Samstag, 11. Juni 2016
Pilzmörder - Kurzkrimi in vier Teilen – Teil III
c. fabry, 17:21h
„Wann und wo haben Sie Ihr Messer denn zum letzten Mal gesehen?“, fragte Kerkenbrock.
Am Samstag früh war ich zum letzten Mal Pilz sammeln, unten am Bachlauf.“
„Waren Sie allein?“
„Ja.“
„Und danach? Sind Sie direkt nach Hause gegangen?“
„Nein. Ich war noch in der Kirche. Wir haben uns da mit ein paar Leuten getroffen, um Stühle zu stellen für den Familien-Gottesdienst, der am Sonntag stattgefunden hat.“
„Wer war dabei?“
„Der Pfarrer und ein paar Helfer.“
„Wer genau?“
„Rolf Sander, das ist unser Kirchmeister, Gerlinde Sickendiek, die ist auch im Presbyterium, Paul Obbelodde, der besucht regelmäßig den Männerkreis und Sebastian Krämer.“
„Trauen Sie einem von denen zu, dass sie das Messer an sich genommen haben?“
Er überlegte kurz, dann antwortete er: „Also eigentlich würde ich es niemandem zutrauen, aber der Krämer, auch wenn er jetzt tot ist, war schon ein schräger Vogel. Ich habe dem nicht für fünf Pfennig über den Weg getraut. Wollte immer alles modernisieren, aber arbeiten sollten die anderen. Paul Obbelodde und er sind ja Nachbarn und der sagt auch, der Krämer räumt seinen Garten nicht auf, liegt meistens mit der Zeitung im Liegestuhl und schläft darüber ein. Es weiß auch keiner so genau womit der sein Geld verdient, so oft, wie der tagsüber zu Hause ist.“
„Aber warum sollte Herr Krämer Ihr Pilzmesser an sich genommen haben?“
„Keine Ahnung. Einfach weil er es gern haben wollte, wahrscheinlich. Hat bestimmt gedacht, dass keiner die Stirn besitzt, ihn zu verdächtigen. Tja und dann ist es ihm zum Verhängnis geworden. Sicher ist jemand bei ihm eingestiegen, er hat ihn erwischt und dann lag das Messer da zufällig auf dem Couchtisch.“
„Nun.“, sagte Keller. „Davon, dass wir das Mordopfer neben seinem Couchtisch gefunden haben, hatten wir Ihnen gar nichts erzählt, Herr Meissner. Da nützt es auch nichts, uns mit wilden Räuberpistolen über Gelegenheitsdiebstahl und zufälligen Einbruch aufs Glatteis zu führen. Sie begleiten uns jetzt mal aufs Präsidium, denn Sie sind dringend tatverdächtig. Falls Sie die Aussage verweigern, bleiben Sie in Untersuchungshaft bis wir den genauen Todeszeitpunkt festgestellt haben. Packen Sie bitte ein paar Sachen für die Nacht zusammen.“
Meissners verzweifelte Versuche, die Polizisten von seiner Unschuld zu überzeugen, beeindruckten die Beamten nicht. Also fügte er sich schließlich in sein Schicksal und begleitete Keller und Kerkenbrock aufs Präsidium.
