Freitag, 20. Januar 2017
Kabarett
SONNTAG MORGEN
„Was für eine absurde Art zu sterben.“, raunte Kriminalhauptkommissar Keller seiner jungen Kollegin Kerkenbrock zu. Die schwieg betroffen, denn sie hätte es pietätlos gefunden, etwas dazu zu sagen, obwohl sie ihrem Vorgesetzten in Gedanken Recht gab. Erschlagen von einem Stapel evangelischer Gesangbücher unterhalb der Empore, so ein Zufall musste einen erst einmal erwischen. Darum wurde ja auch gründlich untersucht, ob es sich hier um einen echten oder einen vorgetäuschten Unfall handelte.
„Ich bin mir noch nicht sicher, ob der Genickbruch oder ein Schädel-Hirn-Trauma zum Exitus geführt hat.“, erklärte die Gerichtsmedizinerin. Es ist aber sicher, dass sie nicht mit dem Stapel in den Händen gefallen ist. Die Gesangbücher sind von oben auf sie herabgestürzt – oder geworfen worden.“
„Was wohl die rote Schleife zu bedeuten hat?“, fragte Kerkenbrock irritiert. An der Leiche befand sich ein langes, rotes Schleifenband, das seltsam um den Körper drapiert wirkte.
„Sieht aus wie eine Inszenierung.“, überlegte Keller. „Vielleicht wollte ihr jemand den Tod zum Geschenk machen.“
„Oder jemand anderem ihren Tod zum Geschenk machen.“, meinte Kerkenbrock.
„Oder so.“, erwiderte Keller.

AM ABEND ZUVOR
- Meine Güte war das peinlich. Ob es wohl jemand bemerkt hat? Bestimmt hat es jemand gemerkt. War ja nicht zu übersehen, dass ich rot geworden bin. Edith hat sich auch zu mir umgedreht, diese Schlange, wollte wohl sehen, wie ihr Werk seine Wirkung tut. Das ist so ungerecht. Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen. Wenn ich mit Pastor Jensen ein Verhältnis gehabt hätte, ja das wäre vielleicht ein Grund gewesen, mich an den Pranger zu stellen. Oder wenn ich ihm nachgestellt hätte, obwohl er nicht interessiert war, das wäre vielleicht ein Anlass gewesen, sich über mich lustig zu machen. Aber ich habe ihn einfach still geliebt. Ich liebe ihn immer noch. Und vielleicht liebt er mich auch. So etwas Zartes und Zerbrechliches gehört ins Verborgene, in die Dunkelheit und dieses durchtriebene Weib zerrt es einfach ans Licht. Warum war ich nur so dumm, auf ihren Trick hereinzufallen? Nachdem sie mir die Liebesgeschichte mit ihrem Mann bis ins kleinste Detail geschildert hatte, war ich so weit, mich zu öffnen. Niemandem sonst habe ich jemals davon erzählt. Ich bin Lydia, die ungeliebte B-Musikerin, die Zweitligistin unter den Kantorinnen, die graue Kirchenmaus, das Gestell im Rollkragen, das immer übersehen wird und niemanden interessiert. Keiner sieht, welches Feuer in mir brennt, welche Leidenschaft und ich war so dumm, es ausgerechnet Edith zu erzählen. Und jetzt hat sie die Kabarettistin geimpft. Die Kabarettistin ist ja keine Hellseherin, den Tipp muss ihr jemand gegeben haben. Wie soll ich diese Worte vergessen: „Und die unverheirateten Kantorinnen, die blassen Mäuschen, die immer im Rollkragenpullover herumlaufen und nur laut werden, wenn sie einen Choral anstimmen, die sind doch immer dem Herrn Pfarrer verfallen, bei den Katholiken genauso wie bei den Evangelen. Die Katholischen dürfen nicht, weil sie sie sich grundsätzlich nicht paaren dürfen, die Evangelischen dürfen nicht, weil sie schon verheiratet sind und sich vor Antritt ihrer ersten Stelle schon in geradezu unanständiger Weise fortgepflanzt haben. Verheiratete Familienväter sind auch in der Evangelischen Kirche tabu für die einsamen Herzen. Ich glaube ja, die Kirchenmusikerinnen sind verkappte Nonnen, so hochgeschlossen und ungeschminkt, wie die immer rumlaufen. Die fangen nie was mit dem Herrn Pastor an, die beten den nur an, so wie die Bräute Christi ihren Herrn Jesus. Also, liebe Gemeinde, kein Anlass zur Sorge, da passiert schon nichts, sehen sie ihr ihre Leidenschaften nach.“
Und jetzt wissen alle Bescheid. Wie soll ich denn damit weiterleben? Und was mich am meisten wurmt: wenn ich jetzt Schluss mache, wird Edith erst recht allen brühwarm erzählen, dass Pastor Jensen meine große, heimliche Liebe war und an meinem Grab werden sich alle die Mäuler zerreißen, mitleidig lächeln oder dreckig lachen und mich verachten. Dabei habe ich alles richtig gemacht und im Gegenzug hat das Leben mich nie entschädigt. Edith hatte eine erfüllte Partnerschaft, für mich hat sich nie jemand interessiert. Wenn ich schon gehe, dann nehme ich sie mit.
Was haben wir denn da? Ediths schöne rote Deko-Schleifen? Mein Gott, kein Gemeindefest, kein Mitarbeitertreffen, keine Goldkonfirmation wo sie einem nicht ihre unübertroffenen Edelbaumwollschleifen aus dem Luxusdekorationsgeschäft aufdrängt, damit auch jeder sofort weiß: Die vorliegende Dekoration wird Ihnen präsentiert von Edith Winter, der Leiterin des Abendkreises und Schirmherrin des Gemeindefrühstücks. Warte mal, auf der Damast-Decke lag doch eine ganz lange. Wenn ich die auf die Brüstung lege und darauf einen großen Stapel Gesangbücher und dann daran ziehe, dann fallen die Gesangbücher auf mich herab und die Schleife gleich mit und dann wird jeder sofort denken, dass Edith etwas mit meinem Tod zu tun hat. –
Lydia nahm die Schleife mit auf die Empore. Sie nahm einen großen Stapel Gesangbücher aus dem Regal und legte ihn auf den Rand des Geländers. Sie legte ein Ende der Schleife über das Holz und hob dann den Stapel darauf. Sie schob ihn möglichst weit an den Rand, so dass er gerade noch stehen konnte. Dann ging sie wieder hinunter. Die rote Schleife hing vor ihr wie ein Galgenstrick.
- Das war es dann wohl. Zeit, Abschied zu nehmen. Vielleicht wird wenigstens Pastor Jensen um mich weinen. Vielleicht gibt es ja doch Seelenwanderung und wir treffen uns im nächsten Leben wieder und werden da glücklich. Wenn ich nur Edith nicht wiedertreffe, von der habe ich endgültig genug. -
Sie stellte sich direkt unter die Schleife. Sie zog einmal kräftig daran. Ein kurzer Schmerz, dann wurde es Nacht.

