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Donnerstag, 4. März 2021
Lyrischer Happen für den kleinen Hunger zwischendurch
c. fabry, 14:26h
LIEBELEI
Es ging der Halter Karsten Ströter
Gassi mit seinem Straßenköter
Von Weitem sah er Lieses Wonnen
sich schlüpfrig auf der Wiese sonnen.
Er wollte ihren Pöter kosten,
schickte den Köter auf den Posten.
Der Hund hingegen hatte Pläne:
tote Katzen, platte Hähne.
Und der Hund, der alte Schlappen
trug in seinem Schlund ?nen Happen.
Trat mit der Tatze in den Kot
und machte dann die Katze tot.
Der Köter spürte Lieses Zorn,
den Ströter nahm sie auch aufs Korn.
So starb er selbst an Ströters Tic
und nahm sich eines Töters Strick.
Drum Obacht, wer der Liebe traut,
oft sind ja nur die Triebe laut.
Der Recke war nichts für die Liese,
wieder nur ein Leckeriese.
Ohne Männer lief es doch.
Die Liese grub ein tiefes Loch.
Dann warf sie einen Batzen Kalk
auf den toten Katzenbalg.
Es ging der Halter Karsten Ströter
Gassi mit seinem Straßenköter
Von Weitem sah er Lieses Wonnen
sich schlüpfrig auf der Wiese sonnen.
Er wollte ihren Pöter kosten,
schickte den Köter auf den Posten.
Der Hund hingegen hatte Pläne:
tote Katzen, platte Hähne.
Und der Hund, der alte Schlappen
trug in seinem Schlund ?nen Happen.
Trat mit der Tatze in den Kot
und machte dann die Katze tot.
Der Köter spürte Lieses Zorn,
den Ströter nahm sie auch aufs Korn.
So starb er selbst an Ströters Tic
und nahm sich eines Töters Strick.
Drum Obacht, wer der Liebe traut,
oft sind ja nur die Triebe laut.
Der Recke war nichts für die Liese,
wieder nur ein Leckeriese.
Ohne Männer lief es doch.
Die Liese grub ein tiefes Loch.
Dann warf sie einen Batzen Kalk
auf den toten Katzenbalg.
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Freitag, 26. Februar 2021
Detox
c. fabry, 16:02h
Es waren seit jeher die schönen Dinge, die sie liebte. Das Gefühl von fließender Seide auf frisch geduschter und duftend einbalsamierter Haut. Exklusiver Darjeeling aus hauchzarten Porzellantassen. Vollendete Blüten in dezenten, wohlproportionierten Vasen.
Er dagegen war eher ein Naturbursche. Liebte auch die Schönheit des Waldes, Vogelgesang, Sonnenaufgänge, Schwimmen in stillen Seen, aber für das Zarte und Zerbrechliche in geschlossenen Räumen fehlte ihm jedes Gespür. Nicht nur, dass er filigranes Porzellan achtlos zerbrach, empfindliche Stoffe falsch wusch und Bilder an der Wand ignorierte. Es war ihm noch nicht einmal peinlich. Für ihn besaß das alles keinen Wert.
Sie passten nicht zusammen. Sie wusste das und war dennoch an ihm zerbrochen. Sie war ihm immer aus dem Weg gegangen, weil sie von Anfang an ahnte, dass es so käme, wenn sie ihn an sich heran ließe.
Aber er hatte sich ihr wiederholt entgegengestellt, sie herausgefordert, ihre Aufmerksamkeit eingefordert und sie hatte ihn nicht zurückgestoßen. Wie hätte sie das auch tun können, so strahlend und eindrucksvoll wie er war?
Irgendwann war der Punkt erreicht. Der Point of no return. Sie hatte ihn in ihr Herz gelassen und damit die Kettenreaktion ausgelöst, die sie immer vermeiden wollte. Eine sehr kleine Zeit war sie hocherfreut über diese Entwicklung. Voller Zuversicht, Ideen, Tatendrang und Lebensfreude.
Als er ahnte, was er ausgelöst hatte, zog er die Bremse. Das war deutlich zu spüren, doch sie war schon zu weit gegangen, konnte nicht zurück, konnte nicht aufhören mit dem Hoffen und Sehnen und jedes Mal zerbrach etwas in ihr. Am Ende fühlte sie sich ganz leer, beinahe ausgelöscht. Was blieb, war nur der Schmerz, der in sämtlichen Gliedern steckte.
