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Freitag, 4. August 2017
Abraham ist schuld – vierteiliger Kurzkrimi – Teil II
c. fabry, 23:46h
Voll Wonne ließ Abram seine alten Knochen knacken. Die ersten Strahlen der Morgensonne durchdrangen das Zelt und tanzten auf Hagars reizvollen Rundungen. Heute Nacht würde er sich mal eine Pause gönnen, aber morgen wäre Sarai wieder dran. Elohim hatte ihn mit zwei prachtvollen Weibern gesegnet, wenn sie auch nicht besonders fruchtbar waren. Immerhin hatte Hagar vor zehn Jahren den Ismael entbunden, aber Sarais flacher Bauch hatte sich bis heute nicht gerundet, dabei war sie wie Erdbeben und Lava zwischen den Laken. Hagar öffnete ihre ägyptischen Mandelaugen und murmelte: „Steht die Sonne schon hoch?“
„Ja, mein Herz.“, erwiderte Abram zärtlich. „Eigentlich sollte ich dich Feuer machen schicken, aber das kann Sarai ja auch allein bestellen, derweil ich meine Lieblingsfrau noch eine Weile im Arm halte.“
„Ich muss nach Ismael sehen:“, erwiderte Hagar. „Es ging ihm gestern Abend nicht gut. Vielleicht brauchte er nur die Ruhe der Nacht, aber vielleicht braucht er auch Arznei.“
Sie wand sich aus den Armen ihres Mannes und streifte ihr Gewand über. Ihre prachtvollen, glänzenden Locken drehte sie in einen Turban aus blauem Tuch, das ihre bronzefarbene Haut zum Leuchten brachte. Mit wiegenden Hüften verließ sie das Zelt und Abram seufzte vor Entzücken.
Ismael war längst auf den Beinen und melkte die ersten Ziegen. Sarai schichtete gerade Holz und Ziegenkot auf, Hagar brachte das Feuerwerkzeug.
„Wird ein heißer Tag heute.“, meinte sie. „Eigentlich müssten wir nur warten, dann könnte die Sonne den Morgentee bereiten.“
„Abram würde toben, wenn wir den Tee erst zur Mittagszeit fertig hätten.“, erwiderte Sarai. „Vielleicht sollten wir ihm mal einen starken Schlaftrunk brauen, der ihn bis zur Mittagsstunde schlafen lässt, dann könnten wir tatsächlich die Sonne für uns arbeiten lassen und morgens länger schlafen.“
„Die nächste Generation lauert schon.“, entgegnete Hagar grinsend. „Mein Sohn übt schon heimlich Patriarchen-Posen. Wenn Abram morgens nicht wach würde, würde er umgehend sein Erbe antreten und uns schlimmer scheuchen, als der Alte es je vermocht hat.“
„Wenigstens hast du einen Sohn.“, seufzte Sarai.
„Verschaff dir doch auch einen.“, schlug Hagar vor.
„Ich liege doch schon so viele Nächte bei Abram.“, rechtfertigte sich Sarai. „Was soll ich denn noch alles tun? Elohim lässt meinen Leib verdorren und ich weiß nicht warum.“
„Vielleicht ist es ja gar nicht dein Leib, den Elohim verdorren lässt.“, gab Hagar zu bedenken. „Es hat Jahre gedauert, bis ich schwanger wurde, und in den letzten zehn Jahren ist es nicht wieder vorgekommen. Neun Monde bevor Ismael zur Welt kam, habe ich mir Unterstützung außerhalb der Sippe geholt und es hat prompt geklappt.“
„Ich verstehe dich nicht ganz.“, entgegnete Sarai fassungslos, die längst ahnte, was sie nicht glauben konnte.
„Ismaels Vater war ein Fremder, der auf der Durchreise unser Gast war. Ein bildschöner Bursche, ich habe allerdings auch darauf geachtet, dass er Abram etwas ähnlich sah, damit nicht sofort auffällt, dass ich meinem Mann das Kind eines Anderen in die Arme gelegt habe. Aber wie sollte ich mir Nachkommen verschaffen von einem, dessen Samen kraftlos ist? Sicher ist dein Schoß genauso fruchtbar wie meiner, du hast ja noch deinen Blutfluss, versuche es einfach, bevor es zu spät ist.“
Etwa ein Jahr später kamen die Frauen wieder morgens an der Feuerstelle zusammen. Sarai kicherte. „Abram meint, er hat die Lösung für meine Kinderlosigkeit gefunden. Elohim hat angeblich zu ihm gesprochen und angekündigt, dass er so viele Nachkommen haben wird wie Sterne am Himmel und dass wir ab sofort neue Namen bekommen.“
„Und wie heißt du jetzt?“
„Sarah“
„Wie innovativ. Und Abram? Heißt der jetzt Abrm?“
„Nee, Abraham.“
„Das war ja wieder klar. Dein Name wird verstümmelt und seiner aufgebläht und das soll dann gegen Kinderlosigkeit helfen. Die Männer, was die sich immer auf ihre unnützen kleinen Beiträge einbilden. Liegen den ganzen Tag nur rum, trinken Tee, reden mit ihrem eingebildeten Gott und behaupten, uns zu beschützen. Dabei bin ich diejenige, die die Löwen vertreibt und du diejenige, die die Schlangen verscheucht. Und in der Nacht schmiert er uns ein bisschen voll mit dem, was er für seine Nachkommen hält. Die Welt ist schon verrückt, in der ausgerechnet die das Sagen haben, die zu gar nichts nütze sind.“
„Es ist, wie es ist.“, erwiderte Sarah. „Ich bin jetzt Sarah, er Abraham. - Sieh mal, aus dem Westen kommt eine kleine Karawane angerückt.“
„Das bedeutet, wir müssen dreimal soviel Wasser kochen und Brot backen.“, erwiderte Hagar seufzend. „Ich schicke Ismael zur Wasserstelle. Dann können wir noch mehr Körner mahlen und das Feuer schüren.“
Die Frauen arbeiteten unter Hochdruck. Als die Karawane fast bei ihnen angekommen war, blieb Hagar der Mund offen stehen. „Das ist er.“, raunte sie Sarah zu.
„Das ist wer?“, flüsterte Sarah zurück.
„Ismaels Vater. Der mit dem weißen Turban.“
„Oh.“, sagte Sarah nur, denn er war eine beeindruckende Erscheinung, ein bildschöner Mann, der die Besonderheiten verschiedenster Volksgruppen in seinem Gesicht und an seinem Körper vereinte. Er war hoch gewachsen wie die Äthiopier, seine Haut hatte die Farbe von Lehm und die Augen waren schräg wie die der Menschen, die von sehr weit her aus dem Osten kamen. Sein Haar war schwarz und glatt, der Bart dagegen kraus und drahtig und die Lippen geschwungen wie bei denen vom Euphrat- wie auch die von Abraham. Die hohen Wangenknochen stammten wohl ebenfalls aus dem Osten, er stellte die vollendete Komposition aus vielen verschiedenen Völkern dar.
Hagar war schon auf die Gruppe zugegangen, hatte sie begrüßt und ihnen Wasser gereicht. Sarah sah, wie sie sich mit dem schönen Fremden unterhielt und sich dann zu ihr umdrehte. Der Fremde sah sie an mit seinen warmen Mandelaugen und als ihre Blicke sich trafen, empfand Sarah eine verwirrende Mischung aus tiefster Sehnsucht und aufkommenden Fluchtimpulsen. Der Fremde nickte lächelnd und Sarah verschwand im Zelt, verwirrt und aufgewühlt. Sie füllte frisch geröstete Körner in die Getreidemühle und zerrieb den Weizen zwischen den Mühlsteinen. Hagar betrat grinsend das Zelt. „Er ist einverstanden:“, sagte sie.
„Wer ist womit einverstanden?“
„Vahid ist bereit, dich kennenzulernen.“
„Wozu?“
„Damit du dir von ihm Nachkommen verschaffen kannst.“
„Vahid? Was ist das überhaupt für ein Name? Was bedeutet er?“
„Vahid ist ein Name aus dem Reich Elam und er bedeutet: der Einzigartige.“
„Wie passend.“
„Ja, nicht wahr? Ist er nicht entzückend?“
„Er ist so hinreißend, dass ich es kaum aushalte. Wie soll ich mich mit ihm unterhalten, wenn ich ihm in Gedanken bereits die Gewänder von den Hüften reiße?“
„Du schaffst das schon, ich habe das ja schließlich auch hinbekommen.“
„Ja, du. Du bist ja auch selbst so schön wie der Morgen.“, dass Abraham ihr schon viele Male nachts ins Ohr geflüstert hatte, dass er die Liebe eigentlich nur mit ihr genieße und Hagar nur wegen der Nachkommen beschlafe, behielt sie für sich. Allerdings ahnte sie, dass er Hagar dasselbe erzählte und sie war froh, dass die Freundin sie genauso wenig als Rivalin sah, wie sie selbst.
