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Freitag, 28. September 2018
Zwergenaufstand – ein krimifantastischer Vierteiler – Teil 4
c. fabry, 14:13h
Der erste, den er auswählte, war der braune Bodo. Sie nannten ihn so, weil er hellbraune Kleidung bevorzugte. Der braune Bodo plapperte nur nach, was sein Anführer ihm vorsagte und blickte stumpfer drein als seine Axt, die von unzähligen Fehlschlägen ganz schartig geworden war. Rolo beobachtete ihn. Bodo aß gern gut abgehangenes Fleisch und trank noch lieber krügeweise Met. Alles andere war ihm eigentlich egal. Nur, wenn ihm jemand Angst machte, das Fleisch könne knapp werden und der Met-Strom könne versiegen, empfand sein Saurierhirn das als lebensbedrohlich und er wurde zum Tier. Sobald sein Anführer ihm mitteilte, wer der Grund für die Bedrohung sei, drosch er so lange mit seiner Axt auf ihn ein, bis er traf oder es seinem Opfer gelungen war, zu fliehen. Rolo sprach ihn an: „Gehen wir ein Met trinken?“
„Wieso wir?“, fragte Bodo erstaunt.
„Wieso nicht?“
„Wenn du mittrinkst, bleibt nicht so viel für mich.“
„Wenn du nicht mit mir kommst, kriegst du gar nichts von meinem Met.“
„Wieso dein Met?“
„Ich hab' ein Fässchen.“
„Wieso willst du mir was abgeben?“
„Allein saufen macht keinen Spaß.“
„Hast du keine Freunde?“
„Nein.“
„Dann bin ich jetzt dein Freund.“
Sie begannen zu trinken. Nach dem ersten Becher sagte Bodo: „Mein Anführer lädt mich immer nur auf einen Becher ein. Nie auf ein halbes Fass.“
„Dein Anführer ist ja auch ein Parasit.“, erwiderte Rolo.
„Wieso?“
„Er füttert dich an, damit du ihm vertraust und dann saugt er dich leer.“
„Ist er eine Mücke oder was?“
„Nein. Eine Mücke zapft dich nur an. Er saugt dich leer. Du sollst dich prügeln und er lässt sich dafür feiern.“
„Hm. Aber er ist mein Anführer.“
„Warum?“
„Weil er schlauer ist als ich.“
„Gibt auch andere, die schlauer sind als du.“
„Hey, werd' nicht frech!“
„Gibt auch viele, die schlauer sind als ich.“
„Ja, kann sein. Zapf mal nach.“
Und so tranken und redeten sie drei Nächte und drei Fässer lang. Bodo erzählte seine traurige Geschichte und Rolo erzählte auch eine traurige Geschichte, die viel Ähnlichkeit mit seinem wirklichen Leben hatte. Sie wurden so etwas wie Freunde, und auch wenn Bodo noch immer ein weißer Zwerg war, so hatte Rolos Met eine Menge Gift aus seinem Körper gespült und als der Rausch verflogen war, kam da so etwas wie Erkenntnis in des braunen Bodos Kopf und auch ein Funken Verstand. Er zog in eine andere Gegend, verriet seinem Anführer nicht, wohin, konzentrierte sich auf Fleisch und Met und ließ sich von niemandem mehr einreden, es könne knapp werden.
Und Rolo der Dottergelbe zog weiter, um den nächsten zu entgiften. Und er schrieb an seine Vetter und Gefährten, dass sie es ihm gleich täten. Und dann lernte er Rowina kennen eine rot-orange Schönheit, die wich nicht mehr von seiner Seite und er nicht mehr von der ihren. Doch Rowina hatte ein Geheimnis, das sie nicht einmal Rolo offenbarte, denn sie war ausgezogen, die Männer zu entgiften, aber das ist eine andere Geschichte.
Ende
„Wieso wir?“, fragte Bodo erstaunt.
„Wieso nicht?“
„Wenn du mittrinkst, bleibt nicht so viel für mich.“
„Wenn du nicht mit mir kommst, kriegst du gar nichts von meinem Met.“
„Wieso dein Met?“
„Ich hab' ein Fässchen.“
„Wieso willst du mir was abgeben?“
„Allein saufen macht keinen Spaß.“
„Hast du keine Freunde?“
„Nein.“
„Dann bin ich jetzt dein Freund.“
Sie begannen zu trinken. Nach dem ersten Becher sagte Bodo: „Mein Anführer lädt mich immer nur auf einen Becher ein. Nie auf ein halbes Fass.“
„Dein Anführer ist ja auch ein Parasit.“, erwiderte Rolo.