Sie würde sich auflösen, langsam dahinsterben, etwas Anderes blieb ihr nicht übrig. Sie suchte nach der Wut, aber die Wut hatte sich auch aus dem Staub gemacht. Sie nützte ja auch nichts, brachte nur eine kurze Zeit Erleichterung, ein Hochgefühl des Wiedererstarkens, aber dann, wenn sie sah, dass sie trotzdem verloren hatte, war die Leere danach noch schlimmer, der Schmerz noch lähmender.
Mit letzter Kraft schleppte sie sich zur Arbeit. Sie würde einfach weiter funktionieren, bis sie umfiel oder eines Morgens nicht mehr aufwachte.
Und dann kam Susanne. Susanne die sich mit ihrem anlasslosen Selbstbewusstsein gern als Überlegene ausgab, obwohl sie kaum etwas vorzuweisen hatte. Die ihr immer Steine in den Weg gelegt hatte, ihre Pläne durchkreuzt, intrigant hintertrieben hatte, einfach aus Bosheit, weil sie ihr den Erfolg nicht gönnte. Susanne war seine älteste Freundin. Sie hatte er an sich herangelassen. Sie schätzte er und hielt unbeirrbar an der Verbindung fest. Susanne hatte ihn vergiftet. Nein, nicht mit Elixieren aus einer Phiole, auch nicht mit Magie oder Zaubersprüchen, aber sie hatte ihn geprägt, bearbeitet, nicht aus den Fingern gelassen, war verantwortlich für all die Blockaden, die dafür sorgten, dass er kaum einen Menschen wirklich an sich heran ließ.
Sie musste ihn von diesem Gift befreien, damit er wieder er selbst werden konnte. Susanne grinste breit. Hatte wieder einmal erfolgreich, etwas verhindert, was ihr viel bedeutet hätte. Damit war jetzt Schluss! Endlich kam die Wut zurück. Und mit der Wut die Kraft und die Zuversicht.
Als Susanne mit eingedrückter Hirnschale vor ihr lag, ausgeblutet und erstarrt, war die Wut verraucht. Und sie wusste wieder, dass sie nicht gewinnen konnten. Nein, jetzt hatte sie endgültig verloren.
Er dagegen war eher ein Naturbursche. Liebte auch die Schönheit des Waldes, Vogelgesang, Sonnenaufgänge, Schwimmen in stillen Seen, aber für das Zarte und Zerbrechliche in geschlossenen Räumen fehlte ihm jedes Gespür. Nicht nur, dass er filigranes Porzellan achtlos zerbrach, empfindliche Stoffe falsch wusch und Bilder an der Wand ignorierte. Es war ihm noch nicht einmal peinlich. Für ihn besaß das alles keinen Wert.
Sie passten nicht zusammen. Sie wusste das und war dennoch an ihm zerbrochen. Sie war ihm immer aus dem Weg gegangen, weil sie von Anfang an ahnte, dass es so käme, wenn sie ihn an sich heran ließe.
Aber er hatte sich ihr wiederholt entgegengestellt, sie herausgefordert, ihre Aufmerksamkeit eingefordert und sie hatte ihn nicht zurückgestoßen. Wie hätte sie das auch tun können, so strahlend und eindrucksvoll wie er war?
Irgendwann war der Punkt erreicht. Der Point of no return. Sie hatte ihn in ihr Herz gelassen und damit die Kettenreaktion ausgelöst, die sie immer vermeiden wollte. Eine sehr kleine Zeit war sie hocherfreut über diese Entwicklung. Voller Zuversicht, Ideen, Tatendrang und Lebensfreude.
Als er ahnte, was er ausgelöst hatte, zog er die Bremse. Das war deutlich zu spüren, doch sie war schon zu weit gegangen, konnte nicht zurück, konnte nicht aufhören mit dem Hoffen und Sehnen und jedes Mal zerbrach etwas in ihr. Am Ende fühlte sie sich ganz leer, beinahe ausgelöscht. Was blieb, war nur der Schmerz, der in sämtlichen Gliedern steckte.
Sie würde sich auflösen, langsam dahinsterben, etwas Anderes blieb ihr nicht übrig. Sie suchte nach der Wut, aber die Wut hatte sich auch aus dem Staub gemacht. Sie nützte ja auch nichts, brachte nur eine kurze Zeit Erleichterung, ein Hochgefühl des Wiedererstarkens, aber dann, wenn sie sah, dass sie trotzdem verloren hatte, war die Leere danach noch schlimmer, der Schmerz noch lähmender.
