Freitag, 23. März 2018
Krimi-Dinner - ein Midi-Krimi zum Mitschreiben
c. fabry, 13:57h
Liebe Mitbloggerinnen und Mitblogger. Es ist wieder so weit. Ihr dürft mitschreiben. Diesmal werde ich die Kommentare nicht direkt in den Beitrag kopieren, das tue ich erst, wenn wir mit der Geschichte zu Ende sind. Diesmal erkläre ich schon vorher: Wer an dieser Geschichte mitschreibt, erklärt sich damit einverstanden, dass unter Angabe seiner Blogger-Identität das Geschriebene in einem E-book veröffentlicht wird und – wer weiß – vielleicht auch mal in einer Printversion.
Was für ein Spaß! Charlotte hatte es diesmal richtig krachen lassen und das evangelische Tagungshaus, das ursprünglich als Erholungsheim für Diakonissen gedient hatte, komplett gebucht. Es gab zwar 30 Betten und sie waren nur zu zwölf Personen, aber zu ihrem Fünfzigsten hatte sie sich einmal etwas gönnen wollen, etwas Skurriles mit Stil und Ambiente. Und das war ihr gelungen. Die „Schöne Aussicht“ trug ihren Namen zu Recht, oben auf der Kuppe eines Berges, wo der Blick über die Wipfel üppiger Mischwälder schweifte und die Sicht aus den altmodischen Panoramafenstern einen dem Himmel so nah brachte, dass kein Wetterumschwung unbemerkt an einem vorüber gehen konnte. Der abgelegene Standort brachte eine unvergleichliche Stille mit sich und die gepflegten Räumlichkeiten nahmen den Gast auf wie der Schoß einer nach Himbeergelee und Napfkuchen duftenden Großmutter. Im Speiseraum stand bereits die gedeckte Tafel, mit weißem Damast, Leinenservietten, Kristallgläsern und Silberbesteck. Das Abendessen hatte Charlotte bei einem besonderen Caterer bestellt. Scones, Shortbread und Gurkensandwiches für den Fünf-Uhr-Tee hatte sie selbst vorbereitet. Beim Tee hätten alle noch einmal Gelegenheit sie selbst zu sein und alles auszutauschen und zu betratschen, was sich in den vergangenen Wochen und Monaten angesammelt hatte. Danach war eine Pause vorgesehen,damit alle sich auf ihr Zimmer begeben und für das Abendessen zurechtzumachen konnten, gemäß ihrer Rolle in der Story des Krimi-Dinners.
Doch im Augenblick brach die sinkende Sonne goldgelb durch wüst gedrungene Wolken und tauchte das ohnehin in erdigen Rot- und Orangetönen gehaltene Salonzimmer in warmes Abendlicht. Im Kamin knisterten die Buchenscheite und die Etageren mit Häppchen und Süßem luden verführerisch zum Zugreifen ein.
„Eigentlich hätten wir schon verkleidet zum Tee kommen müssen.“, verkündete Simone und warf lachend den Kopf in den Nacken. „Dieser Raum sieht wirklich aus wie das Set zu einem Agatha-Christie-Film.“
Simone war Charlottes beste Freundin seit der Oberstufe. Ihre Rolle beim Krimi-Dinner passte so gar nicht zu ihr, denn obwohl sie eine lebenslustige Charmeurin war, die das Klimakterium noch lange nicht hinter sich hatte, musste sie die unvorteilhaft alternde, altjüngferliche Tochter der alten Lady spielen, die übrigens von der echten Gastgeberin gemimt wurde.
Charlotte selbst war seit sechs Jahren glücklich geschieden, wenn es auch bis zum Attribut glücklich ein weiter und schmerzlicher Weg gewesen war.
In Simones Schlepptau befand sich Klaus, ihr derzeitiger Lebensgefährte, ein unverschämt gut aussehender Sportlehrer, der am Abend den Familienanwalt gab.
Ein enger, langjähriger Freund – sowohl von Charlotte, als auch von Simone war Bernd. Eigentlich bevorzugte Bernd Männer und war zur Zeit Single, daher schwer auf der Suche, aber weil bei diesem Dinner ohnehin kein für seine Zwecke geeignetes Material eingeladen war, hatte er sich seufzend in sein Schicksal ergeben und sich bereit erklärt den geldgeilen Schwiegersohn zu spielen – er wäre viel lieber ein geheimnisumwittertes Nachtclub-Luder aus der fernen Großstadt gewesen.
Miriam, Charlottes langjährige Kollegin, spielte die verheiratete Tochter der Lady und damit die Ehefrau von Bernd. Sie mussten sich beim Tee erst einmal kennenlernen.
Susanne, ebenfalls eine alte Schulfreundin, spielte die liederliche Geliebte des jüngeren Sohnes.
Jörg, Susannes Mann seit der Jugend, spielte den liederlichen jüngeren Sohn.
Inga war eine Bekannte aus früheren Zeiten, zu der Susanne eigentlich keinen Kontakt mehr hatte. Nun hatte sie sich aber vor einiger Zeit zufällig wieder getroffen und so nett unterhalten, dass sie beschlossen hatte, Inga samt Partner einzuladen, um so das Dutzend voll zu machen. Inga durfte Charlottes Schwägerin spielen.