„Wieso?“
„Er füttert dich an, damit du ihm vertraust und dann saugt er dich leer.“
„Ist er eine Mücke oder was?“
„Nein. Eine Mücke zapft dich nur an. Er saugt dich leer. Du sollst dich prügeln und er lässt sich dafür feiern.“
„Hm. Aber er ist mein Anführer.“
„Warum?“
„Weil er schlauer ist als ich.“
„Gibt auch andere, die schlauer sind als du.“
„Hey, werd' nicht frech!“
„Gibt auch viele, die schlauer sind als ich.“
„Ja, kann sein. Zapf mal nach.“
Und so tranken und redeten sie drei Nächte und drei Fässer lang. Bodo erzählte seine traurige Geschichte und Rolo erzählte auch eine traurige Geschichte, die viel Ähnlichkeit mit seinem wirklichen Leben hatte. Sie wurden so etwas wie Freunde, und auch wenn Bodo noch immer ein weißer Zwerg war, so hatte Rolos Met eine Menge Gift aus seinem Körper gespült und als der Rausch verflogen war, kam da so etwas wie Erkenntnis in des braunen Bodos Kopf und auch ein Funken Verstand. Er zog in eine andere Gegend, verriet seinem Anführer nicht, wohin, konzentrierte sich auf Fleisch und Met und ließ sich von niemandem mehr einreden, es könne knapp werden.
Und Rolo der Dottergelbe zog weiter, um den nächsten zu entgiften. Und er schrieb an seine Vetter und Gefährten, dass sie es ihm gleich täten. Und dann lernte er Rowina kennen eine rot-orange Schönheit, die wich nicht mehr von seiner Seite und er nicht mehr von der ihren. Doch Rowina hatte ein Geheimnis, das sie nicht einmal Rolo offenbarte, denn sie war ausgezogen, die Männer zu entgiften, aber das ist eine andere Geschichte.
Ende
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Freitag, 21. September 2018
Zwergenaufstand – ein krimifantastischer Vierteiler – Teil 3
c. fabry, 12:38h
Überall standen Fläschchen und andere Glaskörper herum, aufwändige Konstruktionen von Kolben und Röhrchen mit großen blauen Flammen darunter und überall zischte und brodelte es. Zwei Riesen in weißen Kitteln waren emsig damit beschäftigt, Pülverchen zusammenzurühren, Flüssigkeiten einzufüllen und abzuzapfen, Fläschchen zu etikettieren und Dinge in Bücher zu schreiben. Rolo versteckte sich in einer dunklen Ecke und wartete bis zum Abend, als die Riesen das Labor schließlich verließen. Er nutzte die gesamte Nacht, um alles genauestens in Augenschein zu nehmen. Am Ende war ihm klar, was hier gebraut wurde: Es waren Gifte, die die Riesen den Zwergen in die Fertignahrung mischten, davon veränderten sich ihre Gehirne. Sie wurden gleichzeitig gierig und ängstlich. Sie bekamen schreckliche Angst vor allem Unbekannten und noch größere Angst, im Leben zu kurz zu kommen, nicht genug abzubekommen, sie wurden nicht mehr satt und zufrieden – und sie verloren ihre Farbe. Die weißen Zwerge waren total vollgepumpt mit den Giften. Im Zwuselland aß man noch meistenteils das eigene Gemüse und Fleisch von selbst gezüchteten Tieren. Nur wenige liebten die Industrienahrung aus Zworderos.
Aber unter den zugereisten, bunten Zwergen schien es auch Vergiftungserscheinungen zu geben, denn sie konnten sich ja nicht selbst versorgen und mussten das Gift der Riesen genauso essen. Aber sie wurden nicht weiß wie die Giftzwerge aus Zworderos. Statt der Farbe verloren sie ihre Form. Alles Weiche und Runde an ihnen wurde hart und kantig, spitz und scharf. Sie wollten nur noch töten und verletzen, das Denken und Einfühlen hatten sie auch abgestellt. Sie waren die schärfsten Feinde der weißen Zwerge. Nun konnte man meinen, man müsse nur abwarten, dass sie sich gegenseitig auslöschten, aber das funktionierte nicht, denn die farbigen Giftzwerge hatten schadhafte Augen und verwechselten helle Regenbogenzwerge mit weißen Zwergen.
Nun musste Rolo nur noch herausbekommen, warum die Riesen die Zwerge vergifteten. Was hatten sie davon?
Als am Morgen die Weißkittel zurückkehrten, schlich Rolo sich durch die Tür in die höheren Etagen des Gebäudes. In einem großen Saal gingen Riesen ein und aus, stopften sich mit Essen voll, führten Gespräche und taten was auch immer. Sie aßen so gierig, dass immer etwas herunter fiel, für Rolo waren das immer noch große Brocken und er konnte sich eine Weile hier einquartieren, um herauszufinden, was sie trieben und am Ende zu verstehen, warum sie so handelten, wie sie es taten.
Er blieb einen ganzen Monat dort. Essen und Trinken gab es reichlich, versteckte Winkel, in denen er sich verborgen halten konnte, waren ebenfalls vorhanden. Nachts schlief er auf den weichen Polstern und sein Geschäft verrichtete er in den Futternäpfen, die die Riesen überall für ihre Hunde aufgestellt hatten. Als der Mond sich einmal gefüllt und wieder geleert hatte, besaß er genug Informationen.
