Donnerstag, 22. Mai 2025
2nd Spoiler 15
c. fabry, 10:15h
1986
Im April geschah es, die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Vor allem Kinder und Jugendliche wurden in Angst und Schrecken versetzt oder waren zumindest verunsichert. Bei Regen nicht mehr draußen spielen, die Schuhe abwaschen, frische Milch war plötzlich ungesund, genauso wie Salat, Spinat oder Gartenkräuter. Die allseits gedrückte Stimmung schlug den Heranwachsenden aufs Gemüt, auch an der zwölfjährigen Sigrid ging dieser Schrecken nicht spurlos vorbei. Würde das jetzt für immer so weitergehen? Gab es noch eine Zukunft? Kam noch Schlimmeres auf sie zu?
Mit ihrem Vater konnte sie darüber sprechen, er hatte Verständnis für ihre Ängste und teilte sie. Als Renate ein solches Gespräch mitbekam, platzte ihr irgendwann der Kragen. „Jetzt hört auf, euch so anzustellen! Das bringt doch überhaupt nichts. Das Kraftwerk ist mehr als tausend Kilometer entfernt, im Osten, wir haben meistens Westwind. Wer in der Ukraine wohnt, muss sich vielleicht Sorgen machen, aber wir doch nicht. Im Fernsehen sagen sie, wir müssen jetzt ein halbes Jahr vorsichtig sein, besser keine Pilze im nächsten Herbst, zumindest keine von draußen und dann ist das meiste zerfallen. Wir sterben schon nicht an Strahlenkrankheit oder Krebs.“
„Ganz so ocker kannst du das nicht sehen.“, entgegnete Ulrich. „Dafür weiß man noch viel zu wenig.“
„Es ist schlimm, aber auch kein Weltuntergang.“, versuchte Hildegard zu vermitteln. „Man muss in der nächsten Zeit ein bisschen aufpassen, aber wir werden das überstehen. Die Menschheit hat viel schlimmere Katastrophen überstanden und ist immer wieder fröhlich und lebensfroh gewesen, hat Kinder in die Welt gesetzt und großgezogen und einfach weitergemacht. Du wirst wieder frische Erdbeeren mit Schlagsahne essen, Waldpilze sammeln und ohne Angst im Regen tanzen. Versprochen.“
Im April geschah es, die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Vor allem Kinder und Jugendliche wurden in Angst und Schrecken versetzt oder waren zumindest verunsichert. Bei Regen nicht mehr draußen spielen, die Schuhe abwaschen, frische Milch war plötzlich ungesund, genauso wie Salat, Spinat oder Gartenkräuter. Die allseits gedrückte Stimmung schlug den Heranwachsenden aufs Gemüt, auch an der zwölfjährigen Sigrid ging dieser Schrecken nicht spurlos vorbei. Würde das jetzt für immer so weitergehen? Gab es noch eine Zukunft? Kam noch Schlimmeres auf sie zu?
Mit ihrem Vater konnte sie darüber sprechen, er hatte Verständnis für ihre Ängste und teilte sie. Als Renate ein solches Gespräch mitbekam, platzte ihr irgendwann der Kragen. „Jetzt hört auf, euch so anzustellen! Das bringt doch überhaupt nichts. Das Kraftwerk ist mehr als tausend Kilometer entfernt, im Osten, wir haben meistens Westwind. Wer in der Ukraine wohnt, muss sich vielleicht Sorgen machen, aber wir doch nicht. Im Fernsehen sagen sie, wir müssen jetzt ein halbes Jahr vorsichtig sein, besser keine Pilze im nächsten Herbst, zumindest keine von draußen und dann ist das meiste zerfallen. Wir sterben schon nicht an Strahlenkrankheit oder Krebs.“
„Ganz so ocker kannst du das nicht sehen.“, entgegnete Ulrich. „Dafür weiß man noch viel zu wenig.“
„Es ist schlimm, aber auch kein Weltuntergang.“, versuchte Hildegard zu vermitteln. „Man muss in der nächsten Zeit ein bisschen aufpassen, aber wir werden das überstehen. Die Menschheit hat viel schlimmere Katastrophen überstanden und ist immer wieder fröhlich und lebensfroh gewesen, hat Kinder in die Welt gesetzt und großgezogen und einfach weitergemacht. Du wirst wieder frische Erdbeeren mit Schlagsahne essen, Waldpilze sammeln und ohne Angst im Regen tanzen. Versprochen.“
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