... newer stories
Freitag, 12. März 2021
Lockdown
c. fabry, 11:19h
So eine Scheiße. Wieso können wir nicht raus? Na wenigstens sind wir alle zusammen. Aber ich würde so gern mal wieder spazieren gehen, in der Sonne, durchs Gras laufen. Und der Lieferservice bringt immer nur diesen drögen, eintönigen Fraß, nichts Frisches, keine Vitamine, nichts mit Geschmack und Aroma.
Wo ist eigentlich Ronja? Die ist doch sonst immer die Erste morgens, die nach draußen will.
"Birk, hast du deine Schwester gesehen?"
"Wieso? Wir sind doch eh alle hier."
"Und wo ist Ronja dann?"
"Wahrscheinlich noch im Bett."
Das ist merkwürdig. Ronja schläft nie lange. Vielleicht ist sie krank. Ich seh? mal nach ihr.
Tatsache. Sie liegt noch im Bett. "Ronja, wach auf, die Sonne scheint." Na ja, bis zu uns dringt sie nicht ganz vor, aber man muss sein Kind ja irgendwie motivieren.
Oh Gott, sie ist ja ganz kalt! Und ganz starr! Und da ist ja Blut.
"Hilfe! Kommt alle her. Es ist was mit Ronja!"
"Was soll schon mit Ronja sein.", erwidert Tipi. Typisch. Sie lässt nie ein gutes Haar an ihr.
Birk kommt ins Schlafzimmer. "Was ist denn mit ihr?", fragt er besorgt. Ich will nicht, dass er seine Schwester so sieht. "Hol deine Mutter!", herrsche ich ihn an. "Schnell."
Elisabeth steht in der Tür. Sie zittert. Sie ahnt Schreckliches. Und es ist ja auch schrecklich. Da liegt ihr Kind, ihre einzige Tochter, kalt und starr und blutverschmiert.
Ein Schmerzensschrei entweicht ihrer Brust. "Ich weiß wer das war." flüstert sie. "Meine Schwester."
"Welche?", frage ich.
"Tipi natürlich. Wer sonst?"
"Wie kommst du darauf?"
"Sie hat Ronja schon immer gehasst. Schon als sie noch ganz klein war. Das niedliche Küken stahl ihr die Show. Tipi, die Schönste, von allen bewundert. Sie hatte Angst, dass Ronja ihr ihren Platz streitig macht. Sie hat sie gemobbt, alle anderen gegen sie aufgehetzt ihr nichts gegönnt. In letzter Zeit hat sie ständig behauptet, Ronja sei eine sexsüchtige Schlampe, die einfach jeden ranlässt, sogar ihren eigenen Vater und ihren Bruder."
Ich weiß ja, dass Tipi eine Bitch ist. Aber auch eine verdammt schöne. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie unserer kleinen Ronja eine Konkurrentin gesehen hat, nicht in so einem schüchternen Backfisch.
"Ich glaube nicht, dass Tipi damit etwas zu tun hat. Das muss ein Eindringling von außen gewesen sein.", sage ich.
"Typisch!", schreit Elisabeth hysterisch. "Alle Männer gehen meiner Schwester auf den Leim. Wer soll denn hier eingedrungen sein? Wir waren doch alle da und es ist alles verriegelt. - Tipi! Komm sofort hierher und sieh dir an, was du angerichtet hast!"
Kurz darauf kommt Tipi nach oben.
"WAS soll ich angerichtet haben?", fragt sie ihre Schwester schnippisch.
"Mein Kind." schluchzt Elisabeth. "Ronja ist tot."
"Das ist ja schrecklich.", antwortet Tipi kühl. "Aber was habe ich damit zu tun?"
"DU hast sie totgeschlagen.", schreit Elisabeth.
"So ein Quatsch!", verteidigt Tipi sich. "Ich habe ihr höchstens heute Nacht ein paar getickt, weil sie so laut geschnarcht hat. Und das in ihrem Alter. Unfassbar. Ich kann nicht schlafen, wenn jemand schnarcht. Ich kriege schon so die Motten, weil wir hier alle aufeinander hängen und nicht raus können."