Die Riesen hier waren nicht etwa diejenigen, die die Geschicke des Landes führten. Von denen tauchten nur vereinzelt welche auf und sie wurden nur geduldet, gehörten nicht wirklich dazu und wenn sich einer zu viel heraus nahm, warfen die Hiesigen ihn achtkantig heraus. Diese Riesen interessierten sich eigentlich gar nicht für die Zwerge, weder für die bunten noch für die weißen und auch das Leid, das sie mit ihrer Giftattacke verbreiteten, war ihnen vollkommen egal. Sie hatten nur zwei wesentliche Ziele, die sie unbeirrt verfolgten:
Die Sicherung ihres persönlichen Komforts und die Befriedigung ihres Spieltriebs. Für sie war die Welt ein Fantasy-Brettspiel und die Zwerge waren ihre Spielfiguren. Sie waren große Kinder, diese Riesen, die sich standhaft weigerten, erwachsen zu werden. Man musste die Monster aufhalten.
Aber Rolo konnte sie nicht besiegen, jedenfalls nicht allein, auch nicht allein mit den Regenbogenzwergen, die noch übrig waren. Sie waren zu wenige, sie brauchten Verstärkung. Man musste die weißen Giftzwerge entgiften, dass sie wieder Farbe bekamen. Man musste ihre Angst besiegen, ihre erkalteten Herzen erwärmen und – das war das allerschwerste – man musste sie lieben, die Giftzwerge, um ihre Gier zu vertreiben. Das war unmöglich, aber er musste das Unmögliche schaffen.
Wie hatte es der alte Ohm formuliert? „Schleiche dich an Einzelne heran, immer schön einer nach dem anderen, still und leise.“
Fortsetzung folgt am kommenden Freitag
Aber unter den zugereisten, bunten Zwergen schien es auch Vergiftungserscheinungen zu geben, denn sie konnten sich ja nicht selbst versorgen und mussten das Gift der Riesen genauso essen. Aber sie wurden nicht weiß wie die Giftzwerge aus Zworderos. Statt der Farbe verloren sie ihre Form. Alles Weiche und Runde an ihnen wurde hart und kantig, spitz und scharf. Sie wollten nur noch töten und verletzen, das Denken und Einfühlen hatten sie auch abgestellt. Sie waren die schärfsten Feinde der weißen Zwerge. Nun konnte man meinen, man müsse nur abwarten, dass sie sich gegenseitig auslöschten, aber das funktionierte nicht, denn die farbigen Giftzwerge hatten schadhafte Augen und verwechselten helle Regenbogenzwerge mit weißen Zwergen.
Nun musste Rolo nur noch herausbekommen, warum die Riesen die Zwerge vergifteten. Was hatten sie davon?
Als am Morgen die Weißkittel zurückkehrten, schlich Rolo sich durch die Tür in die höheren Etagen des Gebäudes. In einem großen Saal gingen Riesen ein und aus, stopften sich mit Essen voll, führten Gespräche und taten was auch immer. Sie aßen so gierig, dass immer etwas herunter fiel, für Rolo waren das immer noch große Brocken und er konnte sich eine Weile hier einquartieren, um herauszufinden, was sie trieben und am Ende zu verstehen, warum sie so handelten, wie sie es taten.
Er blieb einen ganzen Monat dort. Essen und Trinken gab es reichlich, versteckte Winkel, in denen er sich verborgen halten konnte, waren ebenfalls vorhanden. Nachts schlief er auf den weichen Polstern und sein Geschäft verrichtete er in den Futternäpfen, die die Riesen überall für ihre Hunde aufgestellt hatten. Als der Mond sich einmal gefüllt und wieder geleert hatte, besaß er genug Informationen.
Die Riesen hier waren nicht etwa diejenigen, die die Geschicke des Landes führten. Von denen tauchten nur vereinzelt welche auf und sie wurden nur geduldet, gehörten nicht wirklich dazu und wenn sich einer zu viel heraus nahm, warfen die Hiesigen ihn achtkantig heraus. Diese Riesen interessierten sich eigentlich gar nicht für die Zwerge, weder für die bunten noch für die weißen und auch das Leid, das sie mit ihrer Giftattacke verbreiteten, war ihnen vollkommen egal. Sie hatten nur zwei wesentliche Ziele, die sie unbeirrt verfolgten:
Die Sicherung ihres persönlichen Komforts und die Befriedigung ihres Spieltriebs. Für sie war die Welt ein Fantasy-Brettspiel und die Zwerge waren ihre Spielfiguren. Sie waren große Kinder, diese Riesen, die sich standhaft weigerten, erwachsen zu werden. Man musste die Monster aufhalten.
Aber Rolo konnte sie nicht besiegen, jedenfalls nicht allein, auch nicht allein mit den Regenbogenzwergen, die noch übrig waren. Sie waren zu wenige, sie brauchten Verstärkung. Man musste die weißen Giftzwerge entgiften, dass sie wieder Farbe bekamen. Man musste ihre Angst besiegen, ihre erkalteten Herzen erwärmen und – das war das allerschwerste – man musste sie lieben, die Giftzwerge, um ihre Gier zu vertreiben. Das war unmöglich, aber er musste das Unmögliche schaffen.