Wie zu erwarten war, hatte er die Aussage zunächst verweigert und seine Frau gebeten, sich um einen Rechtsbeistand für ihn zu kümmern. Am folgenden Tag stand der für den Mord infrage kommende Zeitraum fest: Es musste am Sonntag zwischen 11.30 Uhr und 18.00 Uhr geschehen sein. Für dieses Zeitfenster hatte Meissner kein lückenloses Alibi. Er erklärte: „Ich war im Gottesdienst und im Gegensatz zu Krämer habe ich anschließend beim Aufräumen geholfen. Gegen zwölf Uhr waren wir fertig und sind alle nach Hause gegangen. Meine Frau hat uns das Essen aufgewärmt und wir haben zu Mittag gegessen. Danach machen wir immer ein Schläfchen bis etwa 15.00 Uhr und dann haben wir Kaffee getrunken. Von Halb vier bis halb fünf habe ich einen kleinen Spaziergang am Bachlauf unternommen und dann haben meine Frau und ich bis zum Abendessen im Wohnzimmer gesessen und gelesen.“
„Dann hätten Sie zwischen 16.30 Uhr und 17.30 Uhr die Gelegenheit gehabt, Krämer aufzusuchen, sich unter einem Vorwand zu einem Getränk einladen zu lassen, sein Getränk mit einem Nervengift zu versehen und den bewegungsunfähigen Krämer mit dem Pilzmesser, das Sie zufällig noch dabei hatten, die Arterien zu durchtrennen.“
„Das sind alles haltlose Vorwürfe und wilde Spekulationen.“, mischte Meissners Anwalt sich ein. „Es gibt ja nicht einmal ein Tatmotiv.“
„Und ob es das gibt.“, erklärte Keller. „Krämer war für Herrn Meissner nicht nur das Gegenteil eines Sympathieträgers, sondern gefährdete auch seinen Posten im Presbyterium, über den er sich definiert. Das Gift, mit dem er wehrlos gemacht wurde, lässt sich aus einer bestimmten Pilzart extrahieren, dafür gibt es massenhaft Anleitungen im Internet. Sie hatten das Motiv, die Gelegenheit, die Fachkenntnis und sind der Besitzer der Tatwaffe.“
„Aber warum sollte er, wenn er den Mord geplant hat, ausgerechnet sein eigenes Pilzmesser benutzen, das auch noch sein Monogramm trägt und vielen Leuten im Ort bekannt ist?“, fragte der Anwalt.
„Vielleicht als Warnung, eine Art Visitenkarte für Insider. Vielleicht hat er geglaubt, damit durchzukommen. Wir haben sogar Haare mit seiner DNA auf Krämers Sofa gefunden, obwohl Herr Meissner steif und fest behauptet, niemals Krämers Haus betreten zu haben.“
„Solche vermeintlichen Beweise kann man problemlos inszenieren.“
„Schon, aber niemand außer Herrn Meissner hatte etwas gegen Herrn Krämer.“
Es klopfte an der Tür und Sabine Kerkenbrock trat ein. „Ich störe ungern Herr Keller, aber kann ich Sie mal einen Moment sprechen?“
FORTSETZNG FOLGT
Am Samstag früh war ich zum letzten Mal Pilz sammeln, unten am Bachlauf.“
„Waren Sie allein?“
„Ja.“
„Und danach? Sind Sie direkt nach Hause gegangen?“
„Nein. Ich war noch in der Kirche. Wir haben uns da mit ein paar Leuten getroffen, um Stühle zu stellen für den Familien-Gottesdienst, der am Sonntag stattgefunden hat.“
„Wer war dabei?“
„Der Pfarrer und ein paar Helfer.“
„Wer genau?“
„Rolf Sander, das ist unser Kirchmeister, Gerlinde Sickendiek, die ist auch im Presbyterium, Paul Obbelodde, der besucht regelmäßig den Männerkreis und Sebastian Krämer.“
„Trauen Sie einem von denen zu, dass sie das Messer an sich genommen haben?“
Er überlegte kurz, dann antwortete er: „Also eigentlich würde ich es niemandem zutrauen, aber der Krämer, auch wenn er jetzt tot ist, war schon ein schräger Vogel. Ich habe dem nicht für fünf Pfennig über den Weg getraut. Wollte immer alles modernisieren, aber arbeiten sollten die anderen. Paul Obbelodde und er sind ja Nachbarn und der sagt auch, der Krämer räumt seinen Garten nicht auf, liegt meistens mit der Zeitung im Liegestuhl und schläft darüber ein. Es weiß auch keiner so genau womit der sein Geld verdient, so oft, wie der tagsüber zu Hause ist.“
„Aber warum sollte Herr Krämer Ihr Pilzmesser an sich genommen haben?“
„Keine Ahnung. Einfach weil er es gern haben wollte, wahrscheinlich. Hat bestimmt gedacht, dass keiner die Stirn besitzt, ihn zu verdächtigen. Tja und dann ist es ihm zum Verhängnis geworden. Sicher ist jemand bei ihm eingestiegen, er hat ihn erwischt und dann lag das Messer da zufällig auf dem Couchtisch.“
„Nun.“, sagte Keller. „Davon, dass wir das Mordopfer neben seinem Couchtisch gefunden haben, hatten wir Ihnen gar nichts erzählt, Herr Meissner. Da nützt es auch nichts, uns mit wilden Räuberpistolen über Gelegenheitsdiebstahl und zufälligen Einbruch aufs Glatteis zu führen. Sie begleiten uns jetzt mal aufs Präsidium, denn Sie sind dringend tatverdächtig. Falls Sie die Aussage verweigern, bleiben Sie in Untersuchungshaft bis wir den genauen Todeszeitpunkt festgestellt haben. Packen Sie bitte ein paar Sachen für die Nacht zusammen.“
Meissners verzweifelte Versuche, die Polizisten von seiner Unschuld zu überzeugen, beeindruckten die Beamten nicht. Also fügte er sich schließlich in sein Schicksal und begleitete Keller und Kerkenbrock aufs Präsidium.
