Freitag, 14. Oktober 2016
1983 – Kurzkrimi, Teil II
c. fabry, 21:39h
Keller war sich plötzlich nicht mehr so sicher, dass hier ein Mordversuch vorlag. Vielleicht war das Mädchen auch vor lauter Schmerz und Kummer so unaufmerksam gewesen und hatte unter Tränen die Kontrolle über ihre Fahrrad verloren, dass das Auto nicht mehr ausweichen konnte und die Person am Steuer hatte in Panik Fahrerflucht begangen. Eventuell war auch spontaner Lebensverdruss über das Mädchen gekommen und sie hatte ihr Fahrrad absichtlich in das vorbei fahrende Auto gelenkt um ihrem wegen der aussichtslosen Liebe trostlosen Leben ein Ende zu setzen.
Am folgenden Tag saß der Geschichts- und Religionslehrer am Bett seines Schützlings. Gabi war endlich von der Intensiv-Station auf ein normales Sechsbett-Zimmer verlegt worden. Er beobachtete ihren Schlaf und wartete darauf, dass sie erwachte. Als sie die Augen aufschlug, wirkte sie zunächst verwirrt, dann kam plötzlich Farbe in ihr blutleeres Gesicht.
„Hallo Gabriela.“, sagte Michael Müller. „Was machst du für Sachen?“
„Ich habe ja nichts gemacht.“, erwiderte Gabi. „Mich hat jemand umgefahren.“
„Und woran kannst du dich erinnern?“
„So gut wie nichts. Nur dass es mich plötzlich umgehauen hat und ich die Räder...“
Gabriela stockte und in ihrem Gesicht erkannte Müller die wiederkehrende Erinnerung.
„Moment mal. Jetzt weiß ich wieder. Ich war ja bei Ihnen. Als ich schon knapp einen Kilometer hinter mir hatte, habe ich plötzlich gehört, wie von hinten ein Auto mit Dieselmotor näher kam. Ich dachte, Sie sind das vielleicht.“, Gabi wurde rot. „Hätte ja sein können, dass Sie es sich anders überlegt hätten. Ich habe mich umgesehen, aber es war kein schwarzer Taunus sondern ein blauer Mercedes. Als der Wagen neben mir war, überholte er gar nicht und ich habe noch gesehen, dass an der Beifahrertür eine helle Schramme war. Dann blieb der Wagen ein bisschen hinter mir und dann gab der Fahrer wieder Gas und hat mich gerammt.“
„Blauer Mercedes?“, fragte Müller alarmiert. „Könnte die Schramme so ein Streifen sein, den ein anderes Auto verursacht, also jemand, der mit hellem Lack die Tür gestreift hat, so dass es einen leichten Abrieb gibt?“
„Keine Ahnung. Schon möglich.“
„Ich glaube, ich muss gleich noch einmal bei der Polizei anrufen. Ich weiß, wer so ein Auto fährt.“
Eine Stunde später klingelte Keller erneut an der Tür von Familie Albrecht. Wieder war es die blasierte Klara, die ihm die Tür öffnete. Heute trug sie eine senfgelbe Strickjacke zur – wie Keller es heimlich nannte – bierschissbraunen Bundfalten-Kordhose.
„Guten Tag, ist Ihre Frau Mutter denn heute zu sprechen?“
„Ja, ich hole sie eben.“
Klara ließ ihn vor der geöffneten Tür stehen. Frau Albrecht kam kurz darauf und bat ihn herein. Sie geleitete ihn ins Wohnzimmer, ein modern eingerichtetes Ambiente, dem man die konservative Note aber direkt anmerkte. Frau Albrecht war eine schlanke Endvierzigerin mit schlichter Frisur und verbitterten Gesichtszügen.
