... newer stories
Mittwoch, 25. Juli 2018
Freitag, der Dreizehnte - ein Konfi-Camp-Krimi in 8 Teilen - 6. Teil
c. fabry, 17:53h
Eins der Mädchenzimmer war in heller Aufregung. Es dauerte mindestens zehn Minuten, bis nicht mehr alle durcheinander schnatterten und eine den Vorfall schildern konnte, der die ganze Belegschaft zu Tode erschreckt hatte.
„Ich hatte meine Blue Tooth Box noch an“, erklärte Emily, „wir haben ein bisschen leise Musik gehört und auf einmal kamen da voll laut so unheimliche Stimmen raus, das war total gruselig.“
„Da hat sich irgendein Scherzkeks mit deiner Box verbunden“, beruhigte Kilian sie, „und ich glaube, ich weiß sogar wer. Jetzt geht mal wieder schlafen, Musik hören könnt ihr morgen.“
So schnell, wie Kilian sich das wünschte, kamen die Mädchen nicht zur Ruhe. Das Jungenzimmer aus der Hütte nebenan, war im Heldenmodus angerückt und gab haarsträubende Mutmaßungen von sich, wer oder was hinter dem Angriff stecken könnte, allen voran Fritjof, wer sonst.
Am Mittwoch ging es während des kirchlichen Unterrichts um den Verrat, die Verurteilung und Kreuzigung Jesu. In diesem Zusammenhang schrieb jede und jeder auf einen Zettel, was gerade das Gewissen belastete, faltete das Bekenntnis zusammen und nagelte es symbolisch an einem Holzkreuz fest. Fritjof hatte viel aufzuschreiben. Na, wenigsten besitzt er noch so etwas wie Schuldbewusstsein – dachte Kilian, aber vielleicht schreibt er auch einfach nur obszöne Gedichte auf den Zettel.
Wider erwarten klappte es, das kreuz mit den gesammelten Sünden schweigend zum zentralen Treffpunkt zu tragen, wo die Zettel entfernt und in einem Ofen in Form einer riesigen Laterne verbrannt wurden. Schweigend sahen die Jugendlichen dabei zu und hielten sich an den Händen, die Band spielte leise ruhige, geistliche Lieder und der Moment der Stille war so intensiv, dass die Taschentücher auch dieses Mal alle wurden. Vermutlich flossen die Tränen weniger wegen schwer wiegender Schuld, sondern eher wegen dem Unrecht das Andere den Weinenden zugefügt hatten. Aber es war gut, dass es dieses Ventil gab und das der Raum für das Äußern solcher Gefühle zur Verfügung stand. Kilian hielt heimlich Ausschau nach Lucies Gruppe, ob Lucie wohl auch ihren Schmerz heraus ließ? Und wenn ja, ob er sie trösten sollte?
Der Nachmittag und Abend standen im Zeichen des Markttages, einer Art 120-Minuten-Kirmes, zu der jede Konfigruppe etwas Kulinarisches und etwas zum Mitmachen beitrug. Kilians Gruppe verkaufte pikante Waffeln und lud zum Liebesorakel mit Skatkarten ein. Tatsächlich ließ sich auch Lucie die Karten legen, dazu musste sie vier potentielle Heiratskandidaten namentlich benennen. Kilian war nicht dabei.
Die Andacht vor dem Schlafengehen war diesmal ganz besonders. Im Wald hatten Mitarbeitende einer anderen Gemeinde das Labyrinth von Chartres mit elektrischen Kerzen in Brötchentüten nachgebildet und die meditative Übung, dieses Labyrinth zu durchschreiten, spülte bei dem einen oder der anderen alte Verletzungen hoch, sodass Silvias vorsorglich eingesteckten Taschentücher restlos verwertet wurden. Bei all den Schluchzern und Schnäuzern fiel es niemandem auf, dass unweit des Labyrinths Zweige knackten, wie von herumschleichenden Füßen zerdrückt, niemandem außer Kilian. Er war sofort hellwach, versuchte, in der Dunkelheit eine Silhouette auszumachen und entschloss sich, in der Nacht wach zu bleiben, ohne Licht, bei offenem Fenster.
Fortsetzung folgt morgen.
„Ich hatte meine Blue Tooth Box noch an“, erklärte Emily, „wir haben ein bisschen leise Musik gehört und auf einmal kamen da voll laut so unheimliche Stimmen raus, das war total gruselig.“
„Da hat sich irgendein Scherzkeks mit deiner Box verbunden“, beruhigte Kilian sie, „und ich glaube, ich weiß sogar wer. Jetzt geht mal wieder schlafen, Musik hören könnt ihr morgen.“
So schnell, wie Kilian sich das wünschte, kamen die Mädchen nicht zur Ruhe. Das Jungenzimmer aus der Hütte nebenan, war im Heldenmodus angerückt und gab haarsträubende Mutmaßungen von sich, wer oder was hinter dem Angriff stecken könnte, allen voran Fritjof, wer sonst.
