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Freitag, 17. April 2020
Christenverfolgung – ein Goedereede-Krimi
c. fabry, 13:20h
Zwei Jahre waren vergangen seit dem letzten Urlaub auf Goeree. Letztes Jahr um diese Zeit hatte das Corona-Virus weltweit gewütet und von etwas Luftveränderung hatten wir alle nur träumen können. Dabei waren wir ja privilegiert mit eigenem Haus und Garten, krisensicheren Jobs, vollkommen ausreichender Versorgungslage, also mit Lebensmitteln, Infrastruktur, Medizin… Für uns änderte sich gar nicht so viel. Wir gehörten auch nicht zu den Menschen, die sonst haufenweise Sozialkontakte pflegten und von einer Party zur anderen flatterten. Aber so gar nicht mehr zu mehreren treffen, das war schon schade. Und als es dann Sommer wurde und man nicht ans Meer konnte, ach, das war etwas bitter gewesen. Aber in finanziell knapperen Zeiten hatten wir das auch schon erlebt und waren nicht verzweifelt.
Jetzt war die Krise vorüber. Wirksame Medikamente und ein Impfstoff entwickelt, die Wirtschaft brummte wieder und überall gab es Hilfsprogramme für diejenigen, denen die Krise finanziell das Genick gebrochen hatte. Bis auf einige, die leider auch durch die Maschen dieses Netzes fielen. Ganz zu schweigen von denen, die nicht im privilegierten Europa lebten.
Äußerlich hatte sich im schönen Goedereede nichts geändert. Die historischen Fassaden am Marktplatz spiegelten sich in den gewohnten brillanten Farben im ruhigen Wasser des versandeten Hafenbeckens. Die Windmühle drehte sich, vom Leuchtturm tönte das skurrile Spiel der Carillons und in der Pieterstraat blühten Frühlingsblumen und Hortensien in großen Kübeln vor den kleinen, uralten Fischerhäusern. Der Bäcker verkaufte sein Brot und vor dem Laden saßen Ausflügler bei einer Tasse Milchkaffee.
Wir trugen unser Gepäck ins Haus und liefen zum Supermarkt, um etwas zum Abendessen und zum Frühstücken einzukaufen. Es gab alles, was wir brauchten, sogar Mehl, Nudeln und Toilettenpapier. Alles war wieder normal. Das Wetter war schön, sonnig und warm. Wir machten einen Spaziergang durch den Ort, bewunderten die Dekoration vor dem Blumenladen, liefen noch einmal zum Auto und ließen das Kanu zu Wasser, brachten es durch den Hafen und die Gracht bis hinters Haus und kochten uns ein leckeres Pasta-Gericht. Im Schein von Gartenfackeln kuschelten wir uns auf der Terrasse in warme Wolldecken, genossen unser Abendessen und spülten mit viel köstlichem Weißwein nach, bis wir müde und entspannt zu Bett gingen.
Mitten in der Nacht ertönten Sirenen und in der Straße war überall Aufregung und Geschrei. Ein Blick aus dem Fenster und wir sahen schwarzen Rauch und orangerotes Licht hinter der gegenüberliegenden Häuserzeile. Ich wollte lieber im Haus bleiben und abwarten, mein Liebster war anderer Ansicht: Neugier trieb ihn aus dem Haus, genauso wie Sorge, was das alles zu bedeuten habe und das Bedürfnis, Hilfe anzubieten, wo auch immer sie erforderlich war. Natürlich konnte ich da nicht allein zurück bleiben, vom Weiterschlafen ganz zu schweigen.
Wir zogen uns an und verließen die sicheren vier Wände. Draußen liefen und schrien alle durcheinander, man konnte kein Wort verstehen. War hier irgendwo ein Osterfeuer aus dem Ruder gelaufen? In der Nacht auf Karfreitag? Das war doch höchst unwahrscheinlich.
Dass der Alte noch lebte, war ein schwacher Trost. Er, der in seiner Selbstgerechtigkeit immer sehr viel Wert darauf gelegt hatte, alles richtig zu machen und den Finger in jede noch so kleine Wunde zu legen. Es war eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, dass es ihn nicht erwischt hatte, das Alter hätte er immerhin gehabt. Aber er war ein zäher Knochen, fuhr täglich 30-40 Kilometer mit dem Fahrrad, wühlte im Garten, aß viel Gemüse, rauchte nicht, trank nicht, war schlank und drahtig, ging pünktlich zu Bett, stand mit den Hühnern auf und pflegte ein kurzes aber wirksames Mittagsschläfchen. Seine Abwehr stand wie eine übermächtige Streitkraft.
Afina dagegen hatte es nicht geschafft, als hätte der Alte seiner Schwiegertochter die Lebensenergie abgesaugt, die Krankheit hatte sie überrollt wie die Geburtswehen: schnell, heftig, gewaltig. Sie hatten sie zu Hause gelassen, mit Anfang dreißig würde sie das locker überstehen, hatten sie gedacht. Falsch gedacht. Als sie erkannten, dass sie es ohne medizinische Hilfe nicht schaffen konnte, war es zu spät gewesen. Als Jasper ebenfalls Fieber bekam, brachten sie ihn vorsichtshalber in die Klinik, auch wenn er erst zehn Jahre alt gewesen war. Doch auch ihn hatte das Virus so schwer erkranken lassen, dass es ohne Beatmung nicht ging – nur dass sein heranwachsender Körper auch mit dieser Technik nicht fertig geworden war und den Kampf schließlich aufgegeben hatte. Jetzt saß Tjerk da mit dem übriggebliebenen Alten, der schon seine Ehefrau mit seiner Lebensgier unter die Erde gebracht hatte. So sehr er seinen Vater verabscheute, er trug nicht die Schuld an diesem grausamen Schicksal, er hatte das Virus nicht eingeschleppt, war übervorsichtig gewesen und auch nicht erkrankt.
Als die Kunde von der näher rückenden Pandemie in den Nachrichten zu hören gewesen war, hatte Tjerk sich in Sicherheit gewiegt. Im frühen Frühjahr kamen kaum Touristen nach Südholland und hier in Goedereede lebten so wenige Menschen, auch nicht so viele Fernreisende wie in den Metropolen. Sicher, da konnte schon mal jemand von einer Geschäftsreise aus China zurückkehren oder aus dem Skiurlaub in Österreich oder Norditalien, aber so wenig, wie hier los war, würde sich die Seuche sicher nicht rasend schnell ausbreiten.