Ingas Ehemann hieß Laurens und er durfte auch im Spiel mit seiner Ehefrau verheiratet bleiben. Als jüngerer Bruder der Gastgeberin hatte er eine interessante Rolle.
Burkhard war ebenfalls ein alter Schulfreund. Zu ihm hatte Charlotte gelegentlich Kontakt, vor allem in den letzten Jahren, wo sie sich oft über Scheidung ausgetauscht hatten, denn Burkhard war von seiner Frau zusammen mit den beiden Kindern verlassen worden. Heute Abend spielte er den Pfarrer, mit dem die Familie sich gern schmückte und der sich im Gegenzug der freundlichen Kontaktpflege regelmäßige Spenden für die Kirche erhoffte.
Lisa, kannte Charlotte seit 10 Jahren, sie gingen immer zusammen wandern und hatten dabei die besten Gespräche, denn Lisa hatte einen besonders wachen Geist, ohne dabei auch nur im geringsten intellektuell versnobt zu sein. Sie spielte eine mit der Familie befreundete Ärztin.
Charlottes ehemalige Kommilitonin Margit gab die Enkelin der alten Lady und damit die Tochter von Miriam und Bernd. Da sie beide bereits kannte, unterstützte sie das fiktive Ehepaar bei der gegenseitigen Bekanntmachung und sorgte für viel Entspannung und Gelächter.
Nach der geselligen Teerunde hatten alle rote Bäckchen – denn es war ziemlich warm geworden. Darum genossen sie den Luxus, sich für dreißig Minuten zurückziehen zu können, sich etwas Ruhe und ein paar Minuten in der Horizontale gönnen zu dürfen, bevor sie in ihr Kostüm schlüpften. Um 20 Uhr saß Charlotte äußerst gespannt am Ende der gedeckten Tafel und wartete auf den Auftritt ihrer Gäste.
Und Jetzt Seid Ihr dran!!!
Was für ein Spaß! Charlotte hatte es diesmal richtig krachen lassen und das evangelische Tagungshaus, das ursprünglich als Erholungsheim für Diakonissen gedient hatte, komplett gebucht. Es gab zwar 30 Betten und sie waren nur zu zwölf Personen, aber zu ihrem Fünfzigsten hatte sie sich einmal etwas gönnen wollen, etwas Skurriles mit Stil und Ambiente. Und das war ihr gelungen. Die „Schöne Aussicht“ trug ihren Namen zu Recht, oben auf der Kuppe eines Berges, wo der Blick über die Wipfel üppiger Mischwälder schweifte und die Sicht aus den altmodischen Panoramafenstern einen dem Himmel so nah brachte, dass kein Wetterumschwung unbemerkt an einem vorüber gehen konnte. Der abgelegene Standort brachte eine unvergleichliche Stille mit sich und die gepflegten Räumlichkeiten nahmen den Gast auf wie der Schoß einer nach Himbeergelee und Napfkuchen duftenden Großmutter. Im Speiseraum stand bereits die gedeckte Tafel, mit weißem Damast, Leinenservietten, Kristallgläsern und Silberbesteck. Das Abendessen hatte Charlotte bei einem besonderen Caterer bestellt. Scones, Shortbread und Gurkensandwiches für den Fünf-Uhr-Tee hatte sie selbst vorbereitet. Beim Tee hätten alle noch einmal Gelegenheit sie selbst zu sein und alles auszutauschen und zu betratschen, was sich in den vergangenen Wochen und Monaten angesammelt hatte. Danach war eine Pause vorgesehen,damit alle sich auf ihr Zimmer begeben und für das Abendessen zurechtzumachen konnten, gemäß ihrer Rolle in der Story des Krimi-Dinners.
Doch im Augenblick brach die sinkende Sonne goldgelb durch wüst gedrungene Wolken und tauchte das ohnehin in erdigen Rot- und Orangetönen gehaltene Salonzimmer in warmes Abendlicht. Im Kamin knisterten die Buchenscheite und die Etageren mit Häppchen und Süßem luden verführerisch zum Zugreifen ein.
„Eigentlich hätten wir schon verkleidet zum Tee kommen müssen.“, verkündete Simone und warf lachend den Kopf in den Nacken. „Dieser Raum sieht wirklich aus wie das Set zu einem Agatha-Christie-Film.“
Simone war Charlottes beste Freundin seit der Oberstufe. Ihre Rolle beim Krimi-Dinner passte so gar nicht zu ihr, denn obwohl sie eine lebenslustige Charmeurin war, die das Klimakterium noch lange nicht hinter sich hatte, musste sie die unvorteilhaft alternde, altjüngferliche Tochter der alten Lady spielen, die übrigens von der echten Gastgeberin gemimt wurde.
Charlotte selbst war seit sechs Jahren glücklich geschieden, wenn es auch bis zum Attribut glücklich ein weiter und schmerzlicher Weg gewesen war.
In Simones Schlepptau befand sich Klaus, ihr derzeitiger Lebensgefährte, ein unverschämt gut aussehender Sportlehrer, der am Abend den Familienanwalt gab.