Am Mittwoch ging es während des kirchlichen Unterrichts um den Verrat, die Verurteilung und Kreuzigung Jesu. In diesem Zusammenhang schrieb jede und jeder auf einen Zettel, was gerade das Gewissen belastete, faltete das Bekenntnis zusammen und nagelte es symbolisch an einem Holzkreuz fest. Fritjof hatte viel aufzuschreiben. Na, wenigsten besitzt er noch so etwas wie Schuldbewusstsein – dachte Kilian, aber vielleicht schreibt er auch einfach nur obszöne Gedichte auf den Zettel.
Wider erwarten klappte es, das kreuz mit den gesammelten Sünden schweigend zum zentralen Treffpunkt zu tragen, wo die Zettel entfernt und in einem Ofen in Form einer riesigen Laterne verbrannt wurden. Schweigend sahen die Jugendlichen dabei zu und hielten sich an den Händen, die Band spielte leise ruhige, geistliche Lieder und der Moment der Stille war so intensiv, dass die Taschentücher auch dieses Mal alle wurden. Vermutlich flossen die Tränen weniger wegen schwer wiegender Schuld, sondern eher wegen dem Unrecht das Andere den Weinenden zugefügt hatten. Aber es war gut, dass es dieses Ventil gab und das der Raum für das Äußern solcher Gefühle zur Verfügung stand. Kilian hielt heimlich Ausschau nach Lucies Gruppe, ob Lucie wohl auch ihren Schmerz heraus ließ? Und wenn ja, ob er sie trösten sollte?
Der Nachmittag und Abend standen im Zeichen des Markttages, einer Art 120-Minuten-Kirmes, zu der jede Konfigruppe etwas Kulinarisches und etwas zum Mitmachen beitrug. Kilians Gruppe verkaufte pikante Waffeln und lud zum Liebesorakel mit Skatkarten ein. Tatsächlich ließ sich auch Lucie die Karten legen, dazu musste sie vier potentielle Heiratskandidaten namentlich benennen. Kilian war nicht dabei.
Die Andacht vor dem Schlafengehen war diesmal ganz besonders. Im Wald hatten Mitarbeitende einer anderen Gemeinde das Labyrinth von Chartres mit elektrischen Kerzen in Brötchentüten nachgebildet und die meditative Übung, dieses Labyrinth zu durchschreiten, spülte bei dem einen oder der anderen alte Verletzungen hoch, sodass Silvias vorsorglich eingesteckten Taschentücher restlos verwertet wurden. Bei all den Schluchzern und Schnäuzern fiel es niemandem auf, dass unweit des Labyrinths Zweige knackten, wie von herumschleichenden Füßen zerdrückt, niemandem außer Kilian. Er war sofort hellwach, versuchte, in der Dunkelheit eine Silhouette auszumachen und entschloss sich, in der Nacht wach zu bleiben, ohne Licht, bei offenem Fenster.
Fortsetzung folgt morgen.
... link (3 Kommentare) ... comment
Dienstag, 24. Juli 2018
Freitag, der Dreizehnte - ein Konfi-Camp-Krimi in 8 Teilen - 5. Teil
c. fabry, 17:53h
Der Ausflug gestaltete sich als echte Auszeit. Mit 500 Teenagern und 150 Mitarbeitenden mehr oder weniger gleichzeitig in die Großstadt zu pendeln, erwies sich zwar wie in jedem Jahr als organisatorischer Kraftakt und setzte jede Menge Schweiß und Adrenalin frei, aber als die Kleingruppen endlich ausschwärmen durften, konnten auch Kilian und seine Mitstreitenden tief durchatmen und einen Zug durch nette Viertel und Cafés wagen. Es blieb erstaunlich ruhig, keine panischen Anrufe, weil eine Kleingruppe sich im Riesen-Ramsch-Kaufhaus aus den Augen verloren hatte oder weil sie ratlos mit der Tatsache konfrontiert gewesen wären, dass ein Gewitter aufzog. Der Himmel war blau und sämtliche Katastrophen, auf die man sich insgeheim eingestellt hatte, blieben aus. Pünktlich um 17.00 Uhr waren wieder alle am Treffpunkt versammelt, fröhlich bewaffnet mit vollgeschoppten Papier- oder Plastiktüten. Und Kilian spürte in seinen Körper hinein, der lang entbehrtes Fast Food und perfekt aufgeschäumte Latte Macchiato verstoffwechselte. Jetzt hatten sie nur noch zwei volle Tage im Camp vor sich und er wusste nicht so recht ob die Freude der nahenden Erlösung von schwarzen Füßen, Gemeinschaftsduschen, Dauerlärm und Kantinenessen oder die Trauer über den nahenden Abschied von einer großartigen Atmosphäre und vielen alten und neuen Freunden überwog. Nur noch zwei volle Tage, nur noch drei potentiell romantische Abende, um Lucie näher zu kommen – heute hatte er sie den ganzen Tag über noch nicht gesehen, abgesehen von einer flüchtigen, grußlosen Begegnung beim Frühstück.