Sarah war mit den Gedanken nicht so recht bei der Sache und hätte Hagar nicht aufgepasst, wäre der Brotteig missraten und die frischen Fladen wären im Feuer verbrannt. Den ganze Tag über waren die Frauen mit dem Zubereiten von Mahlzeiten beschäftigt, während sich der Patriarch mit den Gästen in den Schatten fläzte und sich bedienen ließ. Vahid warf Sarah verheißungsvolle Blicke zu und sie betete, dass Abraham es nicht bemerkte, aber der war so mit seiner narzistischen Selbstdarstellung beschäftigt, dass er kaum wahrnahm, was um ihn herum geschah. Sie raunte Hagar zu: „Beim Gäste unterhalten ist er genauso wie im Bett. Er wird einfach nicht fertig.“
„Das ist bei Vahid auch anders.“, kicherte Hagar. „Er sagte, er glaube, Abraham braucht so lange, weil er seine Vorhaut beschnitten hat. Bei jungen Männern soll das nicht schlecht sein, sonst sind die schon damit zu Ende, wenn du gerade überlegst, dass es dir vielleicht gefallen könnte. Aber wenn sie älter werden, ist es eine Plage mit ihnen. Sie reiben sich in dir und rühren in dir herum und mühen sich ab und du bist mit den Gedanken schon beim Eintopf und der Wäsche und betest, dass sie endlich von dir herunter steigen, damit du wieder Luft bekommst und dich sauber machen kannst.“
„Ach ja.“, erwiderte Sarah. „Dass die Männer uns aber auch immer mit diesem klebrigen Eiter beflecken müssen und uns nicht wie die Blumen bestäuben können. Oder ist das bei Vahid auch anders?“
„Nein, ganz im Gegenteil. Aus seinen Lenden kommt drei Mal soviel Saft, du denkst danach, dein Blutfluss habe eingesetzt. Aber währenddessen denkst du gar nicht.“
In der Nacht schlich Sarah sich aus dem Zelt. In eine Decke gehüllt machte sie sich auf den Weg zur nahe gelegenen Höhle, um dort ein Feuer zu entzünden. Hagar hatte Vahid bei passender Gelegenheit zugeflüstert, dass er die Höhle nachts aufsuchen solle. Hagar hielt Abraham die halbe Nacht auf Trab, bis er schließlich total erschöpft in einen tiefen Schlaf fiel.
Sarahs Feuer verbreitete gerade eine wohlige Wärme in der Höhle, als Vahid eintrat. Sie sprachen kein Wort, sie sahen sich nur an. Sarah breitete die Decke neben dem Feuer aus und legte ihr Gewand ab. Vahid tat es ihr gleich, setzte sich auf die Decke und zog sie zu sich herunter. Hagar hatte nicht zu viel versprochen; Vahid war ein Zauberkünstler. Sie liebten sich nicht nur einmal und als sie nacheinander ins Lager zurück schlichen – sie noch im Mondschein, er in der Morgendämmerung - lagen alle anderen fest in Morpheus Armen und nicht einmal Hagar wusste mit Sicherheit, ob das, was sie eingefädelt hatte, tatsächlich stattgefunden hatte.
ENDE TEIL II – FORTSETZUNG FOLGT
„Ja, mein Herz.“, erwiderte Abram zärtlich. „Eigentlich sollte ich dich Feuer machen schicken, aber das kann Sarai ja auch allein bestellen, derweil ich meine Lieblingsfrau noch eine Weile im Arm halte.“
„Ich muss nach Ismael sehen:“, erwiderte Hagar. „Es ging ihm gestern Abend nicht gut. Vielleicht brauchte er nur die Ruhe der Nacht, aber vielleicht braucht er auch Arznei.“
Sie wand sich aus den Armen ihres Mannes und streifte ihr Gewand über. Ihre prachtvollen, glänzenden Locken drehte sie in einen Turban aus blauem Tuch, das ihre bronzefarbene Haut zum Leuchten brachte. Mit wiegenden Hüften verließ sie das Zelt und Abram seufzte vor Entzücken.
Ismael war längst auf den Beinen und melkte die ersten Ziegen. Sarai schichtete gerade Holz und Ziegenkot auf, Hagar brachte das Feuerwerkzeug.
„Wird ein heißer Tag heute.“, meinte sie. „Eigentlich müssten wir nur warten, dann könnte die Sonne den Morgentee bereiten.“
„Abram würde toben, wenn wir den Tee erst zur Mittagszeit fertig hätten.“, erwiderte Sarai. „Vielleicht sollten wir ihm mal einen starken Schlaftrunk brauen, der ihn bis zur Mittagsstunde schlafen lässt, dann könnten wir tatsächlich die Sonne für uns arbeiten lassen und morgens länger schlafen.“
„Die nächste Generation lauert schon.“, entgegnete Hagar grinsend. „Mein Sohn übt schon heimlich Patriarchen-Posen. Wenn Abram morgens nicht wach würde, würde er umgehend sein Erbe antreten und uns schlimmer scheuchen, als der Alte es je vermocht hat.“
„Wenigstens hast du einen Sohn.“, seufzte Sarai.
„Verschaff dir doch auch einen.“, schlug Hagar vor.
„Ich liege doch schon so viele Nächte bei Abram.“, rechtfertigte sich Sarai. „Was soll ich denn noch alles tun? Elohim lässt meinen Leib verdorren und ich weiß nicht warum.“
„Vielleicht ist es ja gar nicht dein Leib, den Elohim verdorren lässt.“, gab Hagar zu bedenken. „Es hat Jahre gedauert, bis ich schwanger wurde, und in den letzten zehn Jahren ist es nicht wieder vorgekommen. Neun Monde bevor Ismael zur Welt kam, habe ich mir Unterstützung außerhalb der Sippe geholt und es hat prompt geklappt.“
„Ich verstehe dich nicht ganz.“, entgegnete Sarai fassungslos, die längst ahnte, was sie nicht glauben konnte.
„Ismaels Vater war ein Fremder, der auf der Durchreise unser Gast war. Ein bildschöner Bursche, ich habe allerdings auch darauf geachtet, dass er Abram etwas ähnlich sah, damit nicht sofort auffällt, dass ich meinem Mann das Kind eines Anderen in die Arme gelegt habe. Aber wie sollte ich mir Nachkommen verschaffen von einem, dessen Samen kraftlos ist? Sicher ist dein Schoß genauso fruchtbar wie meiner, du hast ja noch deinen Blutfluss, versuche es einfach, bevor es zu spät ist.“
Etwa ein Jahr später kamen die Frauen wieder morgens an der Feuerstelle zusammen. Sarai kicherte. „Abram meint, er hat die Lösung für meine Kinderlosigkeit gefunden. Elohim hat angeblich zu ihm gesprochen und angekündigt, dass er so viele Nachkommen haben wird wie Sterne am Himmel und dass wir ab sofort neue Namen bekommen.“
„Und wie heißt du jetzt?“
„Sarah“
„Wie innovativ. Und Abram? Heißt der jetzt Abrm?“
„Nee, Abraham.“
„Das war ja wieder klar. Dein Name wird verstümmelt und seiner aufgebläht und das soll dann gegen Kinderlosigkeit helfen. Die Männer, was die sich immer auf ihre unnützen kleinen Beiträge einbilden. Liegen den ganzen Tag nur rum, trinken Tee, reden mit ihrem eingebildeten Gott und behaupten, uns zu beschützen. Dabei bin ich diejenige, die die Löwen vertreibt und du diejenige, die die Schlangen verscheucht. Und in der Nacht schmiert er uns ein bisschen voll mit dem, was er für seine Nachkommen hält. Die Welt ist schon verrückt, in der ausgerechnet die das Sagen haben, die zu gar nichts nütze sind.“
„Es ist, wie es ist.“, erwiderte Sarah. „Ich bin jetzt Sarah, er Abraham. - Sieh mal, aus dem Westen kommt eine kleine Karawane angerückt.“
„Das bedeutet, wir müssen dreimal soviel Wasser kochen und Brot backen.“, erwiderte Hagar seufzend. „Ich schicke Ismael zur Wasserstelle. Dann können wir noch mehr Körner mahlen und das Feuer schüren.“
Die Frauen arbeiteten unter Hochdruck. Als die Karawane fast bei ihnen angekommen war, blieb Hagar der Mund offen stehen. „Das ist er.“, raunte sie Sarah zu.
„Das ist wer?“, flüsterte Sarah zurück.
„Ismaels Vater. Der mit dem weißen Turban.“
„Oh.“, sagte Sarah nur, denn er war eine beeindruckende Erscheinung, ein bildschöner Mann, der die Besonderheiten verschiedenster Volksgruppen in seinem Gesicht und an seinem Körper vereinte. Er war hoch gewachsen wie die Äthiopier, seine Haut hatte die Farbe von Lehm und die Augen waren schräg wie die der Menschen, die von sehr weit her aus dem Osten kamen. Sein Haar war schwarz und glatt, der Bart dagegen kraus und drahtig und die Lippen geschwungen wie bei denen vom Euphrat- wie auch die von Abraham. Die hohen Wangenknochen stammten wohl ebenfalls aus dem Osten, er stellte die vollendete Komposition aus vielen verschiedenen Völkern dar.
Hagar war schon auf die Gruppe zugegangen, hatte sie begrüßt und ihnen Wasser gereicht. Sarah sah, wie sie sich mit dem schönen Fremden unterhielt und sich dann zu ihr umdrehte. Der Fremde sah sie an mit seinen warmen Mandelaugen und als ihre Blicke sich trafen, empfand Sarah eine verwirrende Mischung aus tiefster Sehnsucht und aufkommenden Fluchtimpulsen. Der Fremde nickte lächelnd und Sarah verschwand im Zelt, verwirrt und aufgewühlt. Sie füllte frisch geröstete Körner in die Getreidemühle und zerrieb den Weizen zwischen den Mühlsteinen. Hagar betrat grinsend das Zelt. „Er ist einverstanden:“, sagte sie.