Wie zu erwarten war, hatte er die Aussage zunächst verweigert und seine Frau gebeten, sich um einen Rechtsbeistand für ihn zu kümmern. Am folgenden Tag stand der für den Mord infrage kommende Zeitraum fest: Es musste am Sonntag zwischen 11.30 Uhr und 18.00 Uhr geschehen sein. Für dieses Zeitfenster hatte Meissner kein lückenloses Alibi. Er erklärte: „Ich war im Gottesdienst und im Gegensatz zu Krämer habe ich anschließend beim Aufräumen geholfen. Gegen zwölf Uhr waren wir fertig und sind alle nach Hause gegangen. Meine Frau hat uns das Essen aufgewärmt und wir haben zu Mittag gegessen. Danach machen wir immer ein Schläfchen bis etwa 15.00 Uhr und dann haben wir Kaffee getrunken. Von Halb vier bis halb fünf habe ich einen kleinen Spaziergang am Bachlauf unternommen und dann haben meine Frau und ich bis zum Abendessen im Wohnzimmer gesessen und gelesen.“
„Dann hätten Sie zwischen 16.30 Uhr und 17.30 Uhr die Gelegenheit gehabt, Krämer aufzusuchen, sich unter einem Vorwand zu einem Getränk einladen zu lassen, sein Getränk mit einem Nervengift zu versehen und den bewegungsunfähigen Krämer mit dem Pilzmesser, das Sie zufällig noch dabei hatten, die Arterien zu durchtrennen.“
„Das sind alles haltlose Vorwürfe und wilde Spekulationen.“, mischte Meissners Anwalt sich ein. „Es gibt ja nicht einmal ein Tatmotiv.“
„Und ob es das gibt.“, erklärte Keller. „Krämer war für Herrn Meissner nicht nur das Gegenteil eines Sympathieträgers, sondern gefährdete auch seinen Posten im Presbyterium, über den er sich definiert. Das Gift, mit dem er wehrlos gemacht wurde, lässt sich aus einer bestimmten Pilzart extrahieren, dafür gibt es massenhaft Anleitungen im Internet. Sie hatten das Motiv, die Gelegenheit, die Fachkenntnis und sind der Besitzer der Tatwaffe.“
„Aber warum sollte er, wenn er den Mord geplant hat, ausgerechnet sein eigenes Pilzmesser benutzen, das auch noch sein Monogramm trägt und vielen Leuten im Ort bekannt ist?“, fragte der Anwalt.
„Vielleicht als Warnung, eine Art Visitenkarte für Insider. Vielleicht hat er geglaubt, damit durchzukommen. Wir haben sogar Haare mit seiner DNA auf Krämers Sofa gefunden, obwohl Herr Meissner steif und fest behauptet, niemals Krämers Haus betreten zu haben.“
„Solche vermeintlichen Beweise kann man problemlos inszenieren.“
„Schon, aber niemand außer Herrn Meissner hatte etwas gegen Herrn Krämer.“
Es klopfte an der Tür und Sabine Kerkenbrock trat ein. „Ich störe ungern Herr Keller, aber kann ich Sie mal einen Moment sprechen?“
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