bin laut geworden, habe erklärt, dass die ganze Familie sich in einer besonders kritischen Lage befindet, weil er aufgrund seines unvorsichtigen Verhaltens erkrankt sei, denn wenn er wirklich nur allein joggen gewesen sei, hätte er sich gar nicht anstecken können. Daraufhin erklärte er, wie sehr er es bedaure, uns nicht angesteckt zu haben, dann hätte er endlich seine Ruhe. Dann habe ich mich vergessen und ihm eine saftige Ohrfeige verpasst. Ich bin vor mir selbst erschrocken, hatte aber gleichzeitig das Gefühl, dass es ausnahmsweise angebracht war.
Jennifer sah das natürlich vollkommen anders und fiel über mich her, was ich eigentlich für ein Pfarrer sei, der zu häuslicher Gewalt als Lösungsstrategie greife. Ich wäre gern aus dem Haus gestürmt und hätte mich bei einem Spaziergang beruhigt, aber das ist ja gegenwärtig unmöglich. Darum habe ich erklärt, ich hätte sensible, seelsorgerliche Gespräche zu führen und dürfe nicht gestört werden. In meinem Büro habe ich dann so lange auf ein Kissen eingeschlagen, bis die größte Anspannung gewichen war.
Sonntag, 3. Mai
Heute Mittag präsentierte Sarah mir das hundertste selbstgebastelte Stehrümchen und ich hatte keine Kraft mehr, Freude darüber zu heucheln. Ich empfand es im Gegenteil als eine derartige Zumutung, dass ich es ihr mit den Worten: „Ich will hier nicht alles mit Deinen unnützen Staubfänger zurümpeln, es ist auch so schon eng genug hier!“ vor die die Füße warf. Natürlich brach sie wie auf Knopfdruck in Tränen aus und Jennifer stellte sich als schützende Kinderanwältin vor sie. Wie soll ich das noch zehn weitere Tage durchhalten? Der Herr gebe mir Kraft!
Montag, 4. Mai
Heute hat diese furchtbare, unorganisierte Jugendreferentin schon wieder angerufen, um sich zu erkundigen, ob die Reinigungskraft nun mindestens täglich kommen könne, da ja häufiger geputzt werden müsse, wenn die der Kinder- und Jugendbereich schrittweise wieder geöffnet werde, sie das aber unmöglich leisten könne. Warum muss ich mich mit so kleinkarierten Luxusproblemen beschäftigen? Soll sie doch mit den Gruppen nach draußen gehen, dann muss sie auch nicht putzen. Aber nein, es gebe ja auch im Mai nasse und kühle Tage, da sei ein Programm an der frischen Luft eine Zumutung, blablabla. Wenn das alles vorbei ist, werde ich alle Hebel in Bewegung setzen um diese nervtötende Schlunze endlich loszuwerden.
FORTSETZUNG MORGEN
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