Dann waren die Zahlen gestiegen und mit den Zahlen auch die Angst. Nur eine bestimmte Gruppe hatte keine Angst. Ausgerechnet diejenigen, die sich eigentlich vor allem fürchteten, was das Leben ausmachte: Vor überbordender Lebenslust, vor Alkohol, vor außerehelichem Geschlechtsverkehr, vor rauen Flüchen und derben Späßen. Es waren die Anhänger der calvinistisch ausgerichteten reformierten Kirche und die der noch strengeren wiederhergestellten reformierten Kirche, die die Warnungen und Appelle der Regierung und der Virologen in den Wind geschlagen hatten und in der festen Überzeugung, der Herr werde die Rechtschaffenen, die reinen Herzens sind, schon beschützen, weiter ihre Gottesdienste, eng aneinander gedrängt in schmalen Bänken abhielten. Aber auch unter ihnen, gab es solche, die auf Reisen gewesen waren oder zu jenen, die sich auf Reisen infiziert hatten, Kontakt hatten. Der Herr hatte ihre Immunabwehr nicht auf 100 Prozent gesetzt und so hatten sie in ihrem unverbesserlichen, naiven Gottvertrauen – oder in ihrer selbstgerechten religiösen Pflichtbesessenheit - erheblich zur Ausbreitung des Virus auf der ganzen Insel Goeree beigetragen. Hunderte Infizierte innerhalb kürzester Zeit auf einem so dünn besiedelten Landstrich. Nun war nur etwa die Hälfte der Bewohner dieses sogenannten Bibelgürtels von Frömmigkeit durchdrungen, die andere Hälfte war weltoffen, lebensfroh, gesellig, experimentierfreudig und säkular oder nur mäßig religiös. Eine gespaltene Bevölkerung in der sich durch das Hereinbrechen des Virus ein tragischer Rollentausch vollzogen hatte: die selbsternannten Gerechten und Heiligen wurden zu denen mit der größten Schuld und die räudigen, hedonistischen, gedankenlosen Sünder zu unschuldigen Opfern, die vom gerechten Volkszorn durchdrungen waren. Ein Pulverfass. Und das war nun hoch gegangen. Beide Gotteshäuser standen in Flammen. Das fromme Pack hatte mit seiner Unverbesserlichkeit Tjerks Leben zerstört, nun zerstörte er das ihre, das fand er nur gerecht. Den Alten hätte er am liebsten gleich mit verbrannt, auch wenn das Afina und Jasper nicht zurückbrachte.
Es sind immer die dummen Menschen, die ihre persönlichen Beweggründe generalisieren.
Jetzt war die Krise vorüber. Wirksame Medikamente und ein Impfstoff entwickelt, die Wirtschaft brummte wieder und überall gab es Hilfsprogramme für diejenigen, denen die Krise finanziell das Genick gebrochen hatte. Bis auf einige, die leider auch durch die Maschen dieses Netzes fielen. Ganz zu schweigen von denen, die nicht im privilegierten Europa lebten.
Äußerlich hatte sich im schönen Goedereede nichts geändert. Die historischen Fassaden am Marktplatz spiegelten sich in den gewohnten brillanten Farben im ruhigen Wasser des versandeten Hafenbeckens. Die Windmühle drehte sich, vom Leuchtturm tönte das skurrile Spiel der Carillons und in der Pieterstraat blühten Frühlingsblumen und Hortensien in großen Kübeln vor den kleinen, uralten Fischerhäusern. Der Bäcker verkaufte sein Brot und vor dem Laden saßen Ausflügler bei einer Tasse Milchkaffee.
Wir trugen unser Gepäck ins Haus und liefen zum Supermarkt, um etwas zum Abendessen und zum Frühstücken einzukaufen. Es gab alles, was wir brauchten, sogar Mehl, Nudeln und Toilettenpapier. Alles war wieder normal. Das Wetter war schön, sonnig und warm. Wir machten einen Spaziergang durch den Ort, bewunderten die Dekoration vor dem Blumenladen, liefen noch einmal zum Auto und ließen das Kanu zu Wasser, brachten es durch den Hafen und die Gracht bis hinters Haus und kochten uns ein leckeres Pasta-Gericht. Im Schein von Gartenfackeln kuschelten wir uns auf der Terrasse in warme Wolldecken, genossen unser Abendessen und spülten mit viel köstlichem Weißwein nach, bis wir müde und entspannt zu Bett gingen.
Mitten in der Nacht ertönten Sirenen und in der Straße war überall Aufregung und Geschrei. Ein Blick aus dem Fenster und wir sahen schwarzen Rauch und orangerotes Licht hinter der gegenüberliegenden Häuserzeile. Ich wollte lieber im Haus bleiben und abwarten, mein Liebster war anderer Ansicht: Neugier trieb ihn aus dem Haus, genauso wie Sorge, was das alles zu bedeuten habe und das Bedürfnis, Hilfe anzubieten, wo auch immer sie erforderlich war. Natürlich konnte ich da nicht allein zurück bleiben, vom Weiterschlafen ganz zu schweigen.
Wir zogen uns an und verließen die sicheren vier Wände. Draußen liefen und schrien alle durcheinander, man konnte kein Wort verstehen. War hier irgendwo ein Osterfeuer aus dem Ruder gelaufen? In der Nacht auf Karfreitag? Das war doch höchst unwahrscheinlich.
Dass der Alte noch lebte, war ein schwacher Trost. Er, der in seiner Selbstgerechtigkeit immer sehr viel Wert darauf gelegt hatte, alles richtig zu machen und den Finger in jede noch so kleine Wunde zu legen. Es war eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, dass es ihn nicht erwischt hatte, das Alter hätte er immerhin gehabt. Aber er war ein zäher Knochen, fuhr täglich 30-40 Kilometer mit dem Fahrrad, wühlte im Garten, aß viel Gemüse, rauchte nicht, trank nicht, war schlank und drahtig, ging pünktlich zu Bett, stand mit den Hühnern auf und pflegte ein kurzes aber wirksames Mittagsschläfchen. Seine Abwehr stand wie eine übermächtige Streitkraft.
Afina dagegen hatte es nicht geschafft, als hätte der Alte seiner Schwiegertochter die Lebensenergie abgesaugt, die Krankheit hatte sie überrollt wie die Geburtswehen: schnell, heftig, gewaltig. Sie hatten sie zu Hause gelassen, mit Anfang dreißig würde sie das locker überstehen, hatten sie gedacht. Falsch gedacht. Als sie erkannten, dass sie es ohne medizinische Hilfe nicht schaffen konnte, war es zu spät gewesen. Als Jasper ebenfalls Fieber bekam, brachten sie ihn vorsichtshalber in die Klinik, auch wenn er erst zehn Jahre alt gewesen war. Doch auch ihn hatte das Virus so schwer erkranken lassen, dass es ohne Beatmung nicht ging – nur dass sein heranwachsender Körper auch mit dieser Technik nicht fertig geworden war und den Kampf schließlich aufgegeben hatte. Jetzt saß Tjerk da mit dem übriggebliebenen Alten, der schon seine Ehefrau mit seiner Lebensgier unter die Erde gebracht hatte. So sehr er seinen Vater verabscheute, er trug nicht die Schuld an diesem grausamen Schicksal, er hatte das Virus nicht eingeschleppt, war übervorsichtig gewesen und auch nicht erkrankt.
Als die Kunde von der näher rückenden Pandemie in den Nachrichten zu hören gewesen war, hatte Tjerk sich in Sicherheit gewiegt. Im frühen Frühjahr kamen kaum Touristen nach Südholland und hier in Goedereede lebten so wenige Menschen, auch nicht so viele Fernreisende wie in den Metropolen. Sicher, da konnte schon mal jemand von einer Geschäftsreise aus China zurückkehren oder aus dem Skiurlaub in Österreich oder Norditalien, aber so wenig, wie hier los war, würde sich die Seuche sicher nicht rasend schnell ausbreiten.