„Wer ist womit einverstanden?“
„Vahid ist bereit, dich kennenzulernen.“
„Wozu?“
„Damit du dir von ihm Nachkommen verschaffen kannst.“
„Vahid? Was ist das überhaupt für ein Name? Was bedeutet er?“
„Vahid ist ein Name aus dem Reich Elam und er bedeutet: der Einzigartige.“
„Wie passend.“
„Ja, nicht wahr? Ist er nicht entzückend?“
„Er ist so hinreißend, dass ich es kaum aushalte. Wie soll ich mich mit ihm unterhalten, wenn ich ihm in Gedanken bereits die Gewänder von den Hüften reiße?“
„Du schaffst das schon, ich habe das ja schließlich auch hinbekommen.“
„Ja, du. Du bist ja auch selbst so schön wie der Morgen.“, dass Abraham ihr schon viele Male nachts ins Ohr geflüstert hatte, dass er die Liebe eigentlich nur mit ihr genieße und Hagar nur wegen der Nachkommen beschlafe, behielt sie für sich. Allerdings ahnte sie, dass er Hagar dasselbe erzählte und sie war froh, dass die Freundin sie genauso wenig als Rivalin sah, wie sie selbst.
Sarah war mit den Gedanken nicht so recht bei der Sache und hätte Hagar nicht aufgepasst, wäre der Brotteig missraten und die frischen Fladen wären im Feuer verbrannt. Den ganze Tag über waren die Frauen mit dem Zubereiten von Mahlzeiten beschäftigt, während sich der Patriarch mit den Gästen in den Schatten fläzte und sich bedienen ließ. Vahid warf Sarah verheißungsvolle Blicke zu und sie betete, dass Abraham es nicht bemerkte, aber der war so mit seiner narzistischen Selbstdarstellung beschäftigt, dass er kaum wahrnahm, was um ihn herum geschah. Sie raunte Hagar zu: „Beim Gäste unterhalten ist er genauso wie im Bett. Er wird einfach nicht fertig.“
„Das ist bei Vahid auch anders.“, kicherte Hagar. „Er sagte, er glaube, Abraham braucht so lange, weil er seine Vorhaut beschnitten hat. Bei jungen Männern soll das nicht schlecht sein, sonst sind die schon damit zu Ende, wenn du gerade überlegst, dass es dir vielleicht gefallen könnte. Aber wenn sie älter werden, ist es eine Plage mit ihnen. Sie reiben sich in dir und rühren in dir herum und mühen sich ab und du bist mit den Gedanken schon beim Eintopf und der Wäsche und betest, dass sie endlich von dir herunter steigen, damit du wieder Luft bekommst und dich sauber machen kannst.“
„Ach ja.“, erwiderte Sarah. „Dass die Männer uns aber auch immer mit diesem klebrigen Eiter beflecken müssen und uns nicht wie die Blumen bestäuben können. Oder ist das bei Vahid auch anders?“
„Nein, ganz im Gegenteil. Aus seinen Lenden kommt drei Mal soviel Saft, du denkst danach, dein Blutfluss habe eingesetzt. Aber währenddessen denkst du gar nicht.“
In der Nacht schlich Sarah sich aus dem Zelt. In eine Decke gehüllt machte sie sich auf den Weg zur nahe gelegenen Höhle, um dort ein Feuer zu entzünden. Hagar hatte Vahid bei passender Gelegenheit zugeflüstert, dass er die Höhle nachts aufsuchen solle. Hagar hielt Abraham die halbe Nacht auf Trab, bis er schließlich total erschöpft in einen tiefen Schlaf fiel.
Sarahs Feuer verbreitete gerade eine wohlige Wärme in der Höhle, als Vahid eintrat. Sie sprachen kein Wort, sie sahen sich nur an. Sarah breitete die Decke neben dem Feuer aus und legte ihr Gewand ab. Vahid tat es ihr gleich, setzte sich auf die Decke und zog sie zu sich herunter. Hagar hatte nicht zu viel versprochen; Vahid war ein Zauberkünstler. Sie liebten sich nicht nur einmal und als sie nacheinander ins Lager zurück schlichen – sie noch im Mondschein, er in der Morgendämmerung - lagen alle anderen fest in Morpheus Armen und nicht einmal Hagar wusste mit Sicherheit, ob das, was sie eingefädelt hatte, tatsächlich stattgefunden hatte.
ENDE TEIL II – FORTSETZUNG FOLGT
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Freitag, 28. Juli 2017
Abraham ist schuld – vierteiliger Kurzkrimi – Teil I
c. fabry, 19:34h
Es war das zweite Klassenfest an der Grundschule am Tuchtweg. Tuncay verzichtete auf ein gegrilltes Steak, obwohl er einen rasenden Hunger auf Fleisch hatte. Es lag zwar Rindfleisch auf dem Rost, aber halal war es trotzdem nicht. Dass die Schafe, die sie zum Opferfest in der Familie mit einem Spaten schlachteten, genaugenommen auch nicht halal waren, weil sie vom Schächten so viel verstanden wie ein Soziologe vom Mauern, blendete er dabei aus. Er hatte eben seine Prinzipien. Daniel verzehrte auch nur Salat. Das wunderte ihn und er fragte: „Bist du Vegetarier?“
„Nein, Jude.“
„Aber das ist kein Schweinefleisch.“
„Richtig, aber die Steaks sind in Sahne eingelegt und damit nicht koscher. Mal davon abgesehen, auch nicht koscher geschlachtet.“
„Tja“, mischte Jörn sich ein. „Wenn ihr eure Kinder auf eine evangelische Bekenntnisschule schickt, müsst ihr euch nicht wundern, wenn ihr bei euren komplizierten Essgewohnheiten nicht richtig satt werdet. Das ist eben der Vorteil, wenn man Christ ist; man darf alles essen.“
„Klar, auch Scheiße.“, murmelte Tuncay.
„Gleich fängst du dir eine ein!“, drohte Jörn.
„Entspannt euch.“, beschwichtigte Daniel die beiden Hitzköpfe. „Es kann doch jeder essen, was er für richtig hält. Das geht keinen etwas an.“
„Ach“, beklagte sich Jörn. „Aber wenn die Moslems beim Schlachten den Tierschutz nicht einhalten und die armen Viecher kopfüber aufgehängt langsam ausbluten lassen, dann geht mich das als Bürger dieses Landes schon was an! Das sollte man mal mit euch machen und zwar genau dann, wenn euer scheiß Opferfest ist. Könnt euch ja mal selber opfern.“
Tuncay stürmte auf Jörn zu, Daniel ging dazwischen. „Jetzt versaut euren Kindern nicht das Klassenfest, ihr Spinner!“, schimpfte er. „Vom Schächten hast du echt keine Ahnung, Jörn. Das haben nicht die Muslime erfunden, sondern wir Juden und zwar auch aus Gründen des Tierschutzes. Da muss nämlich die Halsschlagader mit einem sauberen, sehr scharfen Messer mit einem einzigen Schnitt blitzschnell geöffnet werden, so dass das Tier sofort das Bewusstsein verliert. In euren Schlachthöfen werden die Tiere auch kopfüber aufgehängt und dann wachen sie oft nochmal auf und werden zuckend ins kochende Wasser getaucht. Also erzähl du uns nichts von Tierschutz, oder willst du behaupten, dass du nur Biofleisch isst?“
„Das ist ja viel zu teuer.“, entschuldigte Jörn sich. „Aber was du da vom Schächten erzählst, ist doch nur graue Theorie. Jeden Herbst marodieren die Moslems durch die Gegend, schwatzen den Bauern Schafe ab, die sie dann im Hinterhof irgendwie schlachten, wenn sie sich nicht sogar nachts auf die Weide schleichen und die Tiere da direkt mit nem Beil erschlagen oder, weil sie zu blöd dafür sind, die schwer verletzten Viecher halb tot liegen lassen. Und wozu das alles? Weil sie immer noch wie in grauer Vorzeit ihre scheiß Schlachtopfer bringen müssen.“
„Du hast echt überhaupt keine Ahnung, Mann.“, erwiderte Tuncay. „Beim Opferfest geht es darum, wie Ibrahim seinen Sohn Ismail opfern sollte, das hatte Allah ihm so aufgetragen. Aber dann schickte Allah einen Widder und den schlachtete Ibrahim anstelle seines Sohnes. Das Fleisch teilte er mit den Armen und in Erinnerung an diese Geschichte feiern wir das Opferfest, treffen uns in den Familien und teilen das Fleisch mit denen, die sich das nicht leisten können.“
„Aber eigentlich hat die Geschichte sich ja etwas anders zugetragen.“, erklärte Daniel. „Ibrahim oder Abraham, wie wir ihn nennen, hatte Ismael mit seiner Mutter Hagar längst in die Wüste geschickt. Haschem hatte ihn beauftragt seinen Sohn Isaak zu opfern, seinen einzigen rechtmäßigen Sohn, von seiner Ehefrau Sarah, denn Ismaels Mutter war nur die Zofe seiner Frau. Gott stellte Abraham damit auf die Probe, wie sehr er ihn liebte und ihm gehorchte. Als klar war, wie treu ergeben Abraham seinem Schöpfer war, zeigte der sich gnädig und schickte einen Widder, der sich im Gestrüpp verfing. Den legte Abraham dann auf den Brandopfer-Altar. Die Muslime haben diese Geschichte verdreht und ihren Stammvater Ismael an die Stelle des jüdischen Stammvaters Isaak gesetzt.“
„Von wegen verdreht!“, protestierte Tuncay. „Der Islam ist die älteste Religion der Welt! Der Islam war schon immer da.“
„Hallo?“, erwiderte Daniel. „Mohammed tauchte erst im 6. Jahrhundert unserer Zeitrechnung auf. Da ist ja das Christentum ein halbes Jahrtausend älter. Und das Judentum ist gleich noch mal ein Jahrtausend älter. Ist doch wohl klar, wer da von wem abgeschrieben hat.“
Jetzt mischte Tuncays Frau Kerime sich ein: „Müsst ihr Männer schon wieder alles aufmischen? Könnt ihr nicht einmal friedlich zusammen feiern? Ist doch egal wen der alte Mann vor dreitausend Jahren schlachten wollte. Der Sinn der Sache ist doch, dass alle sich vertragen. Im Koran wird Isaak übrigens als rechtschaffener Prophet gepriesen und gesegnet. Also vertragt euch.“ Dann wandte sie sich an Jörn: „Als Christ solltest du die Geschichte doch auch kennen. Was wird denn bei euch in der Kirche erzählt?“
„Woher soll ich das wissen?“, erwiderte Jörn. „So genau kenne ich mich in der Bibel nicht aus. Ich bin ja schließlich kein Pastor.“
„Die Geschichte von Abraham und Isaak steht auch in der Bibel.“, erklärte die Lehrerin.