Mit letzter Kraft schleppte sie sich zur Arbeit. Sie würde einfach weiter funktionieren, bis sie umfiel oder eines Morgens nicht mehr aufwachte.
Und dann kam Susanne. Susanne die sich mit ihrem anlasslosen Selbstbewusstsein gern als Überlegene ausgab, obwohl sie kaum etwas vorzuweisen hatte. Die ihr immer Steine in den Weg gelegt hatte, ihre Pläne durchkreuzt, intrigant hintertrieben hatte, einfach aus Bosheit, weil sie ihr den Erfolg nicht gönnte. Susanne war seine älteste Freundin. Sie hatte er an sich herangelassen. Sie schätzte er und hielt unbeirrbar an der Verbindung fest. Susanne hatte ihn vergiftet. Nein, nicht mit Elixieren aus einer Phiole, auch nicht mit Magie oder Zaubersprüchen, aber sie hatte ihn geprägt, bearbeitet, nicht aus den Fingern gelassen, war verantwortlich für all die Blockaden, die dafür sorgten, dass er kaum einen Menschen wirklich an sich heran ließ.
Sie musste ihn von diesem Gift befreien, damit er wieder er selbst werden konnte. Susanne grinste breit. Hatte wieder einmal erfolgreich, etwas verhindert, was ihr viel bedeutet hätte. Damit war jetzt Schluss! Endlich kam die Wut zurück. Und mit der Wut die Kraft und die Zuversicht.
Als Susanne mit eingedrückter Hirnschale vor ihr lag, ausgeblutet und erstarrt, war die Wut verraucht. Und sie wusste wieder, dass sie nicht gewinnen konnten. Nein, jetzt hatte sie endgültig verloren.
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Freitag, 19. Februar 2021
Verkürzt
c. fabry, 11:17h
Hätte sie das Ende abgewartet, hätte sie ihn nicht umgebracht.
Sie dachte an Fabiola. Fabiola war die erste, an die sie dachte, wenn sie morgens aufwachte und die letzte, wenn sie abends einschlief. Auch den ganzen Tag über dachte sie an sie. Fabiola lebte nicht mehr. Leukämie. Sie war gerade mal acht Jahre alt geworden. Zwei davon hatte sie erfolglos gegen den Tod angekämpft. Ein Viertel ihrer viel zu kurzen Lebenszeit.
"Jaja, kenn' ich schon, kenn' ich schon.", stöhnte sie genervt. Nur noch ungern ließ sie sich aus ihrer Gedankenwelt reißen.
"Nee, warte mal.", protestierte Patrick. "Die Liste der Gehaltsempfänger ist lang. Du glaubst gar nicht, wer alles daran verdient hat."
Patrick las sämtliche Namen und vermeintlichen Zuwendungsmotive vor. Manche waren allzu durchschaubar. Unfassbar, wen die AKW-Betreiber alles gefügig gemacht hatten. Man fragte sich allmählich, ob es überhaupt noch jemanden gab, der nicht käuflich war.
Als er fertig gelesen hatte, wusste sie, was zu tun war. Sie begann, sich darauf vorzubereiten. Das würde Fabiola nicht wieder lebendig machen, aber sie hätte dann vielleicht ihren Seelenfrieden. Und für die Zukunft würde es das Sterben so manchen Kindes wirksam verhindern.
Drei Tage später wedelte Patrick mit einem USB-Stick. "Schmeiß mal deinen Laptop an, ich muss dir etwas Unglaubliches zeigen."
Eigentlich war sie schon auf dem Sprung. Der selbst gebastelte Sprengsatz lag einsatzbereit in ihrer Handtasche. Volker Beresin würde noch heute sein Leben aushauchen. Aber ein paar Minuten mehr konnte sie ihm ja gönnen.
"Um Gottes Willen, wie lange dauert der Beitrag denn noch?", stöhnte sie. "Das ist ja schlimmer als bei einem alten französischen Spielfilm, alle fünf Minuten ein Schnitt und ansonsten ne Kameraeinstellung wie beim Standbild. Passieren tut auch nix."
"Schon mal den Zauberberg gelesen, von Thomas Mann?", fragte Patrick amüsiert.