Ein enger, langjähriger Freund – sowohl von Charlotte, als auch von Simone war Bernd. Eigentlich bevorzugte Bernd Männer und war zur Zeit Single, daher schwer auf der Suche, aber weil bei diesem Dinner ohnehin kein für seine Zwecke geeignetes Material eingeladen war, hatte er sich seufzend in sein Schicksal ergeben und sich bereit erklärt den geldgeilen Schwiegersohn zu spielen – er wäre viel lieber ein geheimnisumwittertes Nachtclub-Luder aus der fernen Großstadt gewesen.
Miriam, Charlottes langjährige Kollegin, spielte die verheiratete Tochter der Lady und damit die Ehefrau von Bernd. Sie mussten sich beim Tee erst einmal kennenlernen.
Susanne, ebenfalls eine alte Schulfreundin, spielte die liederliche Geliebte des jüngeren Sohnes.
Jörg, Susannes Mann seit der Jugend, spielte den liederlichen jüngeren Sohn.
Inga war eine Bekannte aus früheren Zeiten, zu der Susanne eigentlich keinen Kontakt mehr hatte. Nun hatte sie sich aber vor einiger Zeit zufällig wieder getroffen und so nett unterhalten, dass sie beschlossen hatte, Inga samt Partner einzuladen, um so das Dutzend voll zu machen. Inga durfte Charlottes Schwägerin spielen.
Ingas Ehemann hieß Laurens und er durfte auch im Spiel mit seiner Ehefrau verheiratet bleiben. Als jüngerer Bruder der Gastgeberin hatte er eine interessante Rolle.
Burkhard war ebenfalls ein alter Schulfreund. Zu ihm hatte Charlotte gelegentlich Kontakt, vor allem in den letzten Jahren, wo sie sich oft über Scheidung ausgetauscht hatten, denn Burkhard war von seiner Frau zusammen mit den beiden Kindern verlassen worden. Heute Abend spielte er den Pfarrer, mit dem die Familie sich gern schmückte und der sich im Gegenzug der freundlichen Kontaktpflege regelmäßige Spenden für die Kirche erhoffte.
Lisa, kannte Charlotte seit 10 Jahren, sie gingen immer zusammen wandern und hatten dabei die besten Gespräche, denn Lisa hatte einen besonders wachen Geist, ohne dabei auch nur im geringsten intellektuell versnobt zu sein. Sie spielte eine mit der Familie befreundete Ärztin.
Charlottes ehemalige Kommilitonin Margit gab die Enkelin der alten Lady und damit die Tochter von Miriam und Bernd. Da sie beide bereits kannte, unterstützte sie das fiktive Ehepaar bei der gegenseitigen Bekanntmachung und sorgte für viel Entspannung und Gelächter.
Nach der geselligen Teerunde hatten alle rote Bäckchen – denn es war ziemlich warm geworden. Darum genossen sie den Luxus, sich für dreißig Minuten zurückziehen zu können, sich etwas Ruhe und ein paar Minuten in der Horizontale gönnen zu dürfen, bevor sie in ihr Kostüm schlüpften. Um 20 Uhr saß Charlotte äußerst gespannt am Ende der gedeckten Tafel und wartete auf den Auftritt ihrer Gäste.
Und Jetzt Seid Ihr dran!!!
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c. fabry,
Sonntag, 25. März 2018, 17:37
Plötzlich fiel ihr irritierter Blick auf einen gefalteten Briefbogen, der wie eine Serviette auf ihrem Teller lag. Er war ihr zunächst gar nicht aufgefallen, weil er kleinformatig und reinweiß wie das Geschirr war. Sie nahm ihn in die Hand und öffnete das Blatt. Dort stand in schlichter und unpersönlicher Computerschrift:
Wir kannten uns nicht
zumindest nicht gut
eigentlich kaum
und wurdest trotzdem
zu meinem Traum
hast mich einfach umgehaun.
Jetzt lieg ich da
auf dem Rücken
wie ein hässlicher Käfer
und du bist nicht da,
um mir aufzuhelfen.
Scheimerkakmoishit
Wir kannten uns nicht
zumindest nicht gut
eigentlich kaum
und wurdest trotzdem
zu meinem Traum
hast mich einfach umgehaun.
Jetzt lieg ich da
auf dem Rücken
wie ein hässlicher Käfer
und du bist nicht da,
um mir aufzuhelfen.
Scheimerkakmoishit
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,
Dienstag, 27. März 2018, 14:12
„Scheimerkakmoishit?“
Was – oder wer sollte das sein? Charlotte starrte perplex auf das Briefpapier. Sie versuchte, es umgekehrt zu lesen: "Tihsiomkakremiehcs" - das ergab ebenso wenig Sinn. Sollte es vielleicht: „Scheim erkak moi shit“ - oder „Schei mer kakmoi shit“ heißen? Das einzige, was für sie Sinn ergab war das „shit“ am Ende …
Da saß Charlotte nun, allein am Tisch und wunderte sich über diese seltsam anmutenden Zeilen:
„… hast mich einfach umgehaun …“
Mit einer Mischung aus Verwunderung und leise prickelndem Vergnügen begann sie zu überlegen: Was/wen sollte sie umgehauen haben – ohne es zu bemerken? Dafür kamen - hoffentlich - nur hier anwesenden Männer in Frage … Charlotte war bereits verwirrt genug, wenn sie nur die Männer in Betracht zog, die diesen Brief an sie geschrieben haben konnten. Die Frauen schloss sie erst einmal aus - sie mochte sich nicht einmal vorstellen, dass eine ihrer Freundinnen ...Nein, das kam nicht in Frage, Charlotte ließ nur hier anwesende, männlichen Kandidaten im Geiste an sich vorüberziehen:
Da war Klaus, Simones derzeitiger Lebensgefährte, dieser unverschämt gut aussehender Sportlehrer, der am Abend den Familienanwalt geben sollte. Fast hätte sie es sich gewünscht, dass er der Verfasser … doch Klaus kannte sie wohl noch nicht lange genug, als dass sie jetzt schon sein "Traum" hätte sein können.
