Freitag, 8. Juni 2018
Schöpfungswahn - abgeschlossener Kurzkrimi zum Gruseln
Der Sommer macht den Kopf leer. Es könnte daran liegen, dass die sengende Sonne das Gehirn zu einer vertrockneten Rosine schrumpfen lässt. Das kann man sich vorstellen, aber es ist natürlich Unsinn.
Vielleicht ist es auch die Betriebsamkeit, alles unbedingt unterbringen zu wollen, was nur bei schönem Wetter funktioniert.
Oder es ist der Anblick üppig wuchernden Grüns, das uns hypnotisiert, beruhigt und in tiefste Kontemplation sinken lässt.
Das Bescheinen des Kopfes mit UV-Strahlung regt das Lustzentrum an. Wir werden beherrscht von unseren Trieben, werden innerlich wie Tiere und geben nur noch vor, zu denken und überlegt zu handeln.
Die Wärme macht uns schläfrig und Konzentration wird zur Folter.
Was tun mit so einem leeren Kopf?
Manche kübeln ihn voll, das macht die lauen Sommerabende noch entspannter. Andere legen ihn auf die Liege und überlassen ihn sich selbst.

Nur ich, ich hecke üble Ränke aus und schmiede finstere Pläne; denn sie sollen nicht länger davonkommen, die so vielen von uns so viele Sommer gestohlen haben, die entspannte Winter mit Anspannung durchsetzt, was wir säten geraubt und unsere Ernte vergiftet haben; von unseren Seelen ganz zu schweigen.
Eine ganze Dekade hat mich die Recherche gekostet; ich wollte keinen Täter entkommen und keinen Unschuldigen büßen lassen. Am Sonntag wird es beginnen.

Am Sonntag schied Gott Himmel von Erde und Tag von Nacht und ich sprühte die Wahrheit über Beckers Bestechlichkeit auf den Kirchvorplatz, während er auf der Kanzel stand. Ein Hashtag reichte. Genug Leute besuchten die Seite, die alle Machenschaften offenlegte, dazu sein Versagen als Vorsitzender. Er muss es auch gelesen haben, höchstpersönlich. Er richtete sich selbst, noch am gleichen Tag.
Und ich sah an, was ich gemacht hatte und siehe, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag.

Am Montag schuf Gott die leuchtenden Himmelskörper und ich setzte weitere Akzente, brachte noch mehr ans helle Licht, sodass gegen Beckers Marionette, die als Bereichsleitung weniger Leitung und mehr dirigistischen Terror praktiziert hatte, ein Verfahren wegen Vorteilsnahme eingeleitet wurde. Dem Ehegatten den Auftrag für die IT-Betreuung zuzuschustern und das auch noch zu Wucherpreisen, das brach ihr das Genick.
Und ich sah an, was ich gemacht hatte und siehe, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der zweite Tag.

Am Dienstag schied Gott das Wasser vom Land und ich sorgte dafür, dass Herr Fuchs auf dem Trockenen saß. Als Presbyter für Bauangelegenheiten hatte er so viel Kohle in den Sand gesetzt, dass es für die Stelle meiner Kollegin schließlich nicht mehr reichte. Und nachdem er alles vor die Wand gefahren hatte, hatte er sich schlicht verabschiedet, war ihm dann wohl doch zu viel Verantwortung, schließlich handelte es sich ja um ein Ehrenamt. Es dauerte ein paar Tage bis er verdurstet war, aber es war klar, dass er aus der zugemauerten Garage nicht mehr heraus kam.
Und ich sah an, was ich gemacht hatte und siehe, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der dritte Tag.

Am Mittwoch ließ Gott das Grün sprießen und ich nutzte die vielfältigen Pflanzen der Schöpfung, um dem neuen Chef, der nach dem Trägerwechsel unsere Löhne drücken wollte und der schon in der Vergangenheit liebe Kollegen raus gekegelt hatte, einen Cocktail zu verpassen, der das Herunterfahren all seiner Systeme erzwang. Man schob es auf seine berufliche Anspannung oder schlicht auf die Unzuverlässigkeit der menschlichen Vitalfunktionen.
Und ich sah an, was ich gemacht hatte und siehe, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der vierte Tag.

