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Samstag, 18. Juni 2016
Zu späte Reue – abgeschlossener Kurzkrimi
c. fabry, 00:15h
Martin Beckmann war jemand, der immer da, wo es wirklich darauf ankam, überpünktlich war. Darum wunderte es seine engste Kollegin Johanna Husemann außerordentlich, dass er auch fünfzehn Minuten nach Beginn der Sitzung des kreissynodalen Finanzausschusses noch nicht anwesend war. Sicher stand er im Stau auf der Autobahn oder in der Gemeinde hatte ihn jemand aufgehalten, den er nicht abwimmeln konnte, was eher unwahrscheinlich war, weil er ein wahrer Meister darin war, lästigen Gemeindegliedern das Wort abzuschneiden und sich ihnen ohne nennenswerte Konsequenzen zu entziehen.
Er hatte das Zeug zum Superintendenten: Einen Blick für das Wesentliche, einen ausgeprägten Machtinstinkt, Wortgewandtheit, hinreichend profundes theologisches Fachwissen, um von seinen Kollegen respektiert und ernst genommen zu werden, ein selbstsicheres Auftreten und ein gewisses Fingerspitzengefühl für die Fallstricke diplomatischer Verwicklungen innerhalb des Kirchenkreises. Er konnte den richtigen Leuten nach dem Mund reden und mit den Unwichtigen hielt er sich einfach nicht auf.
Gerade heute ging es um die Erarbeitung eines Haushaltssanierungs-Konzeptes, innerhalb dessen die Personalkosten radikal reduziert würden: möglichst alle dem diakonischen Bereich zuzuordnenden Aufgaben (Kindertageseinrichtungen, Offene Jugendarbeit, Lebensberatung, Altentageseinrichtungen, Behindertenhilfe), die sich noch in kreiskirchlicher Trägerschaft befanden, sollten in die Diakonie ausgelagert werden, die nicht verpflichtet war, derartig horrenden Gehälter zu zahlen und auch überwiegend von Menschen geleitet wurde, die es verstanden, einen Wohlfahrtsverband unter wirtschaftlichen Aspekten erfolgreich in die Zukunft zu führen. Dass die Besoldung seiner Berufsgruppe - mit den mit Abstand höchsten Personalkosten - hauptursächlich für den bevorstehenden finanziellen Ruin der Evangelischen Kirche war, ignorierte er geflissentlich. Er sprach und agierte wie ein Top-Manager – und er predigte wie ein Fernsehmoderator, gab gefällige Standard-Worthülsen von sich, die auf den ersten Blick mutig, engagiert und kritisch daherkamen, aber wundersam den allgemeinen Durst nach ein bisschen Rebellion und Gegen-den-Strom-Schwimmen stillte, ohne wirklich anzuecken oder gar etwas zu riskieren.
Sein Sohn fand ihn auf dem Fußboden seines Arbeitszimmers. Neben seinem eingedrückten Schädel lag ein überdimensionales, schlichtes Granitkreuz, das sonst immer auf seinem Schreibtisch stand. Die Pathologen stellten später fest, dass zwischen dem Erleiden des Schädel-Hirn-Traumas und dem Eintritt des Todes ein bis zwei Stunden lagen. In diesem Zeitfenster, als also die Durchblutung des Körpers noch einwandfrei funktionierte, war nicht nur massenhaft Blut aus seiner Kopfwunde in den hellen Teppich gesickert, es waren auch furchtbare Hämatome im Genitalbereich entstanden, ausgelöst vermutlich durch brutale Tritte.
Nach umfassenden Zeugenbefragungen gelangte die Kriminalpolizei zu der Schlussfolgerung, der oder die Täter hätten unter großer emotionaler Anspannung gestanden, seien voller Hass auf das Opfer gewesen, der sich schließlich im Einschlagen des Schädels und im Eintreten auf das bereits am Boden liegende Opfer entladen hatte.