"Gib es zu, du hast so lange zugeschlagen, bis du sie getötet hast."
"Ach was.", winkte Tipi ab. "Nur bis Ruhe war. Und jetzt reg dich nicht auf. Wird doch jetzt Frühling. Gibt bald wieder neue Küken."
Wo ist eigentlich Ronja? Die ist doch sonst immer die Erste morgens, die nach draußen will.
"Birk, hast du deine Schwester gesehen?"
"Wieso? Wir sind doch eh alle hier."
"Und wo ist Ronja dann?"
"Wahrscheinlich noch im Bett."
Das ist merkwürdig. Ronja schläft nie lange. Vielleicht ist sie krank. Ich seh? mal nach ihr.
Tatsache. Sie liegt noch im Bett. "Ronja, wach auf, die Sonne scheint." Na ja, bis zu uns dringt sie nicht ganz vor, aber man muss sein Kind ja irgendwie motivieren.
Oh Gott, sie ist ja ganz kalt! Und ganz starr! Und da ist ja Blut.
"Hilfe! Kommt alle her. Es ist was mit Ronja!"
"Was soll schon mit Ronja sein.", erwidert Tipi. Typisch. Sie lässt nie ein gutes Haar an ihr.
Birk kommt ins Schlafzimmer. "Was ist denn mit ihr?", fragt er besorgt. Ich will nicht, dass er seine Schwester so sieht. "Hol deine Mutter!", herrsche ich ihn an. "Schnell."
Elisabeth steht in der Tür. Sie zittert. Sie ahnt Schreckliches. Und es ist ja auch schrecklich. Da liegt ihr Kind, ihre einzige Tochter, kalt und starr und blutverschmiert.
Ein Schmerzensschrei entweicht ihrer Brust. "Ich weiß wer das war." flüstert sie. "Meine Schwester."
"Welche?", frage ich.
"Tipi natürlich. Wer sonst?"
"Wie kommst du darauf?"
"Sie hat Ronja schon immer gehasst. Schon als sie noch ganz klein war. Das niedliche Küken stahl ihr die Show. Tipi, die Schönste, von allen bewundert. Sie hatte Angst, dass Ronja ihr ihren Platz streitig macht. Sie hat sie gemobbt, alle anderen gegen sie aufgehetzt ihr nichts gegönnt. In letzter Zeit hat sie ständig behauptet, Ronja sei eine sexsüchtige Schlampe, die einfach jeden ranlässt, sogar ihren eigenen Vater und ihren Bruder."
Ich weiß ja, dass Tipi eine Bitch ist. Aber auch eine verdammt schöne. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie unserer kleinen Ronja eine Konkurrentin gesehen hat, nicht in so einem schüchternen Backfisch.
"Ich glaube nicht, dass Tipi damit etwas zu tun hat. Das muss ein Eindringling von außen gewesen sein.", sage ich.
"Typisch!", schreit Elisabeth hysterisch. "Alle Männer gehen meiner Schwester auf den Leim. Wer soll denn hier eingedrungen sein? Wir waren doch alle da und es ist alles verriegelt. - Tipi! Komm sofort hierher und sieh dir an, was du angerichtet hast!"
Kurz darauf kommt Tipi nach oben.
"WAS soll ich angerichtet haben?", fragt sie ihre Schwester schnippisch.
"Mein Kind." schluchzt Elisabeth. "Ronja ist tot."
"Das ist ja schrecklich.", antwortet Tipi kühl. "Aber was habe ich damit zu tun?"
"DU hast sie totgeschlagen.", schreit Elisabeth.
"So ein Quatsch!", verteidigt Tipi sich. "Ich habe ihr höchstens heute Nacht ein paar getickt, weil sie so laut geschnarcht hat. Und das in ihrem Alter. Unfassbar. Ich kann nicht schlafen, wenn jemand schnarcht. Ich kriege schon so die Motten, weil wir hier alle aufeinander hängen und nicht raus können."
"Gib es zu, du hast so lange zugeschlagen, bis du sie getötet hast."
"Ach was.", winkte Tipi ab. "Nur bis Ruhe war. Und jetzt reg dich nicht auf. Wird doch jetzt Frühling. Gibt bald wieder neue Küken."