„Na also!“, ereiferte sich Jörn. „Zwei gegen einen. Muslime können eben nur billige Fälschungen abliefern, sonst nichts.“
Daniel schüttelte mit dem Kopf und Tuncay rief: „Und ihr scheiß Deutschen könnt nur Schweinefleisch fressen und Minderheiten verfolgen. Meint, ihr wärt was Besseres, weil ihr Christen seid und habt noch nicht mal Ahnung von eurer Religion.“
„Erzähl du mir nicht, wie ich in meinem Land zu leben habe!“, zischte Jörn und griff sich plötzlich ein Messer, mit dem der Grillmeister große Fleischstücke zerlegte. Kerime ging erneut dazwischen: „Jetzt kommt runter, Männer. Das ist doch total überflüssig, was ihr hier abzieht.“
„Der einzige, der hier gerade was abzieht, ist diese verdammte Kartoffel!“, brüllte Tuncay. Nun brannten Jörn endgültig die Sicherungen durch. Er stürzte sich auf den muslimischen Vater, Kerime warf sich schützend vor ihren Mann. „Ibrahim...“, murmelte sie noch, dann ging sie zu Boden.
ENDE TEIL I – FORTSETZUNG FOLGT
„Nein, Jude.“
„Aber das ist kein Schweinefleisch.“
„Richtig, aber die Steaks sind in Sahne eingelegt und damit nicht koscher. Mal davon abgesehen, auch nicht koscher geschlachtet.“
„Tja“, mischte Jörn sich ein. „Wenn ihr eure Kinder auf eine evangelische Bekenntnisschule schickt, müsst ihr euch nicht wundern, wenn ihr bei euren komplizierten Essgewohnheiten nicht richtig satt werdet. Das ist eben der Vorteil, wenn man Christ ist; man darf alles essen.“
„Klar, auch Scheiße.“, murmelte Tuncay.
„Gleich fängst du dir eine ein!“, drohte Jörn.
„Entspannt euch.“, beschwichtigte Daniel die beiden Hitzköpfe. „Es kann doch jeder essen, was er für richtig hält. Das geht keinen etwas an.“
„Ach“, beklagte sich Jörn. „Aber wenn die Moslems beim Schlachten den Tierschutz nicht einhalten und die armen Viecher kopfüber aufgehängt langsam ausbluten lassen, dann geht mich das als Bürger dieses Landes schon was an! Das sollte man mal mit euch machen und zwar genau dann, wenn euer scheiß Opferfest ist. Könnt euch ja mal selber opfern.“
Tuncay stürmte auf Jörn zu, Daniel ging dazwischen. „Jetzt versaut euren Kindern nicht das Klassenfest, ihr Spinner!“, schimpfte er. „Vom Schächten hast du echt keine Ahnung, Jörn. Das haben nicht die Muslime erfunden, sondern wir Juden und zwar auch aus Gründen des Tierschutzes. Da muss nämlich die Halsschlagader mit einem sauberen, sehr scharfen Messer mit einem einzigen Schnitt blitzschnell geöffnet werden, so dass das Tier sofort das Bewusstsein verliert. In euren Schlachthöfen werden die Tiere auch kopfüber aufgehängt und dann wachen sie oft nochmal auf und werden zuckend ins kochende Wasser getaucht. Also erzähl du uns nichts von Tierschutz, oder willst du behaupten, dass du nur Biofleisch isst?“
„Das ist ja viel zu teuer.“, entschuldigte Jörn sich. „Aber was du da vom Schächten erzählst, ist doch nur graue Theorie. Jeden Herbst marodieren die Moslems durch die Gegend, schwatzen den Bauern Schafe ab, die sie dann im Hinterhof irgendwie schlachten, wenn sie sich nicht sogar nachts auf die Weide schleichen und die Tiere da direkt mit nem Beil erschlagen oder, weil sie zu blöd dafür sind, die schwer verletzten Viecher halb tot liegen lassen. Und wozu das alles? Weil sie immer noch wie in grauer Vorzeit ihre scheiß Schlachtopfer bringen müssen.“
„Du hast echt überhaupt keine Ahnung, Mann.“, erwiderte Tuncay. „Beim Opferfest geht es darum, wie Ibrahim seinen Sohn Ismail opfern sollte, das hatte Allah ihm so aufgetragen. Aber dann schickte Allah einen Widder und den schlachtete Ibrahim anstelle seines Sohnes. Das Fleisch teilte er mit den Armen und in Erinnerung an diese Geschichte feiern wir das Opferfest, treffen uns in den Familien und teilen das Fleisch mit denen, die sich das nicht leisten können.“
„Aber eigentlich hat die Geschichte sich ja etwas anders zugetragen.“, erklärte Daniel. „Ibrahim oder Abraham, wie wir ihn nennen, hatte Ismael mit seiner Mutter Hagar längst in die Wüste geschickt. Haschem hatte ihn beauftragt seinen Sohn Isaak zu opfern, seinen einzigen rechtmäßigen Sohn, von seiner Ehefrau Sarah, denn Ismaels Mutter war nur die Zofe seiner Frau. Gott stellte Abraham damit auf die Probe, wie sehr er ihn liebte und ihm gehorchte. Als klar war, wie treu ergeben Abraham seinem Schöpfer war, zeigte der sich gnädig und schickte einen Widder, der sich im Gestrüpp verfing. Den legte Abraham dann auf den Brandopfer-Altar. Die Muslime haben diese Geschichte verdreht und ihren Stammvater Ismael an die Stelle des jüdischen Stammvaters Isaak gesetzt.“
„Von wegen verdreht!“, protestierte Tuncay. „Der Islam ist die älteste Religion der Welt! Der Islam war schon immer da.“
„Hallo?“, erwiderte Daniel. „Mohammed tauchte erst im 6. Jahrhundert unserer Zeitrechnung auf. Da ist ja das Christentum ein halbes Jahrtausend älter. Und das Judentum ist gleich noch mal ein Jahrtausend älter. Ist doch wohl klar, wer da von wem abgeschrieben hat.“
Jetzt mischte Tuncays Frau Kerime sich ein: „Müsst ihr Männer schon wieder alles aufmischen? Könnt ihr nicht einmal friedlich zusammen feiern? Ist doch egal wen der alte Mann vor dreitausend Jahren schlachten wollte. Der Sinn der Sache ist doch, dass alle sich vertragen. Im Koran wird Isaak übrigens als rechtschaffener Prophet gepriesen und gesegnet. Also vertragt euch.“ Dann wandte sie sich an Jörn: „Als Christ solltest du die Geschichte doch auch kennen. Was wird denn bei euch in der Kirche erzählt?“
„Woher soll ich das wissen?“, erwiderte Jörn. „So genau kenne ich mich in der Bibel nicht aus. Ich bin ja schließlich kein Pastor.“
„Die Geschichte von Abraham und Isaak steht auch in der Bibel.“, erklärte die Lehrerin.
„Na also!“, ereiferte sich Jörn. „Zwei gegen einen. Muslime können eben nur billige Fälschungen abliefern, sonst nichts.“
Daniel schüttelte mit dem Kopf und Tuncay rief: „Und ihr scheiß Deutschen könnt nur Schweinefleisch fressen und Minderheiten verfolgen. Meint, ihr wärt was Besseres, weil ihr Christen seid und habt noch nicht mal Ahnung von eurer Religion.“
„Erzähl du mir nicht, wie ich in meinem Land zu leben habe!“, zischte Jörn und griff sich plötzlich ein Messer, mit dem der Grillmeister große Fleischstücke zerlegte. Kerime ging erneut dazwischen: „Jetzt kommt runter, Männer. Das ist doch total überflüssig, was ihr hier abzieht.“
„Der einzige, der hier gerade was abzieht, ist diese verdammte Kartoffel!“, brüllte Tuncay. Nun brannten Jörn endgültig die Sicherungen durch. Er stürzte sich auf den muslimischen Vater, Kerime warf sich schützend vor ihren Mann. „Ibrahim...“, murmelte sie noch, dann ging sie zu Boden.