Beckmann hatte viele Feinde, und es lag auf der Hand, dass die Person, die diese Gewalttat verübt hatte, im beruflichen Umfeld des Opfers zu finden war. So saß eine Woche nach dem tödlichen Anschlag Annette Zöllner-Baltruweit im Verhörzimmer und es war nur noch eine Frage der Zeit, wann sie einknicken und das Tötungsdelikt gestehen würde.
„Fangen wir noch einmal von vorne an“, stöhnte der leitende Ermittler Stefan Keller. „Sie wollten als Leiterin der KiTa Rosengarten im Anstellungsbereich der Kirchengemeinde bleiben oder zumindest direkt beim Kirchkreis beschäftigt werden.“
„Ja das ist richtig.“, antwortete die blasse Sozialpädagogin, „und ich wusste auch, dass Pfarrer Beckmann uns alle in die Diakonie schieben wollte und dass nicht nur er das wollte. Aber das ist doch kein Grund, jemanden zu töten.“
„Wie sind Sie ins Haus gekommen?“
„Ich war es nicht.“
„Aber Sie waren im Haus.“
„Ja. Aber als ich in sein Arbeitszimmer kam, lag er bereits da.“
„Und warum haben Sie keinen Krankenwagen verständigt?“
„Weil es offensichtlich war, dass er nicht mehr lebte. Das Blut fing an zu trocknen, er atmete nicht, seine Augen waren starr.“
„So genau haben Sie ihn sich angesehen?“
„Ja, ich wollte ihm ja zuerst helfen, aber als ich gesehen habe, was passiert ist, hatte ich Angst, direkt in Verdacht zu geraten.“
„Warum? Ich denke, Sie halten es für absurd, wegen eines Trägerwechsels zu morden.“
„Das ist ja auch absurd. Aber es gibt ja auch noch andere Gründe, die man haben könnte.“
„Und der wäre in Ihrem Fall?“
„Er hat mit mir Schluss gemacht.“
„Sie hatten eine Affäre?“
„Allerdings.“
„Seit wann?“
„Seit zweieinhalb Jahren.“
„Wie hat er Schluss gemacht?“
„Er hat mich zum Essen eingeladen, wurde auf einmal sehr ernst und erklärte, dass er sich als künftiger Superintendent keine Fehler erlauben dürfe. Einem Gemeindepfarrer würde man so ein kleines Techtelmechtel mit der Kita-Leitung noch nachsehen, einem Superintendenten aber nicht. Ein kleines Techtelmechtel nannte er das. Sie hätten ihn mal hören sollen als es mit uns anfing: Schwüre und Rezitationen wie in der altpersischen Liebeslyrik. Und jetzt das. Ich kam mir vor wie ein ausgedientes Kleidungsstück.
„Und da wollten Sie ihn noch einmal zur Rede stellen?“
„Nein, ich war da wegen einer Unterschrift, nichts weiter.“
„Aber wie kamen Sie hinein?“
„Ich hatte noch einen Hausschlüssel. Den wollte ich ihm bei der Gelegenheit ebenfalls zurückgeben.“
„Hatten Sie keine Angst, seiner Ehefrau zu begegnen?“
„Nein, die war kurz vorher aus dem Haus gegangen, das hatte ich gesehen. Sie hatte ihre Schwimmtasche dabei, sie geht regelmäßig ins Hallenbad.“
Hier wurde Keller stutzig. Hatte er doch den Hinweis aus dem örtlichen Spaßbad erhalten, man habe im Mülleimer ein mit Blut bespritztes Kleid entdeckt. Er las die Details noch einmal nach: Leinen-Baumwoll-Gewebe, Hellrot, etwa Knielang und mit Dreiviertelarm, Größe 38. Er sah sich die Sozialpädagogin an. Sie machte nicht den Eindruck, dass sie in Größe 38 hineinpasste, auch nicht dass sie knielange Leinen-Kleider trug.