Das Abendessen würde er heute weglassen, er konnte sich später in der Konfi-Lounge mit Pommes oder Crêpes versorgen. Stattdessen sprang er in den See, diesmal verzichtete er aufs Rückschwimmen, er wollte nicht wieder in den Schlingpflanzen landen. Unter dem Steg bewegte sich etwas und als er sich näherte und genauer hinsah, blickte er in Fritjofs emotionslose Fischaugen. Sollte er ruhig da lauern, was konnte er schon ausrichten, die DLRG passte ja auf. Lucie räkelte sich etwas weiter draußen auf einer Luftmatratze und weit und breit war keine Konkurrenz in Sicht. Entschlossen hielt er auf sie zu. Als sie ihn erkannte, fragte sie: „Na, brauchst du ein Rettungsboot?“
„Oh ja“, keuchte Kilian, „Rette mich, ich ertrinke sonst in den Fluten.“
„Du willst mich doch bloß zum Kentern bringen.“, erwiderte Lucie und begann, ihn mit Wasser zu bespritzen. Er konnte nicht stehen und war auch kein besonders guter Schwimmer, darum gab er sein Vorhaben auf und schwamm zum Ufer zurück. Der Abend war noch lang, sie würde nicht bis halb zehn auf der Matratze liegen.
Tatsächlich traf er sie wieder in der Konfi-Lounge, aber diesmal von ihrer Peer-Group umgeben, die traubenförmig zusammenhing, sodass niemand dazwischen kam. Er versorgte sich mit einem Crêpe und schlenderte ins Nachbarcamp, um rechtzeitig zum Mac-Attack-Spiel seiner Konfi-Gruppe am Platz zu sein.
Sie gewannen und kamen damit weiter. Fritjof, der sich konsequent geweigert hatte, als Spieler anzutreten, war die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, dass er nun, wo sein Team Die Chance auf den Pokal hatte, nicht zu denen gehören durfte, die diesen Sieg errangen. Dass man auch mit unterstützendem Anfeuern seiner Mannschaft zum Erfolg verhalf, interessierte ihn nicht. Wenn er sich verdient machte, dann wollte er auch damit glänzen und die Lorbeeren einheimsen.
Die Teenies waren gerade zur Ruhe gekommen, Silvia war duschen gegangen und die anderen Ehrenamtlichen hatten sich in den Mitarbeiterbereich verzogen. Kilian wäre gern mitgegangen, sicher wäre Lucie da, aber er hatte da diese Ahnung, fühlte sich verantwortlich und wollte niemanden in Panik versetzen. Das war auch gar nicht nötig, das bestellten die Konfis schon selbst. Markerschütternde Schreie hallten über den Platz und Kilian stürzte aus seiner Hütte, wild entschlossen, sich welchem Angreifer auch immer zu stellen.
Fortsetzung folgt morgen.
Das Abendessen würde er heute weglassen, er konnte sich später in der Konfi-Lounge mit Pommes oder Crêpes versorgen. Stattdessen sprang er in den See, diesmal verzichtete er aufs Rückschwimmen, er wollte nicht wieder in den Schlingpflanzen landen. Unter dem Steg bewegte sich etwas und als er sich näherte und genauer hinsah, blickte er in Fritjofs emotionslose Fischaugen. Sollte er ruhig da lauern, was konnte er schon ausrichten, die DLRG passte ja auf. Lucie räkelte sich etwas weiter draußen auf einer Luftmatratze und weit und breit war keine Konkurrenz in Sicht. Entschlossen hielt er auf sie zu. Als sie ihn erkannte, fragte sie: „Na, brauchst du ein Rettungsboot?“
„Oh ja“, keuchte Kilian, „Rette mich, ich ertrinke sonst in den Fluten.“
„Du willst mich doch bloß zum Kentern bringen.“, erwiderte Lucie und begann, ihn mit Wasser zu bespritzen. Er konnte nicht stehen und war auch kein besonders guter Schwimmer, darum gab er sein Vorhaben auf und schwamm zum Ufer zurück. Der Abend war noch lang, sie würde nicht bis halb zehn auf der Matratze liegen.
Tatsächlich traf er sie wieder in der Konfi-Lounge, aber diesmal von ihrer Peer-Group umgeben, die traubenförmig zusammenhing, sodass niemand dazwischen kam. Er versorgte sich mit einem Crêpe und schlenderte ins Nachbarcamp, um rechtzeitig zum Mac-Attack-Spiel seiner Konfi-Gruppe am Platz zu sein.
Sie gewannen und kamen damit weiter. Fritjof, der sich konsequent geweigert hatte, als Spieler anzutreten, war die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, dass er nun, wo sein Team Die Chance auf den Pokal hatte, nicht zu denen gehören durfte, die diesen Sieg errangen. Dass man auch mit unterstützendem Anfeuern seiner Mannschaft zum Erfolg verhalf, interessierte ihn nicht. Wenn er sich verdient machte, dann wollte er auch damit glänzen und die Lorbeeren einheimsen.