Dann waren die Zahlen gestiegen und mit den Zahlen auch die Angst. Nur eine bestimmte Gruppe hatte keine Angst. Ausgerechnet diejenigen, die sich eigentlich vor allem fürchteten, was das Leben ausmachte: Vor überbordender Lebenslust, vor Alkohol, vor außerehelichem Geschlechtsverkehr, vor rauen Flüchen und derben Späßen. Es waren die Anhänger der calvinistisch ausgerichteten reformierten Kirche und die der noch strengeren wiederhergestellten reformierten Kirche, die die Warnungen und Appelle der Regierung und der Virologen in den Wind geschlagen hatten und in der festen Überzeugung, der Herr werde die Rechtschaffenen, die reinen Herzens sind, schon beschützen, weiter ihre Gottesdienste, eng aneinander gedrängt in schmalen Bänken abhielten. Aber auch unter ihnen, gab es solche, die auf Reisen gewesen waren oder zu jenen, die sich auf Reisen infiziert hatten, Kontakt hatten. Der Herr hatte ihre Immunabwehr nicht auf 100 Prozent gesetzt und so hatten sie in ihrem unverbesserlichen, naiven Gottvertrauen – oder in ihrer selbstgerechten religiösen Pflichtbesessenheit - erheblich zur Ausbreitung des Virus auf der ganzen Insel Goeree beigetragen. Hunderte Infizierte innerhalb kürzester Zeit auf einem so dünn besiedelten Landstrich. Nun war nur etwa die Hälfte der Bewohner dieses sogenannten Bibelgürtels von Frömmigkeit durchdrungen, die andere Hälfte war weltoffen, lebensfroh, gesellig, experimentierfreudig und säkular oder nur mäßig religiös. Eine gespaltene Bevölkerung in der sich durch das Hereinbrechen des Virus ein tragischer Rollentausch vollzogen hatte: die selbsternannten Gerechten und Heiligen wurden zu denen mit der größten Schuld und die räudigen, hedonistischen, gedankenlosen Sünder zu unschuldigen Opfern, die vom gerechten Volkszorn durchdrungen waren. Ein Pulverfass. Und das war nun hoch gegangen. Beide Gotteshäuser standen in Flammen. Das fromme Pack hatte mit seiner Unverbesserlichkeit Tjerks Leben zerstört, nun zerstörte er das ihre, das fand er nur gerecht. Den Alten hätte er am liebsten gleich mit verbrannt, auch wenn das Afina und Jasper nicht zurückbrachte.
Es sind immer die dummen Menschen, die ihre persönlichen Beweggründe generalisieren.
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Donnerstag, 9. April 2020
Verzweifelte Suche - Ein Antikrimi mit Peter Margo in mehreren Teilen – Teil 5
c. fabry, 13:06h
Während der unwirtliche Hafen von Bensersiel mir die Laune verdarb, veränderte sich meine Stimmung, sobald das Schiff abgelegt hatte. Ich konnte gut verstehen, warum der Professor ans Meer gefahren war: die unbelastete Luft weitete die Atemwege, das Wasser bis zum Horizont weitete den Blick und entspannte die Sinne: hier lenkte nichts ab, hier wurde man unmittelbar auf sich selbst zurückgeworfen. Als ich vor Benraths Unterkunft stand, verließ der gerade das Haus, ich erkannte ihn sofort und heftete mich an seine Fersen. Vielleicht schaffte ich es, mir Gewissheit sowohl über seine Identität, als auch über seine Motive für die spontane Reise zu verschaffen. Eigentlich war das gar nicht nötig, ich hatte meinen Auftrag erfüllt, hätte direkt wieder abreisen können, aber meine Neugier war stärker. Als Benrath einen Fahrradverleih ansteuerte, beschloss ich, es ihm gleichzutun. „Und? Haben Sie schon ein Ziel vor Augen?“, fragte ich. „Oder wollen sie einfach nur drauflos radeln?“
„Ich dachte an die Ostspitze.“, erwiderte er freundlich. „Und Sie?“
„Ich verfolge keinen konkreten Plan. Was ist so reizvoll an der Ostspitze?“
„Man legt einen Weg von zwei mal neun Kilometern zurück, keine Elektrokarren, keine Flaneure, keine Läden, kein Imbissgeruch. Unterwegs kann man einkehren, falls man etwas braucht, in den Dünen blühen wilde Orchideen und wenn man an der Spitze ankommt, fühlt es sich an, als sei man ans Ende der Welt gelangt.“
„Klingt verlockend. Darf ich mich in Ihren Windschatten begeben oder steht Ihnen der Sinn nach Einsamkeit?“
„Das war eigentlich der Plan.“, erwiderte Benrath, „Aber ich habe schon fünf einsame Wochen hinter mir, da kann ein bisschen Gesellschaft nicht schaden. Sind Sie zum ersten Mal hier auf der Insel?“
„Allerdings.“, erwiderte ich. „Ich versuche herauszufinden, was die Menschen an so einem Ort fasziniert. Warum geht man bewusst in die politische, ökonomische und kulturelle Provinz, nur um mit Massen konsumierender Mittelständler tagein tagaus nebeneinander her zu leben?“
„Das weiß ich nicht.“, erwiderte der Professor. „Ich komme hier her, weil ich hier viele ruhige Plätze kenne, an denen ich ungestört meinen Gedanken nachgehen kann. Ich brauche gerade in mehrfacher Hinsicht Abstand von meinem Leben.“
Er war an der Reihe, sich ein Fahrrad auszusuchen und ich zog direkt mit. Als der Vertrag abgewickelt war, setzten wir uns in Bewegung. Wir redeten nicht, radelten hintereinander, denn der Gegenverkehr war erheblich. Nach einigen Kilometern erklärte Benrath: „Wir kommen jetzt in die Vogelkolonie. Wenn Sie mögen, können wir Pause auf einer Bank machen und ein wenig den wilden Tieren zusehen.“
„Warum nicht.“, antwortete ich. „Machen Sie das mit der Vogelkunde beruflich?“
„Nein, ich habe überhaupt keine Ahnung von Flora und Fauna. Ich bin Soziologe.“
„Und was tun Sie da?“
„Ich erforsche die unterschiedlichen Prägungen durch das politische System und die daraus resultierenden wirtschaftlichen und kulturellen Lebensumstände im Osten und im Westen der Republik.“
„Und dann fahren Sie in den Norden, um darüber nachzudenken?“
„Nein, darüber denke ich jetzt gerade nicht nach. Ach was soll‘s, wir kennen uns ja nicht, ich kann es Ihnen ruhig erzählen. Ich habe eine Mitarbeiterin, die wirklich einen guten Job macht und auch sehr nett ist, aber eben nur nett, wenn Sie mich verstehen.“
„Nett im Sinne von die kleine Schwester von Scheiße?“
„Nein, eher nett im Sinne von nur nett und mehr nicht. Jedenfalls scheint diese Mitarbeiterin mehr von mir zu erwarten, als ich zu geben bereit bin. Kürzlich hat sie mir eine vollkommen unangemessene E-Mail geschickt, lauter Offenbarungen, die sie mir eigentlich vorenthalten wollte und am Ende doch nicht bei sich behalten konnte. Ich wusste gar nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Ich lege keinen Wert auf Kontakt zu komplizierten Frauen, so eine habe ich schon und darunter leide ich bereits entsetzlich.
