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Freitag, 8. Oktober 2021
Die Insel
c. fabry, 10:36h
"Die werden schon nach uns suchen." meint Ole. "Wenn wir Glück haben, sind wir in sechs Wochen gerettet."
"Kann aber auch zwei Jahre dauern.", sagt Robbie.
"Dann müssen wir jetzt endlich das Proviant einteilen.", meint Anna.
"Den Proviant.", korrigiert Lena.
"Ist doch egal.", bügelt Anna sie ab. "Auf jeden Fall haben wir genug zu essen für zwei Jahre, wenn wir ab sofort nur noch tausend Kalorien pro Nase täglich verspeisen."
"So ein Quatsch!", schimpft Chrissi. "Da magern wir ja ab bis auf die Knochen. Das dauert allerhöchstens ein halbes Jahr, dann haben die uns gefunden. Dafür reichen die Lebensmittel. Und bevor wir uns selbst beschränken, sollten wir einfach Gemüse anbauen und Fische fangen."
Anna platzt der Kragen: "Mit dem Anbau hätten wir im Frühjahr anfangen müssen. Da meintest Du immer, dass es sich nur noch um Tage handelt, bis die uns gefunden haben. Du wolltest nicht Robinson spielen. Jetzt ist Sommer, bald schon Herbst. Zum säen ist es zu spät. Davon abgesehen haben wir nicht einmal Saatgut und wir wissen gar nicht, was auf dem Boden hier gedeiht außer der paar Bäume und Gräser, die auf dieser Insel rumstehen."
"Das findet sich.", erklärt Chrissi. "Am Ende findet sich immer ein wissenschaftlicher Ansatz, ein innovatives Produkt wird entwickelt und die Probleme lösen sich auf."
Chrissi frisst als gäbe es kein Morgen. Anna schreit und Lena weint. Ole rechnet alles durch und Robbie denkt nach. Am Ende steht der Tod. Was glauben Sie, wen es erwischt?
Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie? Na, was glauben Sie?
Ich sag's Ihnen: Alle.
"Kann aber auch zwei Jahre dauern.", sagt Robbie.
"Dann müssen wir jetzt endlich das Proviant einteilen.", meint Anna.
"Den Proviant.", korrigiert Lena.
"Ist doch egal.", bügelt Anna sie ab. "Auf jeden Fall haben wir genug zu essen für zwei Jahre, wenn wir ab sofort nur noch tausend Kalorien pro Nase täglich verspeisen."
"So ein Quatsch!", schimpft Chrissi. "Da magern wir ja ab bis auf die Knochen. Das dauert allerhöchstens ein halbes Jahr, dann haben die uns gefunden. Dafür reichen die Lebensmittel. Und bevor wir uns selbst beschränken, sollten wir einfach Gemüse anbauen und Fische fangen."
Anna platzt der Kragen: "Mit dem Anbau hätten wir im Frühjahr anfangen müssen. Da meintest Du immer, dass es sich nur noch um Tage handelt, bis die uns gefunden haben. Du wolltest nicht Robinson spielen. Jetzt ist Sommer, bald schon Herbst. Zum säen ist es zu spät. Davon abgesehen haben wir nicht einmal Saatgut und wir wissen gar nicht, was auf dem Boden hier gedeiht außer der paar Bäume und Gräser, die auf dieser Insel rumstehen."
"Das findet sich.", erklärt Chrissi. "Am Ende findet sich immer ein wissenschaftlicher Ansatz, ein innovatives Produkt wird entwickelt und die Probleme lösen sich auf."
Chrissi frisst als gäbe es kein Morgen. Anna schreit und Lena weint. Ole rechnet alles durch und Robbie denkt nach. Am Ende steht der Tod. Was glauben Sie, wen es erwischt?
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Donnerstag, 7. Oktober 2021
Politikkurzkrimi
c. fabry, 11:33h
Der Bastl, der Kurze, noch so jung und doch so viel Sitzfleisch.
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Freitag, 1. Oktober 2021
Gott
c. fabry, 12:43h
Überall sehe ich Opfer. Verletzt, vergiftet und auf entwürdigende Weise deformiert, wie die Beute einer Spinne. Alles leidet vom vergifteten Insekt bis zum zu Tode geprügelten Kind, vom ausgetrockneten Moos bis zum verdurstenden Baum. Ich kann mir das nicht gut ansehen, dauernd möchte ich eingreifen, aber man will ja nicht Gott spielen.