Wie hatte es der alte Ohm formuliert? „Schleiche dich an Einzelne heran, immer schön einer nach dem anderen, still und leise.“
Fortsetzung folgt am kommenden Freitag
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Freitag, 14. September 2018
Zwergenaufstand – ein krimifantastischer Vierteiler – Teil 2
c. fabry, 12:51h
Rolo entdeckte ihn an der Honighalle. Er war aufgedunsen wie ein Klops und so weiß, dass man geneigt war, eine Sonnenbrille aufzusetzen, wenn man ihn ansehen wollte. Wenn man ihn denn ansehen wollte, denn er war so entsetzlich hässlich, dass Rolos Gefühle zwischen Abscheu und tiefstem Mitleid hin und her pendelten. Er trug eine Fahne mit sich herum, darauf stand in großen, altmodischen Lettern: Weißland den Weißen.
Rolo gab sich naiv und unschuldig, als er den weißen Zwerg fragte: „Wo ist denn Weißland?“
„Na hie', du Wanze.“, antwortete der Giftzwerg.
„Aber hier ist doch Zworderos.“
„Wenn wi' mit den Zu'ezo'enen fetich sin', is' hier wieder Weißlan'.“
Der kann ja nicht einmal richtig sprechen – dachte Rolo erschüttert.
„Wann seid ihr denn mit den Zugezogenen fertig?“, fragte Rolo weiter nach.
„Wenn die alle ve'schwunnen sin'.“
„Warum sollen die denn verschwinden?“
„Bissu schwul oder was? Weil die Scheiße sin'. Die ham mein Kam'raden paltt 'emacht. Ich will Rache.“
Mit zitternden Händen zählte der debile Giftzwerg sein Kleingeld und musste immer wieder von vorn anfangen.
„Komm, Kamerad“, sagte Rolo, „Ich lad' dich ein.“ Er ging in die Honighalle und kaufte ein Fässchen Met für den Giftzwerg. Dieses Exemplar konnte man nicht mehr retten, nur ruhigstellen und dabei unterstützen, wie er sich ins Grab trank, so traurig das war. Keiner konnte ihn gebrauchen und vermutlich hatte ihn auch niemand gern. Er hatte seinen wahrscheinlich einzigen Freund verloren, er hatte Angst vor den eingewanderten Zwergen aus anderen Ländern, weil sie ihm oder seinen Kameraden etwas angetan hatten. Rolo verstand, dass ein Zwerg mit geringem Verstand zu keiner anderen Schlussfolgerung gelangen konnte. Eine Katze hätte das auch nicht gekonnt.
Er zog zum nächsten Ort und machte Rast in einem Wirtshaus. Am Nebentisch saß ein alter, weißer Giftzwerg und aß eine Schweinshaxe. Die hatte er auch bitter nötig, denn er war klein, schwach und krumm. Er schimpfte lautstark über das bunte Gesindel, als sein Blick schließlich auf den jungen, gesunden, kräftigen Rolo fiel.
„Nichts für ungut, Gelber.“, sagte er zu Rolo „Ich habe grundsätzlich nichts gegen Farben. Helle Farben sind ja ganz schön, die leuchten besonders auf weißem Grund. Es sind die dunklen Farben, die ich nicht ausstehen kann, die passen einfach nicht zu uns. Die blauen, roten und grünen Zwerge sollen dahin zurück ziehen, wo sie her gekommen sind. Da passen sie in die Landschaft, aber hier beißen sich ihre Farben mit denen, die hier hingehören. Sie mischen sich mit unseren Frauen und was kommt dann dabei heraus? Lauter verwaschene Kinder, die so schmuddelig aussehen, dass sie niemals leuchten können. Die müssen weg, die dunklen Zwerge, die wollen wir hier nicht.“
„Ich glaube“, sagte Rolo, „Nach der Haxe brauchst du erst einmal einen ordentlichen Schnaps zur Verdauung.“
Er bestellte dem Giftzwerg eine ganze Flasche und brachte ihn dazu, einen nach dem anderen zu kippen: auf die Vertreibung der dunklen Zwerge, auf alles Helle und Schöne, auf Schweinhaxen bis zum Abwinken und auf den Endsieg der weißen Zwerge. Am Ende schlief der Alte am Tisch ein und Rolo hoffte, dass er nie wieder aufwachte. Die Abscheu gegen alle kräftigen Farben hatte sich so tief in die Seele das alten Giftzwergs gebrannt, da war nichts mehr rückgängig zu machen, das musste sogar Rolo einsehen. Dieser hier hatte also Angst davor, dass seine gewohnte Umgebung sich veränderte, dass die Dinge nicht mehr so aussahen wie in seiner Kindheit. Eine seltsame Art, die Welt zu sehen, aber davon gab es sicher eine ganze Menge.
Rolo wanderte weiter und suchte sich ein Gasthaus für die Nacht. Jetzt, wo es langsam dunkel wurde, sah man immer mehr weiße Zwerge auf den Straßen und kaum noch bunte. Sie sahen aus wie Gespenster, die Giftzwerge und Rolo spürte die gleiche Angst vor den Weißen in sich aufsteigen, die diese vermutlich vor den Bunten hatten.
