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Freitag, 24. September 2021
Waldheim
c. fabry, 18:21h
"Da ist jemand an der Haustür.", raunte Tijan.
Merle kam dazu. "Ich habe gerade gesehen, wie jemand auf den Parkplatz gefahren ist."
"Wer kommt denn um diese Zeit noch hier vorbei?" fragte Lucy.
Sie war schon auf dem Weg in die Küche, um die gusseiserne Bratpfanne zu holen, die hatte wenigstens richtig Wumms. Doch dann erinnerte sie sie an das, was Tina ihr vor ein paar Jahren erzählt hatte. Ihre um eine Dekade ältere Schwester hatte auch einmal mit einer Jugendgruppe in diesem Selbstversorger-Haus mitten im Wald übernachtet. Das lag mittlerweile zwölf Jahre zurück.
"Wir hatten eine tolle Chorfreizeit. Die Kinder lagen schon in den Betten und wir Teamer waren gerade dabei, alles an Chips und Bier aus den Ecken zu holen, um den Abend gemütlich ausklingen zu lassen. Da kratzte plötzlich jemand an der Haustür und mir fiel auf, dass ich mich ein paar Minuten vorher gewundert hatte, dass ein Auto vorgefahren war. Ich hab mir gedacht, dass die vielleicht jemand aus dem Dorf noch mal mit seinem Hund im Wald war, habe gar nicht drüber nachgedacht, dass das in der Dunkelheit ziemlich sinnlos ist. Wir haben dann gesehen, dass die Gestalt wieder weg huschte. In unseren Köpfen liefen alle nur erdenklichen Horrorfilme ab, Freitag der Dreizehnte und so.
Sandra hat dann aus dem Fenster an der Frontseite des Hauses geguckt und gesehen, dass da immer noch ein fremdes Auto stand. Ich fühlte mich verantwortlich für die Sicherheit der Gruppe, habe mir den Schürhaken vom Kamin geschnappt und mich durch einen versteckten Kellereingang nach draußen geschlichen. Als ich zur Hälfte das Außengelände abgesucht hatte, sah ich einen Mann, der sich am Kellereingang zu
schaffen machte. Er war ganz in Schwarz gekleidet, mit einer Skimütze über dem Kopf, es war offensichtlich, dass er was Übles vorhatte. Ich bin von hinten auf ihn los und hab' im mehrmals eins übergezogen. Irgendwann kamen die anderen dazu und haben die Polizei angerufen. Und einen Krankenwagen. Als die Sanitäter dem Einbrecher die Maske runterzogen, haben wir ihn erkannt: es war Volker, unser Jugendreferent. Er wollte uns nur ein bisschen erschrecken, ein bisschen Spaß machen. Ich habe ihn ziemlich übel verletzt. Er hat seitdem Gleichgewichtsstörungen, Lähmungen und kann sich nicht mehr lange konzentrieren. Es war ein schrecklicher Unfall. Ich konnte doch nicht wissen, dass es nur ein Spaß war."
Nein, dachte Lucy, das wird mir nicht passieren. Wir leben nicht in einem Horrorfilm. Es gibt bestimmt eine vernünftige Erklärung.
Jetzt klopfte jemand am Kellereingang.
"Wer kann das sein?", fragte Tijan.
"Da macht sicher einer einen Spaß mit uns.", erwiderte Lucy mit gespielter Lässigkeit. "Wisst Ihr was? Mit dem machen wir uns jetzt einen Spaß. Wir machen sämtliche Lichter aus und verteilen uns im ganzen Haus. Entweder, er zieht irgendwann wieder ab, oder er gibt sich zu erkennen."
Alle fanden den Vorschlag originell. Einmal Verstecken im Dunkeln. Sie verteilten sich und warteten mucksmäuschenstill. Lucy stand in der Putzkammer und hörte nichts als den eigenen Atem. Sie war schon kurz davor, die Aktion abzubrechen, da hörte sie seltsame Geräusche von unten. Der versteckte Kellereingang hatte noch immer dieses antike Schloss, das jeder, der einen altmodischen Dietrich besaß, knacken konnte. Im Prinzip war das kein Drama, die Feuerschutztür, durch die man noch musste, war mit einem Sicherheitsschloss ausgestattet - aber die Tür war offen. Dann hörte sie deutlich Schritte auf der Kellertreppe, jetzt war gleich ihr Moment. Vorsichtig und leise drückte sie die Klinke nach unten und als der Eindringling auf Höhe der Besenkammer war, stürmte sich hinaus und warf sich auf ihn.
"Hab ihn!", brüllte sie aus Leibeskräften um die anderen dazu zu holen, aber sie hatte nicht mit deren Feigheit gerechnet. Sie wälzte sich mit dem Eindringling auf dem Boden und keuchte: "Wer bist du und was soll das?"
"Für Volker.", raunte der Einbrecher mit einer eindeutig weiblichen Stimme.
Das letzte was Lucy hörte war das Knacken im Kopf. Dann hörte alles auf.
Merle kam dazu. "Ich habe gerade gesehen, wie jemand auf den Parkplatz gefahren ist."
"Wer kommt denn um diese Zeit noch hier vorbei?" fragte Lucy.
Sie war schon auf dem Weg in die Küche, um die gusseiserne Bratpfanne zu holen, die hatte wenigstens richtig Wumms. Doch dann erinnerte sie sie an das, was Tina ihr vor ein paar Jahren erzählt hatte. Ihre um eine Dekade ältere Schwester hatte auch einmal mit einer Jugendgruppe in diesem Selbstversorger-Haus mitten im Wald übernachtet. Das lag mittlerweile zwölf Jahre zurück.
"Wir hatten eine tolle Chorfreizeit. Die Kinder lagen schon in den Betten und wir Teamer waren gerade dabei, alles an Chips und Bier aus den Ecken zu holen, um den Abend gemütlich ausklingen zu lassen. Da kratzte plötzlich jemand an der Haustür und mir fiel auf, dass ich mich ein paar Minuten vorher gewundert hatte, dass ein Auto vorgefahren war. Ich hab mir gedacht, dass die vielleicht jemand aus dem Dorf noch mal mit seinem Hund im Wald war, habe gar nicht drüber nachgedacht, dass das in der Dunkelheit ziemlich sinnlos ist. Wir haben dann gesehen, dass die Gestalt wieder weg huschte. In unseren Köpfen liefen alle nur erdenklichen Horrorfilme ab, Freitag der Dreizehnte und so.
Sandra hat dann aus dem Fenster an der Frontseite des Hauses geguckt und gesehen, dass da immer noch ein fremdes Auto stand. Ich fühlte mich verantwortlich für die Sicherheit der Gruppe, habe mir den Schürhaken vom Kamin geschnappt und mich durch einen versteckten Kellereingang nach draußen geschlichen. Als ich zur Hälfte das Außengelände abgesucht hatte, sah ich einen Mann, der sich am Kellereingang zu
schaffen machte. Er war ganz in Schwarz gekleidet, mit einer Skimütze über dem Kopf, es war offensichtlich, dass er was Übles vorhatte. Ich bin von hinten auf ihn los und hab' im mehrmals eins übergezogen. Irgendwann kamen die anderen dazu und haben die Polizei angerufen. Und einen Krankenwagen. Als die Sanitäter dem Einbrecher die Maske runterzogen, haben wir ihn erkannt: es war Volker, unser Jugendreferent. Er wollte uns nur ein bisschen erschrecken, ein bisschen Spaß machen. Ich habe ihn ziemlich übel verletzt. Er hat seitdem Gleichgewichtsstörungen, Lähmungen und kann sich nicht mehr lange konzentrieren. Es war ein schrecklicher Unfall. Ich konnte doch nicht wissen, dass es nur ein Spaß war."