Am Donnerstag füllte der Herr das Meer mit Fischen und den Himmel mit Vögeln und ich verließ kurz mein Biotop und begab mich zu den Vögeln der höheren Ebene. Es gab auch Mitarbeitende des Jugendamtes, die auf der Seite von Kollegen standen. Brinker war hingegen weniger solidarisch und nur um die Durchsetzung seiner Konzepte bemüht; teils aus Sturheit, teils aus Profilierungs-Willen. Den Vogel schoss ich ab, damit er die Fische füttern konnte. An seinem liebsten Anglerteich wurde er von einem Stein getroffen und ging vornüber.
Und ich sah an, was ich gemacht hatte und siehe, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der fünfte Tag.

Am Freitag erschuf Gott die Säugetiere und Reptilien und schließlich den Menschen. Bödeker, die schlimmste Schlange von allen – wenn sie sich auch als Mensch ausgab – der Herr über die Zahlen mit seinem aristokratischen Gebaren, der war nun selbst einem Reptil zum Opfer gefallen. Wie schnell die aus so einer Zoohandlung ausbrechen können, glaubt man gar nicht.
Und ich sah an, was ich gemacht hatte und siehe, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag.

Am siebten Tag aber, am Samstag, da tat ich es ebenfalls Gott gleich und ruhte aus von meinem Tun, erfreute mich an der ausgebrachten Saat und sah zuversichtlich der Ernte entgegen. Nun war auch mein Kopf sommerlich leer, ich legte die Beine hoch und ließ mein Lustzentrum von der Sonne bescheinen. Und wenn ich nicht gestorben bin, dann morde ich noch morgen.

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Becker ist doch jetzt Diplomat von irgendeinem schwarzafrikanischen Staat und hofft auf seine diplomatische Immunität.

Und Giftschlangen darf kein Zoofachgeschäft verkaufen.
Da gibt es hunderttrillionen Auflagen, die kein Zoofachgeschäft erfüllen kann und die dort verkauften Würgeschlangen sind zu klein, um Menschen gefährlich zu werden.

Schlecht recherchiert. *höhöhöhä*

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Soso. Und warum weißt Du das mit den Giftschlangen so genau? Hmmm?
;-)

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Ich war Tiernarr, habe auch im Münchner Tierpark Hellabrunn gearbeitet.
Da kriegt man sowas mit.

Außerdem war ich mit einer verheiratet.

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Hä, hä ...
...ich weiß mich im Moment nicht zu entscheiden, was ich besser finde: Den Kommentar von @al bern, Zit:"....Außerdem war ich mit einer verheiratet"
oder Deine Story, verehrte Frau Fabry ... oder diesen Sommer, der mir das Hirnkasterl ausdörrt oder den Herrn Becker, der sich nun auch noch kostengünstigst trennt oder den Pseudo-Guru "Bauchi" und seine esoterische Gang, die gerade kostengünstig Herrn Beckers Villa auf Malle besetzt, hö, hö ... oder die Vögelei am Himmel ...ähm, nee, das haste ja ganz anders geschrieben:
"Am Donnerstag füllte der Herr das Meer mit Fischen und den Himmel mit Vögeln..."
Äh, ist nicht heute Donnerstag?
Also: Füllen wir den Tag mit vögeln ...tschuldigung: Is` das Wetter ...
;))

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Ach tatsächlich das Wetter?
Hier war es heute gar nicht so sommerlich, eher kühl und regnerisch, nix mit hellem, ultraviolettem Licht, das in Tateinheit mit wohliger Wärme das Lustzentrum anregt. Stattdessen rabotti rabotti und keine Chance für die Liebe. Aber dass frau die Formulierung mit dem Himmel und den Vögeln auch weniger Schöpfungsberichtgemäß deuten könnte, war mir noch gar nicht aufgefallen. Das ist äußerst amüsant. Bei Luther heißt es in Genesis 1,20:
"Und Gott sprach: Es errege sich das Wasser mit webenden und lebendigen Tieren, und Gevögel fliege auf Erden unter der Feste des Himmels."
So erregtes Wasser ist auch nicht schlecht, oder? Mal ganz abgesehen vom Gevögel auf Erden ;-)
Ehre sei Gott und Gevögel auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.
Wenn das mein Konfirmator wüsste...

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Mein Gott, is` das schön:
"... und Gevögel fliege auf Erden unter der Feste des Himmels."

Ich finde ja auch: Es ist viel zu wenig festes Gevögel unter der Feste des Himmels.


Danke für diese unerwartete religiöse Beglückung des Tages!;)

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