„Frau Albrecht, Sie erinnern sich sicher daran, dass vor sechs Wochen Gabriela Schulze einen schlimmen Verkehrsunfall hatte, bei dem sie lebensgefährlich verletzt worden ist.“
„Ja, natürlich, wir waren alle sehr erschüttert.“
„Nun konnte Fräulein Schulze uns dankenswerterweise den Unfallwagen beschreiben und damit können wir den Täter oder die Täterin überführen. Wo waren Sie zum Zeitpunkt des Unfalls?“
„Woher soll ich das wissen? Ich weiß ja nicht einmal, wann genau der Unfall sich zugetragen hat.“
„Donnerstags irgendwann nach 21.30 Uhr und vor zwei Uhr nachts, denn da wurde sie gefunden und lag offenkundig schon mindestens eine Stunde am Straßenrand. Wo haben Sie sich aufgehalten zu dieser Zeit?“
„Wieso ich?“
„Beantworten Sie einfach meine Frage.“
„Ich war bis 21.30 Uhr beim Bibelkreis. Dann bin ich nach Hause gegangen. Ich habe noch ein wenig gelesen und bin dann gegen 22.00 Uhr schlafen gegangen. Ich hatte einen anstrengenden Tag.“
„Gibt es dafür Zeugen?“
„Meine Kinder, die waren auch zu Hause.“
„Und ihr Mann?“
„Der war auf Dienstreise in Saudi Arabien.“
„Frau Albrecht.“, fuhr Keller fort. „Ich habe eben ihren Wagen in der offenen Garage stehen sehen und bereits die Spurensicherung herbestellt. An der Beifahrertür befindet sich ein Schramme...“
„Da ist mir vor zwei Monaten auf dem Parkplatz jemand reingefahren und hat Fahrerflucht begangen. Wir haben das noch nicht ausbessern lassen, weil der Täter noch ermittelt werden soll. Den Vorgang sollten Sie bei der Polizei vorliegen haben.“
„Ja sicher, ich behaupte ja auch nicht, dass die Lackspur von dem Unfall mit Gabi Schulze stammt. Aber das Opfer hat genau gesehen, dass das Auto, das sie bedrängt und schließlich vorsätzlich von der Straße geschubst hat, ein blauer Mercedes war, an dessen Beifahrertür sich eine helle Schramme befand. Sie hat auch gehört, dass es sich um einen Dieselmotor handelt. Ihr Wagen fährt doch sicher mit Diesel.“
„Ach, das hat dieses Luder sich ausgedacht, um mich zu belasten.“
„Warum sollte Gabriela Schulze Sie belasten wollen, Frau Albrecht?“
„Um meiner Tochter Klara zu schaden. Sie sitzt schon seit ihrer Konfirmation in den Startlöchern, meine Tochter zu verdrängen. Klara leitet seit zwei Jahren den Jugendkreis und sie macht das wirklich toll und diese Gabi bezirzt bei jeder sich bietenden Gelegenheit den Pfarrer und der fällt auch noch darauf herein und sie versucht ständig alles an sich zu reißen.“
„Sollte sie darum verschwinden?“
„Ich habe dem Mädchen nichts getan! Sie will mir etwas anhängen!“
„Waren Sie an besagtem Donnerstag mit dem Auto am Gemeindehaus?“
„Unsinn! Ich fahre nie mit dem Auto zum Gemeindehaus. Das sind zu Fuß nur zwei Minuten.“
„Haben Sie ihr Auto häufiger vor der Tür stehen?“
„Natürlich nicht. Wir haben eine Doppelgarage. Ich fahre das Auto immer da hinein. Vom draußen Herumstehen wird es nur schmutzig und der Lack leidet.“
„Wie soll Gabriela Schulze dann eigentlich wissen, wie Ihr Auto aussieht?“
„Was weiß ich? Ich fahre ja auch mal zum Einkaufen.“