ENDE TEIL I – FORTSETZUNG FOLGT
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Samstag, 22. Juli 2017
Vulkanausbruch
c. fabry, 21:44h
Es war nur ein Augenblick, ein Augenblick im wahrsten Sinne des Wortes und schon stand sie in Flammen. Nicht zum ersten Mal. Ihre Blicke hatten sich nur kurz getroffen, aber mit einer solchen Intensität, dass das Bild sich augenblicklich auf ihrer biologischen Festplatte einbrannte und zwar für immer. Es gesellte sich zu den anderen, bereits gespeicherten Bildern vom TEN SING-Festival, vom Vorbereitungstreffen für die Romfahrt, vom Kirchentag. Sie hatte nicht geahnt, dass sie ihm auch beim Jubiläumsfest des Kirchenkreises begegnen würde, über die Aktivitäten des Jugendreferates war sie nicht informiert, Jugendpfarrer war ja Jochen Twellsiek. Dass man so einen zum Jugendpfarrer gemacht hatte, war für sie nicht nachvollziehbar, ein selten unpragmatischer Typ mit der Empathie eines Fisches. Julian dagegen... Als sie ihm zum ersten Mal begegnet war, vor einem Jahr beim Open Space zum Thema Jugend und Gemeinde, da hatte sie noch gedacht, was für eiskalte Augen, der könnte doch glatt jemanden umbringen, ohne mit der Wimper zu zucken. Dann hatten sie sich zufällig unterhalten. Wie heiße Milch mit Honig war seine sanfte Stimme in sie hinein geströmt und als er mit seinen vermeintlich eiskalten Augen in die ihren blickte, verwandelten diese sich in wärmende Sonnen, die begannen ihre Seele sachte aber stetig immer weiter Richtung Siedepunkt zu treiben. Zuerst hatte sie nur große Sympathie empfunden, sich in seiner Gegenwart wohlgefühlt und ihm ihren Respekt gezollt. Die Veranstaltung war zu Ende gegangen und sie hatte nicht damit gerechnet, ihn jemals wieder zu sehen. Vor einem halben Jahr hatte sie ihn auf dem Festival urplötzlich in der Menge ausgemacht und sich gewundert, warum diese Tatsache ihren Puls nach oben trieb. Ihre Blicke hatten sich getroffen und dann war er auf sie zugekommen und hatte sie angesprochen. In diesem Moment hatte sie gewusst, dass sie ihn nie wieder aus ihrem Kopf verbannen konnte. Beim Vorbereitungstreffen für die Romfahrt war sie dann auf ihn zugegangen und hatte ihm ins Gesicht gesagt, wie sehr sie sich freue, dass er auch mit im Team sei. Vor sich selbst rechtfertigte sie sich damit, dass sie Netzwerke knüpfen musste, um im kommenden Jahr überzeugend bei ihrer Bewerbung als Jugendpfarrerin auftreten zu können. Sollte Jochen sich doch um Diakonie kümmern, das passte ohnehin viel besser zu ihm.
„Uomini da diecianove“, klang es in ihrem Kopf, die erste Zeile von „I Maschi“ von Gianna Nannini. Süße Neunzehn und sie war doppelt so alt, könnte seine Mutter sein. „Na, und? Ist doch nicht strafbar, ist ja schließlich erwachsen.“
Sie wandte den Blick kurz in die andere Richtung und blickte in ein paar wirklich eiskalte Augen. Es war Jochen. Er beobachtete sie. Warum tat er das? Sie war doch einfach nur hier, unterhielt sich mit Leuten wie alle anderen auch. Ahnte er, dass sie plante, ihn vom Thron zu stoßen?
Dann spürte sie zwei Hände an ihren Schultern. Oh Gott, dachte sie, Wanderkrötenalarm, Sigmar von hinten, gleich muss ich kotzen. Sie drehte sich um und knickte ein wenig in den Knien ein, denn sie blickte in zwei gelbgrüne Samtaugen. Julian hatte gerade die nächste Grenze überschritten, eine Hürde genommen und jetzt war die Frage, ob sie die Latte für die nächste Begegnung höher legen durfte.
„Tschuldigung“, sagte er lächelnd, „Anders komme ich hier nicht vorbei.“
„Du musst dich nicht entschuldigen.“, sagte sie. „Ist mir ein Vergnügen.“
Julian strahlte sie an und ging weiter. Rom, wir kommen, dachte sie.
Die Natur forderte ihren Tribut und trieb sie zum Toilettenwagen. Als sie zum Festplatz zurückging, trat plötzlich Jochen zwischen zwei Ständen hervor, an deren Rückseite sie sich aufhielten.
„Übertreib es besser nicht.“, sagte er. „Das hat schon so manchem das Genick gebrochen.“
„Was meinst du?“, fragte sie.
„Julian, meine ich. Ich beobachte das schon länger. Glaub nicht, dass das niemand merkt. Zumindest ich merke es und ich werde nicht tatenlos zusehen.“
Dann verschwand er in Richtung Toilettenwagen.
Dieser letzte Satz traf sie wie ein Giftpfeil. Sie spürte, wie die Kräfte sie schon verließen. Horrorbilder tauchten vor ihrem inneren Auge auf: angeekelte Blicke von Kollegen, peinliche Gespräche mit dem Sup, Aussagen vor einer disziplinarischen Kommission, Strafversetzung oder im schlimmsten Fall sogar Beschäftigungsverbot. Sie konnte nicht zulassen, dass Jochen ihr Leben zerstörte. Er war gerade allein im Toilettenwagen. Sie hatte noch das Skalpell vom Passepartout-Workshop in der Handtasche. Sie dachte nicht lange nach, dazu war keine Zeit. Sie ging zurück zum Wagen. Nur eine Tür war verschlossen. Sie betrat die Nebenkabine und schloss sich ein. Kurz darauf ging nebenan die Spülung. Sie spülte ebenfalls. Jochen schloss auf, sie tat es ihm gleich. Jochen ging zum Handwaschbecken, sie trat hinter ihn. Seine Halsschlagader trat deutlich hervor, eine Tatsache, die seinem fortgeschrittenen Alter geschuldet war. Jugendpfarrer mit fünfzig, das war ja auch unverantwortlich, Zeit für eine weibliche Ablösung in den Dreißigern. Sie musste nur einmal in die Tasche greifen und weil er nichts ahnte, ließ sich der Schnitt präzise ansetzen. Er versuchte noch, die Wunde zuzudrücken, aber es war zwecklos. Vor Ablauf einer Minute ging er zu Boden. Wie durch ein Wunder hatte sie kaum Spritzer abbekommen. Sie wusch sich die Hände und die Tatwaffe, wickelte das Skalpell in Handtuchpapier und trug es in einen der zahlreichen überquellenden Müllsäcke. Selbst wenn es gefunden würde, würde niemand einen Zusammenhang zu ihr herstellen. Wieder auf dem Festplatz holte sie sich einen Kaffee. Kurz darauf traf ihr Blick auf Julians grüne Samtaugen. Rom, wir kommen, dachte sie noch. Dann zerriss ein markerschütternder Schrei das friedliche Treiben und nichts würde mehr sein wie es war.
„Uomini da diecianove“, klang es in ihrem Kopf, die erste Zeile von „I Maschi“ von Gianna Nannini. Süße Neunzehn und sie war doppelt so alt, könnte seine Mutter sein. „Na, und? Ist doch nicht strafbar, ist ja schließlich erwachsen.“
Sie wandte den Blick kurz in die andere Richtung und blickte in ein paar wirklich eiskalte Augen. Es war Jochen. Er beobachtete sie. Warum tat er das? Sie war doch einfach nur hier, unterhielt sich mit Leuten wie alle anderen auch. Ahnte er, dass sie plante, ihn vom Thron zu stoßen?
Dann spürte sie zwei Hände an ihren Schultern. Oh Gott, dachte sie, Wanderkrötenalarm, Sigmar von hinten, gleich muss ich kotzen. Sie drehte sich um und knickte ein wenig in den Knien ein, denn sie blickte in zwei gelbgrüne Samtaugen. Julian hatte gerade die nächste Grenze überschritten, eine Hürde genommen und jetzt war die Frage, ob sie die Latte für die nächste Begegnung höher legen durfte.
„Tschuldigung“, sagte er lächelnd, „Anders komme ich hier nicht vorbei.“
„Du musst dich nicht entschuldigen.“, sagte sie. „Ist mir ein Vergnügen.“
Julian strahlte sie an und ging weiter. Rom, wir kommen, dachte sie.
Die Natur forderte ihren Tribut und trieb sie zum Toilettenwagen. Als sie zum Festplatz zurückging, trat plötzlich Jochen zwischen zwei Ständen hervor, an deren Rückseite sie sich aufhielten.
„Übertreib es besser nicht.“, sagte er. „Das hat schon so manchem das Genick gebrochen.“
„Was meinst du?“, fragte sie.
„Julian, meine ich. Ich beobachte das schon länger. Glaub nicht, dass das niemand merkt. Zumindest ich merke es und ich werde nicht tatenlos zusehen.“
Dann verschwand er in Richtung Toilettenwagen.