Im Gasthof saß eine Gruppe Giftzwerge zusammen und trank Met. Den Anführer machte Rolo sofort aus. Er hatte eiskalte Augen und sah so aus, als hätte irgendetwas ihm die Seele ausgesaugt. Er verzog keine Miene, sein Blick bohrte sich in Rolos Kopf und er sprach wie eine Maschine: „Die Dunklen nehmen unsere Frauen weg und mischen sich mit ihnen. Da kommen dann nichts als graubraune Bastarde raus, lauter Taugenichtse, die dauernd krank sind und nicht arbeiten können. Die müssen weg. Außerdem reicht es nicht für alle in Weißland, wenn von überall her die Bunten hier einfallen, die Felder leer fressen, die besten Höhlen besetzen und sich in unsere Ratsversammlungen schleichen, um irgendwann die Macht zu übernehmen. Denn die Zugezogenen sehen auch, dass es nicht für alle reicht, darum wollen sie uns verdrängen. Sie vermehren sich wie die Karnickel, bis sie irgendwann in der Mehrheit sind und dann versklaven sie uns. Wehret den Anfängen! Wir werden sie jagen, werden uns unser Land zurück erobern. Weißland für immer weiß!
„Weißland für immer weiß!“, antwortete die Gruppe brüllend und alle nahmen einen Schluck von ihrem Met.
Rolo hatte plötzlich eine ausgezeichnete Idee.
„Ihr müsst sie einzeln aufspüren.“, sagte er. Einen nach dem anderen verschwinden lassen, so dass der Rest gar nichts merkt.“
„Schlau.“, sagte einer der Giftzwerge. „So weit sind wir auch schon.“
„Ja, aber wisst ihr denn auch, dass in den alten Futhark-Höhlen draußen vor der Stadt ganze Sippen von Eingewanderten hausen? Ihr könntet einen nach dem anderen raus locken und dann mit ihm tun, was ihr für richtig haltet.“
„Was hieltest du denn für richtig?“, fragte der Anführer voller Argwohn.
„Zerhacken.“ antwortete Rolo mit vorgetäuschter Herzenskälte. „In den Boden rammen, verbrennen, zerschmettern, ertränken, häuten, was auch immer euch einfällt. Irgendwie müsst ihr sie ja kaputt kriegen.“
Die Giftzwerge klopften begeistert auf den Tisch.
„In die Futhark-Höhlen hat seit Jahren niemand einen Fuß gesetzt.“, sagte der Anführer. „Man sagt, sie seien verflucht. Aber wenn das stimmt, was du sagst, warum sollten wir sie einzeln herausholen? In den Höhlen können wir sie doch einfach ausräuchern.“
Wieder klopften die weißen Zwerge begeistert auf den Tisch und Rolo wünschte allseits gute Nacht. Er wusste dass die Futhark-Höhlen voller Wespennester waren. Wenn die Giftzwerge dort Rauch einleiteten, würden sie ihr schwarz-gelbes Wunder erleben.
Am nächsten Morgen führten Rolos Schritte ihn in die Hauptstadt von Zworderos. Hier wohnten die Riesen, die über das ganze Land herrschten, nicht nur über Zworderos, ihre Arme reichten bis ins Zwuselland, man spürte das immer dann, wenn sich etwas änderte, was kein einziger Regenbogenzwerg wollte, trotzdem geschah es einfach so. Die Häuser der Riesen waren strahlend weiß, nur die Fenster und Türrahmen waren in dezenten Pastelltönen gestrichen. Nirgendwo gewährte man Rolo Einlass und er fragte sich, warum die Riesen sich derartig gegen die Zwerge abschotteten, wo sie bei ihrer Größe und Macht doch eigentlich nichts von ihnen zu befürchten hatten. Doch dann entdeckte er eine Maueröffnung, um die sich niemand gekümmert hatte, ein kleines Fenster, durch das kein Riese sich hätte zwängen können, auch nicht der fette, weiße Giftzwerg, der vor der Honighalle gestanden hatte, aber der schlanke, wendige, dottergelbe Rolo, der kam hinein und was er dort entdeckte, verschlug ihm die Sprache.
Fortsetzung folgt am kommenden Freitag
Rolo gab sich naiv und unschuldig, als er den weißen Zwerg fragte: „Wo ist denn Weißland?“
„Na hie', du Wanze.“, antwortete der Giftzwerg.
„Aber hier ist doch Zworderos.“
„Wenn wi' mit den Zu'ezo'enen fetich sin', is' hier wieder Weißlan'.“
Der kann ja nicht einmal richtig sprechen – dachte Rolo erschüttert.
„Wann seid ihr denn mit den Zugezogenen fertig?“, fragte Rolo weiter nach.
„Wenn die alle ve'schwunnen sin'.“
„Warum sollen die denn verschwinden?“
„Bissu schwul oder was? Weil die Scheiße sin'. Die ham mein Kam'raden paltt 'emacht. Ich will Rache.“
Mit zitternden Händen zählte der debile Giftzwerg sein Kleingeld und musste immer wieder von vorn anfangen.
„Komm, Kamerad“, sagte Rolo, „Ich lad' dich ein.“ Er ging in die Honighalle und kaufte ein Fässchen Met für den Giftzwerg. Dieses Exemplar konnte man nicht mehr retten, nur ruhigstellen und dabei unterstützen, wie er sich ins Grab trank, so traurig das war. Keiner konnte ihn gebrauchen und vermutlich hatte ihn auch niemand gern. Er hatte seinen wahrscheinlich einzigen Freund verloren, er hatte Angst vor den eingewanderten Zwergen aus anderen Ländern, weil sie ihm oder seinen Kameraden etwas angetan hatten. Rolo verstand, dass ein Zwerg mit geringem Verstand zu keiner anderen Schlussfolgerung gelangen konnte. Eine Katze hätte das auch nicht gekonnt.