Darum habe ich mir eine Auszeit gegönnt. Ich habe meiner Frau nicht gesagt, wohin ich fahre, nicht einmal wie lange. Ich habe ihr nur einen Zettel hinterlassen, dass ich für längere Zeit verschwinden müsse, aber nicht das Opfer eines Verbrechens sei. Dass ich Abstand brauche und Zeit für mich. Und das entspricht ja der Wahrheit.
Ich wollte endlich mal wieder ans Meer fahren, ist schon ein-einhalb Jahre her. Ich wollte aufs Wasser starren bis der Kopf ganz leer wird, mich durchpusten lassen vom frischen Wind in milder Luft. Den eigenen Körper spüren, bei mir selbst sein. Das war mir wichtig. Ist es immer noch. Das schwülstige Gedicht meiner liebeskranken Mitarbeiterin habe ich bewusst zu Hause gelassen. Soll meine Frau es doch finden. Wenn sie sich deswegen trennen will, ist es mir recht. Wenn nicht, auch egal. Das ist gerade nicht wichtig. Wichtig ist im Augenblick für mich, herauszufinden, was ich noch will vom Leben, was ich wirklich brauche, wonach ich mich am innigsten sehne. Er weiß es immer noch nicht, aber ich bin der Sache näher gekommen. Ein gesunder Rhythmus mit leichten Aussetzern, damit das Leben sich nicht wie eine Endlosschleife anfühlt, Bewegung, frische Luft, Stille, Natur, Zeit zum Nachdenken, intellektuelle Herausforderungen, aber auch körperliche, gesunde und genussreiche Ernährung, maßvolle Rauschepisoden, Kontakte zu freundlichen, klugen und wohlwollenden Menschen. Alle anderen sollen mir gestohlen bleiben. Habe ich Sie jetzt mit meiner Verbaldiarrhoe reizüberflutet?“
„Nein, ganz im Gegenteil. Sie haben meine Neugier befriedigt und mich zum Nachdenken angeregt. Ich frage mich auch oft, warum ich jeden Morgen aufstehe und tue, was man von mir verlangt, statt einfach liegenzubleiben und auf den unausweichlichen Tod zu warten. Ich könnte die Frage nach meiner größten Sehnsucht ebenso wenig beantworten wie die nach meinem ehrgeizigsten Ziel. Glauben Sie, man kommt dahinter, wenn man nur lange genug aufs Wasser starrt?“
„Es ist nicht das Wasser worauf es ankommt. Es ist die äußere Reizreduktion, die den Blick nach innen wandern lässt. Es kann aber lange dauern, bis sich was tut.“
„Tja, für lange dauern habe ich heute keine Zeit, aber vielleicht gönne ich mir mal einen längeren Urlaub am Meer, um mich selbst zu suchen.“
„Schreiben Sie mir eine Postkarte, wenn Sie sich gefunden haben?“
„Nein.“
„Warum nicht?“
„Wenn ich mich erst gefunden habe, ist jeder andere mir vollkommen egal.“
„Ja, vielleicht. Aber warten Sie es ab. Vielleicht sind Sie anders, als sie denken.“
ENDE
„Ich dachte an die Ostspitze.“, erwiderte er freundlich. „Und Sie?“
„Ich verfolge keinen konkreten Plan. Was ist so reizvoll an der Ostspitze?“
„Man legt einen Weg von zwei mal neun Kilometern zurück, keine Elektrokarren, keine Flaneure, keine Läden, kein Imbissgeruch. Unterwegs kann man einkehren, falls man etwas braucht, in den Dünen blühen wilde Orchideen und wenn man an der Spitze ankommt, fühlt es sich an, als sei man ans Ende der Welt gelangt.“
„Klingt verlockend. Darf ich mich in Ihren Windschatten begeben oder steht Ihnen der Sinn nach Einsamkeit?“
„Das war eigentlich der Plan.“, erwiderte Benrath, „Aber ich habe schon fünf einsame Wochen hinter mir, da kann ein bisschen Gesellschaft nicht schaden. Sind Sie zum ersten Mal hier auf der Insel?“
„Allerdings.“, erwiderte ich. „Ich versuche herauszufinden, was die Menschen an so einem Ort fasziniert. Warum geht man bewusst in die politische, ökonomische und kulturelle Provinz, nur um mit Massen konsumierender Mittelständler tagein tagaus nebeneinander her zu leben?“
„Das weiß ich nicht.“, erwiderte der Professor. „Ich komme hier her, weil ich hier viele ruhige Plätze kenne, an denen ich ungestört meinen Gedanken nachgehen kann. Ich brauche gerade in mehrfacher Hinsicht Abstand von meinem Leben.“
Er war an der Reihe, sich ein Fahrrad auszusuchen und ich zog direkt mit. Als der Vertrag abgewickelt war, setzten wir uns in Bewegung. Wir redeten nicht, radelten hintereinander, denn der Gegenverkehr war erheblich. Nach einigen Kilometern erklärte Benrath: „Wir kommen jetzt in die Vogelkolonie. Wenn Sie mögen, können wir Pause auf einer Bank machen und ein wenig den wilden Tieren zusehen.“
„Warum nicht.“, antwortete ich. „Machen Sie das mit der Vogelkunde beruflich?“
„Nein, ich habe überhaupt keine Ahnung von Flora und Fauna. Ich bin Soziologe.“
„Und was tun Sie da?“
„Ich erforsche die unterschiedlichen Prägungen durch das politische System und die daraus resultierenden wirtschaftlichen und kulturellen Lebensumstände im Osten und im Westen der Republik.“
„Und dann fahren Sie in den Norden, um darüber nachzudenken?“
„Nein, darüber denke ich jetzt gerade nicht nach. Ach was soll‘s, wir kennen uns ja nicht, ich kann es Ihnen ruhig erzählen. Ich habe eine Mitarbeiterin, die wirklich einen guten Job macht und auch sehr nett ist, aber eben nur nett, wenn Sie mich verstehen.“
„Nett im Sinne von die kleine Schwester von Scheiße?“
„Nein, eher nett im Sinne von nur nett und mehr nicht. Jedenfalls scheint diese Mitarbeiterin mehr von mir zu erwarten, als ich zu geben bereit bin. Kürzlich hat sie mir eine vollkommen unangemessene E-Mail geschickt, lauter Offenbarungen, die sie mir eigentlich vorenthalten wollte und am Ende doch nicht bei sich behalten konnte. Ich wusste gar nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Ich lege keinen Wert auf Kontakt zu komplizierten Frauen, so eine habe ich schon und darunter leide ich bereits entsetzlich.
Darum habe ich mir eine Auszeit gegönnt. Ich habe meiner Frau nicht gesagt, wohin ich fahre, nicht einmal wie lange. Ich habe ihr nur einen Zettel hinterlassen, dass ich für längere Zeit verschwinden müsse, aber nicht das Opfer eines Verbrechens sei. Dass ich Abstand brauche und Zeit für mich. Und das entspricht ja der Wahrheit.