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Freitag, 13. Januar 2017
Dachschaden – abgeschlossener Kurzkrimi
Schon seit sechs Wochen war nichts Nennenswertes passiert und Kriminalhauptkommissar Keller und seine Kollegin Kerkenbrock schoben einen gemütlichen Innendienst, wofür sie während der ungemütlichen Witterung Ende Januar ausgesprochen dankbar waren. Es gab genug Arbeit und eine Menge Probleme, die gelöst werden mussten, aber kein Blut, keine Leichen, keine Verfolgungsjagden, keine Überstunden, kein Schlafentzug. Alles war schön. Beim Anblick des eintretenden „Kunden“ ahnte Kerkenbrock, dass der Idylle ein jähes Ende bevorstand.
Der mittelgroße, schlanke, dunkelhaarige Mann mit den großen, ernst und intensiv blickenden Augen fragte: „Bin ich hier richtig? Ich will Anzeige erstatten wegen versuchten Mordes.“
„Das sind starke Worte.“, erklärte Kerkenbrock. „Nehmen Sie doch erst einmal Platz, wir nehmen Ihre Personalien auf und Sie erzählen uns, was genau passiert ist.“
Der Mann setzte sich, stellte sich vor als Kawi Föcking und erklärte sein Anliegen: „Heute Vormittag bin ich auf dem Vorplatz der Kirche an meinem Arbeitsplatz beinahe von einem herabfallenden Dachziegel getroffen worden.“
„Aber wie kommen Sie darauf, dass den jemand geworfen hat? Der kann sich doch auch gelöst haben und einfach herunter gefallen sein.“
„Dachziegeln fallen nicht einfach so runter!“, erwiderte Föcking im Tonfall grober Zurechtweisung. „Die stürzen bei Sturm oder Erdbeben vom Dach. Aber heute ist es vollkommen windstill und das Dach der Kirche ist vor kurzem überholt worden. Außerdem habe ich vor zwei Tagen einen Drohbrief erhalten. Den habe ich auch dabei.“
Föcking zog ein Kuvert aus der Tasche auf dem „Karl-Wilhelm Föcking“ stand. Kerkenbrock stutzte kurz und hatte dann große Mühe, sich ein Grinsen zu verkneifen. Kawi klang natürlich erheblich cooler als Karl-Wilhelm, vor allem bei einem Mittdreißiger, der offenkundig großen Wert auf seine Außenwirkung legte.
„Sie heißen also Karl-Wilhelm, Herr Föcking?“, fragte sie betont sachlich. Keller drehte Föcking den Rücken zu und grinste ungeniert.
„Ja, Kawi ist die Kurzform, aber das ist jawohl vollkommen nebensächlich.“
„In der Sache durchaus.“, erwiderte Kerkenbrock. „Aber wir sind hier eine Behörde und ich muss dann schon den Namen aufnehmen, der auch im Personalausweis steht oder ist Kawi offiziell als Künstlername eingetragen?“
„Nein.“, antwortete Föcking knapp.
Kerkenbrock streifte Handschuhe über, zog den Brief aus dem Umschlag und faltete ihn auseinander. Mit schwarzer Tinte war in Standardschrift folgender Text aufgedruckt: „Wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden, wer sich über andere erhebt, der wird vernichtet werden und sich nie wieder erheben.“
„Was genau machen Sie eigentlich beruflich?“, fragte Kerkenbrock.
„Ich bin Gemeindepädagoge. Ich arbeite mit Kindern und Jugendlichen.“
Kerkenbrocks Phantasie schickte sie auf eine Reise in ihre eigene kirchliche Vergangenheit. Dort sah sie Föcking, als den selbstverliebten Jugendreferenten, der sich immer und überall für den Nabel der Welt hielt. Ein in der Entwicklung steckengebliebener, verwöhnter Schönling, der nicht in der Lage war, von sich selbst abzusehen. Ein kurzer Blick auf Kellers Miene verriet ihr, dass er ähnlich dachte und schon jetzt drohte, die Geduld mit diesem anstrengenden Kunden zu verlieren.
„Haben Sie eigentlich einen konkreten Verdacht?“, mischte der ältere Beamte sich ein.
„Auf jeden Fall jemand aus der Gemeinde.“, antwortete Föcking. „Ich bin unbequem, und halte Leuten den Spiegel vor, ich stelle Forderungen und lege den Finger in die Wunde. Die wollen sich da lieber in ihrer Gemeinde einrichten und immer so weiter machen, vollkommen beratungsresistent. Da gibt es einige, die mich auf dem Kieker haben.“
„Oh Gott!“, dachte Kerkenbrock, „Jetzt hält er sich auch noch für den Schützer von Witwen und Waisen. Fehlt nur noch, dass er uns erklärt, dass er die Mädchenarbeit auch selber machen muss, weil die Kolleginnen gar nicht wissen, wie das geht und immer nur kochen, nähen und schminken, statt Mofas zu reparieren und Regale zu tischlern.“
„Wir sehen uns den vermeintlichen Tatort im Laufe des Tages mal an.“, erklärte Keller. „Von wann bis wann sind Sie denn heute an Ihrem Arbeitsplatz?“
„Ich mache gerade Mittagspause.“, erklärte Föcking. „Wenn ich was gegessen hab‘, fahre ich wieder ins Gemeindehaus und mache erst gegen Neun Uhr abends Feierabend.“
„Gut.“, sagte Keller. „Unterschreiben Sie doch bitte Ihre Anzeige und wenn Sie uns dann entschuldigen wollen, wir haben noch eine Menge anderer Fälle zu bearbeiten.“
Unzufrieden unterschrieb Föcking die Anzeige und verabschiedete sich widerwillig. Als er gegangen war, fragte Kerkenbrock: „Von welchen Fällen genau reden Sie eigentlich, Herr Keller?“
„Wieso?“, erwiderte der mit Unschuldsmiene. „Hier liegt doch genug rum. Wir beehren den Retter der Menschheit in zweieinhalb Stunden, der soll sich bloß nicht ernst genommen fühlen in seiner Wichtigtuerei.“
Als die Beamten wie geplant an Föckings Dienststelle ankamen, zeigte der ihnen die Stelle, an der er beinahe von dem Dachziegel getroffen worden war. Keller hatte in weiser Voraussicht einen Experten mitgebracht, der sich das Dach ansah, in der Zwischenzeit verschafften die Ermittler sich bei einem Rundgang einen Eindruck vom Außengelände.
„Man könnte schon vom Kirchturm aus etwas runterfeuern.“, meinte Kerkenbrock „Aber hören Sie mal, was ist denn da los?“
Aus dem Gemeindehaus war deutlich zu hören, dass hier eine starke Auseinandersetzung stattfand. Ein Mann und eine Frau schrien sich aus Leibeskräften an. Die Beamten öffneten vorsichtig die Haustür und bemühten sich, nicht bemerkt zu werden.
„Das ist doch nicht zu fassen!“, brüllte der Mann, den sie sofort als Kawi Föcking identifizierten. „Zuerst mischt du dich mit so kleingeistigen Vorschlägen in meine Arbeit ein wie zum Beispiel, dass ich mein Büro aufräumen soll, dann hetzt du das Presbyterium gegen mich auf, mit dem Ergebnis, dass die Jugendlichen die Toiletten im Erdgeschoss nicht mehr benutzen dürfen und jetzt lasst ihr einfach die Schlösser austauschen und verweigert mir einen Generalschlüssel, so dass ich gar nicht mehr ins Gemeindebüro komme. Wie soll ich denn da vernünftig arbeiten?“
„Ich habe noch keinen einzigen Tag erlebt, an dem du vernünftig gearbeitet hast.“, brüllte die Frau zurück.