"Wozu?", fragte sie angriffslustig. "Ich habe eine gute Zusammenfassung gelesen, jetzt weiß ich alles Wesentliche, was drin steht: Einer kommt wegen Lunge ins Sanatorium, sein Vetter kommt ihn besuchen, bleibt da und wird auch lungenkrank. Der erste Vetter stirbt, der zweite ist nach sieben Jahren geheilt und nebenbei geht es um Weltpolitik und speziell um die politische Lage in Europa kurz vor dem 1. Weltkrieg. - Und jetzt heb' die Pausenfunktion auf, ich habe nicht ewig Zeit."
"Dann musst du aber auch zuhören!", insistierte Patrick und ließ den Beitrag weiterlaufen.
"Besonders interessant ist hier die die Rolle von Volker Beresin, der als Journalist auf der Gehaltsliste der PERPETUUM stand..." hörte man die Stimme der Moderatorin.
"Weiß ich doch.", zischte sie und stürmte aus dem Haus.
Nichts sollte sie aufhalten. Sie fuhr so schnell es erlaubt war zu der ermittelten Adresse. Bloß nicht wegen überhöhter Geschwindigkeit in eine Polizeikontrolle geraten. Die würden womöglich den Sprengsatz entdecken und ihr Vorhaben vereiteln.
Sie parkte zwei Häuser weiter. Beresin wohnte in einem schicken Neubau, viel Holz, viel Glas. Saß gerade am Küchentisch, vor sich eine Tasse und einen Teller. Zweites Frühstück, vermutete sie. Letztes Frühstück, entschied sie. Vielleicht war die moderne Verglasung bombensicher. Aber das würde ihm nicht helfen. Sie deponierte den Sprengsatz vor der Haustür und legte die altmodische Lunte. Sie klingelte, ging auf Abstand und zündete. Er öffnete die Tür und im gleichen Augenblick ging der Sprengsatz hoch. Perfektes Timing. Da war noch ein Schatten gewesen neben Volker Beresin. War ihm bis zur Hüfte gegangen. Wohl ein Köter.
Zufrieden fuhr sie nach Hause. Das war erst der Anfang gewesen. Jetzt würde sie Patrick den Gefallen tun und sich den Beitrag auf dem Stick zu Ende ansehen.
"... Volker Beresin, der als Journalist auf der Gehaltsliste der PERPETUUM stand, war von seinem Arbeitgeber dort als verdeckter Ermittler eingesetzt worden. Das Bestechungsgeld floss in einen Fond für die Behandlung der im Zusammenhang mit dem AKW erkrankten Personen. Durch seinen mutigen Einsatz konnte er sämtliche Kontakte offenlegen und hat so dafür gesorgt, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden können..."
Sie stoppte den Beitrag. Hielt inne. Das konnte nicht sein. Stundenlang saß sie nur da und überlegte, ob sie sich alles noch einmal ansehen sollte oder ob sie das gar nicht ertragen konnte. Danach funktionierte sie einfach. Wäsche waschen, Arbeitsauftrag beenden, Lasagne in den Ofen schieben.
Gegen halb acht schaltete sie das Lokalfernsehen ein. Mehr aus Gewohnheit, denn um zu sehen, was über ihre Tat berichtet wurde.
"Atomkraftgegner vermuten, dass Volker Beresin und seine dreijährige Tochter Opfer von Drahtziehern hinter dem PERPETUUM-Konzern wurden. Die Polizei ermittelt in sämtliche Richtungen."
Sie dachte an Fabiola. Fabiola war die erste, an die sie dachte, wenn sie morgens aufwachte und die letzte, wenn sie abends einschlief. Auch den ganzen Tag über dachte sie an sie. Fabiola lebte nicht mehr. Leukämie. Sie war gerade mal acht Jahre alt geworden. Zwei davon hatte sie erfolglos gegen den Tod angekämpft. Ein Viertel ihrer viel zu kurzen Lebenszeit.
"Jaja, kenn' ich schon, kenn' ich schon.", stöhnte sie genervt. Nur noch ungern ließ sie sich aus ihrer Gedankenwelt reißen.
"Nee, warte mal.", protestierte Patrick. "Die Liste der Gehaltsempfänger ist lang. Du glaubst gar nicht, wer alles daran verdient hat."