Haha, was bin ich doch für ein Schelm, ich muss es ja gar nicht spielen, ich bin?s ja. Aber Eingreifen wäre gegen den Plan und Pläne müssen eingehalten werden, da bin ich zwanghaft. Das Spiel ist noch nicht vorbei und eigentlich hatte ich die Zweibeiner ja so angelegt, dass sie selbst herausbekommen, worin Probleme bestehen und wie sie zu lösen sind. Ich bin noch immer voller Hoffnung, Irgendein Domino-Effekt wird sich schon einstellen. Albert lernt Berenice kennen und erzählt von seinem Garten, Berenice entdeckt die Schönheit der Wildblumen und steckt Camilla mit dieser Erkenntnis an, Camilla verliebt sich in Dennis und überwindet ihren Rassismus, weil Dennis einen chinesischen Vater hat, Dennis heiratet Emre und Emres Mutter Fahime ist immer noch stolz auf ihren Sohn und ist somit ein leuchtendes Vorbild für die jüngere Gökbel. Gökbel engagiert sich im Tierschutz und wird von Herbert im Fernsehen entdeckt, der darum anfängt nachzudenken. Er befreit Illy aus dem Tierheim. Illy beißt Janine, die im Krankenhaus von Karl behandelt wird und mit ihm ein Gespräch über das Kanufahren anfängt, ihr gemeinsames Hobby. Karl glaubt an mich und versucht vergeblich Janine zu bekehren, lernt aber auf einer ihrer Partys Lennard kennen und bekehrt den. Lennard entwickelt eine Religionspsychose und trifft in der Selbsthilfegruppe auf Maren, die sich durch die Gespräche mit ihm bestätigt fühlt, dass sie selbst etwas tun muss, wenn sie will, dass die Welt besser wird. Sie engagiert sich aber in keiner Organisation, sondern strengt sich an, einfach immer das Bessere zu tun: freundlich sein, teilen, nachgeben, helfen?, das fällt Nadine auf, die ihrem Beispiel folgt. Nadine trifft auf den obdachlosen Otto und rettet ihn. Otto will etwas von seinem Glück weitergeben und rettet Pauline vom Straßenstrich. Pauline kriegt die Kurve, einen guten Job, einen Mann, zwei Kinder, eins davon heißt Quentin. Quentin geht in die Politik und setzt eine ganze Reihe Reformen durch. Das findet Ronja gut und schreibt Bücher darüber. Samir liest Ronjas Bücher und hört auf Fleisch zu essen und Auto zu fahren. Ein paar seiner Kumpel machen das auch? bis ich bei Z angekommen bin bin ich eingeschlafen, ist schlimmer als Schäfchen zählen, aber ich will nicht aufgeben, noch nicht.
Hat der Typ da in der Tankstelle gerade wirklich abgedrückt? Hat der im Ernst den unschuldigen Studenten erschossen? Nur weil der ihm nichts verkaufen wollte, weil er sich geweigert hatte, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen? Hätte ich das verhindern müssen? Schaffen die das noch? Kriegen die noch die Kurve? Kriegen die raus woher so etwas kommt und wie man verhindert, dass es wieder passiert?
Ich warte noch ein paar Jahre. Hoffentlich machen die in der Zwischenzeit nicht alles kaputt. Wäre echt schade. Ist ein Unikat, habe keine neue Erde in der Hinterhand, müsste ich erst erschaffen und in der Zwischenzeit werden alle zu Staub.
Dann wäre mir wieder langweilig.
Eine ganze Ewigkeit lang.