Er zog zum nächsten Ort und machte Rast in einem Wirtshaus. Am Nebentisch saß ein alter, weißer Giftzwerg und aß eine Schweinshaxe. Die hatte er auch bitter nötig, denn er war klein, schwach und krumm. Er schimpfte lautstark über das bunte Gesindel, als sein Blick schließlich auf den jungen, gesunden, kräftigen Rolo fiel.
„Nichts für ungut, Gelber.“, sagte er zu Rolo „Ich habe grundsätzlich nichts gegen Farben. Helle Farben sind ja ganz schön, die leuchten besonders auf weißem Grund. Es sind die dunklen Farben, die ich nicht ausstehen kann, die passen einfach nicht zu uns. Die blauen, roten und grünen Zwerge sollen dahin zurück ziehen, wo sie her gekommen sind. Da passen sie in die Landschaft, aber hier beißen sich ihre Farben mit denen, die hier hingehören. Sie mischen sich mit unseren Frauen und was kommt dann dabei heraus? Lauter verwaschene Kinder, die so schmuddelig aussehen, dass sie niemals leuchten können. Die müssen weg, die dunklen Zwerge, die wollen wir hier nicht.“
„Ich glaube“, sagte Rolo, „Nach der Haxe brauchst du erst einmal einen ordentlichen Schnaps zur Verdauung.“
Er bestellte dem Giftzwerg eine ganze Flasche und brachte ihn dazu, einen nach dem anderen zu kippen: auf die Vertreibung der dunklen Zwerge, auf alles Helle und Schöne, auf Schweinhaxen bis zum Abwinken und auf den Endsieg der weißen Zwerge. Am Ende schlief der Alte am Tisch ein und Rolo hoffte, dass er nie wieder aufwachte. Die Abscheu gegen alle kräftigen Farben hatte sich so tief in die Seele das alten Giftzwergs gebrannt, da war nichts mehr rückgängig zu machen, das musste sogar Rolo einsehen. Dieser hier hatte also Angst davor, dass seine gewohnte Umgebung sich veränderte, dass die Dinge nicht mehr so aussahen wie in seiner Kindheit. Eine seltsame Art, die Welt zu sehen, aber davon gab es sicher eine ganze Menge.
Rolo wanderte weiter und suchte sich ein Gasthaus für die Nacht. Jetzt, wo es langsam dunkel wurde, sah man immer mehr weiße Zwerge auf den Straßen und kaum noch bunte. Sie sahen aus wie Gespenster, die Giftzwerge und Rolo spürte die gleiche Angst vor den Weißen in sich aufsteigen, die diese vermutlich vor den Bunten hatten.
Im Gasthof saß eine Gruppe Giftzwerge zusammen und trank Met. Den Anführer machte Rolo sofort aus. Er hatte eiskalte Augen und sah so aus, als hätte irgendetwas ihm die Seele ausgesaugt. Er verzog keine Miene, sein Blick bohrte sich in Rolos Kopf und er sprach wie eine Maschine: „Die Dunklen nehmen unsere Frauen weg und mischen sich mit ihnen. Da kommen dann nichts als graubraune Bastarde raus, lauter Taugenichtse, die dauernd krank sind und nicht arbeiten können. Die müssen weg. Außerdem reicht es nicht für alle in Weißland, wenn von überall her die Bunten hier einfallen, die Felder leer fressen, die besten Höhlen besetzen und sich in unsere Ratsversammlungen schleichen, um irgendwann die Macht zu übernehmen. Denn die Zugezogenen sehen auch, dass es nicht für alle reicht, darum wollen sie uns verdrängen. Sie vermehren sich wie die Karnickel, bis sie irgendwann in der Mehrheit sind und dann versklaven sie uns. Wehret den Anfängen! Wir werden sie jagen, werden uns unser Land zurück erobern. Weißland für immer weiß!
„Weißland für immer weiß!“, antwortete die Gruppe brüllend und alle nahmen einen Schluck von ihrem Met.
Rolo hatte plötzlich eine ausgezeichnete Idee.
„Ihr müsst sie einzeln aufspüren.“, sagte er. Einen nach dem anderen verschwinden lassen, so dass der Rest gar nichts merkt.“
„Schlau.“, sagte einer der Giftzwerge. „So weit sind wir auch schon.“
„Ja, aber wisst ihr denn auch, dass in den alten Futhark-Höhlen draußen vor der Stadt ganze Sippen von Eingewanderten hausen? Ihr könntet einen nach dem anderen raus locken und dann mit ihm tun, was ihr für richtig haltet.“
„Was hieltest du denn für richtig?“, fragte der Anführer voller Argwohn.
„Zerhacken.“ antwortete Rolo mit vorgetäuschter Herzenskälte. „In den Boden rammen, verbrennen, zerschmettern, ertränken, häuten, was auch immer euch einfällt. Irgendwie müsst ihr sie ja kaputt kriegen.“
Die Giftzwerge klopften begeistert auf den Tisch.