Die Teenies waren gerade zur Ruhe gekommen, Silvia war duschen gegangen und die anderen Ehrenamtlichen hatten sich in den Mitarbeiterbereich verzogen. Kilian wäre gern mitgegangen, sicher wäre Lucie da, aber er hatte da diese Ahnung, fühlte sich verantwortlich und wollte niemanden in Panik versetzen. Das war auch gar nicht nötig, das bestellten die Konfis schon selbst. Markerschütternde Schreie hallten über den Platz und Kilian stürzte aus seiner Hütte, wild entschlossen, sich welchem Angreifer auch immer zu stellen.
Fortsetzung folgt morgen.
... link (3 Kommentare) ... comment
Montag, 23. Juli 2018
Freitag, der Dreizehnte – ein Konfi-Camp-Krimi in 8 Teilen – 4. Teil
c. fabry, 11:55h
Der Montag Vormittag stand ganz im Zeichen des letzten Abendmahls. Der Einstieg erfolgte mit einem Speisungs-Spiel, bei dem die Gruppe eine Packung Kekse und eine Flasche Saft miteinander teilen musste ohne zu sprechen. Das gelang erstaunlich gut im Gegensatz zu den folgenden Elementen, an denen die Konfis sich nur schwerfällig beteiligten, weil sie am dritten Unterrichtstag einfach keine Lust mehr auf konzentriertes Arbeiten hatten. Silvia bestand trotzdem darauf, zum Abschluss ein gemeinsames Abendmahl zu feiern, wenn man sich gerade damit befasst habe, auch wenn am Donnerstag ein weiteres Abendmahl mit allen gemeinsam anstand. Als Kilian das Brot mit den Worten „Das Brot des Lebens für Dich“ an Fritjof weiterreichte und dabei in seine unbewegten, kalten Fischaugen blickte, fühlte er sich an die Regungslosigkeit seines Blickes erinnert, die ihm schon am Sonntag bei der Tauferinnerung aufgefallen war. Alle hatten beim Zusprechen des Segens bewegt reagiert, die Liebe gespürt, die in dieser Geste lag, nur bei Fritjof war keine Resonanz gekommen und Kilian fragte sich, ob dieser Junge immun gegen positive Signale war oder ob er, Kilian so große Vorbehalte gegen ihn hatte, dass er seine Abscheu einfach nicht verbergen konnte und dass Fritjof das spürte.
Nach der Unterrichtseinheit sprach er Silvia darauf an. Sie erklärte: „Ich glaube nicht, dass das etwas mit dir zu tun hat, Kilian. Ich erreiche diesen Jungen auch nicht. Ich spüre nur, dass er jede Gelegenheit nutzt, die sich ihm bietet, alles was schön ist und gut läuft, zu boykottieren. Er steckt so voller Wut und Resignation, da läuft irgendetwas schief in seinem Elternhaus und ich weiß nicht was. Vielleicht wird er verprügelt, vielleicht auch einfach nur ständig von seiner Eltern erpresst oder unter Leistungsdruck gesetzt. Die sind beide sehr ehrgeizig und erfolgreich. Ich würde ihn gern aus seiner Dunkelheit herausholen, aber ich traue ihm auch nicht für fünf Pfennig über den Weg.“
Silvias Misstrauen war berechtigt. Beim Nachtgespräch in den Zimmern überschritt Fritjof eine Grenze: „Schick mir doch die Nadine noch zum Gute-Nacht-Kuss vorbei.“, forderte er Kilian mit einem schiefen Grinsen auf. „Kann sie auch gleich noch einen Blow-Job erledigen.“
Jetzt blieb Kilian wirklich die Spucke weg. Wie dreist war dieses Rotzblag eigentlich? Nadine opferte genau wie er ehrenamtlich ihre Ferien, um den Kids eine tolle Woche zu bereiten und er führte sich auf wie ein Menschenhändler. Er blickte Fritjof scharf an und sagte laut und deutlich: „Solche Sprüche gehen gar nicht, versuch dir das zu merken! Nadine ist Mitarbeiterin und du hast zu tun, was sie dir sagt, aber bestimmt nicht das Recht, so einen perversen Mist von ihr zu verlangen. Wenn du noch einmal so etwas bringst, machst du den Abflug, ist das klar?“
„Mann, jetzt hab' dich mal nicht so. War doch nur Spaß.“
„So was ist kein Spaß. Das ist Frauen verachtend. Also hör auf damit.“
Noch immer kreuzwütend stapfte Kilian zur Abschlussbesprechung. Zum Glück stand am Dienstag eine Tagesfahrt an, um dem Lagerkoller vorzubeugen. Dort würde Firtjof aber auch stundenlang unbeaufsichtigt durch die Stadt ziehen können, wenn auch in Begleitung seiner Altersgenossen. Kilian hatte zwar keine Vorstellung, welchen Schaden der Störenfried dort anrichten könnte, aber er befürchtete eine unangenehme Überraschung.
Fortsetzung folgt morgen.