„Die Jugendliche wird aber sicher nicht mitbekommen, wenn Sie beim Einkaufen aus ihrem Auto steigen. Ich denke, die Spurensicherung wird Hinweise auf den Unfall finden, bzw. auf den vorsätzlichen Mordversuch.“
„Ich sage jetzt gar nichts mehr.“, erklärte Frau Albrecht. „Ich werde meinen Rechtsanwalt anrufen, mit dem können Sie sich dann weiter unterhalten.“
„Den werden Sie auch brauchen, Frau Albrecht.“, erklärte Keller. „Bestellen Sie ihn gleich zur Polizeiwache, denn dahin müssen Sie mich umgehend begleiten.“
Die Spuren am Auto und am Ende auch Frau Albrechts umfassendes Geständnis bewiesen, dass Keller den richtigen Riecher gehabt hatte. Hannelore Albrecht hatte an diesem Abend mitbekommen, dass ihre Tochter kreuzunglücklich war, weil der Pfarrer ihr erklärt hatte, sie solle die Leitung des Jugendkreises nicht allein an sich reißen, sondern allmählich den Nachwuchs miteinbeziehen, damit es einen vernünftigen Übergang gebe. Klara hatte dem Pfarrer erklärt, es gebe keinen Nachwuchs und falls er von Gabi spreche, die sein völlig ungeeignet. Der Pfarrer hatte daraufhin entgegnet, dass er Gabi für umfassend qualifizierter hielte als Klara, man müsse sie nur machen lassen und wenn Klara sich nicht mit ihr verstehe, wäre es vielleicht an der Zeit, das Heft jetzt schon aus der Hand zu geben, dann würde er eben Gabi ein wenig an die Hand nehmen, bis sie den Kreis allein leiten könne. Hannelore Albrecht hatte ihre schluchzende Tochter getröstet und dann beobachtet, wie Gabi Schulze aus dem Haus ihres Nachbarn gekommen war und nach Hause radelte. In blinder Wut war sie in ihren Wagen gesprungen, um das Mädchen unterwegs aufzuhalten und zur Rede zu stellen. Als der Teenager sich so merkwürdig zu ihr umgeblickt hatte, so voller Arroganz und Missbilligung waren ihr die Sicherungen durchgebrannt. Hätte Gabi vor ihr gestanden, hätte sie ihr einfach ein Ohrfeige verpasst, so hatte sie sie mit dem Auto geohrfeigt. Die letzten Wochen waren die Hölle für sie gewesen, natürlich hatte sie sich schuldig gefühlt, aber auch gehofft, heil aus der Sache herauszukommen, schließlich würde das Mädchen ja wieder gesund werden. Die Anklage lautete schließlich auf versuchten Totschlag im Affekt.
Kellers Engagement wurde im Bericht deutlich erwähnt. Es war der Beginn seiner erfolgreichen Laufbahn bis zum Kriminalhauptkommissar, auch wenn er sich ein-und-dreißig Jahre später nicht daran erinnern würde, dass dies das Dorf war, das den Startschuss zu seiner Karriere gegeben hatte.
ENDE
Am folgenden Tag saß der Geschichts- und Religionslehrer am Bett seines Schützlings. Gabi war endlich von der Intensiv-Station auf ein normales Sechsbett-Zimmer verlegt worden. Er beobachtete ihren Schlaf und wartete darauf, dass sie erwachte. Als sie die Augen aufschlug, wirkte sie zunächst verwirrt, dann kam plötzlich Farbe in ihr blutleeres Gesicht.
„Hallo Gabriela.“, sagte Michael Müller. „Was machst du für Sachen?“
„Ich habe ja nichts gemacht.“, erwiderte Gabi. „Mich hat jemand umgefahren.“
„Und woran kannst du dich erinnern?“
„So gut wie nichts. Nur dass es mich plötzlich umgehauen hat und ich die Räder...“
Gabriela stockte und in ihrem Gesicht erkannte Müller die wiederkehrende Erinnerung.