Und Bernd, ihr enger, langjähriger Freund – bevorzugte Männer, den konnte sie als Einzigen schon mal ausschließen … es sei denn, Bernd wäre bisexuell ... so genau hatte sie sich mit Bernd ja noch nie unterhalten. Aber:
"...Jetzt lieg ich da
auf dem Rücken
wie ein hässlicher Käfer ..."
Das passte doch nicht zum exaltierten Bernd, dieser rheinischen Frohnatur.
Doch Jörg, der Mann ihrer Schulfreundin Susanne, den kannte Charlotte schon ewig – fast so lange wie Burkhard, den Ehemann von Inga … sie waren alle zusammen auf derselben Schule …
„Wir kannten uns nicht
zumindest nicht gut
eigentlich kaum …“
Also doch Klaus? Simone wechselte ihre Lebensabschnittsgefährten so häufig, dass Charlotte schon froh war, den aktuellen Mr. Right mit dem richtigen Namen anzusprechen …
„…und wurdest trotzdem
zu meinem Traum …“
Nein, der attraktive, sportliche Klaus konnte es wohl nicht sein – dazu wirkte er zu verliebt in seine Susanne …
Eigentlich zuzutrauen wäre der Brief nur Burkhard, denn Burkhard war von seiner Frau zusammen mit den beiden Kindern verlassen worden. Und Burkhard kannte Charlotte schon seit … dieser Fete, damals, als beide mit der Konfirmanden-Gruppe in diesem Schullandheim im Solling waren. Ihren ersten Klammerblues hatten sie zusammen getanzt, Charlotte erinnerte sich an Burkhards linkische, schwitzige Hände auf ihrer Hüfte, an ihrer Taille, seinen heißen Atem an ihrem Ohr … Burkhard? Nein, ausgeschlossen! Burhard war so sexy wie … Brokkoli!
Was – oder wer sollte das sein? Charlotte starrte perplex auf das Briefpapier. Sie versuchte, es umgekehrt zu lesen: "Tihsiomkakremiehcs" - das ergab ebenso wenig Sinn. Sollte es vielleicht: „Scheim erkak moi shit“ - oder „Schei mer kakmoi shit“ heißen? Das einzige, was für sie Sinn ergab war das „shit“ am Ende …
Da saß Charlotte nun, allein am Tisch und wunderte sich über diese seltsam anmutenden Zeilen:
„… hast mich einfach umgehaun …“
Mit einer Mischung aus Verwunderung und leise prickelndem Vergnügen begann sie zu überlegen: Was/wen sollte sie umgehauen haben – ohne es zu bemerken? Dafür kamen - hoffentlich - nur hier anwesenden Männer in Frage … Charlotte war bereits verwirrt genug, wenn sie nur die Männer in Betracht zog, die diesen Brief an sie geschrieben haben konnten. Die Frauen schloss sie erst einmal aus - sie mochte sich nicht einmal vorstellen, dass eine ihrer Freundinnen ...Nein, das kam nicht in Frage, Charlotte ließ nur hier anwesende, männlichen Kandidaten im Geiste an sich vorüberziehen:
Da war Klaus, Simones derzeitiger Lebensgefährte, dieser unverschämt gut aussehender Sportlehrer, der am Abend den Familienanwalt geben sollte. Fast hätte sie es sich gewünscht, dass er der Verfasser … doch Klaus kannte sie wohl noch nicht lange genug, als dass sie jetzt schon sein "Traum" hätte sein können.
Und Bernd, ihr enger, langjähriger Freund – bevorzugte Männer, den konnte sie als Einzigen schon mal ausschließen … es sei denn, Bernd wäre bisexuell ... so genau hatte sie sich mit Bernd ja noch nie unterhalten. Aber:
"...Jetzt lieg ich da
auf dem Rücken
wie ein hässlicher Käfer ..."
Das passte doch nicht zum exaltierten Bernd, dieser rheinischen Frohnatur.