„Wissen Sie wo Frau Beckmann regelmäßig Schwimmen geht?“
„Im Ishara, glaube ich.“
Keller griff zum Telefon und kontaktierte seine Kollegin. „Kerkenbrock, können Sie sich für einen Außeneinsatz bereit machen?“
„Ja, sofort.“, antwortete die. „Warum? Was gibt’s Neues?“
„Ich denke wir müssen Frau Beckmann ins Präsidium holen.“
Er hatte das Zeug zum Superintendenten: Einen Blick für das Wesentliche, einen ausgeprägten Machtinstinkt, Wortgewandtheit, hinreichend profundes theologisches Fachwissen, um von seinen Kollegen respektiert und ernst genommen zu werden, ein selbstsicheres Auftreten und ein gewisses Fingerspitzengefühl für die Fallstricke diplomatischer Verwicklungen innerhalb des Kirchenkreises. Er konnte den richtigen Leuten nach dem Mund reden und mit den Unwichtigen hielt er sich einfach nicht auf.
Gerade heute ging es um die Erarbeitung eines Haushaltssanierungs-Konzeptes, innerhalb dessen die Personalkosten radikal reduziert würden: möglichst alle dem diakonischen Bereich zuzuordnenden Aufgaben (Kindertageseinrichtungen, Offene Jugendarbeit, Lebensberatung, Altentageseinrichtungen, Behindertenhilfe), die sich noch in kreiskirchlicher Trägerschaft befanden, sollten in die Diakonie ausgelagert werden, die nicht verpflichtet war, derartig horrenden Gehälter zu zahlen und auch überwiegend von Menschen geleitet wurde, die es verstanden, einen Wohlfahrtsverband unter wirtschaftlichen Aspekten erfolgreich in die Zukunft zu führen. Dass die Besoldung seiner Berufsgruppe - mit den mit Abstand höchsten Personalkosten - hauptursächlich für den bevorstehenden finanziellen Ruin der Evangelischen Kirche war, ignorierte er geflissentlich. Er sprach und agierte wie ein Top-Manager – und er predigte wie ein Fernsehmoderator, gab gefällige Standard-Worthülsen von sich, die auf den ersten Blick mutig, engagiert und kritisch daherkamen, aber wundersam den allgemeinen Durst nach ein bisschen Rebellion und Gegen-den-Strom-Schwimmen stillte, ohne wirklich anzuecken oder gar etwas zu riskieren.
Sein Sohn fand ihn auf dem Fußboden seines Arbeitszimmers. Neben seinem eingedrückten Schädel lag ein überdimensionales, schlichtes Granitkreuz, das sonst immer auf seinem Schreibtisch stand. Die Pathologen stellten später fest, dass zwischen dem Erleiden des Schädel-Hirn-Traumas und dem Eintritt des Todes ein bis zwei Stunden lagen. In diesem Zeitfenster, als also die Durchblutung des Körpers noch einwandfrei funktionierte, war nicht nur massenhaft Blut aus seiner Kopfwunde in den hellen Teppich gesickert, es waren auch furchtbare Hämatome im Genitalbereich entstanden, ausgelöst vermutlich durch brutale Tritte.
Nach umfassenden Zeugenbefragungen gelangte die Kriminalpolizei zu der Schlussfolgerung, der oder die Täter hätten unter großer emotionaler Anspannung gestanden, seien voller Hass auf das Opfer gewesen, der sich schließlich im Einschlagen des Schädels und im Eintreten auf das bereits am Boden liegende Opfer entladen hatte.
Beckmann hatte viele Feinde, und es lag auf der Hand, dass die Person, die diese Gewalttat verübt hatte, im beruflichen Umfeld des Opfers zu finden war. So saß eine Woche nach dem tödlichen Anschlag Annette Zöllner-Baltruweit im Verhörzimmer und es war nur noch eine Frage der Zeit, wann sie einknicken und das Tötungsdelikt gestehen würde.