Haha, was bin ich doch für ein Schelm, ich muss es ja gar nicht spielen, ich bin?s ja. Aber Eingreifen wäre gegen den Plan und Pläne müssen eingehalten werden, da bin ich zwanghaft. Das Spiel ist noch nicht vorbei und eigentlich hatte ich die Zweibeiner ja so angelegt, dass sie selbst herausbekommen, worin Probleme bestehen und wie sie zu lösen sind. Ich bin noch immer voller Hoffnung, Irgendein Domino-Effekt wird sich schon einstellen. Albert lernt Berenice kennen und erzählt von seinem Garten, Berenice entdeckt die Schönheit der Wildblumen und steckt Camilla mit dieser Erkenntnis an, Camilla verliebt sich in Dennis und überwindet ihren Rassismus, weil Dennis einen chinesischen Vater hat, Dennis heiratet Emre und Emres Mutter Fahime ist immer noch stolz auf ihren Sohn und ist somit ein leuchtendes Vorbild für die jüngere Gökbel. Gökbel engagiert sich im Tierschutz und wird von Herbert im Fernsehen entdeckt, der darum anfängt nachzudenken. Er befreit Illy aus dem Tierheim. Illy beißt Janine, die im Krankenhaus von Karl behandelt wird und mit ihm ein Gespräch über das Kanufahren anfängt, ihr gemeinsames Hobby. Karl glaubt an mich und versucht vergeblich Janine zu bekehren, lernt aber auf einer ihrer Partys Lennard kennen und bekehrt den. Lennard entwickelt eine Religionspsychose und trifft in der Selbsthilfegruppe auf Maren, die sich durch die Gespräche mit ihm bestätigt fühlt, dass sie selbst etwas tun muss, wenn sie will, dass die Welt besser wird. Sie engagiert sich aber in keiner Organisation, sondern strengt sich an, einfach immer das Bessere zu tun: freundlich sein, teilen, nachgeben, helfen?, das fällt Nadine auf, die ihrem Beispiel folgt. Nadine trifft auf den obdachlosen Otto und rettet ihn. Otto will etwas von seinem Glück weitergeben und rettet Pauline vom Straßenstrich. Pauline kriegt die Kurve, einen guten Job, einen Mann, zwei Kinder, eins davon heißt Quentin. Quentin geht in die Politik und setzt eine ganze Reihe Reformen durch. Das findet Ronja gut und schreibt Bücher darüber. Samir liest Ronjas Bücher und hört auf Fleisch zu essen und Auto zu fahren. Ein paar seiner Kumpel machen das auch? bis ich bei Z angekommen bin bin ich eingeschlafen, ist schlimmer als Schäfchen zählen, aber ich will nicht aufgeben, noch nicht.
Hat der Typ da in der Tankstelle gerade wirklich abgedrückt? Hat der im Ernst den unschuldigen Studenten erschossen? Nur weil der ihm nichts verkaufen wollte, weil er sich geweigert hatte, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen? Hätte ich das verhindern müssen? Schaffen die das noch? Kriegen die noch die Kurve? Kriegen die raus woher so etwas kommt und wie man verhindert, dass es wieder passiert?
Ich warte noch ein paar Jahre. Hoffentlich machen die in der Zwischenzeit nicht alles kaputt. Wäre echt schade. Ist ein Unikat, habe keine neue Erde in der Hinterhand, müsste ich erst erschaffen und in der Zwischenzeit werden alle zu Staub.
Dann wäre mir wieder langweilig.
Eine ganze Ewigkeit lang.
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Freitag, 24. September 2021
Waldheim
c. fabry, 18:21h
"Da ist jemand an der Haustür.", raunte Tijan.
Merle kam dazu. "Ich habe gerade gesehen, wie jemand auf den Parkplatz gefahren ist."
"Wer kommt denn um diese Zeit noch hier vorbei?" fragte Lucy.
Sie war schon auf dem Weg in die Küche, um die gusseiserne Bratpfanne zu holen, die hatte wenigstens richtig Wumms. Doch dann erinnerte sie sie an das, was Tina ihr vor ein paar Jahren erzählt hatte. Ihre um eine Dekade ältere Schwester hatte auch einmal mit einer Jugendgruppe in diesem Selbstversorger-Haus mitten im Wald übernachtet. Das lag mittlerweile zwölf Jahre zurück.
"Wir hatten eine tolle Chorfreizeit. Die Kinder lagen schon in den Betten und wir Teamer waren gerade dabei, alles an Chips und Bier aus den Ecken zu holen, um den Abend gemütlich ausklingen zu lassen. Da kratzte plötzlich jemand an der Haustür und mir fiel auf, dass ich mich ein paar Minuten vorher gewundert hatte, dass ein Auto vorgefahren war. Ich hab mir gedacht, dass die vielleicht jemand aus dem Dorf noch mal mit seinem Hund im Wald war, habe gar nicht drüber nachgedacht, dass das in der Dunkelheit ziemlich sinnlos ist. Wir haben dann gesehen, dass die Gestalt wieder weg huschte. In unseren Köpfen liefen alle nur erdenklichen Horrorfilme ab, Freitag der Dreizehnte und so.