Nein, dachte Lucy, das wird mir nicht passieren. Wir leben nicht in einem Horrorfilm. Es gibt bestimmt eine vernünftige Erklärung.
Jetzt klopfte jemand am Kellereingang.
"Wer kann das sein?", fragte Tijan.
"Da macht sicher einer einen Spaß mit uns.", erwiderte Lucy mit gespielter Lässigkeit. "Wisst Ihr was? Mit dem machen wir uns jetzt einen Spaß. Wir machen sämtliche Lichter aus und verteilen uns im ganzen Haus. Entweder, er zieht irgendwann wieder ab, oder er gibt sich zu erkennen."
Alle fanden den Vorschlag originell. Einmal Verstecken im Dunkeln. Sie verteilten sich und warteten mucksmäuschenstill. Lucy stand in der Putzkammer und hörte nichts als den eigenen Atem. Sie war schon kurz davor, die Aktion abzubrechen, da hörte sie seltsame Geräusche von unten. Der versteckte Kellereingang hatte noch immer dieses antike Schloss, das jeder, der einen altmodischen Dietrich besaß, knacken konnte. Im Prinzip war das kein Drama, die Feuerschutztür, durch die man noch musste, war mit einem Sicherheitsschloss ausgestattet - aber die Tür war offen. Dann hörte sie deutlich Schritte auf der Kellertreppe, jetzt war gleich ihr Moment. Vorsichtig und leise drückte sie die Klinke nach unten und als der Eindringling auf Höhe der Besenkammer war, stürmte sich hinaus und warf sich auf ihn.
"Hab ihn!", brüllte sie aus Leibeskräften um die anderen dazu zu holen, aber sie hatte nicht mit deren Feigheit gerechnet. Sie wälzte sich mit dem Eindringling auf dem Boden und keuchte: "Wer bist du und was soll das?"
"Für Volker.", raunte der Einbrecher mit einer eindeutig weiblichen Stimme.
Das letzte was Lucy hörte war das Knacken im Kopf. Dann hörte alles auf.
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Freitag, 17. September 2021
In der Traufe
c. fabry, 11:37h
Kennen Sie das, wenn Menschen Sie freundlich anlächeln, oder sogar die ganze Zeit mit anstrengender Fröhlichkeit unter anhaltender Erregung vor sich hin lachen, während sie mit Ihnen reden und dabei durch jede Pore ihres Körpers latente Aggression ausströmen, so dass Sie es unter gar keinen Umständen ignorieren können? Wenn Ihnen mehrfach versichert wird, alles sei in bester Ordnung und plötzlich ist alles ganz furchtbar und Sie werden damit konfrontiert, dass Sie schon seit langem die schrecklichsten Fehler gemacht haben und dass man entsetzlich enttäuscht von Ihnen ist? Nicht? Dann waren Sie niemals bei den Evangelischen. Ich schon. Und mir war eines Tages klar geworden: Ich muss hier raus. Das geht überhaupt gar nicht mehr. Das sind nicht meine Leute. Alles viel zu verklemmt, zu feige, zu unehrlich, zu sehr durchzogen von falscher Scham. Menschen, die so tun, als seien sie die Guten, und zwar nur sie, dabei ihre dunklen Seiten entschieden leugnen, damit sie im Katastrophenfall mit umso gewaltigerer Wucht aus ihnen heraus explodieren. Und so hatte ich ihnen den Rücken gekehrt, den vermeintlich Sanftmütigen, den äußerlich Flauschig-Weichen mit dem steinharten Kern, dem eiskalten.
Endlich normale Leute dachte ich, nicht diese Heuchler, die ständig damit beschäftigt sind, zu beweisen, dass sie täglich ein Versprechen erfüllen, das sie doch nie einhalten können.
Endlich Leute, die nicht in Schnappatmung verfallen, wenn man sich für die Abschaffung des konfessionellen Religionsunterricht ausspricht, aktive Sterbehilfe richtig findet oder sich in politischen Auseinandersetzungen auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse von Karl Marx beruft. Endlich Leute mit denen man reden konnte.
Aber jetzt konnte ich gar nicht mehr reden. Carlo hatte meinen Mund mit Gaffer zugetaped. Genauso wie er mir Hände und Füße damit zusammengebunden hatte. Und wenn mich hier niemand heraus holte, dann würde ich auch nie wieder reden, denn was ich zu sagen hatte, das empfand Carlo als Bedrohung. Carlo, dieser Speichel leckende Fahrradfahrer, der sich die drittklassigen Aquarelle seines Abteilungsleiters ins Büro hängte, um sich bei ihm lieb Kind zu machen, der höchstselbst seinem farblos-unspektakulären Vornamen Carsten durch ein mediterranes Pendant mehr Glamour zu verleihen suchte. Aber das half nicht. Er blieb so farblos, unspektakulär, klein, unscheinbar, phantasielos und unattraktiv wie sein wahrer Vorname versprach. Nicht einmal die im Slimfit-Schnitt sich über dem spärlichen Gemächthügel spannende, leicht speckige, schwarze Lederhose vermochte ihm die Ausstrahlung verleihen, die zu verströmen er beabsichtigte.
Und ich hatte gedacht, die Christen sind schlimm und verrückt. Gegen die persönlichkeitsgestörten Jungs des städtischen Jugendamtes waren die liebenswert Durchgeknallten allenfalls Vorstadtneurotiker. Ein bisschen nervtötend, aber harmlos.
Der Bufdi hatte eines Montags in der Teepause mir gegenüber sein Schweigen gebrochen: "Was da im Backhaus abgeht, ist ja auch nicht mehr zu toppen." hatte er angefangen.
Das Backhaus war ein Jugendzentrum am Stadtrand, das sich in städtischer Trägerschaft befand. Viel Publikum aus einem nahe gelegenen sozialen Brennpunkt, unter der Leitung eines geschlechtsheterogenen Teams: Andro und Sabrina. Andro hieß eigentlich Andreas, aber das verlieh dem sich gern mit dem Flair eines geheimnisvollen Exoten umgebenden Sozialarbeiter zu wenig Extravaganz. Sabrina war sein weibliches Gegenstück, fleißig, bescheiden und ein wenig nicht von dieser Welt.