„Fangen wir noch einmal von vorne an“, stöhnte der leitende Ermittler Stefan Keller. „Sie wollten als Leiterin der KiTa Rosengarten im Anstellungsbereich der Kirchengemeinde bleiben oder zumindest direkt beim Kirchkreis beschäftigt werden.“
„Ja das ist richtig.“, antwortete die blasse Sozialpädagogin, „und ich wusste auch, dass Pfarrer Beckmann uns alle in die Diakonie schieben wollte und dass nicht nur er das wollte. Aber das ist doch kein Grund, jemanden zu töten.“
„Wie sind Sie ins Haus gekommen?“
„Ich war es nicht.“
„Aber Sie waren im Haus.“
„Ja. Aber als ich in sein Arbeitszimmer kam, lag er bereits da.“
„Und warum haben Sie keinen Krankenwagen verständigt?“
„Weil es offensichtlich war, dass er nicht mehr lebte. Das Blut fing an zu trocknen, er atmete nicht, seine Augen waren starr.“
„So genau haben Sie ihn sich angesehen?“
„Ja, ich wollte ihm ja zuerst helfen, aber als ich gesehen habe, was passiert ist, hatte ich Angst, direkt in Verdacht zu geraten.“
„Warum? Ich denke, Sie halten es für absurd, wegen eines Trägerwechsels zu morden.“
„Das ist ja auch absurd. Aber es gibt ja auch noch andere Gründe, die man haben könnte.“
„Und der wäre in Ihrem Fall?“
„Er hat mit mir Schluss gemacht.“
„Sie hatten eine Affäre?“
„Allerdings.“
„Seit wann?“
„Seit zweieinhalb Jahren.“
„Wie hat er Schluss gemacht?“
„Er hat mich zum Essen eingeladen, wurde auf einmal sehr ernst und erklärte, dass er sich als künftiger Superintendent keine Fehler erlauben dürfe. Einem Gemeindepfarrer würde man so ein kleines Techtelmechtel mit der Kita-Leitung noch nachsehen, einem Superintendenten aber nicht. Ein kleines Techtelmechtel nannte er das. Sie hätten ihn mal hören sollen als es mit uns anfing: Schwüre und Rezitationen wie in der altpersischen Liebeslyrik. Und jetzt das. Ich kam mir vor wie ein ausgedientes Kleidungsstück.
„Und da wollten Sie ihn noch einmal zur Rede stellen?“
„Nein, ich war da wegen einer Unterschrift, nichts weiter.“
„Aber wie kamen Sie hinein?“
„Ich hatte noch einen Hausschlüssel. Den wollte ich ihm bei der Gelegenheit ebenfalls zurückgeben.“
„Hatten Sie keine Angst, seiner Ehefrau zu begegnen?“
„Nein, die war kurz vorher aus dem Haus gegangen, das hatte ich gesehen. Sie hatte ihre Schwimmtasche dabei, sie geht regelmäßig ins Hallenbad.“
Hier wurde Keller stutzig. Hatte er doch den Hinweis aus dem örtlichen Spaßbad erhalten, man habe im Mülleimer ein mit Blut bespritztes Kleid entdeckt. Er las die Details noch einmal nach: Leinen-Baumwoll-Gewebe, Hellrot, etwa Knielang und mit Dreiviertelarm, Größe 38. Er sah sich die Sozialpädagogin an. Sie machte nicht den Eindruck, dass sie in Größe 38 hineinpasste, auch nicht dass sie knielange Leinen-Kleider trug.
