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Freitag, 1. September 2017
Für immer Prag - Kurzkrimi in drei Teilen - Teil 1. PAVEL
c. fabry, 13:25h
Schon wieder hatten sie ihn um fünf Uhr morgens aus dem Bett geklingelt. Die Jogger, die die Leichen fanden, waren auch immer früher auf den Beinen. Der einzige Vorteil eines Einsatzes kurz nach Sonnenaufgang bestand darin, dass die Stadt so wirkte, als habe sie sich seit seiner Kindheit kaum verändert: Nur wenige Autos kurvten durch die Straßen, die Touristen, die die tschechische Hauptstadt in jedem Jahr mehr belagerten, begafften, knipsten, vollschissen und vollkotzten, lagen noch in den Betten ihrer Hotels oder in ehemals erschwinglichen Innenstadtwohnungen, die sich heute kein Tscheche mehr leisten konnte, es sei denn, er war dick im Geschäft.
Die Tret- und Ruderboote lagen fest vertäut an den Stegen, über der Moldau waberten gespenstische Frühnebelbänke, erste Vorzeichen des nahen Herbstes, die den Blick auf die Insel verschleierten, auf der das Opfer schon auf ihn wartete. Hoch über dem Fluss thronte der Hradschin, die Prager Burg, unterhalb stachen die zahlreichen Turmspitzen, die die Tore zur Karlsbrücke krönten, wie mahnende Zeigefinger von Boten einer längst vergessenen Welt in den Himmel. Diese märchenhafte Stadt hatte den sowjet-imperialistischen Sozialismus überlebt, sie würde auch die massentouristischen Auswüchse des Turbo-Kapitalismus überstehen. Wer wusste schon, wo die Gierigen in zwanzig Jahren einfielen? Südafrika? Island? Vielleicht sogar Afghanistan? Die Krisenherde von gestern wurden schnell zu den Urlaubszielen von morgen und umgekehrt.
Pavel stieg die Treppen von der Brücke zur Insel hinab. Er hätte auch den Fahrstuhl nehmen können, aber er hatte die altehrwürdigen Stufen gern. Unten angekommen musste er die Parkwege fast der Länge nach abschreiten, denn die Leiche lag an der Spitze der Insel, von wo man einen atemberaubenden Blick auf alle beeindruckenden Gebäude der Stadt hatte.
Es hatte etwas Vulgäres, wie sie dalag, mit den von der Feuchtigkeit strähnigen Haaren, den aufgerissenen, glotzenden Augen und dem nachlässig gekleideten, dahinwelkenden Körper, der weniger an verblühte Schönheit als an jahrzehntelange Mühsal in unüberwindlicher Mittelmäßigkeit denken ließ. Wenigstens ein spektakuläres Ende war der welken Blume vergönnt, die ihren Platz am Rande der Mauer sicher niemals verlassen hatte. Nun lag sie hier in durchnässten Khaki-Cargohosen in 3/4-Länge, schwarzen Trekking-Sandalen und einem verblichenen T-Shirt. Die feine, rote Linie an ihrem Hals verriet in Verbindung mit den hervortretenden Augäpfeln auch einem medizinischen Laien die Todesursache: sie war garrottiert worden.
„Raubüberfall?“, fragte Pavel die Kollegen von der Spurensicherung.
„Unwahrscheinlich.“, erwiderte Oskar. „Im Portemonnaie stecken noch hundertachtzig Kronen und fünfzig Euro.“
„Ausländerin?“, fragte Pavel.
„Deutsche. Geboren 1969 in Höxter.“
„Wo liegt das denn?“
Oskar zuckte mit den Schultern.
Gründliche Recherchen ihres Tascheninhaltes ergaben, mit wem sie in Prag war. Und dort wartete komplizierte Ermittlungsarbeit auf sie.
FORTSETZUNG FOLGT AM 8.9.
Die Tret- und Ruderboote lagen fest vertäut an den Stegen, über der Moldau waberten gespenstische Frühnebelbänke, erste Vorzeichen des nahen Herbstes, die den Blick auf die Insel verschleierten, auf der das Opfer schon auf ihn wartete. Hoch über dem Fluss thronte der Hradschin, die Prager Burg, unterhalb stachen die zahlreichen Turmspitzen, die die Tore zur Karlsbrücke krönten, wie mahnende Zeigefinger von Boten einer längst vergessenen Welt in den Himmel. Diese märchenhafte Stadt hatte den sowjet-imperialistischen Sozialismus überlebt, sie würde auch die massentouristischen Auswüchse des Turbo-Kapitalismus überstehen. Wer wusste schon, wo die Gierigen in zwanzig Jahren einfielen? Südafrika? Island? Vielleicht sogar Afghanistan? Die Krisenherde von gestern wurden schnell zu den Urlaubszielen von morgen und umgekehrt.
Pavel stieg die Treppen von der Brücke zur Insel hinab. Er hätte auch den Fahrstuhl nehmen können, aber er hatte die altehrwürdigen Stufen gern. Unten angekommen musste er die Parkwege fast der Länge nach abschreiten, denn die Leiche lag an der Spitze der Insel, von wo man einen atemberaubenden Blick auf alle beeindruckenden Gebäude der Stadt hatte.
Es hatte etwas Vulgäres, wie sie dalag, mit den von der Feuchtigkeit strähnigen Haaren, den aufgerissenen, glotzenden Augen und dem nachlässig gekleideten, dahinwelkenden Körper, der weniger an verblühte Schönheit als an jahrzehntelange Mühsal in unüberwindlicher Mittelmäßigkeit denken ließ. Wenigstens ein spektakuläres Ende war der welken Blume vergönnt, die ihren Platz am Rande der Mauer sicher niemals verlassen hatte. Nun lag sie hier in durchnässten Khaki-Cargohosen in 3/4-Länge, schwarzen Trekking-Sandalen und einem verblichenen T-Shirt. Die feine, rote Linie an ihrem Hals verriet in Verbindung mit den hervortretenden Augäpfeln auch einem medizinischen Laien die Todesursache: sie war garrottiert worden.
„Raubüberfall?“, fragte Pavel die Kollegen von der Spurensicherung.
„Unwahrscheinlich.“, erwiderte Oskar. „Im Portemonnaie stecken noch hundertachtzig Kronen und fünfzig Euro.“
„Ausländerin?“, fragte Pavel.
„Deutsche. Geboren 1969 in Höxter.“
„Wo liegt das denn?“
Oskar zuckte mit den Schultern.
Gründliche Recherchen ihres Tascheninhaltes ergaben, mit wem sie in Prag war. Und dort wartete komplizierte Ermittlungsarbeit auf sie.
FORTSETZUNG FOLGT AM 8.9.
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