„In die Futhark-Höhlen hat seit Jahren niemand einen Fuß gesetzt.“, sagte der Anführer. „Man sagt, sie seien verflucht. Aber wenn das stimmt, was du sagst, warum sollten wir sie einzeln herausholen? In den Höhlen können wir sie doch einfach ausräuchern.“
Wieder klopften die weißen Zwerge begeistert auf den Tisch und Rolo wünschte allseits gute Nacht. Er wusste dass die Futhark-Höhlen voller Wespennester waren. Wenn die Giftzwerge dort Rauch einleiteten, würden sie ihr schwarz-gelbes Wunder erleben.
Am nächsten Morgen führten Rolos Schritte ihn in die Hauptstadt von Zworderos. Hier wohnten die Riesen, die über das ganze Land herrschten, nicht nur über Zworderos, ihre Arme reichten bis ins Zwuselland, man spürte das immer dann, wenn sich etwas änderte, was kein einziger Regenbogenzwerg wollte, trotzdem geschah es einfach so. Die Häuser der Riesen waren strahlend weiß, nur die Fenster und Türrahmen waren in dezenten Pastelltönen gestrichen. Nirgendwo gewährte man Rolo Einlass und er fragte sich, warum die Riesen sich derartig gegen die Zwerge abschotteten, wo sie bei ihrer Größe und Macht doch eigentlich nichts von ihnen zu befürchten hatten. Doch dann entdeckte er eine Maueröffnung, um die sich niemand gekümmert hatte, ein kleines Fenster, durch das kein Riese sich hätte zwängen können, auch nicht der fette, weiße Giftzwerg, der vor der Honighalle gestanden hatte, aber der schlanke, wendige, dottergelbe Rolo, der kam hinein und was er dort entdeckte, verschlug ihm die Sprache.
Fortsetzung folgt am kommenden Freitag
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Freitag, 7. September 2018
Zwergenaufstand – ein krimifantastischer Vierteiler – Teil 1
c. fabry, 11:47h
Es geschah zu der Zeit im Lande Zworderos, als die weißen Giftzwerge wieder aus ihren Erdlöchern krochen und Angst und Schrecken verbreiteten, wie es seit jeher ihre Art gewesen war, als Rolo der Dottergelbe sich mit seinem alten Ohm besprach, wieso das alles geschah und was man dagegen unternehmen könne.
„Wo kommen die auf einmal alle her?“, fragte Rolo.
„Die waren die ganze Zeit da.“, antwortete der Ohm. „Normalerweise sieht man sie nicht, weil sie sich in ihren Löchern verkriechen, fernab der Sonne, darum sind sie auch so weiß.“
„Aber warum verkriechen sie sich?“
„Weil sie Angst haben. Und weil sie sich die meiste Zeit verkriechen, wird ihre Angst immer größer. Die Welt außerhalb ihrer Löcher wirkt übermächtig und lebensgefährlich auf sie, weil sie praktisch nichts kennen, was außerhalb ihrer Erdhöhlen liegt. Es ist ein Teufelskreis, aus dem sie nicht mehr heraus kommen.“
„Wie sind sie da hineingeraten?“
„Keine Ahnung. Die weißen Giftzwerge waren schon immer so, seit Zwergengedenken. Das wird von Generation zu Generation weitergegeben. Die haben das im Blut.“
„Aber wie kann man sie aus diesem Teufelskreis herausholen?“
„Indem man ihr Leiden beendet.“
„Wie bitte?“
„Na, du musst sie zerhacken, in den Boden rammen, verbrennen, zerschmettern, ertränken, häuten, was auch immer dir einfällt. Anders sind sie nicht kaputt zu kriegen.“
„Aber muss man sie gleich töten? Man könnte sie doch auch umerziehen.“
Der Ohm brach in schallendes Gelächter aus und sagte dann: „Eher rauche ich 'ne Camel durchs Nadelöhr, als dass ich einen Reichen in mein Himmelbett lasse und eher wird ein Riese zum Zwerg, als dass ein weißer Giftzwerg ein bunter Wunderzwerg wird. Die Torheit deiner Jugend vernebelt dir die Sinne. Zieh lieber los und mach so viele platt, wie du kannst.“
„Was schlägst du vor? Soll ich den Ring der Macht ins Feuer schmeißen oder Schwerter aus valyrischem Stahl in ihre kalten Herzen rammen?“
„Du hast zu viele Fantasy-Romane gelesen. Da hilft keine Magie, nur List und Tücke. Suche nach ihnen, schleiche dich an einzelne heran, immer schön einer nach dem anderen, still und leise. Die Giftzwerge sind so dumm; bis die merken, dass ihre Reihen sich lichten, sind sie schon so geschwächt, dass wir mit einem gezielten Überfall den Rest erledigen können.“
Schweren Herzens machte Rolo der Dottergelbe sich auf den Weg, mit nichts im Gepäck als seinem mäßigen Verstand, einem kleinen bisschen Mut und einer gigantischen Sehnsucht nach Frieden und Fröhlichkeit. Er liebte das bunte Zwuselland, selbst wenn auch hier bei weitem nicht alles zum besten stand, aber dafür waren die Regenbogenzwerge ja bunt und so verschieden in ihren Gaben, dass sie sich gemeinsam jeder noch so schweren Aufgabe stellten und vieles schöner und besser machten, als es vorher war.