„Du hast doch mit deinem weltfremden Theologiestudium überhaupt keine Ahnung von Pädagogik und Sozialarbeit.“, schrie Föcking.
Die Frau zwang sich, würdevoll die Lautstärke zu drosseln und sagte mit gespielter Ruhe: „Siehst du, genau das ist das Problem. In einer evangelischen Kirchengemeinde sollten Hauptamtliche und Pfarrer sich nicht derartig gegenseitig abwerten. Ich weiß, was für Unverschämtheiten du über mich losgelassen hast. Du kannst doch nicht glauben, dass die Gemeinde tatenlos zusieht, wenn du dich dermaßen illoyal verhältst.“
„Ich habe nichts über dich vom Stapel gelassen.“, verteidigte Föcking sich. „Wer so was behauptet lügt.“
„Ich glaube kaum, dass Ulli mich anlügt.“, erklärte die Pfarrerin spitz.
„Ulli hat das behauptet?“, fragte Föcking schockiert.
Die Tür wurde geräuschvoll aufgerissen. Der Experte hatte seine Analyse abgeschlossen und war zu dem Ergebnis gekommen, dass tatsächlich ein Dachziegel vorsätzlich entfernt worden war. Er hatte herumliegende Scherben gesichert, an denen sich Blutspuren fanden, die kaum von Föcking stammten, weil der ja nicht verletzt war. Es lag nahe, dass der Täter sich beim Entfernen des Dachziegels eine Schnitt- oder Schürfwunde zugezogen hatte.
Keller zog es zu seinem Unmut in Betracht, dass tatsächlich ein Mitglied des Presbyteriums oder die Pfarrerin den Anschlag verübt haben könnte und beantragte DNA-Tests bei allen Verdächtigen.
Bei dem im Streit erwähnten Ulli handelte es sich um den Gemeindepädagogen Ulrich Schlegel, der statt mit Jugendarbeit mit ähnlichen Aufgaben betraut war wie die Pfarrerin. Als sie Föcking zu dem Streit befragten, erklärte der: „Ich bin wirklich enttäuscht. Wir sind Kollegen und Ulli war ein langjähriger Freund, dem ich voll und ganz vertraut habe. Wir hatten hier echt mal einen kompetenten Pfarrer, aber als der in Ruhestand ging, kam Mareike Neuhäuser und ich habe mich gleich gefragt, ob die im Presbyterium von allen guten Geistern verlassen sind. So eine verklemmte, langweilige, phantasielose Trulla! Die predigt wie im letzten Jahrhundert, hat Angst vor jeder Veränderung und Menschen gehen ihr allgemein auf die Nerven. Die wäre besser als Kaffee kochende Tippse aufgehoben. Das habe ich Ulli gegenüber geäußert und er hat mir nicht widersprochen. Und jetzt erfahre ich, dass er ihr das alles brühwarm weitererzählt hat und ich verstehe wirklich nicht warum.“
Vielleicht lag hier die Lösung des Rätsels und die Beamten suchten Ulrich Schlegel auf, so hatten sie wenigstens etwas zu tun, bis die Ergebnisse der DNA-Proben vorlagen. Schlegel war ein seltsamer Vogel: ein farbloser, älterer Mann, kurz vor der Rente, der mehr wie ein Büroangestellter als ein theologischer Mitarbeiter wirkte. Er sprach wenig und leise und machte keinen besonders tiefgründigen Eindruck auf die Beamten.
„Warum sind Sie Ihrem Kollegen derart in den Rücken gefallen?“, fragte Kerkenbrock ihn voll echter Neugier.
„Ich bin ihm nicht in den Rücken gefallen. Er war derjenige, der ständig die Grenze überschritten hat. Wenn ich Mareike nichts erzählt hätte, wäre ich ihr in den Rücken gefallen. Wenn man mit seiner Vorgesetzten nicht einverstanden ist, muss man sich eine neue Stelle suchen oder es still ertragen. So sehe ich das.“
Als sie seine Speichelprobe in der Tasche hatten und wieder im Auto saßen, zitierte Kerkenbrock den Apostel Paulus: „Jedermann sei Untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat, denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott:“
„Die spinnen, die Christen.“, bemerkte Keller.
„Das würde ich nicht verallgemeinern.“, erwiderte Kerkenbrock. „Aber in diesem speziellen Fall gebe ich Ihnen unumwunden Recht.“
Die DNA-Untersuchung ergab, dass niemand von den Verdächtigen Spuren an dem Dachziegel hinterlassen hatte. Und es war niemandem aufgefallen, dass Alina tagelang nach dem Ziegelwurf mit einem großflächigen Pflaster an der rechten Hand herumlief, zwischen Daumen und Zeigefinger. Darum hatte auch niemand untersucht, welchen Aktivitäten sie im Internet nachgegangen war, dass sie nach Giften geforscht hatte, die vom Kaffeearoma geschmacklich überdeckt werden. Niemand durfte ihr schöne Augen machen und sie anschließend ungestraft dauerhaft übersehen und Kawi schon gar nicht.

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Samstag, 7. Januar 2017
Schlimmer Blog nebenan
Da hat einer was ganz Schlimmes los gelassen, direkt nach mir heute: Männermangel und Frauenüberschuss. Leider kann man keinen Kommentar schreiben, darum tue ich es in meinem Blog.
Wir haben Männerüberschuss? Na Prima! jede Frau darf sich so viele Männer halten, wie sie versorgen kann, aber höchstens vier, wir wollen ja nicht gierig werden. Alle Klemmschwestern bekennen sich endlich zu ihrer Homosexualität und werden glücklich und schon ist alles wieder gut. Lest Euch den Blog mal durch, ihr kriegt Schnappatmung. Echt.

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Montag, 2. Januar 2017
Blutige Bibelwoche - Ein Kurzkrimi in 5 Teilen - komplett
Teil I - Montag, 29.03.1982:
Der Saal des bescheidenen Gemeindehauses von Eichholz füllte sich mit den üblichen Verdächtigen. Zur Bibelwoche, die sich in diesem Jahr mit dem Propheten Eliah befasste, erschien am Montag neben dem überschaubaren harten Kern aus Bibelkreismitgliedern, Presbyteriumsmitgliedern und einigen Sonderlingen der gesamte Posaunenchor, der einmal im Jahr seine Chorprobe den vulgärtheologischen Bemühungen um das Alte oder Neue Testament opferte. Natürlich begleiteten die Bläser die Lieder, die zu Beginn und am Ende der Veranstaltung gesungen wurden, auf dem ihm üblichen unprofessionellen Lärmpegel, bei dem sogar stimmfeste Sänger sich auch dann selbst nicht hören konnten, wenn sie sich die Seele aus dem Leib krähten. Alle hassten es und alle ertrugen es, weil es nun einmal so dazu gehörte. Der Posaunenchor in der Petrikirche der Kreisstadt hätte das wohl besser hinbekommen, aber deren Chor wurde vom Bundesposaunenwart des CVJM-Westbundes höchstpersönlich geleitet. Hier in Eichholz und im benachbarten Hemmingbeeren, war man froh, wenn man überhaupt noch Nachwuchs-Bläser rekrutieren konnte.