„Wissen Sie wo Frau Beckmann regelmäßig Schwimmen geht?“
„Im Ishara, glaube ich.“
Keller griff zum Telefon und kontaktierte seine Kollegin. „Kerkenbrock, können Sie sich für einen Außeneinsatz bereit machen?“
„Ja, sofort.“, antwortete die. „Warum? Was gibt’s Neues?“
„Ich denke wir müssen Frau Beckmann ins Präsidium holen.“
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Donnerstag, 16. Juni 2016
Tod im Bibeldorf – abgeschlossener Kurzkrimi
c. fabry, 21:12h
Im mit Kräuterbeeten geschmückten, gepflegten Vorgarten einer als altertümliches israelisches Wohnhaus verkleideten Fertiggarage befand sich neben der aus Altmetall gefertigten, lebensecht wirkenden Skulptur einer Ziege und einem Haufen Brennholz ein irritierender Fremdkörper, d.h., dass sich dort ein menschlicher Körper befand, war nicht weiter überraschend, nur die Position und der Zustand dieses Körpers wirkten in der inszenierten Idylle absurd. Statt emsig jätend in den Beeten zu hocken oder sich stehend im Garten umzusehen, lag die Person auf der feuchten Erde und ein Zyniker hätte sie als reichlich derangiert bezeichnet, denn der Kopf befand sich nicht mehr dort, wo er ursprünglich hingehörte. Zwischen ihm und dem Körper, von dem man ihn abgetrennt hatte, stand ein wettergegerbter Hauklotz, in dessen Mitte eine archaische, in Handarbeit gefertigte Axt steckte und der mit klebrigem, glänzendem, frischen Blut besudelt war, das allmählich begann zu gerinnen und dicke schwarze Fliegen anzulocken. Der Kopf selbst war auf die Seite gerollt, die gebrochenen Augen blickten den Betrachter an wie die Glasaugen einer Puppe und der halb geöffnete Mund ließ einen erstickten Schrei erahnen. Gelblich bleich war die Gesichtshaut, wo sie nicht vom dunklen, klebrigen Blut beschmiert war. Am absurdesten erschien jedoch die Tatsache, dass der Kopf im traditionellen Helm eines römischen Legionärs steckte, als hätte jemand ausprobiert, wie es sich auswirkt, wenn man in bester Asterix-und-Obelix-Manier die Römer schrubbt.
Von weitem näherte sich eine Gruppe Schüler, die vom leitenden Pfarrer, der das Projekt Bibeldorf ins Leben gerufen hatte, durch das Freilichtmuseum geführt wurde, während eine andere Schüler-Gruppe in Sichtweite, aber außer Hörweite am Feuer saß und verkleidet als Legionäre eine Mahlzeit auf altrömische Weise zubereitete.
„Ja und hier seht ihr, wie ganz normale Menschen im alten Israel gelebt haben. Oft hielten sie eine Ziege, um Milch zum Trinken und für die Herstellung von Käse zu haben. Wer von euch weiß denn, warum die Leute ausgerechnet Ziegen und nicht Schafe oder Kühe hielten?“
„Was liegt da?“, fragte ein Junge mit ausdruckslosem Gesicht.
Der Pfarrer trat näher an den Garten heran und fuhr heftig zusammen. Er brauchte ein bis zwei Sekunden, um zu erfassen, was und wen er da entdeckte und weitere zwei Sekunden, um zu entscheiden, was nun zu tun war. Er war weiß Gott ein energischer und belastbarer Typ, tatkräftig, effektiv, reaktionsschnell und problemlösungsorientiert, aber das hier überforderte sogar ihn im ersten Moment.
„Geht bitte sofort da drüben in das Gebäude!“, ordnete er in einem scharfen Ton an, der keinen Widerspruch duldete. Er sah sich nach Mitarbeitern um, die ihn unterstützen konnten und entdeckte eine junge Helferin.
„Pauline, kannst du mich bitte einen Augenblick vertreten und mit dieser Gruppe in die Synagoge gehen?“
„Kein Problem.“
Er rückte näher an sie heran und flüsterte: „Halte sie möglichst lange mit Geschichten über das jüdische Gemeindeleben auf und gehe dann mit ihnen ins Café. Hier ist etwas Schlimmes passiert, ich weiß nur noch nicht genau was, einige von den Kindern haben das, glaube ich, schon gesehen.“
„Was denn?“
„Jetzt nicht. Ich komme später wieder zu euch. Wenn jemand was erzählen will, sag ihm, er soll damit warten, bis ich zurück bin. Ich muss selbst erst einmal herausfinden, was hier eigentlich los ist.“
Der Pfarrer, selbst als römischer Centurio verkleidet, eilte zurück zum Fundort. Die Leiche lag unverändert da. Es handelte sich eindeutig um den Lehrer der Schulklasse, die gerade fröhlich am Feuer kochte. Er musste sich kurz sammeln, um für sich zu klären, welche Schritte jetzt notwendig waren und vor allem in welcher Reihenfolge. Er rief seinen Küster herbei, damit der den Fundort so abriegelte, dass niemand etwas sah und gleichzeitig keine Spuren vernichtet wurden. Dann informierte er die Kriminalpolizei. Den schwersten Gang hatte er noch vor sich: Er musste die Schüler des Opfers informieren.