Doch Jörg, der Mann ihrer Schulfreundin Susanne, den kannte Charlotte schon ewig – fast so lange wie Burkhard, den Ehemann von Inga … sie waren alle zusammen auf derselben Schule …
„Wir kannten uns nicht
zumindest nicht gut
eigentlich kaum …“
Also doch Klaus? Simone wechselte ihre Lebensabschnittsgefährten so häufig, dass Charlotte schon froh war, den aktuellen Mr. Right mit dem richtigen Namen anzusprechen …
„…und wurdest trotzdem
zu meinem Traum …“
Nein, der attraktive, sportliche Klaus konnte es wohl nicht sein – dazu wirkte er zu verliebt in seine Susanne …
Eigentlich zuzutrauen wäre der Brief nur Burkhard, denn Burkhard war von seiner Frau zusammen mit den beiden Kindern verlassen worden. Und Burkhard kannte Charlotte schon seit … dieser Fete, damals, als beide mit der Konfirmanden-Gruppe in diesem Schullandheim im Solling waren. Ihren ersten Klammerblues hatten sie zusammen getanzt, Charlotte erinnerte sich an Burkhards linkische, schwitzige Hände auf ihrer Hüfte, an ihrer Taille, seinen heißen Atem an ihrem Ohr … Burkhard? Nein, ausgeschlossen! Burhard war so sexy wie … Brokkoli!
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c. fabry,
Mittwoch, 28. März 2018, 03:00
Einer nach dem anderen tauchte auf. Jeder von ihnen hatte sich nach allen Regeln der Kunst zurecht gemacht, aber Miriam, die unscheinbare Kollegin, hatte den Vogel abgeschossen. In schwarzen Lackpumps und einem dunkelgrünen Bouclé-Kostüm, das ihre atemberaubenden Kurven betonte und perfekt zu ihren grünen Augen passte, betrat sie den Speisesaal an Bernds Seite, als sei sie für solche Auftritte geboren. Die Haare waren im Tippi-Hedren-Stil hochgesteckt und die Perlenkette lag akkurat auf ihren vom Triumph-Klassiker geformten Brüsten. Das Make-up war ebenfalls perfekt und in ihrem Glanz wirkte Bernd wie ein vom Leben verwöhnter Mittelmaß-Hetero, unscheinbar, aber gepflegt und sehr zufrieden. Charlotte war sich nicht sicher, ob das gefährliche Funkeln in Miriams Elfenaugen ihrem perfekten Schauspiel oder ihrem wahren Ego geschuldet war. Wie viele Überraschungen sie wohl heute Abend erleben würde?
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Freitag, 30. März 2018, 14:18
Auch Charlottes alte Schulfreundin Susanne hatte sich wirklich Mühe gegeben, verrucht auszusehen. Doch ihre Verruchtheit hatte die Nachlässigkeit einer alternden, aufgedonnerten Lebedame: Ihr Make-Up war selbst bei gedimmtem Licht zu dick aufgetragen, das Rot von Nägeln und Lippenstift zu schrill. Als sie sich setzte, blitzte unter dem hautengen, seitlich geschlitzten, Seidenkleid ein halterloser Strumpf mit Laufmasche hervor. Das tief geschnittene Dekollete legte voluminöse, schwer hängende Brüste frei, über denen falsche Goldketten klapperten.
Das Minenspiel unter der Pagenkopf-Perücke konnte Charlotte zunächst nicht recht einordnen. Die „liederliche Geliebte“ Susanne schien jedenfalls not amused. In ihre Augen funkelten dunkle, unheilvolle Untiefen. Fast schien es, als wolle sie ihrem Ehemann Jörg, der einige Meter weit entfernt an der kleinen Bar stand und sich in den liederlichen jüngeren Sohn einspielte, die Augen auskratzen.
„Alles in Ordnung, Susanne?“
„Alles Bestens: Falls heute Abend neben dem inszenierten Mord noch ein Ritueller vollzogen wird, dann war ich das!“ Susanne griff sich eines der gefüllten Sektgläser auf der Anrichte und leerte es auf Ex.
„Hattet ihr Streit?“ fragte Charlotte und verdrehte im Geiste die Augen, weil sie aus leidvoller Erfahrung wusste: Susanne und Alkohol vertrugen sich nicht – und eine gehasselhoffte Susanne zettelte früher oder später mit jedem Streit an.
„Dieses Arschloch von einem Ehemann …“ begann Susanne ihre Schuldzuweisungstirade – und lauter, als Charlotte lieb war – einige Gäste schauten bereits konsterniert zur hysterisch lachenden Susanne herüber, die inzwischen von Sekt auf Wodka umstieg „…er hat mich wieder betrogen, dieser, dieser … Blondinen-Stecher!“
Charlotte blickte alarmiert zu Jörg, der – schon ganz in seiner Rolle als liederlicher Sohn – gerade damit begann, heftig mit Miriam zu flirten und den neben ihr stehenden Beau Bernd an die Wand zu spielen. Das schien Bernd zu missfallen - was öffentliche Auftritte anbelangte, war er es gewohnt, die Diva zu geben. Doch in der ungewohnten Rolle als mittelmäßig erfolgreicher Hetero-Ehemann schien er unsicher zu sein, wie er einem verwöhnten Mamasöhnchen und Aufreißer-Typen wie Jörg die gesellschaftlichen Grenzen aufzeigen sollte, damit dieser nicht alle anwesenden Damen anbaggerte, die nicht bei drei auf den Bäumen waren … Aber mal abgesehen davon, dass Bernd als Ehemann heute Abend wohl keine rühmliche Rolle spielen würde: Dieser drahtige, erfolgsverwöhnte Jörg mit seiner lässig- unverschämten Art zu flirten schien Bernd als Mann außerordentlich gut zu gefallen ...