Pastor Friedewald las heute Abend aus dem 1. Buch der Könige das siebte Kapitel. Es ging darum, wie der Prophet am Bach Krit von Raben mit Essen versorgt worden war und dann zu einer Witwe geschickt wurde, der ebenfalls die Lebensmittel ausgegangen waren. Eliah gab den göttlichen Magier und wie in einer Frühform des grimmschen Märchens vom süßen Brei, gingen der Witwe Mehl und Öl nicht mehr aus, so viel Brot sie auch daraus buk. Dann wurde ihr Sohn sterbenskrank und der Prophet machte das Kind wieder lebendig, indem er sich drei Mal hintereinander auf den kranken Jungen legte. Kathrin bekam feuerrote Ohren bei dieser Bibelstelle und biss sich ihrem pubertären Lachzwang trotzend auf die Unterlippe. Hatte Eliah das Kind ins Leben zurück gevögelt? Das konnte doch unmöglich gemeint sein, aber die Bilder drängten sich ihr auf und es wurde auch nicht besser, als sie versuchte, an etwas Anderes zu denken, denn dabei stellte sie sich vor, wie es wohl wäre, wenn Pastor Friedewald sich drei mal hintereinander auf sie legen würde und sie wusste nicht so recht, ob ihr Herz jetzt vor aufkommender Übelkeit raste oder ob sie die Vorstellung erregend fand, denn Friedewald war einer dieser smarten Pastoren, die sich für Jugendarbeit einsetzten und in jeglicher Hinsicht neue Wege gingen. Dass er darüber hinaus auch noch recht gut aussah und regelmäßig Sport trieb, machte ihn zu einem beliebten Ziel weiblicher Begehrlichkeiten. Aber Kathrin geriet nicht ernsthaft in Versuchung, denn sie war rettungslos den großen, braunen Augen Matt Dillons verfallen und seinem unvergleichlichen, jugendlichen Rocker-Charme, den er in dem Teenie-Film „Kleine Biester“ versprüht hatte. So etwas wurde einem in der ostwestfälischen Provinz natürlich nicht geboten, schon gar nicht in Eichholz oder Hemmingbeeren.
Als sie sich endlich zusammenriss und dem Theologen wieder zuhörte, steckte der mitten in seinem exegetischen Vortrag, der ohne Spuren zu hinterlassen, an ihr vorbeirauschte. Dann gelangte er zur Auslegung und verlieh seinem Staunen über Eliahs grenzenloses Gottvertrauen Ausdruck. Nun waren die Anwesenden aufgefordert, Fragen zu stellen oder ihre Ansichten zu äußern. In dieser Phase suchten erstaunlich viele Gäste das stille Örtchen auf, weil sie es nicht ertrugen, wenn Friedel Muesmann wichtigtuerisch in seiner abgegriffenen Studienbibel herumblätterte und mit Querverweisen um sich warf, die was auch immer beweisen sollten, vermutlich nichts anderes als seine große Belesenheit und seine unanfechtbare Frömmigkeit.
„Wir vertrauen heutzutage alle viel zu sehr auf die Wissenschaft und unseren Verstand und vergessen, dass wir ohne unseren Schöpfer gar nichts sind.“, schloss er seine Ausführungen.
In Kathrins Eingeweiden kochte schon seit Minuten der gerechte Zorn und der Drang des entschiedenen Widerspruchs. Sie meldete sich zu Wort. Der Pfarrer strahlte vor Begeisterung, dass eine Jugendliche sich an der Diskussion beteiligen wollte, die älteren Damen fanden, dass die Göre sich gefälligst hinten anstellen sollte und brachten dies durch ihre missbilligenden, versteinerten Mienen zum Ausdruck. Kathrins Herz hämmerte vor Aufregung, nun vor so vielen Erwachsenen frei zu sprechen, sich dabei kurz zu fassen und die richtigen Worte zu finden. Sie sagte: „Gott hat doch auch unseren Verstand erschaffen. Dann müssen wir ihn doch benutzen.“
„So etwas steht aber nicht in der Bibel!“, fuhr Friedel Muesmann ihr über den Mund.
Nun begann eine hitzige Diskussion, denn auch das eine oder andere Posaunenchormitglied wollte die Arbeit der Wissenschaft und den gesunden Menschenverstand nicht missen und die Fundamentalisten erlebten sich schon bald in der Minderheit, was perfekt mit ihrem Bild vom selbst gewählten Martyrium übereinstimmte.
Nach dem letzten Lied sprach Pastor Friedewald Kathrin an und raunte ihr zu: „Ich fand es gut, dass du dich gemeldet hast und ich finde auch, dass du Recht hast. Hoffentlich ist dir aufgefallen, dass die Mehrheit der Erwachsenen hinter dir steht. Ein paar Spinner, die übers Ziel hinaus schießen, findest du in jedem Verein.“
Kathrin bekam schon wieder rote Ohren, wusste nicht, was sie sagen sollte und verschwand zur Toilette, denn im Gegensatz zu den ungeduldigen Erwachsenen, hatte sie bis zum Ende durchgehalten. Als sie in den Flur trat, bot sich ihr ein Bild des Schreckens:
Heinrich Brockmeier lag in einer Blutlache und rührte sich nicht. Eben hatte er noch das Waldhorn geblasen und jetzt schien alles Leben aus ihm gewichen zu sein. In ihrer kindlichen Unbeholfenheit lief sie zurück in den Saal und rief um Hilfe.
Glücklicherweise war der Bläser schon wieder bei Bewusstsein. Er war ausgerutscht und mit dem Hinterkopf auf die Fliesen geschlagen. Dabei hatte er sich eine Platzwunde zugezogen und für wenige Augenblicke das Bewusstsein verloren. Merkwürdig war nur, dass er in einer Ölpfütze ausgerutscht war und dass man ihn mit Mehl bestäubt hatte. Mit dem Scheibenwischer hatte jemand an der Windschutzscheibe seines Autos einen Zettel befestigt auf dem stand: „1. Kö 17,14“. Der Pfarrer sah sofort nach und las:
„Das Mehl im Topf soll nicht verzehrt werden und dem Ölkrug soll nichts mangeln bis auf den Tag, an dem der Herr regnen lassen wird auf Erden. -
Wer macht denn so einen Blödsinn?“, fragte er ärgerlich. „Das hätte übel enden können.“
Kathrin radelte mit dem sicheren Gefühl nach Hause, dass sie den Täter kannte und sie war sicher, dass sie ihn in den nächsten Tagen überführen konnte.

In eigener Sache: die nächsten 4 Teile folgen täglich, allerdings als Bearbeitung, dann kann man die ganze Geschichte besser am Stück lesen. Tägliche Leser müssen dann eben ein bisschen scrollen :-)

Teil II - Dienstag, 30.03.1982:
Heute erschien neben dem harten Kern der Kirchenchor zum erbaulichen Abend mit dem Propheten Eliah. 1. Könige 18 stand auf dem Programm; Das Gottesurteil auf dem Karmel – eine barbarische Geschichte, in der der Prophet, den Baalspriestern die Machtlosigkeit ihrer Götter und die wirksamen Zauberkräfte seines Gottes demonstriert. Nach dem „Quod erat demonstrandum“ (was zu beweisen war) vollzieht er den aus seiner Sicht vollkommen gerechtfertigten Richterspruch und metzelt hunderte Priester mit dem Schwert nieder.