Patrick las sämtliche Namen und vermeintlichen Zuwendungsmotive vor. Manche waren allzu durchschaubar. Unfassbar, wen die AKW-Betreiber alles gefügig gemacht hatten. Man fragte sich allmählich, ob es überhaupt noch jemanden gab, der nicht käuflich war.
Als er fertig gelesen hatte, wusste sie, was zu tun war. Sie begann, sich darauf vorzubereiten. Das würde Fabiola nicht wieder lebendig machen, aber sie hätte dann vielleicht ihren Seelenfrieden. Und für die Zukunft würde es das Sterben so manchen Kindes wirksam verhindern.
Drei Tage später wedelte Patrick mit einem USB-Stick. "Schmeiß mal deinen Laptop an, ich muss dir etwas Unglaubliches zeigen."
Eigentlich war sie schon auf dem Sprung. Der selbst gebastelte Sprengsatz lag einsatzbereit in ihrer Handtasche. Volker Beresin würde noch heute sein Leben aushauchen. Aber ein paar Minuten mehr konnte sie ihm ja gönnen.
"Um Gottes Willen, wie lange dauert der Beitrag denn noch?", stöhnte sie. "Das ist ja schlimmer als bei einem alten französischen Spielfilm, alle fünf Minuten ein Schnitt und ansonsten ne Kameraeinstellung wie beim Standbild. Passieren tut auch nix."
"Schon mal den Zauberberg gelesen, von Thomas Mann?", fragte Patrick amüsiert.
"Wozu?", fragte sie angriffslustig. "Ich habe eine gute Zusammenfassung gelesen, jetzt weiß ich alles Wesentliche, was drin steht: Einer kommt wegen Lunge ins Sanatorium, sein Vetter kommt ihn besuchen, bleibt da und wird auch lungenkrank. Der erste Vetter stirbt, der zweite ist nach sieben Jahren geheilt und nebenbei geht es um Weltpolitik und speziell um die politische Lage in Europa kurz vor dem 1. Weltkrieg. - Und jetzt heb' die Pausenfunktion auf, ich habe nicht ewig Zeit."
"Dann musst du aber auch zuhören!", insistierte Patrick und ließ den Beitrag weiterlaufen.
"Besonders interessant ist hier die die Rolle von Volker Beresin, der als Journalist auf der Gehaltsliste der PERPETUUM stand..." hörte man die Stimme der Moderatorin.
"Weiß ich doch.", zischte sie und stürmte aus dem Haus.
Nichts sollte sie aufhalten. Sie fuhr so schnell es erlaubt war zu der ermittelten Adresse. Bloß nicht wegen überhöhter Geschwindigkeit in eine Polizeikontrolle geraten. Die würden womöglich den Sprengsatz entdecken und ihr Vorhaben vereiteln.
Sie parkte zwei Häuser weiter. Beresin wohnte in einem schicken Neubau, viel Holz, viel Glas. Saß gerade am Küchentisch, vor sich eine Tasse und einen Teller. Zweites Frühstück, vermutete sie. Letztes Frühstück, entschied sie. Vielleicht war die moderne Verglasung bombensicher. Aber das würde ihm nicht helfen. Sie deponierte den Sprengsatz vor der Haustür und legte die altmodische Lunte. Sie klingelte, ging auf Abstand und zündete. Er öffnete die Tür und im gleichen Augenblick ging der Sprengsatz hoch. Perfektes Timing. Da war noch ein Schatten gewesen neben Volker Beresin. War ihm bis zur Hüfte gegangen. Wohl ein Köter.
Zufrieden fuhr sie nach Hause. Das war erst der Anfang gewesen. Jetzt würde sie Patrick den Gefallen tun und sich den Beitrag auf dem Stick zu Ende ansehen.
"... Volker Beresin, der als Journalist auf der Gehaltsliste der PERPETUUM stand, war von seinem Arbeitgeber dort als verdeckter Ermittler eingesetzt worden. Das Bestechungsgeld floss in einen Fond für die Behandlung der im Zusammenhang mit dem AKW erkrankten Personen. Durch seinen mutigen Einsatz konnte er sämtliche Kontakte offenlegen und hat so dafür gesorgt, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden können..."
Sie stoppte den Beitrag. Hielt inne. Das konnte nicht sein. Stundenlang saß sie nur da und überlegte, ob sie sich alles noch einmal ansehen sollte oder ob sie das gar nicht ertragen konnte. Danach funktionierte sie einfach. Wäsche waschen, Arbeitsauftrag beenden, Lasagne in den Ofen schieben.