... link (0 Kommentare) ... comment
Freitag, 5. März 2021
Abstinenz
c. fabry, 09:59h
Warum hast du das gemacht?", fragte ich Lilly.
Sie zuckte mit den Schultern. Wie blöd war ich eigentlich? Das war doch eine von den nutzlosen Fragen, auf die verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche nie eine Antwort hatten.
"Hat Alex dir etwas getan oder oder dich bedroht?"
"So ähnlich."
Kannst du mir das erklären?"
"Alex wusste was."
"Etwas, das ein Geheimnis bleiben sollte?"
"Genau."
"Was wäre denn so schlimm daran, wenn Alex dein Geheimnis ausgeplaudert hätte?"
"Kann ich nicht sagen."
"Ich sag's keinem weiter."
"Aber musst du doch. Sonst schmeißen die dich doch raus."
"Scheiß der Hund drauf. Ich tu so als wenn ich's nicht weiß. Wenn du mal irgendwann behauptest, du hättest es mir erzählt, sage ich einfach, dass du dir das ausgedacht hast."
"Okay."
"Also?"
"Es ist wegen mir und Jakob."
"Ihr seid zusammen?"
"Ja."
"Und?"
"Jakob leitet doch die Theatergruppe. Und ich spiele nur mit."
"Stimmt."
"Und er ist ja achtzehn und ich noch nicht. Ist also verboten."
"Laut Kirchengesetz."
"Ja, genau."
"Aber deswegen ist es ja keine Straftat. Die Kirche kann euch nicht verbieten, zusammen zu sein. Im schlimmsten Fall müsste Jakob als Mitarbeiter aufhören oder du müsstest die Gruppe verlassen."
"Aber das will ich ja auch nicht."
"Nein, aber darum hättest du nicht versuchen müssen Alex umzubringen."
"Ich wollte ihn doch nur ausknocken. Vorübergehend."
"Das wäre aber fast schief gegangen. Wenn dir einer eins mit der Flasche überzieht, da stehst du nur in Action-Kommödien wieder auf."
"Was soll ich denn jetzt machen?"
"Dich mit deiner Gerichtshelferin beraten."
Es machte mich wütend. So eine Verschwendung. Blinder Aktionismus planloser Leitungsebenen. Genau wie damals die Bundesregierung mit den Führungszeugnissen auch für Jugendliche. Führungszeugnisse, in denen aus Datenschutzgründen ohnehin nichts stand ? selbst wenn sich etwas zugetragen hätte. Nur um zu zeigen, dass man etwas tat. Nur damit die Verantwortlichen schön ihre Westen weiß hielten. Das Fußvolk mochte dann den Dreck wegräumen. Junge Liebe wurde kriminalisiert. Aber einen wie Hans hielt das alles nicht auf. Die grauen Eminenzen genossen Immunität. Einer wie Hans kam weiterhin ungeschoren davon. Und Siegerin blieb die Ratlosigkeit.
Sie zuckte mit den Schultern. Wie blöd war ich eigentlich? Das war doch eine von den nutzlosen Fragen, auf die verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche nie eine Antwort hatten.
"Hat Alex dir etwas getan oder oder dich bedroht?"
"So ähnlich."
Kannst du mir das erklären?"
"Alex wusste was."
"Etwas, das ein Geheimnis bleiben sollte?"
"Genau."
"Was wäre denn so schlimm daran, wenn Alex dein Geheimnis ausgeplaudert hätte?"
"Kann ich nicht sagen."
"Ich sag's keinem weiter."
"Aber musst du doch. Sonst schmeißen die dich doch raus."
"Scheiß der Hund drauf. Ich tu so als wenn ich's nicht weiß. Wenn du mal irgendwann behauptest, du hättest es mir erzählt, sage ich einfach, dass du dir das ausgedacht hast."
"Okay."
"Also?"
"Es ist wegen mir und Jakob."
"Ihr seid zusammen?"
"Ja."
"Und?"
"Jakob leitet doch die Theatergruppe. Und ich spiele nur mit."
"Stimmt."