Dieser letzte Satz traf sie wie ein Giftpfeil. Sie spürte, wie die Kräfte sie schon verließen. Horrorbilder tauchten vor ihrem inneren Auge auf: angeekelte Blicke von Kollegen, peinliche Gespräche mit dem Sup, Aussagen vor einer disziplinarischen Kommission, Strafversetzung oder im schlimmsten Fall sogar Beschäftigungsverbot. Sie konnte nicht zulassen, dass Jochen ihr Leben zerstörte. Er war gerade allein im Toilettenwagen. Sie hatte noch das Skalpell vom Passepartout-Workshop in der Handtasche. Sie dachte nicht lange nach, dazu war keine Zeit. Sie ging zurück zum Wagen. Nur eine Tür war verschlossen. Sie betrat die Nebenkabine und schloss sich ein. Kurz darauf ging nebenan die Spülung. Sie spülte ebenfalls. Jochen schloss auf, sie tat es ihm gleich. Jochen ging zum Handwaschbecken, sie trat hinter ihn. Seine Halsschlagader trat deutlich hervor, eine Tatsache, die seinem fortgeschrittenen Alter geschuldet war. Jugendpfarrer mit fünfzig, das war ja auch unverantwortlich, Zeit für eine weibliche Ablösung in den Dreißigern. Sie musste nur einmal in die Tasche greifen und weil er nichts ahnte, ließ sich der Schnitt präzise ansetzen. Er versuchte noch, die Wunde zuzudrücken, aber es war zwecklos. Vor Ablauf einer Minute ging er zu Boden. Wie durch ein Wunder hatte sie kaum Spritzer abbekommen. Sie wusch sich die Hände und die Tatwaffe, wickelte das Skalpell in Handtuchpapier und trug es in einen der zahlreichen überquellenden Müllsäcke. Selbst wenn es gefunden würde, würde niemand einen Zusammenhang zu ihr herstellen. Wieder auf dem Festplatz holte sie sich einen Kaffee. Kurz darauf traf ihr Blick auf Julians grüne Samtaugen. Rom, wir kommen, dachte sie noch. Dann zerriss ein markerschütternder Schrei das friedliche Treiben und nichts würde mehr sein wie es war.
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Freitag, 14. Juli 2017
Silberkonfirmation – zweiteiliger Kurzkrimi – Teil II
c. fabry, 00:25h
Fliege sprang von seinem Stuhl auf und stürzte zur Damentoilette. Max rief einen Krankenwagen. Als der Notarzt eintrudelte konnte er nur noch den Tod der jungen Frau feststellen. Sie hatte Würgemale am Hals, darum informierte er die Polizei und erklärte: „Sie bleiben jetzt besser alle hier, die wollen sicher mit jedem reden.“
Fliege war außer sich, noch nie hatten die anderen ihn so laut und heftig weinen gesehen. Alle waren zutiefst schockiert. Während sie auf die Polizei warteten sagte Max plötzlich: „Wenn sie jemand erwürgt hat, dann fällt mir spontan nur einer ein.“
„Wer denn?“, fragte Panne entsetzt darüber, dass Max jemanden kannte, dem er dieses Verbrechen zutraute.
„Deutschmade.“
„Quatsch.“, erwiderte Speicher barsch. „Dauernd gehen in alle auf Deutschmade los, dabei hat der noch nie irgendwem irgendwas getan.
„Kann ich mir auch nicht vorstellen.“, murmelte Panne.
„Warum sollte Jens Penne das antun?“, schluchzte Fliege. „Die mochten sich doch.“
„Jens ist schon in Ordnung.“, meinte Meret. „Wie kommst du überhaupt darauf?“
„Vielleicht mochte Penne ihn nicht so gern wie er sie mochte und da ist er ausgerastet.“
„Ach dem ist doch höchstens im Suff mal die Hand ausgerutscht.“, meinte Toni. „Ich meine, ich lege auch keinen Wert darauf, dass der mich anfasst, aber das tu er auch nicht.“
„Also jetzt reicht es mir endgültig.!“, brach es plötzlich aus Rike heraus. Ihr sonst so zurückhaltendes, naives Kindergesicht verwandelte sich in ein Maske aus Wut, Hass und Verzweiflung. „Natürlich war das Deutschmade. Bei Flieges Party ist nämlich was vorgefallen, von dem ihr alle nichts mitgekriegt habt. So wie jedes Mal, wenn Jens zugeschlagen hat. Immer habt ihr ihn in Schutz genommen. Damals im Zeltlager, als er Jasmin ständig auf die Pelle gerückt ist, bis sie ihm gesagt hat, sie würde ihn treten, wenn er noch einmal näher käme. Da habt ihr alle nur auf Jasmin rumgehackt. Und Als er auf seiner eigenen Party Anna immer wieder seine fette Zunge in den Hals geschoben hat, obwohl die schon um sich schlug, habt ihr das auch damit entschuldigt, dass er eben besoffen war. Der hat uns alle dauernd angegrabbelt, nur wenn ein Mädchen mit einem seiner Kumpels zusammen war, hat er aufgepasst, dass die das nicht mitkriegen.“
„Das ist doch alles Schwachsinn.“, jammerte Fliege. Hier kann jeder rein und raus, ohne dass einer was merkt. Bei dem ganzen Gesocks, das hier rumlungert, kann da sonst wer auf dem Frauenklo auf eine Gelegenheit gelauert haben. Und Penne war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.“
Ein finster dreinblickender Mittfünfziger und eine attraktive junge Frau betraten das Gemeindehaus. Sie stellten sich vor als Stefan Keller und Sabine Kerkenbrock, beide Kommissare der Mordkommission.
Sie baten die anwesenden, sich bereit zu halten und sprachen dann mit jedem einzeln. Fliege sparten sie sich bis zum Schluss auf, weil er zunächst ärztlich versorgt werden musste. Auch Meret stand unter Schock und wurde von den Sanitätern behandelt.
Als erstes baten sie Stefan Schüssle zu sich.
„Ich kann Ihnen da gar nicht weiterhelfen.“, sagte er. „Ich habe nur selten Kontakt zu Penelope und Philipp und eben ist mir auch nichts Besonderes aufgefallen. Sie ist zur Toilette gegangen und irgendwann fiel Meret auf, dass sie gar nicht zurück kam. Dann ist sie nachsehen gegangen und hat sie gefunden. Ich dachte zuerst, sie wäre einfach ohnmächtig, weil ihr Mann erzählt hat, dass sie in letzter Zeit seltsam und höchstwahrscheinlich schwanger sei. Da kommt so was ja schon mal vor.“
Meret Mitloss wollte gern als nächste zur Befragung, damit sie schnell nach Hause gehen konnte.
„Ich habe keine Ahnung, wer das getan haben kann.“, erklärte sie. „Mir fiel einfach auf, dass sie nicht von der Toilette zurückkam und da habe ich nach ihr gesehen. Und dann habe ich sie da gefunden.“
Meret schluchzte und brauchte einen Moment, um sich zu beruhigen.
„Haben Sie etwas am Tatort verändert? Ihre Freundin umgelagert oder angefasst?“
„Ich habe sie an die Schultern gefasst und geschüttelt, aber dann habe ich in ihre toten Augen gesehen und da wusste ich eigentlich schon, dass man nichts mehr machen konnte. Aber irgendwie habe ich noch gehofft, dass ich mich vertan habe, darum habe ich den anderen gesagt, sie sollen einen Krankenwagen rufen.“
Marius Speicher kam als nächstes an die Reihe, damit er danach Meret nach Hause bringen konnte. „Es war alles ganz normal.“, meinte er. „Mir ist nicht einmal aufgefallen, dass Penelope schon so lange auf der Toilette war. Wir haben uns eben unterhalten. Wir waren laut. Keiner hat irgendwas gehört. Und es war ja auch zwischendurch keiner von uns pinkeln. Ich glaube auch nicht, dass es einer von denen war, die eher gegangen sind. Keiner von denen hatte was mit Penelope zu tun, soweit ich weiß. Sie war ja ein paar Jahre jünger als er.“
Holger Wickler, den alle Panne nannten, erklärte: „Wir dachten alle, ihr ist schlecht geworden, weil sie vermutlich schwanger war. Eigentlich war sie so wie immer, obwohl ihr Mann gesagt hat, dass sie in letzter Zeit komisch war, aber wohl wegen der Schwangerschaft, das war auch beim ihrem ersten Kind so. Das kann nur ein Irrer gewesen sein, der sich hier rein geschlichen hat.“
Antonia Wickler sagte aus: „Wir waren richtig gute Freundinnen und ich glaube, da war irgendwas. Also das kam sicher nicht nur von der Schwangerschaft. Sie war die letzten Wochen anders als sonst, als wenn ihr irgendwas klar geworden wäre. Ich habe mich gefragt, ob es in ihrer Ehe kriselt. Ihr Mann liebt sie total und sie wollte ihn auch immer haben, aber so was kann sich ja verändern. Vielleicht hatte sie einen Anderen. Allerdings habe ich keine Ahnung, wer das sein könnte.“
Marcus Mitloss setzte eine wissende Miene auf und begann seine Verdächtigungen auszubreiten: „Es gibt da jemanden, der zu dieser Clique gehört, obwohl er mindestens zehn Jahre älter ist als die meisten von uns. Er ist schon oft dadurch aufgefallen, dass er sich an Frauen herangemacht hat, obwohl die das nicht wollten. Seine Kumpels wollen das nicht wahrhaben und die Frauen nehmen ihn auch meistens in Schutz. Aber fragen Sie mal Rike Pepper, die ist eben total ausgerastet und hat da entsprechende Andeutungen gemacht. Vielleicht ist da irgendwas vorgefallen und er hat sich gerächt, weil sie ihn nicht wollte oder sie mundtot gemacht, damit sie niemandem was erzählen kann. Penelope war ja in letzter Zeit seltsam. Können natürlich die Hormone gewesen sein, aber ehrlich gesagt glaube ich, dass ihr irgendwas passiert ist. Mir ist nämlich auch aufgefallen, dass sie kaum redete und oft überreagiert hat. Philipp meint, das läge an der Schwangerschaft, aber ich habe sie auch schon erlebt, als sie zum ersten Mal schwanger war. Da war ihr oft schlecht, und sie hatte manchmal miese Laune und keine Lust zu irgendwas, aber so merkwürdig wie in den letzten Wochen war sie da nicht.“
Keller fragte sich im Stillen, wie es kam, dass dieser Mann die junge Frau so intensiv im Blick hatte.