Charlotte seufzte ahnungsvoll und klopfte an ihr Glas: „Meine Damen und Herren: Es ist angerichtet. Möge das Spiel jetzt beginnen!“
Das Minenspiel unter der Pagenkopf-Perücke konnte Charlotte zunächst nicht recht einordnen. Die „liederliche Geliebte“ Susanne schien jedenfalls not amused. In ihre Augen funkelten dunkle, unheilvolle Untiefen. Fast schien es, als wolle sie ihrem Ehemann Jörg, der einige Meter weit entfernt an der kleinen Bar stand und sich in den liederlichen jüngeren Sohn einspielte, die Augen auskratzen.
„Alles in Ordnung, Susanne?“
„Alles Bestens: Falls heute Abend neben dem inszenierten Mord noch ein Ritueller vollzogen wird, dann war ich das!“ Susanne griff sich eines der gefüllten Sektgläser auf der Anrichte und leerte es auf Ex.
„Hattet ihr Streit?“ fragte Charlotte und verdrehte im Geiste die Augen, weil sie aus leidvoller Erfahrung wusste: Susanne und Alkohol vertrugen sich nicht – und eine gehasselhoffte Susanne zettelte früher oder später mit jedem Streit an.
„Dieses Arschloch von einem Ehemann …“ begann Susanne ihre Schuldzuweisungstirade – und lauter, als Charlotte lieb war – einige Gäste schauten bereits konsterniert zur hysterisch lachenden Susanne herüber, die inzwischen von Sekt auf Wodka umstieg „…er hat mich wieder betrogen, dieser, dieser … Blondinen-Stecher!“
Charlotte blickte alarmiert zu Jörg, der – schon ganz in seiner Rolle als liederlicher Sohn – gerade damit begann, heftig mit Miriam zu flirten und den neben ihr stehenden Beau Bernd an die Wand zu spielen. Das schien Bernd zu missfallen - was öffentliche Auftritte anbelangte, war er es gewohnt, die Diva zu geben. Doch in der ungewohnten Rolle als mittelmäßig erfolgreicher Hetero-Ehemann schien er unsicher zu sein, wie er einem verwöhnten Mamasöhnchen und Aufreißer-Typen wie Jörg die gesellschaftlichen Grenzen aufzeigen sollte, damit dieser nicht alle anwesenden Damen anbaggerte, die nicht bei drei auf den Bäumen waren … Aber mal abgesehen davon, dass Bernd als Ehemann heute Abend wohl keine rühmliche Rolle spielen würde: Dieser drahtige, erfolgsverwöhnte Jörg mit seiner lässig- unverschämten Art zu flirten schien Bernd als Mann außerordentlich gut zu gefallen ...
Charlotte seufzte ahnungsvoll und klopfte an ihr Glas: „Meine Damen und Herren: Es ist angerichtet. Möge das Spiel jetzt beginnen!“
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c. fabry,
Samstag, 31. März 2018, 18:21
Charlotte drückte auf die Fernbedienung und die erste Anweisung von der CD erfüllte den Raum.
"Liebe Anwesende. Sie werden sich gleich den Tischkarten gemäß auf Ihre Plätze begeben und der knappen Begrüßungsrede der Gastgeberin lauschen. Dann wird der erste Gang serviert - ein Kürbiscreme-Süppchen mit frischen Krabben, dazu ein leichter Weißwein aus der Bourgogne. Genießen Sie das köstliche Essen, besprechen Sie gemäß Ihrer Rolle, was Sie gerade bewegt, beobachten Sie aber auch die anderen und wählen Sie vor dem Auftragen des zweiten Ganges den zweiten Track dieser CD. Guten Appetit."
Die Gäste nahmen der Tischordnung entsprechend Platz und ein Mitarbeiter der Catering-Firma trug die Suppe auf. Dann verabschiedete er sich und überließ die illustre Gesellschaft sich selbst.
"Und wie soll das gleich weitergehen, so ganz ohne Personal?", fragte Inga ganz im Stil einer schrulligen alten Dame. Sie trug Veilchenparfum zur silbergrauen Wurstlockenperücke, hatte sich sogar runzlige Falten geschminkt - dafür war Charlotte viel zu eitel - und ging ganz und gar in ihrer Rolle der missgünstigen Schwägerin auf.
"Ich bitte Dich, Inga", rückte Laurens, ihr Ehemann sowohl im Spiel wie im wirklichen Leben, ihr den Kopf zurecht. "Wir werden schon nicht an Überanstrengung zugrunde gehen, wenn wir die leeren Schüsseln auf den Rollwagen stellen und die vollen vom Buffet auf den Tisch räumen. Wir befinden uns nicht mehr im viktorianischen Zeitalter und du weißt doch, wie schwer gutes Personal heutzutage zu finden ist."
Inga schnaubte und starrte ungeduldig die Gastgeberin an, die nun ihre Rede halten sollte. Charlotte überlegte einen Moment, ob sie das rätselhafte Gedicht der Allgemeinheit zu Gehör bringen sollte, vielleicht war es ja bereits ein Teil des Spiels, aber was, wenn es gar nicht zum Spiel gehörte, welchen Eklat mochte sie damit heraufbeschwören? Außerdem hätte eine alte Lady, die die Erbengemeinschaft zum Dinner lädt, kein Interesse, der Gierigen Meute einen Skandal auf dem Silbertablett zu servieren, schon gar nicht, wenn sie selbst Teil der Ungeheuerlichkeit war.