Nach acht Monaten stummer Zeugenschaft machte der Bufdi nun seinem Herzen Luft: "Eine Besucherin, die auf keinen Fall genannt werden will, hat mir anvertraut, dass Andro eine Nacht mit ihr verbracht hat, dabei ist sie erst vierzehn. Er hat wohl Jugendliche aus dem Backhaus zu sich nach Hause zum Serien-Bingewatching über Beamer eingeladen, es gab Biermix und Übernachtung auf Isomatten. Das Mädchen fand Andro ziemlich gut und hatte absichtlich nichts zum Übernachten mitgebracht, so ist sie dann in seinem Vier-Quadratmeter-Bett gelandet und wo sie schon mal da war, hat er dann gleich Nägel mit Köpfen gemacht. Sie hat sich nicht gewehrt, aber sich die ganze Zeit unwohl gefühlt und er hat am nächsten Morgen so getan, als wäre nichts gewesen und sie danach in der Einrichtung so behandelt, als würde er sie kaum kennen. Nach ein paar Wochen ist sie dann dahinter gekommen, dass er regelmäßig Mädchen mit ins Bett nimmt und alle halten die Klappe, weil es ihnen peinlich ist, weil sie es ja selbst so wollten."
Ich hielt kurz die Luft an. Dann sagte ich: "Ich weiß nicht, ob die Chefetage akzeptiert, dass Du Dein Versprechen halten willst. Dieses Versprechen hättest Du nicht geben dürfen. Ich muss auf jeden Fall die Abteilungsleitung davon in Kenntnis setzen. Das kann man nicht einfach so lassen."
Nun, ich hatte den Abteilungsleiter in Kenntnis gesetzt, er hatte mich aufgefordert direkt mit ihm ins Backhaus zu fahren, als der Bufdi dort auch gerade seinen Einsatz hatte und dann hatte er plötzlich diese seltsame Route eingeschlagen und als ich verwundert nachfragte, wo genau er denn jetzt eigentlich lang fahre, hatte er gemeint, er wisse schon was er tue und dann waren wir plötzlich bei dieser abgeranzten Hütte mitten im Wald gewesen.
"Das ist aber nicht das Backhaus.", sagte ich.
"Steig aus!", herrschte Carlo mich an.
Aussteigen erschien mir ohnehin die weitaus bessere Option zu sein, denn dass hier etwas nicht stimmte, war mir längst aufgefallen. Er ging an den Kofferraum. "Hilf mir mal!", sagte er und ich stellte mich fragend neben ihn. "Wobei?", wollte ich gerade fragen, da hatte er schon einen Gegenstand gepackt und mir über den Schädel gezogen. Als ich wieder aufwachte, saß ich hier, in diesem Dreckloch, gefesselt und geknebelt und vollkommen hilflos. Carlo wollte verhindern, dass seine Abteilung in ein schlechtes Licht geriet. Oder er steckte am Ende selbst mit drin in diesem Teenage-Binge-Fucking, das Andro betrieb. Mitarbeitenden einer städtischen Behörde traute niemand so etwas zu, waren schließlich keine Theologen.
"Was soll ich denn jetzt mit dir machen?" fragte Carlo. Ich starrte ihn böse an, antworten konnte ich ja nicht. "Wenn ich wüsste, dass du den Mund hältst", fuhr er fort, "könnte ich dich ja einfach laufen lassen. Aber kann ich mich darauf verlassen?"
Natürlich konnte er das nicht. Aber ich musste Zeit gewinnen, wenn ich überleben wollte, musste ihn davon überzeugen, dass ich bereit war, sein Spiel mitzuspielen. Also nickte ich heftig.
Er sah mich versonnen an, dann schüttelte er den Kopf. "Nein.", sagte er gedehnt. "Du willst nur deine Haut retten. Wenn ich dich jetzt laufen lasse, gehst du direkt zur Amtsleitung oder wendest dich gleich an die Presse. Ich sehe da keine Möglichkeit. Einen Skandal in meiner Abteilung kann ich beim besten Willen nicht gebrauchen. Und Andro ist ein echter Profi, sorgt regelmäßig für gute Presse und hat seinen Laden im Griff. Wenn ausgerechnet der gefeuert wird, geraten wir in Erklärungsnot, da kommt dann richtig was hinterher, dann werden wir als Leitung auf den Prüfstand gestellt, dann kommen diese ganzen Nebensätze: hätten sie merken müssen, hätten sie verhindern müssen, hätten Sie reagieren müssen. Am Ende wird man freigestellt, Bezüge werden gekürzt oder es gibt sogar ein Strafverfahren. Dass ihr jungen, aufstrebenden Mädels nicht einfach nur eure Arbeit machen könnt, dass ihr immer gleich den ganzen Laden aufräumen wollt, statt einfach mal in eurer eigenen Rumpelkammer anzufangen. Ich muss mir jetzt nur noch in Ruhe überlegen, wie ich es am besten mache. Du hast also noch ein bisschen Zeit, dein Leben in aller Ruhe Revue passieren zu lassen und für abschließende Gebete."
Er verließ den Raum. Er ging in Ruhe nachdenken. Wenn er zurück kam, hatte er sicher etwas dabei, mit dem er meinem Leben ein Ende setze - oder ein Transportmittel, um mich möglichst ohne Spuren zum Tatort zu befördern. Ich musste mich befreien, es wenigstens versuchen. So gut es ging, tastete ich den Boden mit den Fingern meiner hinter dem Rücken gefesselten Hände ab. Da war nichts als schmutziger Fußboden. Ich ließ angestrengt den Blick schweifen, bis ich unter einer Kommode einen Gegenstand entdeckte, der zu einem kleinen Teil hervorlugte. Das könnte ein Teppichmesser sein, schoss es mir durch den Kopf. Ich ließ mich auf die Seite fallen und robbte in dieser seltsamen Position langsam Stück für Stück durch den Raum, bis ich schließlich mit dem Rücken zur Kommode ankam und nach einigen Verrenkungen den Gegenstand zu fassen bekam. Es war tatsächlich ein Teppichmesser. Vorsichtig begann ich an dem Gaffertape zu arbeiten. Ich rutschte mehrmals ab und schnitt mir in die Finger, aber ich war viel zu verzweifelt, um von dem Schmerz überhaupt Kenntnis zu nehmen. Mir fiel nur auf, dass meine Hände immer klebriger wurden. Noch ein kleines Stück, dann waren die Hände befreit. Als nächstes schnitt ich die Fußfessel auf. Ich wollte gerade aufstehen, da hörte ich, dass Carlo zurückkam. Jetzt gab es nur noch eine Chance. Ich legte die Fußfesseln wieder an mit der Schnittstelle an der Rückseite meiner Beine. Die Hände steckte ich hinter den Rücken, den Knebel hatte ich ohnehin noch nicht entfernt.
Carlo trug ein Seil. Schon klar, dass er mich damit nicht fesseln wollte. Kluger Kopf, dachte ich. Erdrosseln hinterlässt keine Flecken, außer vielleicht die in Todesangst abgesonderten Fäkalien. Und danach kann man die Leiche in den Wald schleppen und an irgendeinem Baum einen Suizid inszenieren. Aber ich wog siebzig Kilo und Carlo war ein Wicht, ein Schmachtlappen, ein drahtiger Ausdauersportler zwar, aber klein, schmächtig und nichts im Ärmel. Ob er das bedacht hatte? Er legte das Seil auf einen Hocker und wandte mir den Rücken zu, weil er nach irgendetwas suchte. Jetzt!, dachte ich, sprang auf, griff nach dem Seil und schlang es ihm von hinten um den dürren Hals. Ich zog so lange zu, bis er zappelnd zu Boden ging. Den Schock machte ich mir zunutze, umwickelte seine Handgelenke und fixierte das Seil mit einem Achterknoten. Mit dem anderen Ende fesselte ich seine Füße in der gleichen Weise. Dann zog ich ihm den Ledergürtel aus den Hosenschlaufen und befestigte damit das Seil an einem Stützbalken. Er durfte nicht entkommen. Es dauerte ein paar Minuten, bis ich seinen Autoschlüssel gefunden hatte, und dann fuhr ich los, um sein unrühmliches Ende einzuleiten, und das von Andro gleich mit.