„Sie kannten die Verstorbene also näher?“, fragte er um einen neutralen Tonfall bemüht.
„Auch nicht näher als alle anderen in der Clique.“, antwortete Max. „Wir kennen uns alle schon seit ungefähr fünfundzwanzig Jahren. Da fällt einem schon auf, wenn sich jemand verändert.“
„Und der ältere Mann, der zu Ihrer Clique gehört. Wer ist das?“
„Jens Deutschmann.“, erwiderte Max. „Er wohnt gleich hier um die Ecke, im Adlerweg 10. Er tauchte damals nach seiner Bundeswehrzeit im Jugendcafé auf. Er hatte sich für mehrere Jahre verpflichtet, war bei der Marine und als er zurück nach Hause kam, hatte er praktisch keine Freunde mehr. Da hat er sich an uns gehängt, obwohl wir alle Teenager waren und er schon Mitte zwanzig. Die meisten Jungs in der Clique fanden ihn cool, weil er schon Auto fuhr und eine super Stereo-Anlage und einen eigenen Party-Keller hatte. Ich fand ihn von Anfang an dämlich und langweilig und die Mädchen ekelten sich alle vor ihm. Aber sie waren scharf auf die Jungs und die nahmen ihn immer in Schutz, also redeten sie sich ein, dass Jens eigentlich ganz okay sei. Nur Rike, die sieht das etwas anders, aber die ist auch mit keinem von den Jungs aus der Clique zusammen.“
Das Gespräch mit Rike Pepper schloss sich unmittelbar an. Sie bestätigte Max' Verdächtigungen, berichtete von Vorfällen aus der Vergangenheit und ging sogar noch weiter: „Ich bin mir sicher, dass Jens Deutschmann Penelope auf der letzten Party ihres Freundes irgendetwas angetan hat. Sie war ziemlich abgefüllt und ist früh schlafen gegangen. Dann habe ich Jens Deutschmann eine ganze Weile nicht gesehen und dachte schon, oh, der ist schon voll und nach Hause gewankt, wie schön. Aber irgendwann tauchte er wieder auf und grinste die ganze Zeit so widerlich und selbstzufrieden. Seit dieser Party ist Penelope so komisch. Vielleicht hat er ihr KO-Tropfen ins Getränk gekippt und sich dann zu ihr ins Bett geschlichen. Oder er ist einfach so über sie hergefallen. Vielleicht hat sie ihm damit gedroht, ihn anzuzeigen. Keine Ahnung. Auf jeden Fall kann ich mir gut vorstellen, dass er es war.“
Zum Schluss wurde Philipp Kiesling befragt. „Penelope war komisch in letzter Zeit. Sie war sicher schwanger. In der ersten Schwangerschaft war sie auch so. Ich glaube nicht, dass das jemand war, den sie kannte. Penelope war nicht so eine, die die Probleme magisch anzieht. Das muss irgendein Irrer gewesen sein.“
Jens Deutschmann trafen die Beamten nicht zu Hause an. Sie bestellten ihn für den nächsten Morgen aufs Präsidium. Zur Sicherheit ließen sie sich eine DNA Probe geben, auch wenn die Tote keine Haut oder Blut unter den Fingernägeln hatte. Penelope Kiesling war tatsächlich schwanger, aber es dauerte eine Weile bis, der DNA-Abgleich ergab, dass Philipp nicht der Vater des Kindes war, sondern Jens Deutschmann. Deutschmann war nicht so abgebrüht und gerissen, wie er sich selbst gern gesehen hätte. Unter dem Druck der erprobten Verhörmethoden knickte er schnell ein und gestand, dass er die Situation der stark alkoholisierten Penelope ausgenutzt und sich zu ihr ins Bett geschlichen hatte. Ihren halbherzigen Widerstand hatte er ignoriert und darauf gesetzt, dass seine Eigenschaften als Liebhaber sie entweder überzeugten oder der Rausch dafür sorgte, dass sie sich am kommenden Tag an nichts erinnern konnte. Doch dann hatte er sie getroffen: Er hatte eine Radtour unternommen und sie war mit dem Hund draußen. Sie hatte ihn hasserfüllt angestarrt und er hatte sie gefragt was los sei. „Das weißt du ganz genau.“, hatte sie geantwortet. „Und bald weiß es jeder.“ und dann war sie zügig weiter gegangen. Zur Silbernen Konfirmation war er zum Gemeindehaus gefahren, um sie dort noch einmal zu überreden, auch in ihrem eigenen Interessen den Eklat zu vermeiden. Als er ankam, hatte er gesehen, wie sie in die Damentoilette ging. Er war ihr gefolgt, hatte abgewartet, bis sie wieder herauskam, um mit ihr zu reden. Er hatte sich ihr in den Weg gestellt, sie hatte an ihm vorbei schlüpfen wollen, aber er hatte sie nicht gelassen. Sie begann zu schreien und noch bevor jemand das hören konnte, hatte er begonnen ihre Kehle zuzudrücken. Sie hatte so schrecklich gezappelt und er hatte erst von ihr abgelassen, als sie zu Boden ging. Dann war er in die Innenstadt geradelt und hatte sich betrunken und gehofft, ungeschoren davon zu kommen. Penelope Kiesling würde ihre Silberne Konfirmation nicht mehr erleben, nicht einmal die Konfirmation ihres dreijährigen Sohnes.
Fliege war außer sich, noch nie hatten die anderen ihn so laut und heftig weinen gesehen. Alle waren zutiefst schockiert. Während sie auf die Polizei warteten sagte Max plötzlich: „Wenn sie jemand erwürgt hat, dann fällt mir spontan nur einer ein.“
„Wer denn?“, fragte Panne entsetzt darüber, dass Max jemanden kannte, dem er dieses Verbrechen zutraute.
„Deutschmade.“
„Quatsch.“, erwiderte Speicher barsch. „Dauernd gehen in alle auf Deutschmade los, dabei hat der noch nie irgendwem irgendwas getan.
„Kann ich mir auch nicht vorstellen.“, murmelte Panne.
„Warum sollte Jens Penne das antun?“, schluchzte Fliege. „Die mochten sich doch.“
„Jens ist schon in Ordnung.“, meinte Meret. „Wie kommst du überhaupt darauf?“
„Vielleicht mochte Penne ihn nicht so gern wie er sie mochte und da ist er ausgerastet.“
„Ach dem ist doch höchstens im Suff mal die Hand ausgerutscht.“, meinte Toni. „Ich meine, ich lege auch keinen Wert darauf, dass der mich anfasst, aber das tu er auch nicht.“
„Also jetzt reicht es mir endgültig.!“, brach es plötzlich aus Rike heraus. Ihr sonst so zurückhaltendes, naives Kindergesicht verwandelte sich in ein Maske aus Wut, Hass und Verzweiflung. „Natürlich war das Deutschmade. Bei Flieges Party ist nämlich was vorgefallen, von dem ihr alle nichts mitgekriegt habt. So wie jedes Mal, wenn Jens zugeschlagen hat. Immer habt ihr ihn in Schutz genommen. Damals im Zeltlager, als er Jasmin ständig auf die Pelle gerückt ist, bis sie ihm gesagt hat, sie würde ihn treten, wenn er noch einmal näher käme. Da habt ihr alle nur auf Jasmin rumgehackt. Und Als er auf seiner eigenen Party Anna immer wieder seine fette Zunge in den Hals geschoben hat, obwohl die schon um sich schlug, habt ihr das auch damit entschuldigt, dass er eben besoffen war. Der hat uns alle dauernd angegrabbelt, nur wenn ein Mädchen mit einem seiner Kumpels zusammen war, hat er aufgepasst, dass die das nicht mitkriegen.“
„Das ist doch alles Schwachsinn.“, jammerte Fliege. Hier kann jeder rein und raus, ohne dass einer was merkt. Bei dem ganzen Gesocks, das hier rumlungert, kann da sonst wer auf dem Frauenklo auf eine Gelegenheit gelauert haben. Und Penne war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.“
Ein finster dreinblickender Mittfünfziger und eine attraktive junge Frau betraten das Gemeindehaus. Sie stellten sich vor als Stefan Keller und Sabine Kerkenbrock, beide Kommissare der Mordkommission.
Sie baten die anwesenden, sich bereit zu halten und sprachen dann mit jedem einzeln. Fliege sparten sie sich bis zum Schluss auf, weil er zunächst ärztlich versorgt werden musste. Auch Meret stand unter Schock und wurde von den Sanitätern behandelt.
Als erstes baten sie Stefan Schüssle zu sich.
„Ich kann Ihnen da gar nicht weiterhelfen.“, sagte er. „Ich habe nur selten Kontakt zu Penelope und Philipp und eben ist mir auch nichts Besonderes aufgefallen. Sie ist zur Toilette gegangen und irgendwann fiel Meret auf, dass sie gar nicht zurück kam. Dann ist sie nachsehen gegangen und hat sie gefunden. Ich dachte zuerst, sie wäre einfach ohnmächtig, weil ihr Mann erzählt hat, dass sie in letzter Zeit seltsam und höchstwahrscheinlich schwanger sei. Da kommt so was ja schon mal vor.“
Meret Mitloss wollte gern als nächste zur Befragung, damit sie schnell nach Hause gehen konnte.