Gerade schwieg die Menge betroffen angesichts der grausamen Bilder, die durch jedes Kopfkino liefen, da wurde die Tür aufgerissen und ein blutüberströmter Kirchenchorsopran stolperte wie eine Fleisch gewordene Phantasie herein. Helga Wiesemann. Nachdem sie flankiert von mindestens acht Helferinnen und Helfern Platz genommen und sich ein wenig beruhigt hatte, konnte man ihrem Gestotter entnehmen, dass jemand ihr etwas auf den Kopf geschlagen hatte, als sie eben ihr Auto abschließen wollte. Sie hatte im Fallen eine Berührung am Hals bemerkt und als sie wieder zu sich kam, gefühlt, dass sie stark blutete.
„Wir müssen umgehend die Polizei einschalten.“, erklärte Pastor Friedewald. „Ich gehe eben nach drüben und rufe an. Die sollen sofort hier her kommen.“
Zwanzig Minuten später waren zwei Streifenbeamten vor Ort. Mittlerweile hatte Helga Wiesemann einen Zettel in ihrer Manteltasche gefunden, auf dem stand: „1. Kö 18,21“. Diesmal schlug Kathrin die Bibel auf und las vor: „Wie lange hinket ihr auf beiden Seiten? Ist der Herr Gott, so wandelt ihm nach, ist's aber Baal, so wandelt ihm nach.“
Als die Polizei endlich da war, wagte sie nicht, sich mit ihrem Verdacht an die Beamten zu wenden, schließlich war ihr Hauptverdächtiger im Raum und sie fragte sich, ob er zur Tatzeit kurz draußen gewesen war. Sie konnte es nicht sagen.
Mehr als die Hälfte der verfügbaren Zeit war verbraucht und dem Kirchenchor war die Lust auf ein Ständchen gründlich vergangen. Pastor Friedewald erklärte: „Es wäre unpassend, heute Abend mit dem Programm weiterzumachen wie bisher. Ich kann nur sagen, falls jemand meint, sich hier ein paar derbe Scherze erlauben zu müssen, kann ich nur sagen, das ist überhaupt nicht lustig.“ Sein Ton war scharf und er blickte Kathrin plötzlich mit einem energischen Blick in die Augen. Er hatte doch wohl nicht etwa ausgerechnet sie in Verdacht! Das war ja wieder klar. Sie als einziger Teenager bei der Bibelwoche, das war natürlich verdächtig. Aber sie konnte schlecht die Sopranistin niedergeschlagen haben, weil sie wie alle anderen im Saal gesessen hatte. Ihren Hauptverdächtigen hatte sie dummerweise nicht im Blick gehabt, da hatten die Chormitglieder im Weg gestanden, wenn sie sich zum Gesang erhoben hatten. Am meisten ärgerte sich Kathrin, dass ihre körperlichen Reaktionen auf Pastor Friedewalds Ansprache sie zusätzlich verdächtig machten. Aber sie würde morgen wiederkommen und sich einen strategisch günstigeren Sitzplatz aussuchen. Der Pfarrer erklärte: „Vielleicht können wir aus der vorliegenden Geschichte lernen, dass es ins Verderben führt, sich von Gottes Wegen ablenken zu lassen. Doch ich verstehe diese Abwege anders als Eliah nicht in erster Linie als eine Frage der nach außen demonstrierten Loyalität gegenüber unserer Glaubensgemeinschaft sondern als ein Festhalten an den Lebensregeln, die Jesus uns gelehrt hat und dazu gehört auch, dass wir niemanden verletzten oder verängstigen, weder im Scherz noch aus falsch verstandenem Gerechtigkeitssinn. Jesus hat nämlich auch wider den Richtgeist gepredigt.Und nun möchte ich uns allen zum Abschluss noch einen Segen mit auf den Weg geben.“
Mit Luthers Abendsegen schickte er sie nach Hause und Kathrin studierte jedes einzelne Gesicht. Ihr Hauptverdächtiger blickte demütig zu Boden.

Teil III - Mittwoch, 31.03.1982:
Auf die dringende Bitte von Pastor Friedewald war heute Abend ein Polizeibeamter während des Bibelabends anwesend. Die besonderen Gäste waren diesmal die Damen von der Frauenhilfe. Der Text des Tages stand im 19 Kapitel des 1. Buches der Könige, indem beschrieben wird, wie Eliah in der Wüste unter einem Wachholderbusch liegend in Depressionen verfällt, entweder, weil die Königin Isebel hinter ihm her ist und ihn hinrichten lassen will oder weil ihm das Ausmaß seiner Schuld bewusst wird. Schließlich kommt ein Engel vorbei und fordert ihn auf, zum Berg Horeb zu gehen, wo Gott zu ihm sprechen wolle. Wider Erwarten erscheint ihm sein Schöpfer weder in einem Sturm noch in einem Erdbeben noch in einer Feuersbrunst sondern in einem stillen, sanften Sausen.
Kathrin hatte sich in die hinterste Ecke gesetzt, wo sie sowohl den Eingang, als auch den Zugang zu den Toiletten perfekt im Blick hatte. Ihr Hauptverdächtiger saß nah an der Tür, die zum stillen Örtchen führte und sie fixierte ihn mit eisernem Blick.
Alles blieb friedlich. Es wurde ein Lied gesungen, der Pfarrer bedankte sich für die Schutz bietende Anwesenheit des Polizeibeamten, las den Bibeltext, erklärte einiges zum Verständnis und fragte schließlich in die Menge, an welchem Ort und in welcher Form, Gott zu dem einen oder zu der anderen gesprochen hatte. Er stieß auf eine Mauer des Schweigens. Menschen, die fünf Tage die Woche Kühe molken, Runkeln hackten, Türen bauten, Wände anstrichen, Eintopf kochten, Lebensmittel verkauften oder im besten Fall als Arzthelferinnen oder Verwaltungsangestellte tätig waren, hielten sich nicht für berufen und hörten anstelle eines wispernden Gottes das Plärren des Radios und ließen sich nach Feierabend vom Fernsehen berieseln. Sie interessierten sich dafür, wer heiratete, fremdging, sich schieden ließ, wer von wem ein Kind bekam, wer arbeitslos war, Schulden hatte, an einer unheilbaren Krankheit litt, wer gestorben war und was die Beerdigung gekostet hatte. Manchmal – vielleicht drei bis acht Mal im Leben, fragten sie nach einem tieferen Sinn und warum der allmächtige, gütige Gott, dieses oder jenes zuließ. Aber ihn sprechen hören? Das taten nur Spinner. Doch dann meldete sich Elisabeth Reimler, genannt Schwachmaars Elsbeth und die hatte schier Unglaubliches zu berichten.