"Werte Familie, geschätzte Freunde. Wir haben uns heute Abend versammelt, um ein letztes Mal in dieser Konstellation zusammen zu essen und meines verstorbenen Gatten Anthony zu gedenken, zu dessen Testamentseröffnung wir uns morgen Früh um 10.00 Uhr in der Bibliothek versammeln wollen. Danach, da bin ich sicher, werden die Beziehungen in dieser Runde nicht mehr dieselben sein und vielleicht werden wir dann auch schon wissen, wer meinen geliebten Gatten auf dem Gewissen hat, denn ich glaube nicht daran, dass er eines natürlichen Todes gestorben ist. Freut euch des Lebens, solange ihr es noch könnt. Guten Appetit!
"Liebe Anwesende. Sie werden sich gleich den Tischkarten gemäß auf Ihre Plätze begeben und der knappen Begrüßungsrede der Gastgeberin lauschen. Dann wird der erste Gang serviert - ein Kürbiscreme-Süppchen mit frischen Krabben, dazu ein leichter Weißwein aus der Bourgogne. Genießen Sie das köstliche Essen, besprechen Sie gemäß Ihrer Rolle, was Sie gerade bewegt, beobachten Sie aber auch die anderen und wählen Sie vor dem Auftragen des zweiten Ganges den zweiten Track dieser CD. Guten Appetit."
Die Gäste nahmen der Tischordnung entsprechend Platz und ein Mitarbeiter der Catering-Firma trug die Suppe auf. Dann verabschiedete er sich und überließ die illustre Gesellschaft sich selbst.
"Und wie soll das gleich weitergehen, so ganz ohne Personal?", fragte Inga ganz im Stil einer schrulligen alten Dame. Sie trug Veilchenparfum zur silbergrauen Wurstlockenperücke, hatte sich sogar runzlige Falten geschminkt - dafür war Charlotte viel zu eitel - und ging ganz und gar in ihrer Rolle der missgünstigen Schwägerin auf.
"Ich bitte Dich, Inga", rückte Laurens, ihr Ehemann sowohl im Spiel wie im wirklichen Leben, ihr den Kopf zurecht. "Wir werden schon nicht an Überanstrengung zugrunde gehen, wenn wir die leeren Schüsseln auf den Rollwagen stellen und die vollen vom Buffet auf den Tisch räumen. Wir befinden uns nicht mehr im viktorianischen Zeitalter und du weißt doch, wie schwer gutes Personal heutzutage zu finden ist."
Inga schnaubte und starrte ungeduldig die Gastgeberin an, die nun ihre Rede halten sollte. Charlotte überlegte einen Moment, ob sie das rätselhafte Gedicht der Allgemeinheit zu Gehör bringen sollte, vielleicht war es ja bereits ein Teil des Spiels, aber was, wenn es gar nicht zum Spiel gehörte, welchen Eklat mochte sie damit heraufbeschwören? Außerdem hätte eine alte Lady, die die Erbengemeinschaft zum Dinner lädt, kein Interesse, der Gierigen Meute einen Skandal auf dem Silbertablett zu servieren, schon gar nicht, wenn sie selbst Teil der Ungeheuerlichkeit war.
"Werte Familie, geschätzte Freunde. Wir haben uns heute Abend versammelt, um ein letztes Mal in dieser Konstellation zusammen zu essen und meines verstorbenen Gatten Anthony zu gedenken, zu dessen Testamentseröffnung wir uns morgen Früh um 10.00 Uhr in der Bibliothek versammeln wollen. Danach, da bin ich sicher, werden die Beziehungen in dieser Runde nicht mehr dieselben sein und vielleicht werden wir dann auch schon wissen, wer meinen geliebten Gatten auf dem Gewissen hat, denn ich glaube nicht daran, dass er eines natürlichen Todes gestorben ist. Freut euch des Lebens, solange ihr es noch könnt. Guten Appetit!
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c. fabry,
Donnerstag, 5. April 2018, 14:40
Die Suppe schmeckte allen hervorragend, darum fiel die betretene Stille zunächst überhaupt nicht ins Gewicht. Doch schließlich hielt Simone die Spannung nicht länger aus und fragte in der Rolle der altjüngferlichen Tochter: "Wie lange willst uns Vaters Todesursache noch vorenthalten, Mutter? zumindest seine Kinder haben doch ein Recht darauf, zu erfahren, was passiert ist."
"Der Arzt hat ihm Herzversagen attestiert, aber Lisa hat bereits den Verdacht geäußert, dass ihm jemand über längere Zeit Gift verabreicht hat, möglicherweise Arsen."
"Gute Idee.", murmelte Susanne voller Groll in die Suppe. "Bisschen old school, aber immer noch äußerst effektiv."
"Als Gast, der nicht einmal Teil der Familie ist, sollten Sie sich mit Kommentaren zurückhalten, Miss.", fauchte Charlotte sie an. "Ganz besonders mit derartigen Geschmacklosigkeiten."