„Moment mal. Jetzt weiß ich wieder. Ich war ja bei Ihnen. Als ich schon knapp einen Kilometer hinter mir hatte, habe ich plötzlich gehört, wie von hinten ein Auto mit Dieselmotor näher kam. Ich dachte, Sie sind das vielleicht.“, Gabi wurde rot. „Hätte ja sein können, dass Sie es sich anders überlegt hätten. Ich habe mich umgesehen, aber es war kein schwarzer Taunus sondern ein blauer Mercedes. Als der Wagen neben mir war, überholte er gar nicht und ich habe noch gesehen, dass an der Beifahrertür eine helle Schramme war. Dann blieb der Wagen ein bisschen hinter mir und dann gab der Fahrer wieder Gas und hat mich gerammt.“
„Blauer Mercedes?“, fragte Müller alarmiert. „Könnte die Schramme so ein Streifen sein, den ein anderes Auto verursacht, also jemand, der mit hellem Lack die Tür gestreift hat, so dass es einen leichten Abrieb gibt?“
„Keine Ahnung. Schon möglich.“
„Ich glaube, ich muss gleich noch einmal bei der Polizei anrufen. Ich weiß, wer so ein Auto fährt.“
Eine Stunde später klingelte Keller erneut an der Tür von Familie Albrecht. Wieder war es die blasierte Klara, die ihm die Tür öffnete. Heute trug sie eine senfgelbe Strickjacke zur – wie Keller es heimlich nannte – bierschissbraunen Bundfalten-Kordhose.
„Guten Tag, ist Ihre Frau Mutter denn heute zu sprechen?“
„Ja, ich hole sie eben.“
Klara ließ ihn vor der geöffneten Tür stehen. Frau Albrecht kam kurz darauf und bat ihn herein. Sie geleitete ihn ins Wohnzimmer, ein modern eingerichtetes Ambiente, dem man die konservative Note aber direkt anmerkte. Frau Albrecht war eine schlanke Endvierzigerin mit schlichter Frisur und verbitterten Gesichtszügen.
„Frau Albrecht, Sie erinnern sich sicher daran, dass vor sechs Wochen Gabriela Schulze einen schlimmen Verkehrsunfall hatte, bei dem sie lebensgefährlich verletzt worden ist.“
„Ja, natürlich, wir waren alle sehr erschüttert.“
„Nun konnte Fräulein Schulze uns dankenswerterweise den Unfallwagen beschreiben und damit können wir den Täter oder die Täterin überführen. Wo waren Sie zum Zeitpunkt des Unfalls?“
„Woher soll ich das wissen? Ich weiß ja nicht einmal, wann genau der Unfall sich zugetragen hat.“
„Donnerstags irgendwann nach 21.30 Uhr und vor zwei Uhr nachts, denn da wurde sie gefunden und lag offenkundig schon mindestens eine Stunde am Straßenrand. Wo haben Sie sich aufgehalten zu dieser Zeit?“
„Wieso ich?“
„Beantworten Sie einfach meine Frage.“
„Ich war bis 21.30 Uhr beim Bibelkreis. Dann bin ich nach Hause gegangen. Ich habe noch ein wenig gelesen und bin dann gegen 22.00 Uhr schlafen gegangen. Ich hatte einen anstrengenden Tag.“
„Gibt es dafür Zeugen?“
„Meine Kinder, die waren auch zu Hause.“
„Und ihr Mann?“
„Der war auf Dienstreise in Saudi Arabien.“
„Frau Albrecht.“, fuhr Keller fort. „Ich habe eben ihren Wagen in der offenen Garage stehen sehen und bereits die Spurensicherung herbestellt. An der Beifahrertür befindet sich ein Schramme...“
„Da ist mir vor zwei Monaten auf dem Parkplatz jemand reingefahren und hat Fahrerflucht begangen. Wir haben das noch nicht ausbessern lassen, weil der Täter noch ermittelt werden soll. Den Vorgang sollten Sie bei der Polizei vorliegen haben.“
„Ja sicher, ich behaupte ja auch nicht, dass die Lackspur von dem Unfall mit Gabi Schulze stammt. Aber das Opfer hat genau gesehen, dass das Auto, das sie bedrängt und schließlich vorsätzlich von der Straße geschubst hat, ein blauer Mercedes war, an dessen Beifahrertür sich eine helle Schramme befand. Sie hat auch gehört, dass es sich um einen Dieselmotor handelt. Ihr Wagen fährt doch sicher mit Diesel.“