Gegen halb acht schaltete sie das Lokalfernsehen ein. Mehr aus Gewohnheit, denn um zu sehen, was über ihre Tat berichtet wurde.
"Atomkraftgegner vermuten, dass Volker Beresin und seine dreijährige Tochter Opfer von Drahtziehern hinter dem PERPETUUM-Konzern wurden. Die Polizei ermittelt in sämtliche Richtungen."
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Freitag, 12. Februar 2021
Christizismus
c. fabry, 13:33h
„Die haben überall ihre Leute.“, klagte Henning. „Du kannst nichts dagegen machen.“
„Das klingt mir aber nach einer gewaltigen Verschwörungstheorie.“ Annegret rümpfte die Nase. „Evangelikalen-Mafia. Hört sich an wie Anarcho-Diktatur oder Burn-out-Entspannung.“
„Ach ja?“, erwiderte Henning gereizt. „Und wie kommt es dann, dass weder das Gesundheitsamt noch die Polizei intervenieren, wenn die sich mit über hundert Leuten ohne Abstand und Maske zum Sing-Gottesdienst treffen?“
„Die Polizei hat genug andere Probleme und das Gesundheitsamt ist auch total überfordert. Genehmigt ist genehmigt. Die schaffen das nicht.“
„Die laufen in jedem städtischen und volkskirchlichen Jugendzentrum auf und gucken nach, ob die Arbeitsflächen auch sauber sind und ob da Küchenpapier rumsteht. Auf jedem kleinen Weihnachtsmarkt wurde kontrolliert, ob am Waffelstand auch warmes Wasser zum Händewaschen zur Verfügung steht. Aber wenn die Mennoniten oder Baptisten ihre Jesus-Partys im Bethaus veranstalten, halten alle die Füße still. Da stimmt doch was nicht.“
„Ist wegen Religionsfreiheit.“, erklärte Annegret schulterzuckend.
„Mit Religionsfreiheit ist aber eigentlich was Anderes gemeint. Auf jeden Fall steht die Religion nicht über staatlichen Gesetzen.“
„Meine Fresse!“ Annegret atmete tief durch. „Jetzt reg dich mal ab.“
„Einen Teufel werde ich tun!“, empörte Henning sich weiter. „Als ich vor zwei Jahren einen Bauantrag gestellt habe für ein Mehrfamilienhaus mit Wohneinheiten in unterschiedlichen Preissegmenten, Single- und Familien-Wohnungen, tolles Konzept, super Architekt, da wurde der Antrag ratz fatz abgelehnt. Jetzt wurde da plötzlich gerade eben ein Klotz hochgezogen, der nur eine Zielgruppe anspricht und der außerdem verboten hässlich aussieht und sich optisch absolut gar nicht in die Umgebung einfügt. Rate mal, wer der Bauherr ist.“
„Dann hat eben mal einer Vitamin B beim Bauamt. So was kommt vor.“, erklärte Annegret lapidar.
„Ja, aber die sitzen überall, halten zusammen wie Pech und Schwefel und schustern sich gegenseitig die Vorteile zu. Und keiner macht was dagegen, nur weil die keine SUVs fahren und sich nicht auf Menschenhandel verlegen.“
„Nee, die haben ja so schon genug Kinder zur Verfügung.“
Für einen Moment schien Henning die Sprache verloren zu haben, dann sagte er betont langsam: „Das ist jetzt aber böse.“
„Das ist jetzt aber auch nicht unwahrscheinlich.“, erwiderte Annegret.
„Die machen doch nicht in Kinderpornographie.“
„Nee, eher altmodisch. Analog statt digital.“
„Ja, kann sein, aber darum geht es nicht.“
„Worum geht es dann?“ hakte Annegret nach
„Die sind gefährlich.“ erklärte Henning. „Die haben einen Plan.“
„Meinst du so was wie evangelischen Dschihad?“
„Ja. Vielleicht nicht mit Bomben und Schusswaffen. Perfider. Durch Infiltration. So in dem Stil wie in Polen. Den Staat immer ein bisschen weiter nach rechts rücken. Bis sich niemand mehr traut, gegen die Religionsdiktatur aufzumucken.“
„Gut, das wäre denkbar. Gibt ja etliche Religionsfaschisten in deren Kreisen. Sieht man ja in den USA, wozu das führen kann.“
Elisa hatte alles mit angehört. Jedes einzelne Wort. Die beiden hatten nicht bedacht, dass die Wand zwischen dem Pausenraum und dem Lager dünn wie Papier war. Elisa notierte ihre Namen und noch ein paar Einzelheiten. Peter würde alles dokumentieren. Für später.