Die weißen Giftzwerge entfärbten alles um sich herum. Mit ihnen verschwand die Freude aus der Welt, das Lachen, die Leichtigkeit, die Liebe, der Genuss und vor allem die Farben.
Es dauerte viele Tagesmärsche, bis er auf die ersten Erdhöhlen stieß. Dass es auch überall im Zwuselland weiße Giftzwerge gab, war ihm gar nicht aufgefallen, sie versteckten sich dort meistens, und wenn sie aus den Löchern kamen, verkleideten sie sich so geschickt als Regenbogenzwerge, dass man sich schon länger mit ihnen unterhalten musste, um sie zu entlarven. Er entschloss sich, den ersten, den er erwischte, nicht zu töten, sondern auszufragen, denn er musste unbedingt hinter das Geheimnis kommen, wie sie sich so rasant vermehrten, damit er dieses Unglück aufhalten konnte.
Fortsetzung folgt am kommenden Freitag
„Wo kommen die auf einmal alle her?“, fragte Rolo.
„Die waren die ganze Zeit da.“, antwortete der Ohm. „Normalerweise sieht man sie nicht, weil sie sich in ihren Löchern verkriechen, fernab der Sonne, darum sind sie auch so weiß.“
„Aber warum verkriechen sie sich?“
„Weil sie Angst haben. Und weil sie sich die meiste Zeit verkriechen, wird ihre Angst immer größer. Die Welt außerhalb ihrer Löcher wirkt übermächtig und lebensgefährlich auf sie, weil sie praktisch nichts kennen, was außerhalb ihrer Erdhöhlen liegt. Es ist ein Teufelskreis, aus dem sie nicht mehr heraus kommen.“
„Wie sind sie da hineingeraten?“
„Keine Ahnung. Die weißen Giftzwerge waren schon immer so, seit Zwergengedenken. Das wird von Generation zu Generation weitergegeben. Die haben das im Blut.“
„Aber wie kann man sie aus diesem Teufelskreis herausholen?“
„Indem man ihr Leiden beendet.“
„Wie bitte?“
„Na, du musst sie zerhacken, in den Boden rammen, verbrennen, zerschmettern, ertränken, häuten, was auch immer dir einfällt. Anders sind sie nicht kaputt zu kriegen.“
„Aber muss man sie gleich töten? Man könnte sie doch auch umerziehen.“
Der Ohm brach in schallendes Gelächter aus und sagte dann: „Eher rauche ich 'ne Camel durchs Nadelöhr, als dass ich einen Reichen in mein Himmelbett lasse und eher wird ein Riese zum Zwerg, als dass ein weißer Giftzwerg ein bunter Wunderzwerg wird. Die Torheit deiner Jugend vernebelt dir die Sinne. Zieh lieber los und mach so viele platt, wie du kannst.“
„Was schlägst du vor? Soll ich den Ring der Macht ins Feuer schmeißen oder Schwerter aus valyrischem Stahl in ihre kalten Herzen rammen?“
„Du hast zu viele Fantasy-Romane gelesen. Da hilft keine Magie, nur List und Tücke. Suche nach ihnen, schleiche dich an einzelne heran, immer schön einer nach dem anderen, still und leise. Die Giftzwerge sind so dumm; bis die merken, dass ihre Reihen sich lichten, sind sie schon so geschwächt, dass wir mit einem gezielten Überfall den Rest erledigen können.“
Schweren Herzens machte Rolo der Dottergelbe sich auf den Weg, mit nichts im Gepäck als seinem mäßigen Verstand, einem kleinen bisschen Mut und einer gigantischen Sehnsucht nach Frieden und Fröhlichkeit. Er liebte das bunte Zwuselland, selbst wenn auch hier bei weitem nicht alles zum besten stand, aber dafür waren die Regenbogenzwerge ja bunt und so verschieden in ihren Gaben, dass sie sich gemeinsam jeder noch so schweren Aufgabe stellten und vieles schöner und besser machten, als es vorher war.
Die weißen Giftzwerge entfärbten alles um sich herum. Mit ihnen verschwand die Freude aus der Welt, das Lachen, die Leichtigkeit, die Liebe, der Genuss und vor allem die Farben.
Es dauerte viele Tagesmärsche, bis er auf die ersten Erdhöhlen stieß. Dass es auch überall im Zwuselland weiße Giftzwerge gab, war ihm gar nicht aufgefallen, sie versteckten sich dort meistens, und wenn sie aus den Löchern kamen, verkleideten sie sich so geschickt als Regenbogenzwerge, dass man sich schon länger mit ihnen unterhalten musste, um sie zu entlarven. Er entschloss sich, den ersten, den er erwischte, nicht zu töten, sondern auszufragen, denn er musste unbedingt hinter das Geheimnis kommen, wie sie sich so rasant vermehrten, damit er dieses Unglück aufhalten konnte.
Fortsetzung folgt am kommenden Freitag
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