„Als ich zwanzig war, bekam ich meinen ersten Heiratsantrag und ich wusste nicht was ich machen sollte. Da bin ich im Feld spazieren gegangen. Der Mond stand am Himmel und ich hab ihn angeguckt, als wenn er mir einen Rat geben könnte, er hat ja auch so ein Gesicht. Und dann habe ich eine leise Stimme gehört. Die kam nicht vom Mond, auch nicht vom Himmel. Nicht von vorne, nicht von hinten und nicht von der Seite. Die Stimme war in mir. Und die Stimme sagte, mach das. Es ist richtig. Und da hab ich unseren Fennand geheiratet.“
Schallendes Gelächter schlug ihr entgegen und ein älterer Bauer rief: „Du meinst aber nich', dass du der liebe Gott bist, Elsbeth, oder etwa doch?“
Bevor „Elsbeth“ antworten konnte, erfüllte plötzlich ein entsetzliches Klirren den Raum und etwas Brennendes traf die selbst ernannte Prophetin am Kopf. Wie ein geölter Blitz rannte der Polizeibeamte nach draußen, um den Werfer des Brandsatzes zu erwischen, aber er war nicht schnell genug. Friedel Muesmann, Kathrins Hauptverdächtiger konnte es diesmal nicht gewesen sein, aber vielleicht steckte auch eine Bande von mehreren Tätern dahinter. Sie musste herausfinden, mit wem Muesmann regelmäßig Kontakt hatte. Der Polizist, der unverrichteter Dinge zurück gekehrt war, stellte immerhin einen Zettel sicher, der zusammen mit einem Stein, dem Brandsatz hinterher geflogen war. Darauf stand: „Aber der Herr war nicht im Feuer“.
Der Pfarrer beendete die Veranstaltung mit den Worten: „Ich weiß nicht, wer hier wütet und warum, aber ich bitte Sie alle eindringlich, morgen wieder zu kommen. Wenn wir die Bibelwoche abbrechen, haben der oder die Täter ihr Ziel erreicht. Das sollten wir ihnen nicht gönnen. Ich werde um zusätzlichen, polizeilichen Schutz bitten, so dass solche Anschläge, wie in den letzten drei Tagen nicht mehr vorkommen.“
Kathrin zögerte den Heimweg so lange wie möglich hinaus. Sie wandte sich schließlich an Pastor Friedewald: „Denken Sie nicht auch, dass es einer sein muss, der weiß, welcher Bibeltext drankommt?“
„Aber das ist doch nicht schwer, Kathrin.“, antwortete der Pfarrer. „Das steht ja im Programm, das kann doch jeder lesen.“
„Stimmt.“, gab sie kleinlaut zu. „So genau habe ich mir das gar nicht angeguckt.“
„Hast du denn jemanden in Verdacht?“
„Na ja, Montag und Dienstag dachte ich schon, dass es der Muesmann ist, weil der so krass drauf ist, aber der kann es ja heute nicht gewesen sein.“
„Das kann ich mir aber auch beim besten Willen nicht vorstellen.“, entgegnete der Pfarrer. „Ich habe zuerst an Streiche von Jugendlichen gedacht, aber das war ja am Dienstag schon deutlich kein Spaß mehr. Ich sehe mir gleich noch mal den Text für morgen an und überlege, was für einen Unsinn die Täter sich vielleicht diesmal ausdenken könnten, dann ist die Polizei besser vorbereitet.“

Teil IV - Donnerstag, 01.04.1982:
Der Polizist, der am Mittwoch ehrenamtlich die Gemeinde beschützt hatte, wurde diesmal von einem jungen Beamten aus der Kreisstadt unterstützt, einem gewissenhaften, aufstrebenden Streifenbeamten, der eine Kommissar-Laufbahn plante. Stefan Keller hatte sich eingehend berichten lassen, was in den vergangenen drei Tagen vorgefallen war und war mit dem Pfarrer den heutigen Text durchgegangen, mit dem Ergebnis, dass es nochmals zu einem Brandanschlag kommen konnte. Er würde das umliegende Gelände während der Veranstaltung bewachen und vor Beginn am Eingang eine Taschenkontrolle veranstalten, insbesondere bei den zahlreichen Jugendlichen, die heute erwartet wurden, denn Donnerstags traft sich normalerweise der Jugendkreis.
Das erste Kapitel im zweiten Buch der Könige war heute Gegenstand der Erörterungen und die immerhin elf Jugendlichen, die sich überwiegend widerwillig zur Bibelwoche geschleppt hatten, waren dankbar für die mögliche Sensation, die die Langeweile der an endlose Schulstunden erinnernden Veranstaltung vertreiben könnte.
In der Biblischen Geschichte befragt der König von Israel die falschen religiösen Führer, als er von einer Krankheit gequält wird. Da sucht Eliah ihn auf und erklärt, dafür werde Gott ihn mit dem Tode bestrafen. Nun soll Eliah von 50 Männern verhaftet werden, die auf sein Wort von einer Feuersbrunst verschlungen werden. Das wiederholt sich noch zwei Mal und am Ende stirbt der König Ahasja.
Karl Bredemeier fand, dass diese Geschichte ein wunderbarer Beweis für die unbeugsame Macht Gottes sei und wanderte umgehend auf Kathrins Liste der Verdächtigen. Mit wachsamen Luchsaugen blitzte er die Jugendlichen herausfordernd an und sagte: „Jetzt äußert ihr euch doch auch mal dazu.“
Die Mehrheit zuckte mit den Schultern, nur Marc meinte: „Also ich hätte auch gern so Superkräfte, wenn mich eine Hundertschaft verhaften will, dann lasse ich einfach Feuer regnen und die können mir gar nichts. Obwohl das hier ja nur 'ne halbe Hundertschaft ist. Aber das ist auch schon nicht schlecht.“
Etliche ereiferten sich über die Respektlosigkeit der Jugend von heute, nur Hannelore Rathert erklärte: „Ich finde diese Geschichte ganz furchtbar, die liest sich ja wie eine Aufforderung, Menschen, die an etwas Anderes glauben, nicht als Menschen zu sehen, sondern als Schlachtvieh, das ruhig sterben darf. Wenn das in allen Religionen so wäre, hätte die Menschheit sich bald gegenseitig ausradiert.“
„Da gebe ich Ihnen vollkommen Recht.“, unterstützte Pastor Friedewald sie. „Ich weiß nicht, welches Motiv die Person oder die Gruppe antreibt, die uns in diesen Tagen attackiert, aber ich gehe davon aus, dass auch die sich im Recht fühlen. Doch es kann nicht richtig sein, Menschen abzuschlachten, weder aus Gier noch im Namen Gottes. Ich sehe den Propheten in einem Lernprozess. Im 1. Buch der Könige tötet er noch aus Eifer. Hier nur noch, um sich zu verteidigen.“
„Aber er hätte sie doch einfach auch nur KO gehen lassen können.“, meinte Birte aus dem Jugendkreis. „So wie Mr. Spock das immer macht. Wieso muss der die Soldaten gleich umbringen? Die haben sich doch nicht ausgesucht, dass sie ihn verhaften, die handeln doch nur auf Befehl des Königs.“
„Ja, das ist ein guter Gedanke.“, gab der Pfarrer dem Mädchen Recht und Friedel Muesmann platzte nun endgültig der Kragen. Schlimm genug, dass die Jugend die Heilige Schrift so achtlos auseinander pflückte, jetzt machte der Pfarrer auch noch mit. Die Lebhaftigkeit der Diskussion überbot alles, was die vorangegangenen Tage zu bieten gehabt hatten.