„Das klingt mir aber nach einer gewaltigen Verschwörungstheorie.“ Annegret rümpfte die Nase. „Evangelikalen-Mafia. Hört sich an wie Anarcho-Diktatur oder Burn-out-Entspannung.“
„Ach ja?“, erwiderte Henning gereizt. „Und wie kommt es dann, dass weder das Gesundheitsamt noch die Polizei intervenieren, wenn die sich mit über hundert Leuten ohne Abstand und Maske zum Sing-Gottesdienst treffen?“
„Die Polizei hat genug andere Probleme und das Gesundheitsamt ist auch total überfordert. Genehmigt ist genehmigt. Die schaffen das nicht.“
„Die laufen in jedem städtischen und volkskirchlichen Jugendzentrum auf und gucken nach, ob die Arbeitsflächen auch sauber sind und ob da Küchenpapier rumsteht. Auf jedem kleinen Weihnachtsmarkt wurde kontrolliert, ob am Waffelstand auch warmes Wasser zum Händewaschen zur Verfügung steht. Aber wenn die Mennoniten oder Baptisten ihre Jesus-Partys im Bethaus veranstalten, halten alle die Füße still. Da stimmt doch was nicht.“
„Ist wegen Religionsfreiheit.“, erklärte Annegret schulterzuckend.
„Mit Religionsfreiheit ist aber eigentlich was Anderes gemeint. Auf jeden Fall steht die Religion nicht über staatlichen Gesetzen.“
„Meine Fresse!“ Annegret atmete tief durch. „Jetzt reg dich mal ab.“
„Einen Teufel werde ich tun!“, empörte Henning sich weiter. „Als ich vor zwei Jahren einen Bauantrag gestellt habe für ein Mehrfamilienhaus mit Wohneinheiten in unterschiedlichen Preissegmenten, Single- und Familien-Wohnungen, tolles Konzept, super Architekt, da wurde der Antrag ratz fatz abgelehnt. Jetzt wurde da plötzlich gerade eben ein Klotz hochgezogen, der nur eine Zielgruppe anspricht und der außerdem verboten hässlich aussieht und sich optisch absolut gar nicht in die Umgebung einfügt. Rate mal, wer der Bauherr ist.“
„Dann hat eben mal einer Vitamin B beim Bauamt. So was kommt vor.“, erklärte Annegret lapidar.
„Ja, aber die sitzen überall, halten zusammen wie Pech und Schwefel und schustern sich gegenseitig die Vorteile zu. Und keiner macht was dagegen, nur weil die keine SUVs fahren und sich nicht auf Menschenhandel verlegen.“
„Nee, die haben ja so schon genug Kinder zur Verfügung.“
Für einen Moment schien Henning die Sprache verloren zu haben, dann sagte er betont langsam: „Das ist jetzt aber böse.“
„Das ist jetzt aber auch nicht unwahrscheinlich.“, erwiderte Annegret.
„Die machen doch nicht in Kinderpornographie.“
„Nee, eher altmodisch. Analog statt digital.“
„Ja, kann sein, aber darum geht es nicht.“
„Worum geht es dann?“ hakte Annegret nach
„Die sind gefährlich.“ erklärte Henning. „Die haben einen Plan.“
„Meinst du so was wie evangelischen Dschihad?“
„Ja. Vielleicht nicht mit Bomben und Schusswaffen. Perfider. Durch Infiltration. So in dem Stil wie in Polen. Den Staat immer ein bisschen weiter nach rechts rücken. Bis sich niemand mehr traut, gegen die Religionsdiktatur aufzumucken.“
„Gut, das wäre denkbar. Gibt ja etliche Religionsfaschisten in deren Kreisen. Sieht man ja in den USA, wozu das führen kann.“
Elisa hatte alles mit angehört. Jedes einzelne Wort. Die beiden hatten nicht bedacht, dass die Wand zwischen dem Pausenraum und dem Lager dünn wie Papier war. Elisa notierte ihre Namen und noch ein paar Einzelheiten. Peter würde alles dokumentieren. Für später.
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