Die Schulklasse war guter Dinge und ein paar besonders forsche Jugendliche begrüßten den Pfarrer mit „Ave, Centurio.“
„Salvete.“, erwiderte er tonlos, dann sagte er: „Hört mal, ich habe Euch etwas sehr Ernstes mitzuteilen und bitte Euch, dass ihr dazu einmal alle Platz nehmt und ruhig werdet.“
Obwohl die Klasse aus einer Truppe als besonders renitent geltender Jugendlicher bestand, wirkte seine natürliche Autorität auf sie, insbesondere nach ihren Erlebnissen in den letzten 24 Stunden. Sie hatten im Bibeldorf übernachtet, einen Gewaltmarsch in römischen Rüstungen unternommen und hatten sich, wenn auch nur im Rollenspiel, der straffen Disziplin des Soldatenlebens unterordnen müssen. Sie respektierten ihren „Centurio“ und gehorchten seinen Befehlen. Er verstand es eben, Menschen zu führen. Dass dies nach wie vor funktionierte, verlieh ihm Sicherheit: „Es ist etwas Furchtbares geschehen.“, erklärte er. „Euer Klassenlehrer lebt nicht mehr.“
„Was?“, rief ein Mädchen ungläubig. „Aber was ist denn passiert?“
„Das weiß ich nicht.“, erklärte der Pfarrer. „Aber wir haben ihn eben gefunden und es sieht so aus, als ob ihn jemand ermordet hat.“
Wie auf ein Stichwort drehten sich gleich mehrere Schüler zu Sascha um, ein Junge mit niedriger Frustrationstoleranz und hoher Gewaltbereitschaft, dem es oft misslang, seine Impulse zu steuern. Er hatte sich schon vor der Klassenfahrt in einem schweren Konflikt mit seinem Lehrer befunden, weil der ihn so streng benotete, dass er in diesem Jahr nicht in die zehnte Klasse versetzt werden würde – und er hatte in der Vergangenheit bereits die siebte wiederholt. Gestern waren sie ebenfalls mehrfach wegen Nichtigkeiten aneinandergeraten und der Lehrer hatte gedroht, ihn vorzeitig von der Klassenfahrt abholen zu lassen. Dann hatte er ihn dem Pfarrer übergeben, der ihn Extrarunden hatte marschieren lassen und Sascha hatte dem Lehrer hinterher gebrüllt: „Ich bring dich um, du Sau!“
Jetzt zitterte Saschas Unterlippe und er stammelte: „Aber aber, ich hab nichts gemacht. Echt nicht.“
Tobias war direkt nach der Konfirmation zum Bibeldorf-Team hinzu gestoßen. Er hatte so viele Ideen gehabt, war so voller Tatendrang gewesen, aber der Pfarrer hatte ihn immer zur Vorsicht gemahnt, hatte gemeint, Tobias solle es langsam angehen lassen, sich nicht zu viel zumuten. Am Anfang verstand er die pastoralen Bremsmanöver als Fürsorge, im weiteren Verlauf bekam er jedoch zunehmend den Eindruck, dass der Museumsleiter gar nicht wollte, dass er hier seine Fähigkeiten unter Beweis stellte und je älter er wurde, umso mehr beschlich ihn das Gefühl, dass der Pfarrer in jedem wirklich kompetenten und kreativen Kopf einen Konkurrenten sah. Er wollte allein der Tausendsassa sein, der auf allen Hochzeiten tanzen konnte und alle Fäden in der Hand hielt. Die Mitarbeiter waren sein Kirchenchor oder seine Modelliermasse mit deren Hilfe er sich selbst verwirklichte und sich profilierte und präsentierte. Tobias wollte nicht nur Lehm sein, Tobias wollte Schöpfer sein und nach immerhin acht Jahren treuer, fleißiger und ausdauernder Mitarbeit hatte er dem Pfarrer dies mitgeteilt. Und was hatte der geantwortet? „Das Bibeldorf leite immer noch ich. Wenn dir das nicht passt und du dich für so einen genialen Kopf hältst, bau doch dein eigenes Bibeldorf. Es gibt noch nicht viele Kirchenkreise, die so etwas vorweisen können, genau genommen keinen einzigen weiteren. Also viel Erfolg.“