Endlich normale Leute dachte ich, nicht diese Heuchler, die ständig damit beschäftigt sind, zu beweisen, dass sie täglich ein Versprechen erfüllen, das sie doch nie einhalten können.
Endlich Leute, die nicht in Schnappatmung verfallen, wenn man sich für die Abschaffung des konfessionellen Religionsunterricht ausspricht, aktive Sterbehilfe richtig findet oder sich in politischen Auseinandersetzungen auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse von Karl Marx beruft. Endlich Leute mit denen man reden konnte.
Aber jetzt konnte ich gar nicht mehr reden. Carlo hatte meinen Mund mit Gaffer zugetaped. Genauso wie er mir Hände und Füße damit zusammengebunden hatte. Und wenn mich hier niemand heraus holte, dann würde ich auch nie wieder reden, denn was ich zu sagen hatte, das empfand Carlo als Bedrohung. Carlo, dieser Speichel leckende Fahrradfahrer, der sich die drittklassigen Aquarelle seines Abteilungsleiters ins Büro hängte, um sich bei ihm lieb Kind zu machen, der höchstselbst seinem farblos-unspektakulären Vornamen Carsten durch ein mediterranes Pendant mehr Glamour zu verleihen suchte. Aber das half nicht. Er blieb so farblos, unspektakulär, klein, unscheinbar, phantasielos und unattraktiv wie sein wahrer Vorname versprach. Nicht einmal die im Slimfit-Schnitt sich über dem spärlichen Gemächthügel spannende, leicht speckige, schwarze Lederhose vermochte ihm die Ausstrahlung verleihen, die zu verströmen er beabsichtigte.
Und ich hatte gedacht, die Christen sind schlimm und verrückt. Gegen die persönlichkeitsgestörten Jungs des städtischen Jugendamtes waren die liebenswert Durchgeknallten allenfalls Vorstadtneurotiker. Ein bisschen nervtötend, aber harmlos.
Der Bufdi hatte eines Montags in der Teepause mir gegenüber sein Schweigen gebrochen: "Was da im Backhaus abgeht, ist ja auch nicht mehr zu toppen." hatte er angefangen.
Das Backhaus war ein Jugendzentrum am Stadtrand, das sich in städtischer Trägerschaft befand. Viel Publikum aus einem nahe gelegenen sozialen Brennpunkt, unter der Leitung eines geschlechtsheterogenen Teams: Andro und Sabrina. Andro hieß eigentlich Andreas, aber das verlieh dem sich gern mit dem Flair eines geheimnisvollen Exoten umgebenden Sozialarbeiter zu wenig Extravaganz. Sabrina war sein weibliches Gegenstück, fleißig, bescheiden und ein wenig nicht von dieser Welt.
Nach acht Monaten stummer Zeugenschaft machte der Bufdi nun seinem Herzen Luft: "Eine Besucherin, die auf keinen Fall genannt werden will, hat mir anvertraut, dass Andro eine Nacht mit ihr verbracht hat, dabei ist sie erst vierzehn. Er hat wohl Jugendliche aus dem Backhaus zu sich nach Hause zum Serien-Bingewatching über Beamer eingeladen, es gab Biermix und Übernachtung auf Isomatten. Das Mädchen fand Andro ziemlich gut und hatte absichtlich nichts zum Übernachten mitgebracht, so ist sie dann in seinem Vier-Quadratmeter-Bett gelandet und wo sie schon mal da war, hat er dann gleich Nägel mit Köpfen gemacht. Sie hat sich nicht gewehrt, aber sich die ganze Zeit unwohl gefühlt und er hat am nächsten Morgen so getan, als wäre nichts gewesen und sie danach in der Einrichtung so behandelt, als würde er sie kaum kennen. Nach ein paar Wochen ist sie dann dahinter gekommen, dass er regelmäßig Mädchen mit ins Bett nimmt und alle halten die Klappe, weil es ihnen peinlich ist, weil sie es ja selbst so wollten."
Ich hielt kurz die Luft an. Dann sagte ich: "Ich weiß nicht, ob die Chefetage akzeptiert, dass Du Dein Versprechen halten willst. Dieses Versprechen hättest Du nicht geben dürfen. Ich muss auf jeden Fall die Abteilungsleitung davon in Kenntnis setzen. Das kann man nicht einfach so lassen."
Nun, ich hatte den Abteilungsleiter in Kenntnis gesetzt, er hatte mich aufgefordert direkt mit ihm ins Backhaus zu fahren, als der Bufdi dort auch gerade seinen Einsatz hatte und dann hatte er plötzlich diese seltsame Route eingeschlagen und als ich verwundert nachfragte, wo genau er denn jetzt eigentlich lang fahre, hatte er gemeint, er wisse schon was er tue und dann waren wir plötzlich bei dieser abgeranzten Hütte mitten im Wald gewesen.
"Das ist aber nicht das Backhaus.", sagte ich.
"Steig aus!", herrschte Carlo mich an.
Aussteigen erschien mir ohnehin die weitaus bessere Option zu sein, denn dass hier etwas nicht stimmte, war mir längst aufgefallen. Er ging an den Kofferraum. "Hilf mir mal!", sagte er und ich stellte mich fragend neben ihn. "Wobei?", wollte ich gerade fragen, da hatte er schon einen Gegenstand gepackt und mir über den Schädel gezogen. Als ich wieder aufwachte, saß ich hier, in diesem Dreckloch, gefesselt und geknebelt und vollkommen hilflos. Carlo wollte verhindern, dass seine Abteilung in ein schlechtes Licht geriet. Oder er steckte am Ende selbst mit drin in diesem Teenage-Binge-Fucking, das Andro betrieb. Mitarbeitenden einer städtischen Behörde traute niemand so etwas zu, waren schließlich keine Theologen.
"Was soll ich denn jetzt mit dir machen?" fragte Carlo. Ich starrte ihn böse an, antworten konnte ich ja nicht. "Wenn ich wüsste, dass du den Mund hältst", fuhr er fort, "könnte ich dich ja einfach laufen lassen. Aber kann ich mich darauf verlassen?"
Natürlich konnte er das nicht. Aber ich musste Zeit gewinnen, wenn ich überleben wollte, musste ihn davon überzeugen, dass ich bereit war, sein Spiel mitzuspielen. Also nickte ich heftig.