"Und er ist ja achtzehn und ich noch nicht. Ist also verboten."
"Laut Kirchengesetz."
"Ja, genau."
"Aber deswegen ist es ja keine Straftat. Die Kirche kann euch nicht verbieten, zusammen zu sein. Im schlimmsten Fall müsste Jakob als Mitarbeiter aufhören oder du müsstest die Gruppe verlassen."
"Aber das will ich ja auch nicht."
"Nein, aber darum hättest du nicht versuchen müssen Alex umzubringen."
"Ich wollte ihn doch nur ausknocken. Vorübergehend."
"Das wäre aber fast schief gegangen. Wenn dir einer eins mit der Flasche überzieht, da stehst du nur in Action-Kommödien wieder auf."
"Was soll ich denn jetzt machen?"
"Dich mit deiner Gerichtshelferin beraten."
Es machte mich wütend. So eine Verschwendung. Blinder Aktionismus planloser Leitungsebenen. Genau wie damals die Bundesregierung mit den Führungszeugnissen auch für Jugendliche. Führungszeugnisse, in denen aus Datenschutzgründen ohnehin nichts stand ? selbst wenn sich etwas zugetragen hätte. Nur um zu zeigen, dass man etwas tat. Nur damit die Verantwortlichen schön ihre Westen weiß hielten. Das Fußvolk mochte dann den Dreck wegräumen. Junge Liebe wurde kriminalisiert. Aber einen wie Hans hielt das alles nicht auf. Die grauen Eminenzen genossen Immunität. Einer wie Hans kam weiterhin ungeschoren davon. Und Siegerin blieb die Ratlosigkeit.
... link (0 Kommentare) ... comment
Donnerstag, 4. März 2021
Lyrischer Happen für den kleinen Hunger zwischendurch
c. fabry, 14:26h
LIEBELEI
Es ging der Halter Karsten Ströter
Gassi mit seinem Straßenköter
Von Weitem sah er Lieses Wonnen
sich schlüpfrig auf der Wiese sonnen.
Er wollte ihren Pöter kosten,
schickte den Köter auf den Posten.
Der Hund hingegen hatte Pläne:
tote Katzen, platte Hähne.
Und der Hund, der alte Schlappen
trug in seinem Schlund ?nen Happen.
Trat mit der Tatze in den Kot
und machte dann die Katze tot.
Der Köter spürte Lieses Zorn,
den Ströter nahm sie auch aufs Korn.
So starb er selbst an Ströters Tic
und nahm sich eines Töters Strick.
Drum Obacht, wer der Liebe traut,
oft sind ja nur die Triebe laut.
Der Recke war nichts für die Liese,
wieder nur ein Leckeriese.
Ohne Männer lief es doch.
Die Liese grub ein tiefes Loch.
Dann warf sie einen Batzen Kalk
auf den toten Katzenbalg.
Es ging der Halter Karsten Ströter
Gassi mit seinem Straßenköter
Von Weitem sah er Lieses Wonnen
sich schlüpfrig auf der Wiese sonnen.
Er wollte ihren Pöter kosten,
schickte den Köter auf den Posten.
Der Hund hingegen hatte Pläne:
tote Katzen, platte Hähne.
Und der Hund, der alte Schlappen
trug in seinem Schlund ?nen Happen.
Trat mit der Tatze in den Kot
und machte dann die Katze tot.
Der Köter spürte Lieses Zorn,
den Ströter nahm sie auch aufs Korn.
So starb er selbst an Ströters Tic
und nahm sich eines Töters Strick.
Drum Obacht, wer der Liebe traut,
oft sind ja nur die Triebe laut.
Der Recke war nichts für die Liese,
wieder nur ein Leckeriese.
Ohne Männer lief es doch.
Die Liese grub ein tiefes Loch.
Dann warf sie einen Batzen Kalk
auf den toten Katzenbalg.
... link (2 Kommentare) ... comment
Freitag, 26. Februar 2021
Detox
c. fabry, 16:02h
Es waren seit jeher die schönen Dinge, die sie liebte. Das Gefühl von fließender Seide auf frisch geduschter und duftend einbalsamierter Haut. Exklusiver Darjeeling aus hauchzarten Porzellantassen. Vollendete Blüten in dezenten, wohlproportionierten Vasen.