Ich wollte endlich mal wieder ans Meer fahren, ist schon ein-einhalb Jahre her. Ich wollte aufs Wasser starren bis der Kopf ganz leer wird, mich durchpusten lassen vom frischen Wind in milder Luft. Den eigenen Körper spüren, bei mir selbst sein. Das war mir wichtig. Ist es immer noch. Das schwülstige Gedicht meiner liebeskranken Mitarbeiterin habe ich bewusst zu Hause gelassen. Soll meine Frau es doch finden. Wenn sie sich deswegen trennen will, ist es mir recht. Wenn nicht, auch egal. Das ist gerade nicht wichtig. Wichtig ist im Augenblick für mich, herauszufinden, was ich noch will vom Leben, was ich wirklich brauche, wonach ich mich am innigsten sehne. Er weiß es immer noch nicht, aber ich bin der Sache näher gekommen. Ein gesunder Rhythmus mit leichten Aussetzern, damit das Leben sich nicht wie eine Endlosschleife anfühlt, Bewegung, frische Luft, Stille, Natur, Zeit zum Nachdenken, intellektuelle Herausforderungen, aber auch körperliche, gesunde und genussreiche Ernährung, maßvolle Rauschepisoden, Kontakte zu freundlichen, klugen und wohlwollenden Menschen. Alle anderen sollen mir gestohlen bleiben. Habe ich Sie jetzt mit meiner Verbaldiarrhoe reizüberflutet?“
„Nein, ganz im Gegenteil. Sie haben meine Neugier befriedigt und mich zum Nachdenken angeregt. Ich frage mich auch oft, warum ich jeden Morgen aufstehe und tue, was man von mir verlangt, statt einfach liegenzubleiben und auf den unausweichlichen Tod zu warten. Ich könnte die Frage nach meiner größten Sehnsucht ebenso wenig beantworten wie die nach meinem ehrgeizigsten Ziel. Glauben Sie, man kommt dahinter, wenn man nur lange genug aufs Wasser starrt?“
„Es ist nicht das Wasser worauf es ankommt. Es ist die äußere Reizreduktion, die den Blick nach innen wandern lässt. Es kann aber lange dauern, bis sich was tut.“
„Tja, für lange dauern habe ich heute keine Zeit, aber vielleicht gönne ich mir mal einen längeren Urlaub am Meer, um mich selbst zu suchen.“
„Schreiben Sie mir eine Postkarte, wenn Sie sich gefunden haben?“
„Nein.“
„Warum nicht?“
„Wenn ich mich erst gefunden habe, ist jeder andere mir vollkommen egal.“
„Ja, vielleicht. Aber warten Sie es ab. Vielleicht sind Sie anders, als sie denken.“
ENDE
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Mittwoch, 8. April 2020
Verzweifelte Suche - Ein Antikrimi mit Peter Maro in mehreren Teilen - Teil 5
c. fabry, 11:03h
In der Wohnung fanden sich keine Hinweise auf ein Verbrechen. War er mit der wissenschaftlichen Mitarbeiterin durchgebrannt? Ich notierte mir den Namen, fotografierte vorsichtshalber die Ausdrucke und legte alles so zurück, wie ich es vorgefunden hatte. Danach machte ich mich auf den Weg zur Universität. Nadine Reuter hieß die Verfasserin der ausgedruckten Mails. Schnell fand ich heraus, in welchem Büro sie saß und klopfte an ihre Tür. Ich leistete dem freundlichen „Herein!“ Folge und sah vor mir eine sympathische, nicht mehr ganz junge Frau mit lässiger Kurzhaarfrisur in einem luftigen Leinenkleid.
„Was kann ich für sie tun?“, fragte sie mit angenehmer Stimme.
„Ich bin auf der Suche nach einer vermissten Person.“, erklärte ich. „Vielleicht können Sie helfen, dass sich das alles in Kürze aufklärt. Haben Sie irgendeine Ahnung wo Rüdiger Benrath sich gegenwärtig aufhält?“
Sie sah mich erschrocken an und antwortete zunächst gar nicht. Dann stand sie auf und ich stellte fest, dass sie zwar nicht umwerfend attraktiv war, aber dennoch über ansprechende weibliche Konturen verfügte. Etwas mehr Körperspannung hätte ihr gut getan, aber ich muss gerade reden.
„Nehmen Sie doch Platz.“, sagte sie und wies auf den Besucherstuhl vor ihrem Schreibtisch. Ich setzte mich und sie ließ sich auch wieder auf ihren Bürostuhl fallen. Sie atmete schnell. Dann endlich sammelte sie sich ein wenig und sagte: „Ich bin davon ausgegangen, dass Rüdiger zu Hause ist. Es ist ja gerade vorlesungsfreie Zeit und er hatte vor, der Uni eine Weile fernzubleiben, zumal er sich auf einen Wechsel vorbereitet. In einem halben Jahr nimmt er eine Forschungs- und Lehrtätigkeit in Berlin auf.“
„Könnte es denn sein, dass er nach Berlin gefahren ist?“
„Theoretisch könnte er überall hin gefahren sein, aber dann wüsste seine Frau ja davon. Die hat ihn doch sicher als vermisst gemeldet, oder?“
„Nicht direkt.“, erwiderte ich. „Es ist einer außenstehenden Person aufgefallen, dass er seit einiger Zeit verschwunden ist. Ich will nicht den Teufel an die Wand malen, aber ich bin nicht sicher, ob seine Frau mir die Wahrheit sagt. Sie hat mir gegenüber behauptet, er halte sich aus beruflichen Gründen im Ausland auf. Welches Ausland, wollte sie mir nicht verraten.“
„Das ist aber wirklich Quatsch.“, bemerkte Nadine Reuter. „Er beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit den gesellschaftlichen Auswirkungen der Wiedervereinigung, macht vergleichende Ost-West-Studien an unterschiedlichen Altersgruppen und so weiter. In welches Ausland sollte er dafür reisen? Korea?“
„Wissen Sie näheres über den Zustand seiner Ehe?“
Nadine Reuter fühlte sich sichtlich unwohl. Das war ein heikles Thema für sie, ganz dünnes Eis, denn sicher wünschte sie sich von Herzen, dass seine Ehe am Ende sei und durfte es sich um keinen Preis anmerken lassen, wenn sie nicht ihr Gesicht verlieren wollte. Sie schob ihre geheimen Leidenschaften in die Besenkammer und setzte ein betont sachliches Gesicht auf, als sie sagte: „Ich dachte er sei sehr zufrieden. Er erzählte gelegentlich von seiner Frau und das nur mit großem Respekt und Wohlwollen. Sie wollte ihn zwar nicht nach Berlin begleiten, weil das auch ein zeitlich begrenztes Forschungsprojekt ist und es sehr gut sein kann, dass er in zwei bis drei Jahren hierher zurückkehrt oder es ihn an noch eine andere Hochschule verschlägt. Seine Frau ist beruflich auch erfolgreich und wirft natürlich nicht sofort die Brocken hin, nur weil der Herr Ehegatte sich ein wenig beruflich verändern will.“
„Kennen Sie seine Frau persönlich?“
„Nicht wirklich. Ich habe sie mal kurz gesehen, als ich Rüdiger ein paar Bücher vorbei gebracht habe, aber normalerweise treffen wir uns nur in der Uni und seine Frau kommt hier nicht hin.“
„Hat er Feinde, Menschen, denen er im Weg ist?“
„Hier an der Hochschule gibt es schon Konkurrenten. Aber er hat nie dafür gesorgt, dass jemandem eine Beförderung verweigert wird oder dass jemand keine Stelle bekommt. Das einzige, das ich mir vorstellen könnte, wäre jemand, der im Studium gescheitert ist und Rüdiger dafür verantwortlich macht. Für sehr wahrscheinlich halte ich das aber nicht.“
„Sie kennen den Professor ja recht gut.“, versuchte ich mehr aus ihr herauszukitzeln. „Wo fährt er denn am liebsten hin, wenn er einfach mal seine Ruhe haben will? Es wäre ja immerhin möglich, dass er sich mit seiner Frau gestritten hat und Abstand gesucht hat.“
„Ach so.“, erwiderte die wissenschaftliche Mitarbeiterin. „Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Wenn er den Kopf frei bekommen will, fährt er gern ans Meer. Vorzugsweise nach Langeoog, aber nicht unbedingt ins Ausland.“
„Wissen Sie denn auch, wo er da vorzugsweise absteigt?“
„Ich glaube er ist so der Typ für Pensionen. Da muss er nichts mitschleppen, hat alles, was er braucht und zum Essen nutzt er die örtliche Gastronomie. Aber Sie können ja schlecht bei den Pensionen auf der Insel nachfragen, die werden Ihnen ja nicht verraten, wer bei ihnen wohnt. Oder sind Sie von der Polizei?“
„Nein, ich bin Privatdetektiv, aber glauben Sie mir, ich verstehe etwas von meinem Ruf. Wenn er auf Langeoog ist, werde ich ihn höchstwahrscheinlich ausfindig machen.“
„Würden Sie mich informieren, wenn Sie näheres wissen?“
Ich legte ihr meine Karte auf den Schreibtisch. „Rufen Sie mich ab Morgen Abend an, dann werde ich Sie an meinem aktuellen Kenntnisstand teilhaben lassen.“
Dankbar steckte sie die Karte ein.