Sandra hat dann aus dem Fenster an der Frontseite des Hauses geguckt und gesehen, dass da immer noch ein fremdes Auto stand. Ich fühlte mich verantwortlich für die Sicherheit der Gruppe, habe mir den Schürhaken vom Kamin geschnappt und mich durch einen versteckten Kellereingang nach draußen geschlichen. Als ich zur Hälfte das Außengelände abgesucht hatte, sah ich einen Mann, der sich am Kellereingang zu
schaffen machte. Er war ganz in Schwarz gekleidet, mit einer Skimütze über dem Kopf, es war offensichtlich, dass er was Übles vorhatte. Ich bin von hinten auf ihn los und hab' im mehrmals eins übergezogen. Irgendwann kamen die anderen dazu und haben die Polizei angerufen. Und einen Krankenwagen. Als die Sanitäter dem Einbrecher die Maske runterzogen, haben wir ihn erkannt: es war Volker, unser Jugendreferent. Er wollte uns nur ein bisschen erschrecken, ein bisschen Spaß machen. Ich habe ihn ziemlich übel verletzt. Er hat seitdem Gleichgewichtsstörungen, Lähmungen und kann sich nicht mehr lange konzentrieren. Es war ein schrecklicher Unfall. Ich konnte doch nicht wissen, dass es nur ein Spaß war."
Nein, dachte Lucy, das wird mir nicht passieren. Wir leben nicht in einem Horrorfilm. Es gibt bestimmt eine vernünftige Erklärung.
Jetzt klopfte jemand am Kellereingang.
"Wer kann das sein?", fragte Tijan.
"Da macht sicher einer einen Spaß mit uns.", erwiderte Lucy mit gespielter Lässigkeit. "Wisst Ihr was? Mit dem machen wir uns jetzt einen Spaß. Wir machen sämtliche Lichter aus und verteilen uns im ganzen Haus. Entweder, er zieht irgendwann wieder ab, oder er gibt sich zu erkennen."
Alle fanden den Vorschlag originell. Einmal Verstecken im Dunkeln. Sie verteilten sich und warteten mucksmäuschenstill. Lucy stand in der Putzkammer und hörte nichts als den eigenen Atem. Sie war schon kurz davor, die Aktion abzubrechen, da hörte sie seltsame Geräusche von unten. Der versteckte Kellereingang hatte noch immer dieses antike Schloss, das jeder, der einen altmodischen Dietrich besaß, knacken konnte. Im Prinzip war das kein Drama, die Feuerschutztür, durch die man noch musste, war mit einem Sicherheitsschloss ausgestattet - aber die Tür war offen. Dann hörte sie deutlich Schritte auf der Kellertreppe, jetzt war gleich ihr Moment. Vorsichtig und leise drückte sie die Klinke nach unten und als der Eindringling auf Höhe der Besenkammer war, stürmte sich hinaus und warf sich auf ihn.
"Hab ihn!", brüllte sie aus Leibeskräften um die anderen dazu zu holen, aber sie hatte nicht mit deren Feigheit gerechnet. Sie wälzte sich mit dem Eindringling auf dem Boden und keuchte: "Wer bist du und was soll das?"
"Für Volker.", raunte der Einbrecher mit einer eindeutig weiblichen Stimme.
Das letzte was Lucy hörte war das Knacken im Kopf. Dann hörte alles auf.
Merle kam dazu. "Ich habe gerade gesehen, wie jemand auf den Parkplatz gefahren ist."
"Wer kommt denn um diese Zeit noch hier vorbei?" fragte Lucy.
Sie war schon auf dem Weg in die Küche, um die gusseiserne Bratpfanne zu holen, die hatte wenigstens richtig Wumms. Doch dann erinnerte sie sie an das, was Tina ihr vor ein paar Jahren erzählt hatte. Ihre um eine Dekade ältere Schwester hatte auch einmal mit einer Jugendgruppe in diesem Selbstversorger-Haus mitten im Wald übernachtet. Das lag mittlerweile zwölf Jahre zurück.