Er dagegen war eher ein Naturbursche. Liebte auch die Schönheit des Waldes, Vogelgesang, Sonnenaufgänge, Schwimmen in stillen Seen, aber für das Zarte und Zerbrechliche in geschlossenen Räumen fehlte ihm jedes Gespür. Nicht nur, dass er filigranes Porzellan achtlos zerbrach, empfindliche Stoffe falsch wusch und Bilder an der Wand ignorierte. Es war ihm noch nicht einmal peinlich. Für ihn besaß das alles keinen Wert.
Sie passten nicht zusammen. Sie wusste das und war dennoch an ihm zerbrochen. Sie war ihm immer aus dem Weg gegangen, weil sie von Anfang an ahnte, dass es so käme, wenn sie ihn an sich heran ließe.
Aber er hatte sich ihr wiederholt entgegengestellt, sie herausgefordert, ihre Aufmerksamkeit eingefordert und sie hatte ihn nicht zurückgestoßen. Wie hätte sie das auch tun können, so strahlend und eindrucksvoll wie er war?
Irgendwann war der Punkt erreicht. Der Point of no return. Sie hatte ihn in ihr Herz gelassen und damit die Kettenreaktion ausgelöst, die sie immer vermeiden wollte. Eine sehr kleine Zeit war sie hocherfreut über diese Entwicklung. Voller Zuversicht, Ideen, Tatendrang und Lebensfreude.
Als er ahnte, was er ausgelöst hatte, zog er die Bremse. Das war deutlich zu spüren, doch sie war schon zu weit gegangen, konnte nicht zurück, konnte nicht aufhören mit dem Hoffen und Sehnen und jedes Mal zerbrach etwas in ihr. Am Ende fühlte sie sich ganz leer, beinahe ausgelöscht. Was blieb, war nur der Schmerz, der in sämtlichen Gliedern steckte.
Sie würde sich auflösen, langsam dahinsterben, etwas Anderes blieb ihr nicht übrig. Sie suchte nach der Wut, aber die Wut hatte sich auch aus dem Staub gemacht. Sie nützte ja auch nichts, brachte nur eine kurze Zeit Erleichterung, ein Hochgefühl des Wiedererstarkens, aber dann, wenn sie sah, dass sie trotzdem verloren hatte, war die Leere danach noch schlimmer, der Schmerz noch lähmender.
Mit letzter Kraft schleppte sie sich zur Arbeit. Sie würde einfach weiter funktionieren, bis sie umfiel oder eines Morgens nicht mehr aufwachte.
Und dann kam Susanne. Susanne die sich mit ihrem anlasslosen Selbstbewusstsein gern als Überlegene ausgab, obwohl sie kaum etwas vorzuweisen hatte. Die ihr immer Steine in den Weg gelegt hatte, ihre Pläne durchkreuzt, intrigant hintertrieben hatte, einfach aus Bosheit, weil sie ihr den Erfolg nicht gönnte. Susanne war seine älteste Freundin. Sie hatte er an sich herangelassen. Sie schätzte er und hielt unbeirrbar an der Verbindung fest. Susanne hatte ihn vergiftet. Nein, nicht mit Elixieren aus einer Phiole, auch nicht mit Magie oder Zaubersprüchen, aber sie hatte ihn geprägt, bearbeitet, nicht aus den Fingern gelassen, war verantwortlich für all die Blockaden, die dafür sorgten, dass er kaum einen Menschen wirklich an sich heran ließ.
Sie musste ihn von diesem Gift befreien, damit er wieder er selbst werden konnte. Susanne grinste breit. Hatte wieder einmal erfolgreich, etwas verhindert, was ihr viel bedeutet hätte. Damit war jetzt Schluss! Endlich kam die Wut zurück. Und mit der Wut die Kraft und die Zuversicht.
Als Susanne mit eingedrückter Hirnschale vor ihr lag, ausgeblutet und erstarrt, war die Wut verraucht. Und sie wusste wieder, dass sie nicht gewinnen konnten. Nein, jetzt hatte sie endgültig verloren.