Ein paar trickreiche Telefonate später kannte ich seinen Aufenthaltsort. Er war gerade unterwegs, konnte darum nicht ans Telefon kommen. Musste ich mich davon überzeugen, dass es auch wirklich der richtige Rüdiger Benrath war? Ich rief meine Auftraggeberin an und setzte sie in Kenntnis vom Stand meiner Ermittlungen.
„Oh bitte, fahren Sie morgen da hin und überprüfen Sie, ob er es auch wirklich ist. Das könnte ja ein Trick sein, um sein Verschwinden zu vertuschen.“
„Das wird aber teuer, Lady. Können Sie sich das leisten?“
„Ja, das ist es mir wert.“
„Aber es ist doch durchaus plausibel, dass er sich mit seiner Frau gestritten hat und zum Entspannen an seinen Sehnsuchtsort gefahren ist.“
„Aber warum hat seine Frau Sie dann angelogen und behauptet, er sei im Ausland?“
„Weil es ihr peinlich ist, dass sie einen Ehekrach hat und nicht genau weiß, wo er ist.“
„Das hätte sie sich doch aber denken können. Sie hätte ja auch sagen können, mein Mann brauchte mal eine kleine Auszeit und möchte dort auf keinen Fall gestört werden.“
„Und das wäre Ihnen nicht verdächtig vorgekommen?“
„Doch.“
„Sehen Sie.“
„Ich würde mich trotzdem wohler fühlen, wenn Sie nachsehen. Ich würde es ja selber machen, aber ich habe berufliche Verpflichtungen, denen ich nachkommen muss.“
„Gut, dann nehme ich den Auftrag an. Ich nehme die Fähre um 10.00 Uhr, werde also gegen 7.00 Uhr hier starten. Dann sollte ich gegen 11.00 Uhr am Ort sein und wenn er dann nicht in der Pension ist, werde ich den ganzen Tag über nach ihm Ausschau halten und ihn spätestens am Abend aufsuchen. Dann käme allerdings noch eine Übernachtung dazu.“
„Ja, dann ist das so.“
„Gut. Sie hören dann spätestens morgen Abend von mir.“
FORTSETZUNG FOLGT
„Was kann ich für sie tun?“, fragte sie mit angenehmer Stimme.
„Ich bin auf der Suche nach einer vermissten Person.“, erklärte ich. „Vielleicht können Sie helfen, dass sich das alles in Kürze aufklärt. Haben Sie irgendeine Ahnung wo Rüdiger Benrath sich gegenwärtig aufhält?“
Sie sah mich erschrocken an und antwortete zunächst gar nicht. Dann stand sie auf und ich stellte fest, dass sie zwar nicht umwerfend attraktiv war, aber dennoch über ansprechende weibliche Konturen verfügte. Etwas mehr Körperspannung hätte ihr gut getan, aber ich muss gerade reden.
„Nehmen Sie doch Platz.“, sagte sie und wies auf den Besucherstuhl vor ihrem Schreibtisch. Ich setzte mich und sie ließ sich auch wieder auf ihren Bürostuhl fallen. Sie atmete schnell. Dann endlich sammelte sie sich ein wenig und sagte: „Ich bin davon ausgegangen, dass Rüdiger zu Hause ist. Es ist ja gerade vorlesungsfreie Zeit und er hatte vor, der Uni eine Weile fernzubleiben, zumal er sich auf einen Wechsel vorbereitet. In einem halben Jahr nimmt er eine Forschungs- und Lehrtätigkeit in Berlin auf.“
„Könnte es denn sein, dass er nach Berlin gefahren ist?“
„Theoretisch könnte er überall hin gefahren sein, aber dann wüsste seine Frau ja davon. Die hat ihn doch sicher als vermisst gemeldet, oder?“
„Nicht direkt.“, erwiderte ich. „Es ist einer außenstehenden Person aufgefallen, dass er seit einiger Zeit verschwunden ist. Ich will nicht den Teufel an die Wand malen, aber ich bin nicht sicher, ob seine Frau mir die Wahrheit sagt. Sie hat mir gegenüber behauptet, er halte sich aus beruflichen Gründen im Ausland auf. Welches Ausland, wollte sie mir nicht verraten.“
„Das ist aber wirklich Quatsch.“, bemerkte Nadine Reuter. „Er beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit den gesellschaftlichen Auswirkungen der Wiedervereinigung, macht vergleichende Ost-West-Studien an unterschiedlichen Altersgruppen und so weiter. In welches Ausland sollte er dafür reisen? Korea?“
„Wissen Sie näheres über den Zustand seiner Ehe?“
Nadine Reuter fühlte sich sichtlich unwohl. Das war ein heikles Thema für sie, ganz dünnes Eis, denn sicher wünschte sie sich von Herzen, dass seine Ehe am Ende sei und durfte es sich um keinen Preis anmerken lassen, wenn sie nicht ihr Gesicht verlieren wollte. Sie schob ihre geheimen Leidenschaften in die Besenkammer und setzte ein betont sachliches Gesicht auf, als sie sagte: „Ich dachte er sei sehr zufrieden. Er erzählte gelegentlich von seiner Frau und das nur mit großem Respekt und Wohlwollen. Sie wollte ihn zwar nicht nach Berlin begleiten, weil das auch ein zeitlich begrenztes Forschungsprojekt ist und es sehr gut sein kann, dass er in zwei bis drei Jahren hierher zurückkehrt oder es ihn an noch eine andere Hochschule verschlägt. Seine Frau ist beruflich auch erfolgreich und wirft natürlich nicht sofort die Brocken hin, nur weil der Herr Ehegatte sich ein wenig beruflich verändern will.“
„Kennen Sie seine Frau persönlich?“
„Nicht wirklich. Ich habe sie mal kurz gesehen, als ich Rüdiger ein paar Bücher vorbei gebracht habe, aber normalerweise treffen wir uns nur in der Uni und seine Frau kommt hier nicht hin.“
„Hat er Feinde, Menschen, denen er im Weg ist?“