Er sah mich versonnen an, dann schüttelte er den Kopf. "Nein.", sagte er gedehnt. "Du willst nur deine Haut retten. Wenn ich dich jetzt laufen lasse, gehst du direkt zur Amtsleitung oder wendest dich gleich an die Presse. Ich sehe da keine Möglichkeit. Einen Skandal in meiner Abteilung kann ich beim besten Willen nicht gebrauchen. Und Andro ist ein echter Profi, sorgt regelmäßig für gute Presse und hat seinen Laden im Griff. Wenn ausgerechnet der gefeuert wird, geraten wir in Erklärungsnot, da kommt dann richtig was hinterher, dann werden wir als Leitung auf den Prüfstand gestellt, dann kommen diese ganzen Nebensätze: hätten sie merken müssen, hätten sie verhindern müssen, hätten Sie reagieren müssen. Am Ende wird man freigestellt, Bezüge werden gekürzt oder es gibt sogar ein Strafverfahren. Dass ihr jungen, aufstrebenden Mädels nicht einfach nur eure Arbeit machen könnt, dass ihr immer gleich den ganzen Laden aufräumen wollt, statt einfach mal in eurer eigenen Rumpelkammer anzufangen. Ich muss mir jetzt nur noch in Ruhe überlegen, wie ich es am besten mache. Du hast also noch ein bisschen Zeit, dein Leben in aller Ruhe Revue passieren zu lassen und für abschließende Gebete."
Er verließ den Raum. Er ging in Ruhe nachdenken. Wenn er zurück kam, hatte er sicher etwas dabei, mit dem er meinem Leben ein Ende setze - oder ein Transportmittel, um mich möglichst ohne Spuren zum Tatort zu befördern. Ich musste mich befreien, es wenigstens versuchen. So gut es ging, tastete ich den Boden mit den Fingern meiner hinter dem Rücken gefesselten Hände ab. Da war nichts als schmutziger Fußboden. Ich ließ angestrengt den Blick schweifen, bis ich unter einer Kommode einen Gegenstand entdeckte, der zu einem kleinen Teil hervorlugte. Das könnte ein Teppichmesser sein, schoss es mir durch den Kopf. Ich ließ mich auf die Seite fallen und robbte in dieser seltsamen Position langsam Stück für Stück durch den Raum, bis ich schließlich mit dem Rücken zur Kommode ankam und nach einigen Verrenkungen den Gegenstand zu fassen bekam. Es war tatsächlich ein Teppichmesser. Vorsichtig begann ich an dem Gaffertape zu arbeiten. Ich rutschte mehrmals ab und schnitt mir in die Finger, aber ich war viel zu verzweifelt, um von dem Schmerz überhaupt Kenntnis zu nehmen. Mir fiel nur auf, dass meine Hände immer klebriger wurden. Noch ein kleines Stück, dann waren die Hände befreit. Als nächstes schnitt ich die Fußfessel auf. Ich wollte gerade aufstehen, da hörte ich, dass Carlo zurückkam. Jetzt gab es nur noch eine Chance. Ich legte die Fußfesseln wieder an mit der Schnittstelle an der Rückseite meiner Beine. Die Hände steckte ich hinter den Rücken, den Knebel hatte ich ohnehin noch nicht entfernt.
Carlo trug ein Seil. Schon klar, dass er mich damit nicht fesseln wollte. Kluger Kopf, dachte ich. Erdrosseln hinterlässt keine Flecken, außer vielleicht die in Todesangst abgesonderten Fäkalien. Und danach kann man die Leiche in den Wald schleppen und an irgendeinem Baum einen Suizid inszenieren. Aber ich wog siebzig Kilo und Carlo war ein Wicht, ein Schmachtlappen, ein drahtiger Ausdauersportler zwar, aber klein, schmächtig und nichts im Ärmel. Ob er das bedacht hatte? Er legte das Seil auf einen Hocker und wandte mir den Rücken zu, weil er nach irgendetwas suchte. Jetzt!, dachte ich, sprang auf, griff nach dem Seil und schlang es ihm von hinten um den dürren Hals. Ich zog so lange zu, bis er zappelnd zu Boden ging. Den Schock machte ich mir zunutze, umwickelte seine Handgelenke und fixierte das Seil mit einem Achterknoten. Mit dem anderen Ende fesselte ich seine Füße in der gleichen Weise. Dann zog ich ihm den Ledergürtel aus den Hosenschlaufen und befestigte damit das Seil an einem Stützbalken. Er durfte nicht entkommen. Es dauerte ein paar Minuten, bis ich seinen Autoschlüssel gefunden hatte, und dann fuhr ich los, um sein unrühmliches Ende einzuleiten, und das von Andro gleich mit.
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Freitag, 10. September 2021
Katzenvideo - ein Krimigedicht ohne Versmaß
c. fabry, 17:43h
Naomi war nicht nur pittoresk,
auch geschmeidig, klug und ziemlich keck.
So etwas finden viele schön.
Das Andere will niemand seh'n,
das, was man wirklich zeigen müsste,
damit die Mehrheit endlich wüsste,
wie es bestellt ist, um die Leute,
die leben müssen hier und heute
in sogenannten Unterkünften,
wo jene wohl die Nase rümpften,
wäre das ihr Wohnungslos,
schau'n lieber Katzenvideos.
Das Filmchen war schon längst im Netz,
die Ängstlich-Dummen aufgehetzt,
die Unterkunft, sie stand in Flammen,
um alle Fremden zu verbannen,
gegebenenfalls gar zu vernichten
und zwar und nur wegen Geschichten,
die jeder kennt, die ausgedachten,
die aus Menschen Monster machten.
Und danach Opfer und die Täter,
die waren unbekannt, doch später,
sah man durch Zufall und war froh,
Beweise im Katzenvideo.
auch geschmeidig, klug und ziemlich keck.
So etwas finden viele schön.
Das Andere will niemand seh'n,
das, was man wirklich zeigen müsste,
damit die Mehrheit endlich wüsste,
wie es bestellt ist, um die Leute,
die leben müssen hier und heute
in sogenannten Unterkünften,
wo jene wohl die Nase rümpften,
wäre das ihr Wohnungslos,
schau'n lieber Katzenvideos.
Das Filmchen war schon längst im Netz,
die Ängstlich-Dummen aufgehetzt,
die Unterkunft, sie stand in Flammen,
um alle Fremden zu verbannen,
gegebenenfalls gar zu vernichten
und zwar und nur wegen Geschichten,
die jeder kennt, die ausgedachten,
die aus Menschen Monster machten.
Und danach Opfer und die Täter,
die waren unbekannt, doch später,
sah man durch Zufall und war froh,
Beweise im Katzenvideo.
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Freitag, 3. September 2021
Mitten ins Herz
c. fabry, 13:20h
Komisch. Wie hatte sie das nun wieder herausbekommen? Das konnte doch kein Zufall sein. Wie viele schnuckelige Ferienziele gab es in Holland? Und wie viele Dörfer und Ferienhäuser in den Polderwiesen rund um Ouddorp? Wie konnte es sein, dass sie ausgerechnet in Goedereede eine Ferienwohnung gefunden hatte?
Sicher hatte Uwe arglos davon erzählt, von dem kleinen, historischen Häuschen an der Gracht, das lieben Freunden gehörte, die es ihm gern günstig vermieteten. Seit Jahren spannten sie hier aus; früher noch mit Leon, mittlerweile zu zweit. Manchmal fuhr Uwe auch allein hier hin, um runter zu kommen und seine Ruhe zu haben.