„Ach, das hat dieses Luder sich ausgedacht, um mich zu belasten.“
„Warum sollte Gabriela Schulze Sie belasten wollen, Frau Albrecht?“
„Um meiner Tochter Klara zu schaden. Sie sitzt schon seit ihrer Konfirmation in den Startlöchern, meine Tochter zu verdrängen. Klara leitet seit zwei Jahren den Jugendkreis und sie macht das wirklich toll und diese Gabi bezirzt bei jeder sich bietenden Gelegenheit den Pfarrer und der fällt auch noch darauf herein und sie versucht ständig alles an sich zu reißen.“
„Sollte sie darum verschwinden?“
„Ich habe dem Mädchen nichts getan! Sie will mir etwas anhängen!“
„Waren Sie an besagtem Donnerstag mit dem Auto am Gemeindehaus?“
„Unsinn! Ich fahre nie mit dem Auto zum Gemeindehaus. Das sind zu Fuß nur zwei Minuten.“
„Haben Sie ihr Auto häufiger vor der Tür stehen?“
„Natürlich nicht. Wir haben eine Doppelgarage. Ich fahre das Auto immer da hinein. Vom draußen Herumstehen wird es nur schmutzig und der Lack leidet.“
„Wie soll Gabriela Schulze dann eigentlich wissen, wie Ihr Auto aussieht?“
„Was weiß ich? Ich fahre ja auch mal zum Einkaufen.“
„Die Jugendliche wird aber sicher nicht mitbekommen, wenn Sie beim Einkaufen aus ihrem Auto steigen. Ich denke, die Spurensicherung wird Hinweise auf den Unfall finden, bzw. auf den vorsätzlichen Mordversuch.“
„Ich sage jetzt gar nichts mehr.“, erklärte Frau Albrecht. „Ich werde meinen Rechtsanwalt anrufen, mit dem können Sie sich dann weiter unterhalten.“
„Den werden Sie auch brauchen, Frau Albrecht.“, erklärte Keller. „Bestellen Sie ihn gleich zur Polizeiwache, denn dahin müssen Sie mich umgehend begleiten.“
Die Spuren am Auto und am Ende auch Frau Albrechts umfassendes Geständnis bewiesen, dass Keller den richtigen Riecher gehabt hatte. Hannelore Albrecht hatte an diesem Abend mitbekommen, dass ihre Tochter kreuzunglücklich war, weil der Pfarrer ihr erklärt hatte, sie solle die Leitung des Jugendkreises nicht allein an sich reißen, sondern allmählich den Nachwuchs miteinbeziehen, damit es einen vernünftigen Übergang gebe. Klara hatte dem Pfarrer erklärt, es gebe keinen Nachwuchs und falls er von Gabi spreche, die sein völlig ungeeignet. Der Pfarrer hatte daraufhin entgegnet, dass er Gabi für umfassend qualifizierter hielte als Klara, man müsse sie nur machen lassen und wenn Klara sich nicht mit ihr verstehe, wäre es vielleicht an der Zeit, das Heft jetzt schon aus der Hand zu geben, dann würde er eben Gabi ein wenig an die Hand nehmen, bis sie den Kreis allein leiten könne. Hannelore Albrecht hatte ihre schluchzende Tochter getröstet und dann beobachtet, wie Gabi Schulze aus dem Haus ihres Nachbarn gekommen war und nach Hause radelte. In blinder Wut war sie in ihren Wagen gesprungen, um das Mädchen unterwegs aufzuhalten und zur Rede zu stellen. Als der Teenager sich so merkwürdig zu ihr umgeblickt hatte, so voller Arroganz und Missbilligung waren ihr die Sicherungen durchgebrannt. Hätte Gabi vor ihr gestanden, hätte sie ihr einfach ein Ohrfeige verpasst, so hatte sie sie mit dem Auto geohrfeigt. Die letzten Wochen waren die Hölle für sie gewesen, natürlich hatte sie sich schuldig gefühlt, aber auch gehofft, heil aus der Sache herauszukommen, schließlich würde das Mädchen ja wieder gesund werden. Die Anklage lautete schließlich auf versuchten Totschlag im Affekt.