Als der Pfarrer den Schlusssegen sprach, gingen alle friedlich auseinander, erleichtert darüber, dass diesmal nichts passiert war. Die Polizisten verabschiedeten sich ebenfalls und versprachen, trotzdem am Freitag noch einmal dabei zu sein, denn offenbar hatte ihre Anwesenheit das Schlimmste verhindert.
Der Jugendkreis stand noch auf dem Parkplatz zusammen und sah der älteren Generation beim Abflug zu. Sie mussten alles herauslassen, was sich innerhalb der vergangenen neunzig Minuten in ihnen angestaut hatte und sie dachten noch lange nicht an Aufbruch. Darum war es auch nicht klar, ob speziell ihnen oder zufälligen Opfern das Feuerwerk galt, das plötzlich lautstark und brennend auf sie herab regnete. Birte war für die nächste halbe Stunde gehörlos und in entsetzlicher Panik, Mark hatte kleine Verbrennungen im ganzen Gesicht und Kathrin konnte vor lauter Entsetzen nicht mehr aufhören zu weinen. Der Täter war wieder durch die Dunkelheit geflüchtet und wie jedes Mal hatte er eine Botschaft hinterlassen: „2. Könige 1,10“. Eine Stunde später sah Stefan Keller in der Bibel nach: „Bin ich ein Mann Gottes so falle Feuer vom Himmel und fresse deine 50 Mann. Da fiel Feuer vom Himmel und fraß ihn und seine 50 Mann.“
Auch wenn es keine Toten gab, so handelte es sich um nichts anderes als Terror und der Terror hatte Methode.

Teil V - Freitag, 02.04.1982:
Der Polizeibeamte Stefan Keller und sein Kollege Alwin Bohnenkamp rückten am letzten Tag der Bibelwoche bereits eine Stunde vor Beginn an. Am Vormittag hatten sie das Gelände mit Spuren sichernden Fallen präpariert, von denen sie sich Beweise für die Identität des Täters erhofften.
Im und am Gemeindehaus erschien alles ganz normal, nur Pfarrer Friedewald hatte am Vormittag einen Brief mit der Post erhalten, einen klassischen Drohbrief aus Zeitungsschnipseln mit der Botschaft: „Wird Zeit, dass Eliah von Elisa abgelöst wird.“ Das stimmte ihn nachdenklich, denn der heutige Text, das zweite Kapitel im 2. Buch der Könige handelte vom Ende des Propheten Eliah, der noch zu Lebzeiten von seinem Nachfolger abgelöst wurde und kurz darauf verstarb. In wem sah der Briefeschreiber den alten, in wem den neuen Propheten und ging es ihm nur um eine geistliche Erneuerung oder wollte er tatsächlich den Tod eines Menschen? Pastor Friedewald glaubte nach wie vor an bellende Hunde, die nicht bissen und behielt den Inhalt des Briefes für sich, um die Situation nicht unnötig eskalieren zu lassen.
Kathrin hatte sich vom Schock des Vorabends erholt und war nun voller Tatendrang, dem Übeltäter das Handwerk zu legen. Nach der Feuerwerksattacke hatte sich ihr Verdacht vom fanatisch frömmelnden Insider zum jugendlich eifernden Outlaw verschoben. Es gab in Hemmingbeeren so ein bis zwei Revoluzzertypen, denen sie eine Attacke auf die Kirche durchaus zutraute. Total verstrahlte Weltverbesserer, die sie einmal durchaus interessant gefunden hatte, weil sie sich ebenfalls in der Szene von aktiven, linken Kritikern der politökonomischen Verhältnisse bewegte, aber einige von denen waren wohl hormonell unausgeglichen und neigten zum zwanghaften Cowboy- und Indianer-Geballer. Dabei war es ihnen egal, ob es um AKWs, Pershings oder Repräsentanten der bürgerlichen Gesellschaft ging und ganz in der Tradition der RAF nahmen sie Kollateralschäden in Kauf. Der Polizei sagte sie aber nichts davon, denn wenn sie unschuldig waren, sollten sie ihretwegen keine Scherereien bekommen.
Am letzten Abend war die Besucherzahl überschaubar. Freitags tagte kein Kreis im Gemeindehaus und manch einer hatte sich wohl auch überlegt, es sei gesünder, zu Hause zu bleiben, statt im Namen des Herrn, eine Schramme oder Beule zu riskieren.
Tatsächlich verlief der Abend ruhig und auch im Anschluss erfolgte keine Attacke auf dem Parkplatz. Die Polizisten blieben mit dem Pfarrer vor Ort, der sich bei jedem Besucher persönlich bedankte, dafür dass er gekommen war und ganz besonders bei Kathrin, die trotz des gestrigen Schocks erneut den Weg ins Gemeindehaus gefunden hatte. Sie war ein bisschen stolz auf das Lob, aber auch enttäuscht, dass sie zur Ergreifung des Täters nichts beitragen konnte. Als sich wirklich alle verabschiedet hatten, wünschten auch die Polizeibeamten dem Pfarrer eine gute Nacht und machten sich auf den Weg.
Pastor Friedewald hängte den Hausschlüssel an den Haken, streifte die Jacke und die Schuhe ab und ging an den Wohnzimmerschrank, um sich einen wohlverdienten Scotch zu gönnen. Ein Grummeln im Magen und eine allgemeine Abgeschlagenheit verstärkten die Sehnsucht nach einem starken Getränk, das alles wieder ins Lot bringen sollte. Diese Woche hatte ihn nachhaltig erschöpft und ausnahmsweise war er froh, dass seine Frau mit den Kindern zu ihren Eltern gefahren war und er einfach seine Ruhe hatte. Er hatte gerade sein Glas gefüllt und drehte sich zur Sitzgruppe um, da kroch ein unangenehmes Gefühl von seinem Nacken in die Magengegend und wieder zurück in den Kopf. Er realisierte es nicht sofort, aber mitten im Wohnzimmer stand jemand.
„Herr Begander“, stieß Pastor Friedewald keuchend hervor. „Wie kommen Sie hier herein?“
„Hintertür.“, sagte der nur leise. „Sie sind nachlässig beim Abschließen.“
„Was wollen Sie? Sie sind doch ausgetreten und auch in letzter Zeit habe ich Sie nicht im Gottesdienst gesehen.“
„Mit dem, was Sie da Gottesdienst nennen, verschwende ich nicht meine wertvolle Lebenszeit.“, erwiderte der rüstige Rentner. Ich bin nur noch einmal vorbei gekommen, um Ihnen zu erklären, warum Sie jetzt sterben müssen.“
„Wie bitte? Sie sind ja verrückt!“
„Wohl kaum.“, erwiderte Herr Begander eiskalt. „Sie sind derjenige, der alles, was gut war, ver-rückt hat. Sie laufen den falschen Göttern hinterher und haben mehr und mehr Menschen dazu verführt, es Ihnen gleich zu tun. Aber damit ist jetzt Schluss. Bevor Sie noch Generationen von Jugendlichen mit ihren kranken Ideen vergiften können, habe ich Sie vergiftet. Der Nachtisch, der noch im Kühlschrank stand, den haben Sie sich ja brav reingelöffelt.“
In Pastor Friedewalds Kopf begann alles auf Hochtouren zu arbeiten. Vermutlich wollte der alte Frömmler, der einmal im Presbyterium gesessen hatte und schließlich aus Entrüstung über die Inhalte von Friedewalds Predigten aus der Kirche ausgetreten war, ihn einschüchtern und schockieren, damit er sich eine neue Stelle suchte. Aber was, wenn er ihn tatsächlich vergiftet hatte? Möglicherweise befand er sich in einem Wettlauf mit der Zeit. Er musste dringend die Polizei einschalten und sich ärztliche Hilfe holen, doch er musste den Wahnsinnigen in Sicherheit wiegen, damit der ihn nicht daran hinderte.