Jetzt stand sie hier vor der Tür, mit dem gleichen unterwürfig-debilen Grinsen und dem mühsamen aber zwecklosen Versuch, das Begehren zu verbergen. Uwe zuckte jedes Mal mit den Schultern. "Was regst du dich auf?", fragte er dann. "Sie tut doch nichts. Sie will nur nett sein. "
"Sie will nett mit dir vögeln, du naiver Bewunderungsjunky.", fauchte Karin. "Sie dünstet es förmlich durch jede Pore aus."
Was du immer hast. Sie freut sich einfach, dass jemand ihre Arbeit zu schätzen weiß. Wo bekomme ich sonst so gute Schäfte für meine Pfeile?"
Karin war nicht eifersüchtig, das war sie nie gewesen. Sie wusste, dass die Pfeilschaftfräserin für Uwe keine Versuchung darstellte. Aber ihre Omnipräsenz war ihr unheimlich.
Anja zitterte vor Aufregung und ärgerte sich, dass man ihr den Mangel an Gelassenheit ansah. Ihr Herz hatte einen Purzelbaum geschlagen, als sie das Dortmunder Kennzeichen mit den Initialen von Uwe und Karin entdeckt hatte, das konnte doch kein Zufall sein, das war eine Fügung des Himmels.
Eigentlich hatte sie sich entschlossen, die Finger von Uwe zu lassen, das sechste Gebot hatte schon seinen Sinn. Aber manchmal gingen Ehen einfach so in die Brüche, dann wurden stabile Freundschaften gebraucht und aus Freundschaften wurde leicht mehr, vor allem, wenn man verletzt und allein war.
Wenig später hatte sie im Cafe am Hafen gesessen und zufällig beobachtet, wie Uwe und Karin ihre Einkäufe aus dem Supermarkt zur Ferienwohnung getragen hatten. Sie hatte hastig bezahlt, hatte versucht, sie einzuholen, aber als sie dann plötzlich in einem der alten Fischerhäuser verschwunden waren, hatte sie der Mut verlassen. Unruhig war sie gewesen. Sie wusste, wo er wohnte, wenn auch nicht, für wie lange. Dann war ihr die Idee mit den Pfeilschäften aus hiesigem Schneeball, den sie am Rand eines Waldstücks entdeckt hatte, in den Sinn gekommen.
Ein gänzlich anderes Verfahren, mühsame Handarbeit, aber ein lohnendes Unterfangen. Beherzt war sie in das Gebiet geradelt, hatte kräftige Zweige geschnitten, am Strand in Form geschnitzt und über einem kleinen Feuer aus Treibholz gerade gebogen und ausgerichtet. Drei behielt sie für sich, drei waren für Uwe - Spitzen hatte sie dabei, ebenso Kleber und Material für die Befiederung.
Als sie fertig waren, war sie einen Moment in Sorge gewesen, das Paar könne mittlerweile abgereist sein - aber sie waren da. Und da kam er auch schon, lächelte sie über Karins kalte Schulter hinweg an.
"Das ist ja eine Überraschung. Bist du etwa auch hier im Urlaub?"
"Ja, ich wohne in der Bungalow-Siedlung, nicht so gediegen wie ihr. War aber auch ein Schnäppchen."
"Woher wusstest du denn, wo wir wohnen?"
"Ich habe euch vor zwei Tagen zufällig gesehen, ich wollte euch noch begrüßen, aber da wart ihr schon im Haus verschwunden, da wollte ich nicht stören."
Karin schnaubte verächtlich und Anja gab sich Mühe, es zu ignorieren. Sie hielt Uwe die Pfeile hin. "Hier. Sonderanfertigungen aus hiesigem Schneeball. Probier sie gleich mal aus und sag mir dann bei Gelegenheit, wie zufrieden du damit bist."
"Ich habe gar keinen Bogen dabei."
"Ich kann dir meinen leihen."
"Dazu hat Uwe gar keine Zeit.", mischte Karin sich ein. " Wir haben genug auf dem Programm. Schießen kann er wieder zu Hause. "
Uwe zuckte lächelnd mit den Schultern. "Ja, ich gehe morgen Segeln, Karin macht einen Malkurs, und anschließend wollen wir im Yachtclub zusammen essen und dann vom Dorf aus an den Strand im Naturschutzgebiet wandern. In dem Stil geht es täglich weiter. Wir sind durchgetaktet. Aber danke, dass du an mich gedacht hast, ich teste die Pfeile zu Hause. Was bekommst du von mir?"
"Nichts. ", antwortete Anja und verbarg nur unzureichend ihre Enttäuschung. "Sind ja erste Prototypen. "
Uwe wurde allmählich unruhig. Hoffentlich blieb das Wetter beständig und der Malkurs wurde nicht abgesagt. Nur so bestand die Chance auf ein Treffen. Zu lange wartete er schon, zu lange hatte er die Sehnsucht unter dem Deckel halten müssen. Er war nun einmal ein leidenschaftlicher Typ, da war nichts zu machen. Und so viel er Karin auch verdankte, sie war längst von der großen Liebe zur vertrauten Gefährtin und von der vertrauten Gefährtin zur Alltagsstatistin mutiert. Anstrengend war sie geworden, fordernd, launisch und an allem hatte sie etwas auszusetzen.
Er sehnte sich nach Leichtigkeit, Übereinstimmung, Fröhlichkeit und Harmonie, nach freigiebiger Zärtlichkeit und selbstloser Zuwendung. Von Karin war all das schon lange nicht mehr zu erwarten.
Karin hatte nicht gut geschlafen. Sie hatte ihrem naiven Ehemann gründlich die Leviten gelesen, er mache der liebeskranken Pfeilmacherin nur falsche Hoffnungen. Sie würde weiterhin lästig fallen und selbst wäre sie am Ende verletzt. Uwe hatte erwidert, das sei eine grobe Überbewertung der Ereignisse, er gebe Anja in keinster Weise auch nur den geringsten Anlass zu der Annahme, er wolle ihr Avancen machen. Damit hatte er das Gespräch für beendet erklärt. Wie immer.
Anja hatte ebenfalls die halbe Nacht wach gelegen. In der zweiten Hälfte hatte sie sich aufs Rad geschwungen und die Umgebung erkundet, ein paar Informationen aus dem Internet und schließlich stand ihr Plan. Uwe wagte nicht, seine Frau zu verlassen , dafür hielt sie viel zu erbittert an ihm fest. Also musste seine Frau ihn verlassen. Und sie, Anja, würde dafür sorgen.
Karins Malkurs fand in einem architektonisch ansprechenden Holzneubau in den Dünen statt. Es war ein Leichtes, eine geeignete Anhöhe zu finden, um sich h im Schutz der fruchtig duftenden Sanddornbüsche auf die Lauer zu legen. Anja machte Dehn- und Aufwärmübungen, um im richtigen Moment mit blitzschneller Präzision zu Werke zu gehen.
Kein Schneeball-Pfeil, der hätte sie verraten, einer aus Carbon, die nahm sie gern zum Üben, das wusste aber niemand und wer käme schon darauf, dass hinter einem Carbon-Pfeil eine Holzpfeilbauerin steckte?