„Hier an der Hochschule gibt es schon Konkurrenten. Aber er hat nie dafür gesorgt, dass jemandem eine Beförderung verweigert wird oder dass jemand keine Stelle bekommt. Das einzige, das ich mir vorstellen könnte, wäre jemand, der im Studium gescheitert ist und Rüdiger dafür verantwortlich macht. Für sehr wahrscheinlich halte ich das aber nicht.“
„Sie kennen den Professor ja recht gut.“, versuchte ich mehr aus ihr herauszukitzeln. „Wo fährt er denn am liebsten hin, wenn er einfach mal seine Ruhe haben will? Es wäre ja immerhin möglich, dass er sich mit seiner Frau gestritten hat und Abstand gesucht hat.“
„Ach so.“, erwiderte die wissenschaftliche Mitarbeiterin. „Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Wenn er den Kopf frei bekommen will, fährt er gern ans Meer. Vorzugsweise nach Langeoog, aber nicht unbedingt ins Ausland.“
„Wissen Sie denn auch, wo er da vorzugsweise absteigt?“
„Ich glaube er ist so der Typ für Pensionen. Da muss er nichts mitschleppen, hat alles, was er braucht und zum Essen nutzt er die örtliche Gastronomie. Aber Sie können ja schlecht bei den Pensionen auf der Insel nachfragen, die werden Ihnen ja nicht verraten, wer bei ihnen wohnt. Oder sind Sie von der Polizei?“
„Nein, ich bin Privatdetektiv, aber glauben Sie mir, ich verstehe etwas von meinem Ruf. Wenn er auf Langeoog ist, werde ich ihn höchstwahrscheinlich ausfindig machen.“
„Würden Sie mich informieren, wenn Sie näheres wissen?“
Ich legte ihr meine Karte auf den Schreibtisch. „Rufen Sie mich ab Morgen Abend an, dann werde ich Sie an meinem aktuellen Kenntnisstand teilhaben lassen.“
Dankbar steckte sie die Karte ein.
Ein paar trickreiche Telefonate später kannte ich seinen Aufenthaltsort. Er war gerade unterwegs, konnte darum nicht ans Telefon kommen. Musste ich mich davon überzeugen, dass es auch wirklich der richtige Rüdiger Benrath war? Ich rief meine Auftraggeberin an und setzte sie in Kenntnis vom Stand meiner Ermittlungen.
„Oh bitte, fahren Sie morgen da hin und überprüfen Sie, ob er es auch wirklich ist. Das könnte ja ein Trick sein, um sein Verschwinden zu vertuschen.“
„Das wird aber teuer, Lady. Können Sie sich das leisten?“
„Ja, das ist es mir wert.“
„Aber es ist doch durchaus plausibel, dass er sich mit seiner Frau gestritten hat und zum Entspannen an seinen Sehnsuchtsort gefahren ist.“
„Aber warum hat seine Frau Sie dann angelogen und behauptet, er sei im Ausland?“
„Weil es ihr peinlich ist, dass sie einen Ehekrach hat und nicht genau weiß, wo er ist.“
„Das hätte sie sich doch aber denken können. Sie hätte ja auch sagen können, mein Mann brauchte mal eine kleine Auszeit und möchte dort auf keinen Fall gestört werden.“
„Und das wäre Ihnen nicht verdächtig vorgekommen?“
„Doch.“
„Sehen Sie.“
„Ich würde mich trotzdem wohler fühlen, wenn Sie nachsehen. Ich würde es ja selber machen, aber ich habe berufliche Verpflichtungen, denen ich nachkommen muss.“
„Gut, dann nehme ich den Auftrag an. Ich nehme die Fähre um 10.00 Uhr, werde also gegen 7.00 Uhr hier starten. Dann sollte ich gegen 11.00 Uhr am Ort sein und wenn er dann nicht in der Pension ist, werde ich den ganzen Tag über nach ihm Ausschau halten und ihn spätestens am Abend aufsuchen. Dann käme allerdings noch eine Übernachtung dazu.“
„Ja, dann ist das so.“
„Gut. Sie hören dann spätestens morgen Abend von mir.“
FORTSETZUNG FOLGT
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Dienstag, 7. April 2020
Verzweifelte Suche - Ein Antikrimi mit Peter Margo in mehreren Teilen – Teil 4
c. fabry, 16:19h
Die Hitze war mittlerweile so massiv, dass die Luft sich wie Brei anfühlte. Ich schlief sehr schlecht in dieser Nacht, hatte wirre Träume, Frau Marowski mit ihrem Liebhaber, die mir immer wieder die Tür vor der Nase zuschlugen, bis ich schließlich doch in die Wohnung schlüpfte, wo ich die beiden dabei beobachtete, wie sie in der Küche Liebkosungen austauschten, während sie blutige Leichenteile verspeisten und ihnen der rote Saft aus den Mundwinkel rann, sie kauten, sie küssten sich, bissen wieder von den Leichenteilen ab und grinsten wahnsinnig. Ich schlich instinktiv zur Gefriertruhe im Schlafzimmer, öffnete den Deckel und ein gefrierbrandiger Rüdiger-Benrath-Kopf mit vor Entsetzen geweiteten Augen starrte mich an. Schreiend erwachte ich, spürte, wie ausgetrocknet Mund und Hals waren und holte mir aus der Küche ein großes Glas Wasser. Ich hatte vergessen das Fenster zu öffnen, um die kühlere Nachtluft einzulassen, daher die Alpträume. Überraschenderweise zog ein frischer Wind herein, bald konnte ich wieder einschlafen, bis ich schließlich von lautem Donner geweckt wurde. Draußen wurde es stürmisch und wenig später peitschte Regen in mein Schlafzimmer, ich musste das Fenster wieder schließen. Was für eine Nacht! Am Morgen fühlte ich mich, als hätte ich gerade eine mittelschwere Grippe überstanden. Aber es half ja nichts, ich musste arbeiten. Ich frühstückte, packte mein Werkzeug ein und fuhr mit dem öffentlichen Nahverkehr in die Berliner Straße, denn mein Auto hätte mir sonst leicht zum Verhängnis werden können.