„Ich habe keine Ahnung, wer das getan haben kann.“, erklärte sie. „Mir fiel einfach auf, dass sie nicht von der Toilette zurückkam und da habe ich nach ihr gesehen. Und dann habe ich sie da gefunden.“
Meret schluchzte und brauchte einen Moment, um sich zu beruhigen.
„Haben Sie etwas am Tatort verändert? Ihre Freundin umgelagert oder angefasst?“
„Ich habe sie an die Schultern gefasst und geschüttelt, aber dann habe ich in ihre toten Augen gesehen und da wusste ich eigentlich schon, dass man nichts mehr machen konnte. Aber irgendwie habe ich noch gehofft, dass ich mich vertan habe, darum habe ich den anderen gesagt, sie sollen einen Krankenwagen rufen.“
Marius Speicher kam als nächstes an die Reihe, damit er danach Meret nach Hause bringen konnte. „Es war alles ganz normal.“, meinte er. „Mir ist nicht einmal aufgefallen, dass Penelope schon so lange auf der Toilette war. Wir haben uns eben unterhalten. Wir waren laut. Keiner hat irgendwas gehört. Und es war ja auch zwischendurch keiner von uns pinkeln. Ich glaube auch nicht, dass es einer von denen war, die eher gegangen sind. Keiner von denen hatte was mit Penelope zu tun, soweit ich weiß. Sie war ja ein paar Jahre jünger als er.“
Holger Wickler, den alle Panne nannten, erklärte: „Wir dachten alle, ihr ist schlecht geworden, weil sie vermutlich schwanger war. Eigentlich war sie so wie immer, obwohl ihr Mann gesagt hat, dass sie in letzter Zeit komisch war, aber wohl wegen der Schwangerschaft, das war auch beim ihrem ersten Kind so. Das kann nur ein Irrer gewesen sein, der sich hier rein geschlichen hat.“
Antonia Wickler sagte aus: „Wir waren richtig gute Freundinnen und ich glaube, da war irgendwas. Also das kam sicher nicht nur von der Schwangerschaft. Sie war die letzten Wochen anders als sonst, als wenn ihr irgendwas klar geworden wäre. Ich habe mich gefragt, ob es in ihrer Ehe kriselt. Ihr Mann liebt sie total und sie wollte ihn auch immer haben, aber so was kann sich ja verändern. Vielleicht hatte sie einen Anderen. Allerdings habe ich keine Ahnung, wer das sein könnte.“
Marcus Mitloss setzte eine wissende Miene auf und begann seine Verdächtigungen auszubreiten: „Es gibt da jemanden, der zu dieser Clique gehört, obwohl er mindestens zehn Jahre älter ist als die meisten von uns. Er ist schon oft dadurch aufgefallen, dass er sich an Frauen herangemacht hat, obwohl die das nicht wollten. Seine Kumpels wollen das nicht wahrhaben und die Frauen nehmen ihn auch meistens in Schutz. Aber fragen Sie mal Rike Pepper, die ist eben total ausgerastet und hat da entsprechende Andeutungen gemacht. Vielleicht ist da irgendwas vorgefallen und er hat sich gerächt, weil sie ihn nicht wollte oder sie mundtot gemacht, damit sie niemandem was erzählen kann. Penelope war ja in letzter Zeit seltsam. Können natürlich die Hormone gewesen sein, aber ehrlich gesagt glaube ich, dass ihr irgendwas passiert ist. Mir ist nämlich auch aufgefallen, dass sie kaum redete und oft überreagiert hat. Philipp meint, das läge an der Schwangerschaft, aber ich habe sie auch schon erlebt, als sie zum ersten Mal schwanger war. Da war ihr oft schlecht, und sie hatte manchmal miese Laune und keine Lust zu irgendwas, aber so merkwürdig wie in den letzten Wochen war sie da nicht.“
Keller fragte sich im Stillen, wie es kam, dass dieser Mann die junge Frau so intensiv im Blick hatte.
„Sie kannten die Verstorbene also näher?“, fragte er um einen neutralen Tonfall bemüht.
„Auch nicht näher als alle anderen in der Clique.“, antwortete Max. „Wir kennen uns alle schon seit ungefähr fünfundzwanzig Jahren. Da fällt einem schon auf, wenn sich jemand verändert.“
„Und der ältere Mann, der zu Ihrer Clique gehört. Wer ist das?“
„Jens Deutschmann.“, erwiderte Max. „Er wohnt gleich hier um die Ecke, im Adlerweg 10. Er tauchte damals nach seiner Bundeswehrzeit im Jugendcafé auf. Er hatte sich für mehrere Jahre verpflichtet, war bei der Marine und als er zurück nach Hause kam, hatte er praktisch keine Freunde mehr. Da hat er sich an uns gehängt, obwohl wir alle Teenager waren und er schon Mitte zwanzig. Die meisten Jungs in der Clique fanden ihn cool, weil er schon Auto fuhr und eine super Stereo-Anlage und einen eigenen Party-Keller hatte. Ich fand ihn von Anfang an dämlich und langweilig und die Mädchen ekelten sich alle vor ihm. Aber sie waren scharf auf die Jungs und die nahmen ihn immer in Schutz, also redeten sie sich ein, dass Jens eigentlich ganz okay sei. Nur Rike, die sieht das etwas anders, aber die ist auch mit keinem von den Jungs aus der Clique zusammen.“
Das Gespräch mit Rike Pepper schloss sich unmittelbar an. Sie bestätigte Max' Verdächtigungen, berichtete von Vorfällen aus der Vergangenheit und ging sogar noch weiter: „Ich bin mir sicher, dass Jens Deutschmann Penelope auf der letzten Party ihres Freundes irgendetwas angetan hat. Sie war ziemlich abgefüllt und ist früh schlafen gegangen. Dann habe ich Jens Deutschmann eine ganze Weile nicht gesehen und dachte schon, oh, der ist schon voll und nach Hause gewankt, wie schön. Aber irgendwann tauchte er wieder auf und grinste die ganze Zeit so widerlich und selbstzufrieden. Seit dieser Party ist Penelope so komisch. Vielleicht hat er ihr KO-Tropfen ins Getränk gekippt und sich dann zu ihr ins Bett geschlichen. Oder er ist einfach so über sie hergefallen. Vielleicht hat sie ihm damit gedroht, ihn anzuzeigen. Keine Ahnung. Auf jeden Fall kann ich mir gut vorstellen, dass er es war.“
Zum Schluss wurde Philipp Kiesling befragt. „Penelope war komisch in letzter Zeit. Sie war sicher schwanger. In der ersten Schwangerschaft war sie auch so. Ich glaube nicht, dass das jemand war, den sie kannte. Penelope war nicht so eine, die die Probleme magisch anzieht. Das muss irgendein Irrer gewesen sein.“
Jens Deutschmann trafen die Beamten nicht zu Hause an. Sie bestellten ihn für den nächsten Morgen aufs Präsidium. Zur Sicherheit ließen sie sich eine DNA Probe geben, auch wenn die Tote keine Haut oder Blut unter den Fingernägeln hatte. Penelope Kiesling war tatsächlich schwanger, aber es dauerte eine Weile bis, der DNA-Abgleich ergab, dass Philipp nicht der Vater des Kindes war, sondern Jens Deutschmann. Deutschmann war nicht so abgebrüht und gerissen, wie er sich selbst gern gesehen hätte. Unter dem Druck der erprobten Verhörmethoden knickte er schnell ein und gestand, dass er die Situation der stark alkoholisierten Penelope ausgenutzt und sich zu ihr ins Bett geschlichen hatte. Ihren halbherzigen Widerstand hatte er ignoriert und darauf gesetzt, dass seine Eigenschaften als Liebhaber sie entweder überzeugten oder der Rausch dafür sorgte, dass sie sich am kommenden Tag an nichts erinnern konnte. Doch dann hatte er sie getroffen: Er hatte eine Radtour unternommen und sie war mit dem Hund draußen. Sie hatte ihn hasserfüllt angestarrt und er hatte sie gefragt was los sei. „Das weißt du ganz genau.“, hatte sie geantwortet. „Und bald weiß es jeder.“ und dann war sie zügig weiter gegangen. Zur Silbernen Konfirmation war er zum Gemeindehaus gefahren, um sie dort noch einmal zu überreden, auch in ihrem eigenen Interessen den Eklat zu vermeiden. Als er ankam, hatte er gesehen, wie sie in die Damentoilette ging. Er war ihr gefolgt, hatte abgewartet, bis sie wieder herauskam, um mit ihr zu reden. Er hatte sich ihr in den Weg gestellt, sie hatte an ihm vorbei schlüpfen wollen, aber er hatte sie nicht gelassen. Sie begann zu schreien und noch bevor jemand das hören konnte, hatte er begonnen ihre Kehle zuzudrücken. Sie hatte so schrecklich gezappelt und er hatte erst von ihr abgelassen, als sie zu Boden ging. Dann war er in die Innenstadt geradelt und hatte sich betrunken und gehofft, ungeschoren davon zu kommen. Penelope Kiesling würde ihre Silberne Konfirmation nicht mehr erleben, nicht einmal die Konfirmation ihres dreijährigen Sohnes.
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