Nach der Unterrichtseinheit sprach er Silvia darauf an. Sie erklärte: „Ich glaube nicht, dass das etwas mit dir zu tun hat, Kilian. Ich erreiche diesen Jungen auch nicht. Ich spüre nur, dass er jede Gelegenheit nutzt, die sich ihm bietet, alles was schön ist und gut läuft, zu boykottieren. Er steckt so voller Wut und Resignation, da läuft irgendetwas schief in seinem Elternhaus und ich weiß nicht was. Vielleicht wird er verprügelt, vielleicht auch einfach nur ständig von seiner Eltern erpresst oder unter Leistungsdruck gesetzt. Die sind beide sehr ehrgeizig und erfolgreich. Ich würde ihn gern aus seiner Dunkelheit herausholen, aber ich traue ihm auch nicht für fünf Pfennig über den Weg.“
Silvias Misstrauen war berechtigt. Beim Nachtgespräch in den Zimmern überschritt Fritjof eine Grenze: „Schick mir doch die Nadine noch zum Gute-Nacht-Kuss vorbei.“, forderte er Kilian mit einem schiefen Grinsen auf. „Kann sie auch gleich noch einen Blow-Job erledigen.“
Jetzt blieb Kilian wirklich die Spucke weg. Wie dreist war dieses Rotzblag eigentlich? Nadine opferte genau wie er ehrenamtlich ihre Ferien, um den Kids eine tolle Woche zu bereiten und er führte sich auf wie ein Menschenhändler. Er blickte Fritjof scharf an und sagte laut und deutlich: „Solche Sprüche gehen gar nicht, versuch dir das zu merken! Nadine ist Mitarbeiterin und du hast zu tun, was sie dir sagt, aber bestimmt nicht das Recht, so einen perversen Mist von ihr zu verlangen. Wenn du noch einmal so etwas bringst, machst du den Abflug, ist das klar?“
„Mann, jetzt hab' dich mal nicht so. War doch nur Spaß.“
„So was ist kein Spaß. Das ist Frauen verachtend. Also hör auf damit.“
Noch immer kreuzwütend stapfte Kilian zur Abschlussbesprechung. Zum Glück stand am Dienstag eine Tagesfahrt an, um dem Lagerkoller vorzubeugen. Dort würde Firtjof aber auch stundenlang unbeaufsichtigt durch die Stadt ziehen können, wenn auch in Begleitung seiner Altersgenossen. Kilian hatte zwar keine Vorstellung, welchen Schaden der Störenfried dort anrichten könnte, aber er befürchtete eine unangenehme Überraschung.
Fortsetzung folgt morgen.
... link (1 Kommentar) ... comment
Montag, 23. Juli 2018
Freitag, der Dreizehnte – ein Konfi-Camp-Krimi in 8 Teilen – 3. Teil
c. fabry, 00:15h
Als Kilian wieder zu sich kam, blickte er in die freundlichen Gesichter des Arztes und des Leiters der DLRG. „Alles gut.“, beruhigte ihn der Rettungsschwimmer. „Du bist in den Schlingpflanzen hängengeblieben und in Panik geraten. Normalerweise reißen die einfach ab, wenn du weiter schwimmst. Carsten checkt dich jetzt erst einmal durch, dann kannst du in dein Zimmer gehen und dich ausruhen.“
Kilian nahm alles wahr, als befände er sich im Inneren einer Seifenblase. Wenn Schlingpflanzen normalerweise einfach abrissen, warum hatten sie es dann in seinem Fall nicht getan?
Auf das Mittagessen verzichtete er, obwohl es Nudeln mit Hackfleischsauce gab, aber er war viel zu erschöpft, um in den Speisesaal zu gehen. Aus den „Connecting Games“ klinkte er sich ebenfalls aus; 20 Konfis beim Aufsuchen kooperativer Spielstationen zu begleiten, das konnte er seiner Pfarrerin auch allein zumuten und Silvia fügte sich ohne zu Murren in ihr Schicksal. Am Abend konnte er seine Mannschaft schon wieder beim MacAttack anfeuern, einer Mischung aus Brennball und Fußball, die während des Konfi-Camps als Turnier gespielt wurde.
Der restliche Samstag plätscherte entspannt dahin. Er hielt Ausschau nach Lucie, die sich schon während der JuLeiCa-Schulung in seinem Kopf festgesetzt hatte, mit ihren seidigen blonden Haaren und den unfassbar leuchtenden, blauen Augen. Er entdeckte sie schließlich in der Cocktail-Lounge, wo sie sich einen Ipanema genehmigte. Schon winkte er ihr von weitem zu und weil sie den Gruß nur mit mäßiger Begeisterung erwiderte, schlurfte er weiter zum Strand, setzte sich auf den Steg und sah den Kanufahrern zu.
Mit dem Abendabschluss war er diesmal dran. Die Jugendlichen hörten ihm kaum zu, und er fragte sich, ob es sein Fehler war oder ob sie in diesem Jahr einfach zu viele Arschlochkinder dabei hatten.