„Hören Sie, Herr Begander. Ich weiß, dass wir beide unterschiedliche Ansichten bezüglich der Auslegung der Heiligen Schrift vertreten, aber ich bin sicher, dass durchaus nicht die Notwendigkeit besteht, zu derartig drastischen Maßnahmen zu greifen. Setzten Sie sich doch einen Augenblick, ich habe noch irgendwo etwas von dem Portwein, den Sie so gern trinken.“
Schon war der Pfarrer aus dem Zimmer gerauscht und im Stechschritt in seinem Büro angekommen, wo das rettende Telefon stand. Er nahm den Hörer auf, doch als er die 110 wählen wollte, hielt er inne. Da war kein Freizeichen. Die Leitung war tot. Verdammt, der Alte meinte es ernst. Er musste raus hier und sich woanders Hilfe holen. Die Haustür war ebenfalls verschlossen und der Schlüssel hing nicht mehr an seinem Haken. „Ganze Arbeit.“, dachte Friedewald. „Aber zum Glück bin ich kein alter Knochensack.“, Er würde aus dem Fenster steigen, das sollte ihm nicht schwer fallen. Fatalerweise stand Begander aber schon hinter ihm und sagte mit Grabesstimme: „Ich würde gar nicht daran denken, aus dem Fenster zu steigen. Es nützt auch nichts. Ich habe auch die Telefonleitungen in der Nachbarschaft gekappt. Niemand kann Ihnen helfen. Und selbst wenn Sie Ihr Auto erreichen würden, da habe ich sorgsam die Benzinleitung durchtrennt. Sie entkommen mir nicht. Das Gift haben Sie nun schon acht Stunden im Körper. Langsam sollten Sie Bauchkrämpfe bekommen. Wenn man Sie findet, wird jede Hilfe zu spät kommen. Es war eine Fügung des Himmels, dass die Bibelwoche mit der Reise Ihrer Familie zusammenfiel, wie gemacht dafür, meinen Plan endlich in die Tat umzusetzen.“
Es klingelte an der Haustür. Friedewald sprang Begander entgegen, in der Absicht ihn niederzuwerfen und sich bei welchem Besucher auch immer bemerkbar zu machen, doch Begander war noch immer schnell und wendig und besaß Bärenkräfte, denn er hatte jahrzehntelang als Zimmermann gearbeitet. Er rang den Pfarrer zu Boden und presste seine Pranken auf dessen Mund.
„Komisch, dass keiner aufmacht.“, meinte Alwin Bohnenkamp. „Drinnen ist Licht und das Auto steht auch in der Garage.“
„Wer weiß, vielleicht finden da drinnen gerade wilde, erotische Spielchen statt, bei denen der Herr Pfarrer sich nicht stören lassen will.“ meinte Stefan Keller
„Das glaube ich nicht, seine Frau ist mit den Kindern verreist.“
„Na dann vielleicht erst recht. Die Sekretärin, eine Kindergärtnerin oder irgendeine Krankenschwester. Pfarrer sind auch nur Männer.“
„Hier steht aber kein fremdes Auto und kein Fahrrad und für ausgedehnte Spaziergänge ist es ein bisschen nass und kalt heute.“
„Moment mal!“, sagte Keller. „Heute Abend ist nichts passiert, aber vielleicht schlägt der Täter diesmal im Pfarrhaus zu!“
Keller klingelte Sturm. Drinnen versuchte Friedewald verzweifelt, sich bemerkbar zu machen, doch Begander hatte ihn fest im Griff.
„Gefahr im Verzug!“, stieß Keller hervor und schlug eine Scheibe der Haustür ein, um an die innere Klinke zu kommen, doch die Tür war verschlossen.“
„Das wäre nicht nötig gewesen.“, erklärte Bohnenkamp ruhig und zog einen Dietrich aus der Tasche. „Habe ich immer bei mir. Es passiert so oft, dass alte Leute hilflos allein zu Hause liegen und keiner kommt rein.“
„Aber das hier ist ein Sicherheitsschloss.“
„Stimmt.“, flüsterte Bohnenkamp. „Aber die Hintertür hat, glaube ich, noch so ein altes Schloss. Kommen Sie.“
Die Beamten liefen zur Rückseite des Pfarrhauses und öffneten in Windeseile die ebenfalls verschlossene Hintertür. Innerhalb einer Minute hatten sie Pastor Friedewald und seinen Peiniger gefunden. Sie setzten den Gewalttäter umgehend fest, dann sahen sie nach dem Pfarrer. Er lag reglos am Boden. Keller wollte Hilfe rufen, stellte aber fest, dass das Telefon tot war.
„Wir müssen ihn hier raus schaffen.“, erklärte Keller.
„Und der Täter?“; fragte Bohnenkamp.
„Den schließen wir im Keller ein. Ich sehe mich mal nach einem geeigneten Ort um, von dem er nicht entwischen kann.“
Sie sperrten den ehemaligen Presbyter ins Archiv, das war ein Raum ohne Fenster mit metallener Brandschutztür. „Besser als jede Gewahrsamszelle.“, schnaubte Keller und verschloss die Tür gründlich. Die Identität des Mannes hatten sie kurz erfragt und anhand seiner Brieftasche überprüft. Selbst wenn er flüchtete, käme er nicht weit.
Sie schleppten Den reglosen Pfarrer ins Auto und fuhren ihn direkt ins nächstgelegene Krankenhaus, von dort alarmierten sie ihre Kollegen.
Zum Glück überlebte Pastor Friedewald den Anschlag. Er war aufgrund von Sauerstoffmangel bewusstlos geworden, wachte aber im Krankenhaus wieder auf und als er von entsetzlichen Bauchkrämpfen geschüttelt wurde, erinnerte er sich, dass sein Peiniger ihn vergiftet haben wollte. Man tippte äußerst schnell auf Rattengift, was sich als richtig herausstellte und man konnte im letzten Moment sein Leben retten – noch eine weitere Stunde und es wäre zu spät gewesen.
Begander wurde verhaftet und gestand lückenlos die Anschläge auf die Bibelwoche und das Leben des Pfarrers. An die Gemeindeglieder hatte er nur Warnschüsse verteilen wollen und es sei ja auch niemand ernstlich zu Schaden gekommen. Dabei war es ihm auch um eine dramaturgische Steigerung der Taten gegangen und der Mord an Friedewald sollte der Höhepunkt und die Vollendung seines Werkes darstellen. Begander verbrachte den Rest seines Lebens in der forensischen Psychiatrie. Noch auf dem Sterbebett verlieh er seinem außerordentlichen Bedauern darüber Ausdruck, dass ihm die Tötung von Pastor Friedewald misslungen war.

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