Ich klingelte bei den Eheleuten und als erwartungsgemäß niemand öffnete, verschaffte ich mir Zugang zum Hausflur, indem ich bei der obersten Mietpartei klingelte und im Hausflur laut „Post!“, brüllte. Dann öffnete ich die Wohnungstür, die nicht außergewöhnlich gesichert war mit meinem Spezialwerkzeug. Ich schloss die Tür leise hinter mir und sah mich um. Alles war sehr geschmackvoll und bewusst platziert in dieser Wohnung. Es lag kaum etwas herum, aber wenn ich in die Schränke sah, stellte ich fest, dass hier noch immer viele Dinge vorhanden waren, die auf die Anwesenheit eines Mannes schließen ließen. Offiziell wohnte Rüdiger Benrath noch hier. Es fehlten aber auch Dinge, wie zum Beispiel eine zweite Zahnbürste oder ein Rasierer. Vermutlich war er verreist – oder seine Frau wollte es für alle Fälle plausibel erscheinen lassen.
Als ich ín einem der Schlafzimmer, in dem das Bett unberührt war, nur Männerkleidung im Schrank entdeckte, war mir klar, dass dies das Zimmer des Vermissten war. Ich öffnete die Nachttischschublade. Hier lagen ausgedruckte E-Mails – wie ich feststellte stammten sie alle von der gleichen Person, einer gewissen Kerstin Römermann, die sich grundsätzlich mit dem Vornamen verabschiedete und ihren Adressaten duzte. Die Mails waren banal, offensichtlich handelte es sich um eine wissenschaftliche Mitarbeiterin. Eine Mail dagegen, die erst wenige Wochen alt war enthielt als Text nur dieses seltsame Gedicht:
Alles, was ich Dir gern sagen würde:
In deinen Augen könnte ich versinken,
aber ich schaffe es oft nicht hineinzusehen, weil ich Angst habe, dann die Kontrolle zu verlieren.
Ich würde mich dir hemmungslos hingeben
mit Haut und Haaren
wenn ich dürfte
aber ich darf ja nicht.
Ich befürchte,
du wirst gerade zur Liebe meines Lebens
und wie ich mein Leben kenne,
wird es eine unglückliche Liebe,
was sonst.
Ich liebe deine sanfte Stimme
deine klugen Worte, mit Bedacht gewählt
deine anpackenden Hände, die aber auch so sanft berühren können
sanft wie deine Rede, mit der du meine Seele streichelst
festhalten möchte ich dich
und vorerst nicht mehr loslassen
und dann nur vorübergehend
zum Spazierengehen, Essen, Schlafen, Duschen, was weiß ich
aber immer wieder festhalten, aneinander kleben, den Rhythmus deines Herzens spüren,
den Duft deiner Haut riechen, dein Haar berühren, deine Wange an meiner spüren und meine Hände über deine festen Muskeln gleiten lassen.
Ich will mit dir reden, über Gott und die Welt, stundenlang
und danach zusammen schweigen, auch stundenlang
dabei in den Himmel blicken, über Felder, übers Meer, in die Flammen eines wärmenden Feuers,
und deine Hand halten
deine liebe Hand
ich will dich in mein Leben lassen
und ein Teil von dem deinen sein
wenigstens manchmal
am liebsten aber täglich
doch das kann ich dir alles nicht sagen,
nur, dass ich dich gern habe, dich schätze,
dass du etwas Besonderes bist, besonders wertvoll, ein Wunder.
Dass ich mich freue, dich zu sehen,
dass es nicht leicht wird ohne dich und
dass ich dich vermissen werde.
Dass ich dir alles Gute wünsche und Gottes Segen.
Aber dass es mir das Herz zerreißt, mich von dir zu verabschieden,
das muss ich wohl für mich behalten
und am Ende daran ersticken.
FORTSETZUNG FOLGT
Ich klingelte bei den Eheleuten und als erwartungsgemäß niemand öffnete, verschaffte ich mir Zugang zum Hausflur, indem ich bei der obersten Mietpartei klingelte und im Hausflur laut „Post!“, brüllte. Dann öffnete ich die Wohnungstür, die nicht außergewöhnlich gesichert war mit meinem Spezialwerkzeug. Ich schloss die Tür leise hinter mir und sah mich um. Alles war sehr geschmackvoll und bewusst platziert in dieser Wohnung. Es lag kaum etwas herum, aber wenn ich in die Schränke sah, stellte ich fest, dass hier noch immer viele Dinge vorhanden waren, die auf die Anwesenheit eines Mannes schließen ließen. Offiziell wohnte Rüdiger Benrath noch hier. Es fehlten aber auch Dinge, wie zum Beispiel eine zweite Zahnbürste oder ein Rasierer. Vermutlich war er verreist – oder seine Frau wollte es für alle Fälle plausibel erscheinen lassen.
Als ich ín einem der Schlafzimmer, in dem das Bett unberührt war, nur Männerkleidung im Schrank entdeckte, war mir klar, dass dies das Zimmer des Vermissten war. Ich öffnete die Nachttischschublade. Hier lagen ausgedruckte E-Mails – wie ich feststellte stammten sie alle von der gleichen Person, einer gewissen Kerstin Römermann, die sich grundsätzlich mit dem Vornamen verabschiedete und ihren Adressaten duzte. Die Mails waren banal, offensichtlich handelte es sich um eine wissenschaftliche Mitarbeiterin. Eine Mail dagegen, die erst wenige Wochen alt war enthielt als Text nur dieses seltsame Gedicht:
Alles, was ich Dir gern sagen würde:
In deinen Augen könnte ich versinken,
aber ich schaffe es oft nicht hineinzusehen, weil ich Angst habe, dann die Kontrolle zu verlieren.
Ich würde mich dir hemmungslos hingeben
mit Haut und Haaren
wenn ich dürfte
aber ich darf ja nicht.
Ich befürchte,
du wirst gerade zur Liebe meines Lebens
und wie ich mein Leben kenne,
wird es eine unglückliche Liebe,
was sonst.
Ich liebe deine sanfte Stimme
deine klugen Worte, mit Bedacht gewählt
deine anpackenden Hände, die aber auch so sanft berühren können
sanft wie deine Rede, mit der du meine Seele streichelst
festhalten möchte ich dich
und vorerst nicht mehr loslassen
und dann nur vorübergehend
zum Spazierengehen, Essen, Schlafen, Duschen, was weiß ich
aber immer wieder festhalten, aneinander kleben, den Rhythmus deines Herzens spüren,
den Duft deiner Haut riechen, dein Haar berühren, deine Wange an meiner spüren und meine Hände über deine festen Muskeln gleiten lassen.
Ich will mit dir reden, über Gott und die Welt, stundenlang
und danach zusammen schweigen, auch stundenlang
dabei in den Himmel blicken, über Felder, übers Meer, in die Flammen eines wärmenden Feuers,
und deine Hand halten
deine liebe Hand
ich will dich in mein Leben lassen
und ein Teil von dem deinen sein
wenigstens manchmal
am liebsten aber täglich
doch das kann ich dir alles nicht sagen,
nur, dass ich dich gern habe, dich schätze,
dass du etwas Besonderes bist, besonders wertvoll, ein Wunder.
Dass ich mich freue, dich zu sehen,
dass es nicht leicht wird ohne dich und
dass ich dich vermissen werde.
Dass ich dir alles Gute wünsche und Gottes Segen.
Aber dass es mir das Herz zerreißt, mich von dir zu verabschieden,
das muss ich wohl für mich behalten
und am Ende daran ersticken.
FORTSETZUNG FOLGT
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