Uwes Haare waren ganz klebrig und strähnig von der feucht-salzigen Luft. Mit jedem Schritt, mit dem er dem futuristischen Künstlerdom näher kam, wich seine eben noch empfundene Leichtigkeit der vertrauten Schwere. Eine Gestalt, die Ähnlichkeit mit Karin hatte, stand an einem Geländer der Außenterrasse und sackte plötzlich zusammen. Zunächst blieb alles ruhig,dann beugte sich jemand über die Stelle, an der sie hinter der Brüstung verschwunden war. Aufgeregte Rufe, mehr Menschen, die sich näherten und Uwe beschlich ein unheimliches Gefühl, eine Mischung aus Angst, Entsetzen und Vorfreude, das ihn vor selbst erschrecken ließ.
Als Karin sah, was sie sah, spürte sie nur noch Verzweiflung. Die alte Geschichte lag Jahrzehnte zurück und jetzt war sie plötzlich wieder da. Sie war jünger, schöner, strahlender und schon immer um ein Vielfaches interessanter. Und sie hatte es nicht nötig, einem Mann nachzustellen, sie war einfach Lilly und die Männer stellten ihr nach. Aber nicht einmal das hatte Uwe nötig. Er verschlang sie einfach mit seinen weichen Lippen und sie ließ sich verschlingen.
Jetzt war der Moment gekommen. Anja zog die Sehne bis an ihr Herz, fixierte das Ziel, schloss konzentriert die Augen und ließ los. Im nächsten Moment sank Karin zusammen.
"Es ist getan. ", dachte sie, schob den Bogen ins Futeral und ging ruhig und lässig zu ihrem Fahrrad. Jetzt bloß nicht auffallen. Niemand achtete auf sie auf ihrem Weg durch die Dünen. Was nun wohl geschehen würde? War das wirklich richtig, was sie da getan hatte? Vielleicht hatte sie dem Mann, den sie über alles liebte, am Ende den schlimmsten Schmerz seines Lebens zugefügt. Vielleicht würde er sich doch zusammenreimen, dass Anja hinter dem Anschlag steckte und sie für den Rest ihres Lebens dafür hassen. Und selbst wenn er vollkommen ahnungslos war, so wollte er womöglich gar nicht von ihr getröstet werden, wollte sich lieber in seine Trauer zurückziehen und nicht gestört werden. Am Ende würde sie den Punkt verpassen, an dem er wieder bereit war für Kontakt, gute Gespräche, Nähe und Zärtlichkeit. Wie viel leichter wäre es doch gewesen, ihn von ihrer Einzigartigkeit und Kompatibilität zu überzeugen, solange die zänkische, missgünstige Karin tagtäglich ihr wahres Gesicht offenbarte. Nun würde die Verstorbene auf ewig in einem verklärten Licht erscheinen, eine perfekte Ikone, gegen die eine durchschnittliche Anja aus Fleisch und Blut nicht den Hauch einer Chance hatte.
Uwe kam zeitgleich mit dem Notarzt auf der Terrasse an, er konnte Karin nirgends finden. Und dann lag sie da. Jemand versuchte, sie zu reanimieren, doch der Arzt konnte nur noch den Tod feststellen. Sie war einfach so umgefallen, vielleicht ein heftiger Schlaganfall oder ein Herzstillstand infolge einer Embolie. Man würde sie untersuchen müssen.
In den Dünen lag Murkel, Annekes ausgerissenes Kaninchen. Es hatte ein schönes Leben. Und einen schönen Tod, getroffen von einem Carbon-Pfeil. Mitten ins Herz.
Sicher hatte Uwe arglos davon erzählt, von dem kleinen, historischen Häuschen an der Gracht, das lieben Freunden gehörte, die es ihm gern günstig vermieteten. Seit Jahren spannten sie hier aus; früher noch mit Leon, mittlerweile zu zweit. Manchmal fuhr Uwe auch allein hier hin, um runter zu kommen und seine Ruhe zu haben.
Jetzt stand sie hier vor der Tür, mit dem gleichen unterwürfig-debilen Grinsen und dem mühsamen aber zwecklosen Versuch, das Begehren zu verbergen. Uwe zuckte jedes Mal mit den Schultern. "Was regst du dich auf?", fragte er dann. "Sie tut doch nichts. Sie will nur nett sein. "
"Sie will nett mit dir vögeln, du naiver Bewunderungsjunky.", fauchte Karin. "Sie dünstet es förmlich durch jede Pore aus."
Was du immer hast. Sie freut sich einfach, dass jemand ihre Arbeit zu schätzen weiß. Wo bekomme ich sonst so gute Schäfte für meine Pfeile?"
Karin war nicht eifersüchtig, das war sie nie gewesen. Sie wusste, dass die Pfeilschaftfräserin für Uwe keine Versuchung darstellte. Aber ihre Omnipräsenz war ihr unheimlich.
Anja zitterte vor Aufregung und ärgerte sich, dass man ihr den Mangel an Gelassenheit ansah. Ihr Herz hatte einen Purzelbaum geschlagen, als sie das Dortmunder Kennzeichen mit den Initialen von Uwe und Karin entdeckt hatte, das konnte doch kein Zufall sein, das war eine Fügung des Himmels.
Eigentlich hatte sie sich entschlossen, die Finger von Uwe zu lassen, das sechste Gebot hatte schon seinen Sinn. Aber manchmal gingen Ehen einfach so in die Brüche, dann wurden stabile Freundschaften gebraucht und aus Freundschaften wurde leicht mehr, vor allem, wenn man verletzt und allein war.
Wenig später hatte sie im Cafe am Hafen gesessen und zufällig beobachtet, wie Uwe und Karin ihre Einkäufe aus dem Supermarkt zur Ferienwohnung getragen hatten. Sie hatte hastig bezahlt, hatte versucht, sie einzuholen, aber als sie dann plötzlich in einem der alten Fischerhäuser verschwunden waren, hatte sie der Mut verlassen. Unruhig war sie gewesen. Sie wusste, wo er wohnte, wenn auch nicht, für wie lange. Dann war ihr die Idee mit den Pfeilschäften aus hiesigem Schneeball, den sie am Rand eines Waldstücks entdeckt hatte, in den Sinn gekommen.
Ein gänzlich anderes Verfahren, mühsame Handarbeit, aber ein lohnendes Unterfangen. Beherzt war sie in das Gebiet geradelt, hatte kräftige Zweige geschnitten, am Strand in Form geschnitzt und über einem kleinen Feuer aus Treibholz gerade gebogen und ausgerichtet. Drei behielt sie für sich, drei waren für Uwe - Spitzen hatte sie dabei, ebenso Kleber und Material für die Befiederung.
Als sie fertig waren, war sie einen Moment in Sorge gewesen, das Paar könne mittlerweile abgereist sein - aber sie waren da. Und da kam er auch schon, lächelte sie über Karins kalte Schulter hinweg an.
"Das ist ja eine Überraschung. Bist du etwa auch hier im Urlaub?"
"Ja, ich wohne in der Bungalow-Siedlung, nicht so gediegen wie ihr. War aber auch ein Schnäppchen."
"Woher wusstest du denn, wo wir wohnen?"
"Ich habe euch vor zwei Tagen zufällig gesehen, ich wollte euch noch begrüßen, aber da wart ihr schon im Haus verschwunden, da wollte ich nicht stören."
