Montag, 30. Mai 2016
Endstation Apfelbaum – Kurzkrimi Teil I
Den BMW hatte es vollkommen zerlegt. „Merkwürdiger Sozialarbeiter.“, überlegte Keller, der im schwarzen BMW zur Arbeit fährt.“
„Das Milieu färbt ab.“, erwiderte Konstanze Flegel. „Übrigens erkenne ich spontan nichts auffälliges an der Leiche, außer dass er genauso zertrümmert ist wie sein Auto. Ich vermute, er hat das hier alles nicht mehr ertragen und voll auf den Baum zugehalten, man sieht ja keine Bremsspuren. Vielleicht waren auch Drogen im Spiel.“
„Wann weißt du mehr?“, fragte Keller.
„Frühestens Morgen.“
Im Jugendzentrum herrschte Betroffenheit. „Sind das etwas alles Christen?“, raunte Keller seiner Kollegin Kerkenbrock zu, denn die Anwesenden machten auf ihn einen türkischstämmigen Eindruck und bei dieser Einwanderergruppe waren Christen eine absolute Rarität.
„Woher soll ich das wissen? Vermutlich sind sie Muslime oder vielleicht Jesiden. Das ist in so einem Jugendzentrum doch egal.“
„Aber ist es nicht in kirchlicher Trägerschaft?“
„Na und?“
„Haben die Eltern da keine Angst, dass ihre Kinder missioniert werden?“
„Vielleicht in Gemeindehäusern, wo der CVJM wöchentlich Bibelkreise abhält, aber doch nicht hier. Das ist ein Haus der offenen Tür, bestimmt überwiegend von der Stadt finanziert. Das interessiert hier vermutlich niemanden, ob das Haus von der Kirche ist oder von der AWO. Hier gibt es ja nichts Anderes und irgendwo müssen die Jugendlichen schließlich hin.“
Ein dunkelhaariger Mann mit eindrucksvollen Trainingserfolgen im Bereich der Oberkörper-Muskulatur kam auf die Beamten zu.
„Sind Sie die Polizei?“, fragte er.
„Ja. Kriminalhauptkommissar Stefan Keller und das ist meine Kollegin Sabine Kerkenbrock. Und Sie sind?“
„Emre Ҫakal.“
„Arbeiten Sie hier?“
„Ja, ich mach' hier Theke, aber nur für Taschengeld. Morgen muss ich wieder Job-Center gehen.“
„Sie kannten Martin Unger?“
„Klar. Alle hier kannten Martin. Wir sind alle voll geschockt, dass das passiert ist. Martin ist immer voll vorsichtig gefahren und hat auch keinen Scheiß gemacht. Der hätte sich nie besoffen oder bekifft ans Steuer gesetzt. Das muss irgendwie ganz dumm gelaufen sein oder da hat einer nachgeholfen.“
„Halten Sie es nicht für möglich, dass er seinem Leben selbst ein Ende setzen wollte?“
„Sie meinen, ob er sich umbringen wollte?“
„Ja, genau.“
„Nee, Martin doch nicht. Der wollte morgen in Urlaub fahren, hat der sich voll drauf gefreut.“
„Haben Sie denn einen konkreten Verdacht, wer da nachgeholfen haben könnte?“
„Nee, weiß ich nicht.“
„Hatte er keine Feinde?“
„Doch, Fedder. Also hat er nicht drüber geredet, aber hab ich mal mitgekriegt als er mit Julia im Büro saß und sich aufgeregt hat.“
„Wer ist Julia?“
„Die arbeitet auch hier. Ist aber noch nicht da.“
„Worüber hat er sich denn aufgeregt?“
„Irgendwie ging es um „RAN“, das ist ein Projekt, da mach' ich auch mit, damit wir bessere Chancen haben, irgendwo genommen zu werden, wenn wir arbeiten wollen. Martin hatte irgendwann die Idee, hat alles organisiert und so. Dann kam Murat dazu, der macht auch was mit uns, das ist einer, der hat es echt geschafft und dann hat Fedder sich wohl überall eingemischt, immer seine Fresse in die Kamera gehalten, wenn einer von der Zeitung da war und Murat rausgeschmissen hat er auch.“
„Wer ist Fedder?“
„Der Boss von dem Projekt.“
„Aber hat das nicht Unger entwickelt?“
„Ja, schon, aber dafür braucht man ja Kohle und der Fedder, der ist wohl nicht der Boss von Martin, aber der Boss von Murat oder jetzt von Jochen, aber Jochen ist scheiße, der bringt's voll nicht. Und Der hat den Job wohl nur gekriegt, weil Fedder sein Schwager ist.“
„War das allen bekannt?“
„Auf jeden Fall wusste Martin Bescheid.“
FORTSETZUNG FOLGT MORGEN

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