Die Durchsetzung der Nachtruhe gestaltete sich in der zweiten Nacht auch etwas schwieriger; trotz des wüstenartigen, nächtlichen Kälteeinbruchs huschten die Jungs immer wieder aus ihren Hütten, um in die Mädchenzimmer zu schlüpfen. Sogar Fritjof war dabei. Welches Mädchen wollte der wohl um den Finger wickeln mit seinem Thunfisch-Gesicht und dem Empathie-freien Blick?
Auch Der Sonntag Morgen startete mit strahlendem Sonnenschein und das Bibeltheater am See, in dem die Taufe Jesu inszeniert wurde, löste bei den Zuschauenden eine beeindruckende Stille aus. Johannes der Täufer erging sich in einer formidablen Publikumsbeschimpfung, hochpolitisch und brandaktuell aber Teenager-gerecht. Es ging um Schöpfungsverantwortung, Rücksicht, die Bereitschaft zu teilen und so weiter. Kilian hegte jedoch berechtigte Zweifel, dass die Mehrheit der Jugendlichen aus dieser Erfahrung irgendwelche Konsequenzen zog. Aber auch, wenn es nur zehn waren, war das doch besser als nichts. Fritjof gehörte sicher nicht zu den zehn Geläuterten. Er war vermutlich ausschließlich auf seinen eigenen Vorteil bedacht.
Nach dem Mittagessen herrschte große Aufregung in Camp 3, wo Kilians Gruppe untergebracht war. Eins der Jungen-Zimmer war durchwühlt worden, die Smartphones waren an den irrsinnigsten Stellen im Zimmer versteckt worden und aus einem Portemonnaie fehlten fünf Euro. Ein Handy war komplett unauffindbar. Auch Fritjof war betroffen. - Schwacher Versuch, sich ein glaubwürdiges Alibi zu verschaffen – dachte Kilian grimmig. Fritjofs Bemühen, einen unschuldigen Blick aufzusetzen, war nicht direkt von Erfolg gekrönt, aber beweisen konnte man ihm natürlich nichts vielleicht tat Kilian ihm auch Unrecht.
Die Dreizehnjährigen verfielen augenblicklich in Ermittlungsfieber, phantasierten von organisierten Verbrechern, die Camps ausraubten, aber auch von rachsüchtigen Konfis aus der Nachbargemeinde, es hatte immerhin schon erste unschöne Auseinandersetzungen gegeben. Nur dass es einer von ihnen war, hielten sie für ausgeschlossen.
Während der nächtlichen Reflexion im Team waren sich alle einig, dass hier ein Insider am Werk gewesen war, denn Diebe, die auf Beute aus waren, hätten einfach alles mitgenommen. Hier wollte jemand Unruhe stiften, Zwietracht säen, die Gemeinschaft zerstören. Und alle hatten sie den gleichen Verdacht – aber auch nichts in der Hand.
Fortsetzung folgt morgen.
Kilian nahm alles wahr, als befände er sich im Inneren einer Seifenblase. Wenn Schlingpflanzen normalerweise einfach abrissen, warum hatten sie es dann in seinem Fall nicht getan?
Auf das Mittagessen verzichtete er, obwohl es Nudeln mit Hackfleischsauce gab, aber er war viel zu erschöpft, um in den Speisesaal zu gehen. Aus den „Connecting Games“ klinkte er sich ebenfalls aus; 20 Konfis beim Aufsuchen kooperativer Spielstationen zu begleiten, das konnte er seiner Pfarrerin auch allein zumuten und Silvia fügte sich ohne zu Murren in ihr Schicksal. Am Abend konnte er seine Mannschaft schon wieder beim MacAttack anfeuern, einer Mischung aus Brennball und Fußball, die während des Konfi-Camps als Turnier gespielt wurde.
Der restliche Samstag plätscherte entspannt dahin. Er hielt Ausschau nach Lucie, die sich schon während der JuLeiCa-Schulung in seinem Kopf festgesetzt hatte, mit ihren seidigen blonden Haaren und den unfassbar leuchtenden, blauen Augen. Er entdeckte sie schließlich in der Cocktail-Lounge, wo sie sich einen Ipanema genehmigte. Schon winkte er ihr von weitem zu und weil sie den Gruß nur mit mäßiger Begeisterung erwiderte, schlurfte er weiter zum Strand, setzte sich auf den Steg und sah den Kanufahrern zu.
Mit dem Abendabschluss war er diesmal dran. Die Jugendlichen hörten ihm kaum zu, und er fragte sich, ob es sein Fehler war oder ob sie in diesem Jahr einfach zu viele Arschlochkinder dabei hatten.
Die Durchsetzung der Nachtruhe gestaltete sich in der zweiten Nacht auch etwas schwieriger; trotz des wüstenartigen, nächtlichen Kälteeinbruchs huschten die Jungs immer wieder aus ihren Hütten, um in die Mädchenzimmer zu schlüpfen. Sogar Fritjof war dabei. Welches Mädchen wollte der wohl um den Finger wickeln mit seinem Thunfisch-Gesicht und dem Empathie-freien Blick?