Kellers Engagement wurde im Bericht deutlich erwähnt. Es war der Beginn seiner erfolgreichen Laufbahn bis zum Kriminalhauptkommissar, auch wenn er sich ein-und-dreißig Jahre später nicht daran erinnern würde, dass dies das Dorf war, das den Startschuss zu seiner Karriere gegeben hatte.
ENDE
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birgitdiestarke,
Samstag, 15. Oktober 2016, 00:23
Aha, also Mutter Albrecht ...
... aber ich hatte das Motiv verkehrt ...
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lalol,
Samstag, 15. Oktober 2016, 15:15
Auch, wenn ich die Täterin total unterschätzt habe,
hat es Spaß gemacht mitzuraten.
hat es Spaß gemacht mitzuraten.
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birgitdiestarke,
Samstag, 15. Oktober 2016, 17:46
Ich finde dein Ende war auch sehr logisch. Das ist ja gerade das interessante an dem Raten. Alles ist möglich. Und alle haben so unterschiedliche Gedankengänge, faszinierend!
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c. fabry,
Samstag, 15. Oktober 2016, 22:06
und man kann in diesen Geschichten so wunderbar alte, lange gegorene Aggressionen abbauen :-)
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c. fabry,
Montag, 17. Oktober 2016, 16:39
Kurzkrimi-Tipp im Netz
Alle jene von Euch, die nicht nur meine Kurzkrimis gern lesen und mal was anderes wollen, als immer nur evangelisches Umfeld, es gibt da eine schnuckelige Sammlung von drei Kurzkrimis für schmales Geld als E-book: "Mörderische Mütter" von Julika Szabó. Die sind kurz, knackig, von allerschwärzestem Humor. Die Autorin hat hier offenkundig ihre Aggressionen auf höchst kreative Weise abreagiert. Ich hatte jedenfalls Schnappatmung beim Lesen. Ihr hoffentlich auch :-)
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dreadpan,
Dienstag, 18. Oktober 2016, 13:23
Ich finds geil,
wie da bei Ihnen in den Kirchengemeinden die Fetzen fliegen. Intrigen, Schikanen, Mord und Totschlag! Wenn das bei mir in der evangelisch lutherischen Christuskirchengemeinde so lebhaft mörderisch zugegangen wäre...wer weiß...vielleicht wäre ich jetzt im Kirchenvorstand in der niedersächsischen Provinz und nicht im Exil. ;)
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c. fabry,
Mittwoch, 19. Oktober 2016, 13:23
Vorne hui hinten pfui
Das war doch seit jeher so. Natürlich bringen Evangelen sich nicht gegenseitig um, dazu fehlt ihnen der Schneid, aber in den Köpfen tun sich womöglich Abgründe auf, ide ich mir nicht einmal vorstellen will. Wer sich immer zügeln und freundlich lächeln muss, obwohl ihm eigentlich drei Mal täglich der Draht aus der Mütze geht, der kann ja nur gewalttätig werden - wenn auch nur in der Phantasie.
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