"Wir hatten eine tolle Chorfreizeit. Die Kinder lagen schon in den Betten und wir Teamer waren gerade dabei, alles an Chips und Bier aus den Ecken zu holen, um den Abend gemütlich ausklingen zu lassen. Da kratzte plötzlich jemand an der Haustür und mir fiel auf, dass ich mich ein paar Minuten vorher gewundert hatte, dass ein Auto vorgefahren war. Ich hab mir gedacht, dass die vielleicht jemand aus dem Dorf noch mal mit seinem Hund im Wald war, habe gar nicht drüber nachgedacht, dass das in der Dunkelheit ziemlich sinnlos ist. Wir haben dann gesehen, dass die Gestalt wieder weg huschte. In unseren Köpfen liefen alle nur erdenklichen Horrorfilme ab, Freitag der Dreizehnte und so.
Sandra hat dann aus dem Fenster an der Frontseite des Hauses geguckt und gesehen, dass da immer noch ein fremdes Auto stand. Ich fühlte mich verantwortlich für die Sicherheit der Gruppe, habe mir den Schürhaken vom Kamin geschnappt und mich durch einen versteckten Kellereingang nach draußen geschlichen. Als ich zur Hälfte das Außengelände abgesucht hatte, sah ich einen Mann, der sich am Kellereingang zu
schaffen machte. Er war ganz in Schwarz gekleidet, mit einer Skimütze über dem Kopf, es war offensichtlich, dass er was Übles vorhatte. Ich bin von hinten auf ihn los und hab' im mehrmals eins übergezogen. Irgendwann kamen die anderen dazu und haben die Polizei angerufen. Und einen Krankenwagen. Als die Sanitäter dem Einbrecher die Maske runterzogen, haben wir ihn erkannt: es war Volker, unser Jugendreferent. Er wollte uns nur ein bisschen erschrecken, ein bisschen Spaß machen. Ich habe ihn ziemlich übel verletzt. Er hat seitdem Gleichgewichtsstörungen, Lähmungen und kann sich nicht mehr lange konzentrieren. Es war ein schrecklicher Unfall. Ich konnte doch nicht wissen, dass es nur ein Spaß war."
Nein, dachte Lucy, das wird mir nicht passieren. Wir leben nicht in einem Horrorfilm. Es gibt bestimmt eine vernünftige Erklärung.
Jetzt klopfte jemand am Kellereingang.
"Wer kann das sein?", fragte Tijan.
"Da macht sicher einer einen Spaß mit uns.", erwiderte Lucy mit gespielter Lässigkeit. "Wisst Ihr was? Mit dem machen wir uns jetzt einen Spaß. Wir machen sämtliche Lichter aus und verteilen uns im ganzen Haus. Entweder, er zieht irgendwann wieder ab, oder er gibt sich zu erkennen."
Alle fanden den Vorschlag originell. Einmal Verstecken im Dunkeln. Sie verteilten sich und warteten mucksmäuschenstill. Lucy stand in der Putzkammer und hörte nichts als den eigenen Atem. Sie war schon kurz davor, die Aktion abzubrechen, da hörte sie seltsame Geräusche von unten. Der versteckte Kellereingang hatte noch immer dieses antike Schloss, das jeder, der einen altmodischen Dietrich besaß, knacken konnte. Im Prinzip war das kein Drama, die Feuerschutztür, durch die man noch musste, war mit einem Sicherheitsschloss ausgestattet - aber die Tür war offen. Dann hörte sie deutlich Schritte auf der Kellertreppe, jetzt war gleich ihr Moment. Vorsichtig und leise drückte sie die Klinke nach unten und als der Eindringling auf Höhe der Besenkammer war, stürmte sich hinaus und warf sich auf ihn.
"Hab ihn!", brüllte sie aus Leibeskräften um die anderen dazu zu holen, aber sie hatte nicht mit deren Feigheit gerechnet. Sie wälzte sich mit dem Eindringling auf dem Boden und keuchte: "Wer bist du und was soll das?"
"Für Volker.", raunte der Einbrecher mit einer eindeutig weiblichen Stimme.
Das letzte was Lucy hörte war das Knacken im Kopf. Dann hörte alles auf.
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