Auch Der Sonntag Morgen startete mit strahlendem Sonnenschein und das Bibeltheater am See, in dem die Taufe Jesu inszeniert wurde, löste bei den Zuschauenden eine beeindruckende Stille aus. Johannes der Täufer erging sich in einer formidablen Publikumsbeschimpfung, hochpolitisch und brandaktuell aber Teenager-gerecht. Es ging um Schöpfungsverantwortung, Rücksicht, die Bereitschaft zu teilen und so weiter. Kilian hegte jedoch berechtigte Zweifel, dass die Mehrheit der Jugendlichen aus dieser Erfahrung irgendwelche Konsequenzen zog. Aber auch, wenn es nur zehn waren, war das doch besser als nichts. Fritjof gehörte sicher nicht zu den zehn Geläuterten. Er war vermutlich ausschließlich auf seinen eigenen Vorteil bedacht.
Nach dem Mittagessen herrschte große Aufregung in Camp 3, wo Kilians Gruppe untergebracht war. Eins der Jungen-Zimmer war durchwühlt worden, die Smartphones waren an den irrsinnigsten Stellen im Zimmer versteckt worden und aus einem Portemonnaie fehlten fünf Euro. Ein Handy war komplett unauffindbar. Auch Fritjof war betroffen. - Schwacher Versuch, sich ein glaubwürdiges Alibi zu verschaffen – dachte Kilian grimmig. Fritjofs Bemühen, einen unschuldigen Blick aufzusetzen, war nicht direkt von Erfolg gekrönt, aber beweisen konnte man ihm natürlich nichts vielleicht tat Kilian ihm auch Unrecht.
Die Dreizehnjährigen verfielen augenblicklich in Ermittlungsfieber, phantasierten von organisierten Verbrechern, die Camps ausraubten, aber auch von rachsüchtigen Konfis aus der Nachbargemeinde, es hatte immerhin schon erste unschöne Auseinandersetzungen gegeben. Nur dass es einer von ihnen war, hielten sie für ausgeschlossen.
Während der nächtlichen Reflexion im Team waren sich alle einig, dass hier ein Insider am Werk gewesen war, denn Diebe, die auf Beute aus waren, hätten einfach alles mitgenommen. Hier wollte jemand Unruhe stiften, Zwietracht säen, die Gemeinschaft zerstören. Und alle hatten sie den gleichen Verdacht – aber auch nichts in der Hand.
Fortsetzung folgt morgen.
... link (0 Kommentare) ... comment
Freitag, der Dreizehnte – ein Konfi-Camp-Krimi in 8 Teilen – 2. Teil
c. fabry, 13:15h
Die erste Showtime war etwas verhalten. Die Moderatoren und die Band gaben alles, aber der Funke sprang nur bei wenigen über. Die Konfis befanden sich noch in Schockstarre wegen der abgerockten Unterkünfte mit sandigen Fußböden und lumpigen Gardinen. Die Teamer waren bis eben noch immer panisch auf dem Gelände hin und her gerannt, weil so vieles bei der Ankunft bedacht werden musste und alle sich erst einmal orientieren mussten, wo sich eigentlich was auf dem Gelände befand. Und auch jetzt konnten Pfarrer, Gemeindepädagogen und ehrenamtlich Mitarbeitende sich nicht entspannt zurücklehnen, weil es erstens nichts zum Anlehnen gab und zweitens noch der Abendabschluss in der Konfi-Gruppe und die Durchsetzung der ersten Nachtruhe bevorstanden. Kilian betete stumm, dass seine bösen Vorahnungen nur Hirngespinste blieben.
Ein plötzlich auftauchendes, helles Licht über den Köpfen ließ ihn zusammenzucken. War das ein herabsinkendes Flugzeug? Oder eine Drohne, um sie auszuspähen? Doch das Bühnenprogramm verlief reibungslos und die Zuschauenden schwärmten aus in die Unterrichtszelte zum Abendabschluss.
Silvia hieß alle willkommen, lud zu einer Traumreise durch den Tag ein, erzählte etwas vom Anfang, dass es nun eine Woche lang um das Leben Jesu gehe, das ja wie jedes Leben mit der Geburt beginne und dass sie, die Konfis, heute ins Camp hineingeraten seien wie Neugeborene in die ihnen gänzlich unbekannte Welt. Das Leben Jesu und was Christen daraus gelernt haben, sollte ihnen Richtschnur für die kommende Woche sein.
- Dein Wort in Gottes Ohr. - dachte Kilian, begleitete ein ruhiges Lied auf der Gitarre und empfing den Abendsegen.
Um 23.00 Uhr lagen alle in den Betten, es war erstaunlich ruhig und während der Team-Besprechung konnten sie in den klaren Sternenhimmel blicken. Plötzlich war es 24.00 Uhr. Freitag, der Dreizehnte war vergangen, ohne dass sich etwas Furchtbares ereignet hatte. Beruhigt ging Kilian Zähne putzen und schlafen.