"Aber wer hätte ein Interesse gehabt, Vater zu vergiften?", fragte Susannes Ehemann und Liebhaber Jörg. "Das ist doch lächerlich. Wieso kannst du nicht akzeptieren, dass das Alter früher oder später seinen Tribut fordert? Der Tod ist unausweichlich und holt eines Tages jeden von uns."
Miriam griff sich plötzlich an den Hals und begann sich unaufhörlich zu räuspern.
"Sind da Nüsse in der Suppe?", fragte sie.
"Es heißt, sind da Nüsse in der Suppe, Mutter.", wies Charlotte sie zurecht. "Selbstverständlich nicht.", fuhr sie fort. "Was hätten Nüsse schon in einem Kürbiscreme-Krabben-Süppchen verloren? Du bist ja von Sinnen. Du solltest endlich das Rauchen aufgeben, meine Liebe. Es schadet nicht nur dem Teint."
In ihrer Rolle als Ärztin sprang Lisa von ihrem Stuhl auf und sah nach Miriam. Mit ihren vulgärmedizinischen Kenntnissen diagnostizierte sie die Gefahr eines anaphylaktischen Schocks. Bernd kreischte: "Sie hat ihre Medikamente nicht dabei, Oh Gott, und ich habe zu Hause noch gefragt, hast du auch deine Medikamente eingesteckt und sie wollte sie noch holen und dann hat sie sie vergessen! Und sie sagte noch, keine Sorge, Darling, Mutter weiß ja, dass ich keine Nüsse vertrage, was tun wir denn jetzt?"
"Mami!", heulte Margit. "Wie heißt das Mittel? Ich rase gleich zur nächsten Apotheke und hole es!"
Alle steigerten sich begeistert von der dramatischen Entwicklung in ihre Rolle hinein, bis Miriam tatsächlich blau anlief. Das war kein Spiel mehr und der ausgelassenen Atmosphäre folgte eine sich rasch ausbreitende Panik. Geistesgegenwärtig setzte Lisa einen Notruf ab und Bernd zog Bachblüten Notfall-Tropfen aus seiner Weste, die trug er immer bei sich und hatten ihm schon oft gute Dienste geleistet. Vielleicht ließ sich die allergische Reaktion damit eine Weile zurückdrängen, bis echte ärztlich Hilfe anrückte.
"Der Arzt hat ihm Herzversagen attestiert, aber Lisa hat bereits den Verdacht geäußert, dass ihm jemand über längere Zeit Gift verabreicht hat, möglicherweise Arsen."
"Gute Idee.", murmelte Susanne voller Groll in die Suppe. "Bisschen old school, aber immer noch äußerst effektiv."
"Als Gast, der nicht einmal Teil der Familie ist, sollten Sie sich mit Kommentaren zurückhalten, Miss.", fauchte Charlotte sie an. "Ganz besonders mit derartigen Geschmacklosigkeiten."
"Aber wer hätte ein Interesse gehabt, Vater zu vergiften?", fragte Susannes Ehemann und Liebhaber Jörg. "Das ist doch lächerlich. Wieso kannst du nicht akzeptieren, dass das Alter früher oder später seinen Tribut fordert? Der Tod ist unausweichlich und holt eines Tages jeden von uns."
Miriam griff sich plötzlich an den Hals und begann sich unaufhörlich zu räuspern.
"Sind da Nüsse in der Suppe?", fragte sie.
"Es heißt, sind da Nüsse in der Suppe, Mutter.", wies Charlotte sie zurecht. "Selbstverständlich nicht.", fuhr sie fort. "Was hätten Nüsse schon in einem Kürbiscreme-Krabben-Süppchen verloren? Du bist ja von Sinnen. Du solltest endlich das Rauchen aufgeben, meine Liebe. Es schadet nicht nur dem Teint."
In ihrer Rolle als Ärztin sprang Lisa von ihrem Stuhl auf und sah nach Miriam. Mit ihren vulgärmedizinischen Kenntnissen diagnostizierte sie die Gefahr eines anaphylaktischen Schocks. Bernd kreischte: "Sie hat ihre Medikamente nicht dabei, Oh Gott, und ich habe zu Hause noch gefragt, hast du auch deine Medikamente eingesteckt und sie wollte sie noch holen und dann hat sie sie vergessen! Und sie sagte noch, keine Sorge, Darling, Mutter weiß ja, dass ich keine Nüsse vertrage, was tun wir denn jetzt?"
"Mami!", heulte Margit. "Wie heißt das Mittel? Ich rase gleich zur nächsten Apotheke und hole es!"
Alle steigerten sich begeistert von der dramatischen Entwicklung in ihre Rolle hinein, bis Miriam tatsächlich blau anlief. Das war kein Spiel mehr und der ausgelassenen Atmosphäre folgte eine sich rasch ausbreitende Panik. Geistesgegenwärtig setzte Lisa einen Notruf ab und Bernd zog Bachblüten Notfall-Tropfen aus seiner Weste, die trug er immer bei sich und hatten ihm schon oft gute Dienste geleistet. Vielleicht ließ sich die allergische Reaktion damit eine Weile zurückdrängen, bis echte ärztlich Hilfe anrückte.
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