Karin schnaubte verächtlich und Anja gab sich Mühe, es zu ignorieren. Sie hielt Uwe die Pfeile hin. "Hier. Sonderanfertigungen aus hiesigem Schneeball. Probier sie gleich mal aus und sag mir dann bei Gelegenheit, wie zufrieden du damit bist."
"Ich habe gar keinen Bogen dabei."
"Ich kann dir meinen leihen."
"Dazu hat Uwe gar keine Zeit.", mischte Karin sich ein. " Wir haben genug auf dem Programm. Schießen kann er wieder zu Hause. "
Uwe zuckte lächelnd mit den Schultern. "Ja, ich gehe morgen Segeln, Karin macht einen Malkurs, und anschließend wollen wir im Yachtclub zusammen essen und dann vom Dorf aus an den Strand im Naturschutzgebiet wandern. In dem Stil geht es täglich weiter. Wir sind durchgetaktet. Aber danke, dass du an mich gedacht hast, ich teste die Pfeile zu Hause. Was bekommst du von mir?"
"Nichts. ", antwortete Anja und verbarg nur unzureichend ihre Enttäuschung. "Sind ja erste Prototypen. "
Uwe wurde allmählich unruhig. Hoffentlich blieb das Wetter beständig und der Malkurs wurde nicht abgesagt. Nur so bestand die Chance auf ein Treffen. Zu lange wartete er schon, zu lange hatte er die Sehnsucht unter dem Deckel halten müssen. Er war nun einmal ein leidenschaftlicher Typ, da war nichts zu machen. Und so viel er Karin auch verdankte, sie war längst von der großen Liebe zur vertrauten Gefährtin und von der vertrauten Gefährtin zur Alltagsstatistin mutiert. Anstrengend war sie geworden, fordernd, launisch und an allem hatte sie etwas auszusetzen.
Er sehnte sich nach Leichtigkeit, Übereinstimmung, Fröhlichkeit und Harmonie, nach freigiebiger Zärtlichkeit und selbstloser Zuwendung. Von Karin war all das schon lange nicht mehr zu erwarten.
Karin hatte nicht gut geschlafen. Sie hatte ihrem naiven Ehemann gründlich die Leviten gelesen, er mache der liebeskranken Pfeilmacherin nur falsche Hoffnungen. Sie würde weiterhin lästig fallen und selbst wäre sie am Ende verletzt. Uwe hatte erwidert, das sei eine grobe Überbewertung der Ereignisse, er gebe Anja in keinster Weise auch nur den geringsten Anlass zu der Annahme, er wolle ihr Avancen machen. Damit hatte er das Gespräch für beendet erklärt. Wie immer.
Anja hatte ebenfalls die halbe Nacht wach gelegen. In der zweiten Hälfte hatte sie sich aufs Rad geschwungen und die Umgebung erkundet, ein paar Informationen aus dem Internet und schließlich stand ihr Plan. Uwe wagte nicht, seine Frau zu verlassen , dafür hielt sie viel zu erbittert an ihm fest. Also musste seine Frau ihn verlassen. Und sie, Anja, würde dafür sorgen.
Karins Malkurs fand in einem architektonisch ansprechenden Holzneubau in den Dünen statt. Es war ein Leichtes, eine geeignete Anhöhe zu finden, um sich h im Schutz der fruchtig duftenden Sanddornbüsche auf die Lauer zu legen. Anja machte Dehn- und Aufwärmübungen, um im richtigen Moment mit blitzschneller Präzision zu Werke zu gehen.
Kein Schneeball-Pfeil, der hätte sie verraten, einer aus Carbon, die nahm sie gern zum Üben, das wusste aber niemand und wer käme schon darauf, dass hinter einem Carbon-Pfeil eine Holzpfeilbauerin steckte?
Uwes Haare waren ganz klebrig und strähnig von der feucht-salzigen Luft. Mit jedem Schritt, mit dem er dem futuristischen Künstlerdom näher kam, wich seine eben noch empfundene Leichtigkeit der vertrauten Schwere. Eine Gestalt, die Ähnlichkeit mit Karin hatte, stand an einem Geländer der Außenterrasse und sackte plötzlich zusammen. Zunächst blieb alles ruhig,dann beugte sich jemand über die Stelle, an der sie hinter der Brüstung verschwunden war. Aufgeregte Rufe, mehr Menschen, die sich näherten und Uwe beschlich ein unheimliches Gefühl, eine Mischung aus Angst, Entsetzen und Vorfreude, das ihn vor selbst erschrecken ließ.
Als Karin sah, was sie sah, spürte sie nur noch Verzweiflung. Die alte Geschichte lag Jahrzehnte zurück und jetzt war sie plötzlich wieder da. Sie war jünger, schöner, strahlender und schon immer um ein Vielfaches interessanter. Und sie hatte es nicht nötig, einem Mann nachzustellen, sie war einfach Lilly und die Männer stellten ihr nach. Aber nicht einmal das hatte Uwe nötig. Er verschlang sie einfach mit seinen weichen Lippen und sie ließ sich verschlingen.
Jetzt war der Moment gekommen. Anja zog die Sehne bis an ihr Herz, fixierte das Ziel, schloss konzentriert die Augen und ließ los. Im nächsten Moment sank Karin zusammen.
"Es ist getan. ", dachte sie, schob den Bogen ins Futeral und ging ruhig und lässig zu ihrem Fahrrad. Jetzt bloß nicht auffallen. Niemand achtete auf sie auf ihrem Weg durch die Dünen. Was nun wohl geschehen würde? War das wirklich richtig, was sie da getan hatte? Vielleicht hatte sie dem Mann, den sie über alles liebte, am Ende den schlimmsten Schmerz seines Lebens zugefügt. Vielleicht würde er sich doch zusammenreimen, dass Anja hinter dem Anschlag steckte und sie für den Rest ihres Lebens dafür hassen. Und selbst wenn er vollkommen ahnungslos war, so wollte er womöglich gar nicht von ihr getröstet werden, wollte sich lieber in seine Trauer zurückziehen und nicht gestört werden. Am Ende würde sie den Punkt verpassen, an dem er wieder bereit war für Kontakt, gute Gespräche, Nähe und Zärtlichkeit. Wie viel leichter wäre es doch gewesen, ihn von ihrer Einzigartigkeit und Kompatibilität zu überzeugen, solange die zänkische, missgünstige Karin tagtäglich ihr wahres Gesicht offenbarte. Nun würde die Verstorbene auf ewig in einem verklärten Licht erscheinen, eine perfekte Ikone, gegen die eine durchschnittliche Anja aus Fleisch und Blut nicht den Hauch einer Chance hatte.
Uwe kam zeitgleich mit dem Notarzt auf der Terrasse an, er konnte Karin nirgends finden. Und dann lag sie da. Jemand versuchte, sie zu reanimieren, doch der Arzt konnte nur noch den Tod feststellen. Sie war einfach so umgefallen, vielleicht ein heftiger Schlaganfall oder ein Herzstillstand infolge einer Embolie. Man würde sie untersuchen müssen.
In den Dünen lag Murkel, Annekes ausgerissenes Kaninchen. Es hatte ein schönes Leben. Und einen schönen Tod, getroffen von einem Carbon-Pfeil. Mitten ins Herz.
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