Gegen 7.00 Uhr klingelte der Wecker. Er fühlte sich zerstört, hatte in der Nacht Alpträume gehabt, doch als er durch den sonnendurchfluteten Wald zum Waschhaus torkelte, erwachten seine Lebensgeister. Dies würde eine tolle Woche. Spätestens in der Unterrichtseinheit kamen ihm jedoch berechtigte Zweifel. Immer, wenn er etwas in die Runde fragte, auf Wortmeldungen wartete und in Fritjofs kalte Fischaugen blickte, lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Er wusste nicht genau warum, aber der Blick dieses Jungen ließ ihn frösteln, obwohl ihm doch eigentlich wegen der starken Hitze der Schweiß über die Rippen lief.
Noch vor dem Mittagessen suchte er die reinigende Kraft des Wassers, sprang in den See und schwamm bis zum anderen Ufer. In Rückenlage konnte er in den strahlend blauen Himmel blicken und das Wasser verschloss seine Ohren und blendete das Kreischen und Planschen am sich kontinuierlich entfernenden Strand aus. Allerdings verlor er beim Rückenschwimmen gern auch einmal die Orientierung und so kam er vom Kurs ab und wunderte sich, als er in die Bauchlage wechselte, dass das gegenüberliegende Ufer kaum näher gekommen war. Plötzlich packte ihn etwas am Fuß und hielt ihn fest. Er hielt dagegen, aber er kam nicht los. Die Angst explodierte unterhalb seines Brustbeins und schoss von da bis in die Finger- und Zehenspitzen. Sein Schädel drohte zu platzen. Er wollte um Hilfe schreien, aber er brauchte den Sauerstoff zum Überleben. Panisch schlug er mit den Armen um sich, um den Kopf über Wasser zu halten.
Fortsetzung folgt noch heute oder morgen.
Ein plötzlich auftauchendes, helles Licht über den Köpfen ließ ihn zusammenzucken. War das ein herabsinkendes Flugzeug? Oder eine Drohne, um sie auszuspähen? Doch das Bühnenprogramm verlief reibungslos und die Zuschauenden schwärmten aus in die Unterrichtszelte zum Abendabschluss.
Silvia hieß alle willkommen, lud zu einer Traumreise durch den Tag ein, erzählte etwas vom Anfang, dass es nun eine Woche lang um das Leben Jesu gehe, das ja wie jedes Leben mit der Geburt beginne und dass sie, die Konfis, heute ins Camp hineingeraten seien wie Neugeborene in die ihnen gänzlich unbekannte Welt. Das Leben Jesu und was Christen daraus gelernt haben, sollte ihnen Richtschnur für die kommende Woche sein.
- Dein Wort in Gottes Ohr. - dachte Kilian, begleitete ein ruhiges Lied auf der Gitarre und empfing den Abendsegen.
Um 23.00 Uhr lagen alle in den Betten, es war erstaunlich ruhig und während der Team-Besprechung konnten sie in den klaren Sternenhimmel blicken. Plötzlich war es 24.00 Uhr. Freitag, der Dreizehnte war vergangen, ohne dass sich etwas Furchtbares ereignet hatte. Beruhigt ging Kilian Zähne putzen und schlafen.
Gegen 7.00 Uhr klingelte der Wecker. Er fühlte sich zerstört, hatte in der Nacht Alpträume gehabt, doch als er durch den sonnendurchfluteten Wald zum Waschhaus torkelte, erwachten seine Lebensgeister. Dies würde eine tolle Woche. Spätestens in der Unterrichtseinheit kamen ihm jedoch berechtigte Zweifel. Immer, wenn er etwas in die Runde fragte, auf Wortmeldungen wartete und in Fritjofs kalte Fischaugen blickte, lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Er wusste nicht genau warum, aber der Blick dieses Jungen ließ ihn frösteln, obwohl ihm doch eigentlich wegen der starken Hitze der Schweiß über die Rippen lief.
Noch vor dem Mittagessen suchte er die reinigende Kraft des Wassers, sprang in den See und schwamm bis zum anderen Ufer. In Rückenlage konnte er in den strahlend blauen Himmel blicken und das Wasser verschloss seine Ohren und blendete das Kreischen und Planschen am sich kontinuierlich entfernenden Strand aus. Allerdings verlor er beim Rückenschwimmen gern auch einmal die Orientierung und so kam er vom Kurs ab und wunderte sich, als er in die Bauchlage wechselte, dass das gegenüberliegende Ufer kaum näher gekommen war. Plötzlich packte ihn etwas am Fuß und hielt ihn fest. Er hielt dagegen, aber er kam nicht los. Die Angst explodierte unterhalb seines Brustbeins und schoss von da bis in die Finger- und Zehenspitzen. Sein Schädel drohte zu platzen. Er wollte um Hilfe schreien, aber er brauchte den Sauerstoff zum Überleben. Panisch schlug er mit den Armen um sich, um den Kopf über Wasser zu halten.
Fortsetzung folgt noch heute oder morgen.
... link (2 Kommentare) ... comment
... older stories