Er dagegen war eher ein Naturbursche. Liebte auch die Schönheit des Waldes, Vogelgesang, Sonnenaufgänge, Schwimmen in stillen Seen, aber für das Zarte und Zerbrechliche in geschlossenen Räumen fehlte ihm jedes Gespür. Nicht nur, dass er filigranes Porzellan achtlos zerbrach, empfindliche Stoffe falsch wusch und Bilder an der Wand ignorierte. Es war ihm noch nicht einmal peinlich. Für ihn besaß das alles keinen Wert.
Sie passten nicht zusammen. Sie wusste das und war dennoch an ihm zerbrochen. Sie war ihm immer aus dem Weg gegangen, weil sie von Anfang an ahnte, dass es so käme, wenn sie ihn an sich heran ließe.
Aber er hatte sich ihr wiederholt entgegengestellt, sie herausgefordert, ihre Aufmerksamkeit eingefordert und sie hatte ihn nicht zurückgestoßen. Wie hätte sie das auch tun können, so strahlend und eindrucksvoll wie er war?
Irgendwann war der Punkt erreicht. Der Point of no return. Sie hatte ihn in ihr Herz gelassen und damit die Kettenreaktion ausgelöst, die sie immer vermeiden wollte. Eine sehr kleine Zeit war sie hocherfreut über diese Entwicklung. Voller Zuversicht, Ideen, Tatendrang und Lebensfreude.
Als er ahnte, was er ausgelöst hatte, zog er die Bremse. Das war deutlich zu spüren, doch sie war schon zu weit gegangen, konnte nicht zurück, konnte nicht aufhören mit dem Hoffen und Sehnen und jedes Mal zerbrach etwas in ihr. Am Ende fühlte sie sich ganz leer, beinahe ausgelöscht. Was blieb, war nur der Schmerz, der in sämtlichen Gliedern steckte.
Sie würde sich auflösen, langsam dahinsterben, etwas Anderes blieb ihr nicht übrig. Sie suchte nach der Wut, aber die Wut hatte sich auch aus dem Staub gemacht. Sie nützte ja auch nichts, brachte nur eine kurze Zeit Erleichterung, ein Hochgefühl des Wiedererstarkens, aber dann, wenn sie sah, dass sie trotzdem verloren hatte, war die Leere danach noch schlimmer, der Schmerz noch lähmender.
Mit letzter Kraft schleppte sie sich zur Arbeit. Sie würde einfach weiter funktionieren, bis sie umfiel oder eines Morgens nicht mehr aufwachte.
Und dann kam Susanne. Susanne die sich mit ihrem anlasslosen Selbstbewusstsein gern als Überlegene ausgab, obwohl sie kaum etwas vorzuweisen hatte. Die ihr immer Steine in den Weg gelegt hatte, ihre Pläne durchkreuzt, intrigant hintertrieben hatte, einfach aus Bosheit, weil sie ihr den Erfolg nicht gönnte. Susanne war seine älteste Freundin. Sie hatte er an sich herangelassen. Sie schätzte er und hielt unbeirrbar an der Verbindung fest. Susanne hatte ihn vergiftet. Nein, nicht mit Elixieren aus einer Phiole, auch nicht mit Magie oder Zaubersprüchen, aber sie hatte ihn geprägt, bearbeitet, nicht aus den Fingern gelassen, war verantwortlich für all die Blockaden, die dafür sorgten, dass er kaum einen Menschen wirklich an sich heran ließ.
Sie musste ihn von diesem Gift befreien, damit er wieder er selbst werden konnte. Susanne grinste breit. Hatte wieder einmal erfolgreich, etwas verhindert, was ihr viel bedeutet hätte. Damit war jetzt Schluss! Endlich kam die Wut zurück. Und mit der Wut die Kraft und die Zuversicht.
Als Susanne mit eingedrückter Hirnschale vor ihr lag, ausgeblutet und erstarrt, war die Wut verraucht. Und sie wusste wieder, dass sie nicht gewinnen konnten. Nein, jetzt hatte sie endgültig verloren.
... link (0 Kommentare) ... comment
... older stories