Er hatte ihn vor die Tür gesetzt, einfach ausgebootet, nach allem, was er für das Projekt getan hatte, was er zum Gelingen des dauerhaften Betriebes beigetragen hatte. Aber noch war er hier und jetzt wollte er mal nach der Schulklasse sehen, die sich in eine römische Legion verwandelt hatte. Als er sich näherte, stellte er fest, dass in der Gruppe eine ziemliche Aufregung war. Ihr Lehrer stand vor ihnen und hatte ihnen sicherlich gerade von der Leiche im Vorgarten berichtet. Kein Wunder, dass die Jugendlichen ganz aus dem Häuschen waren und der Lehrer hatte sie natürlich nicht im Griff, war sicher selbst ganz durcheinander. Er trat an ihn heran: „Wenn Sie wollen, kann ich das hier auch übernehmen.“, erbot er sich, „Vielleicht sollten Sie sich einen Augenblick sammeln und den Schock verarbeiten. Ich kann in der Zwischenzeit die Gruppe seelsorgerlich begleiten“
„Das mache ich wohl besser selbst.“, antwortete der Lehrer mit einer schnarrenden, vertrauten Stimme und drehte sich um. Entsetzt blickte Tobias in das Gesicht des Pfarrers. „Aber wer“, dachte er, „ist dann die kopflose Leiche im Vorgarten?“
Von weitem näherte sich eine Gruppe Schüler, die vom leitenden Pfarrer, der das Projekt Bibeldorf ins Leben gerufen hatte, durch das Freilichtmuseum geführt wurde, während eine andere Schüler-Gruppe in Sichtweite, aber außer Hörweite am Feuer saß und verkleidet als Legionäre eine Mahlzeit auf altrömische Weise zubereitete.
„Ja und hier seht ihr, wie ganz normale Menschen im alten Israel gelebt haben. Oft hielten sie eine Ziege, um Milch zum Trinken und für die Herstellung von Käse zu haben. Wer von euch weiß denn, warum die Leute ausgerechnet Ziegen und nicht Schafe oder Kühe hielten?“
„Was liegt da?“, fragte ein Junge mit ausdruckslosem Gesicht.
Der Pfarrer trat näher an den Garten heran und fuhr heftig zusammen. Er brauchte ein bis zwei Sekunden, um zu erfassen, was und wen er da entdeckte und weitere zwei Sekunden, um zu entscheiden, was nun zu tun war. Er war weiß Gott ein energischer und belastbarer Typ, tatkräftig, effektiv, reaktionsschnell und problemlösungsorientiert, aber das hier überforderte sogar ihn im ersten Moment.
„Geht bitte sofort da drüben in das Gebäude!“, ordnete er in einem scharfen Ton an, der keinen Widerspruch duldete. Er sah sich nach Mitarbeitern um, die ihn unterstützen konnten und entdeckte eine junge Helferin.
„Pauline, kannst du mich bitte einen Augenblick vertreten und mit dieser Gruppe in die Synagoge gehen?“
„Kein Problem.“
Er rückte näher an sie heran und flüsterte: „Halte sie möglichst lange mit Geschichten über das jüdische Gemeindeleben auf und gehe dann mit ihnen ins Café. Hier ist etwas Schlimmes passiert, ich weiß nur noch nicht genau was, einige von den Kindern haben das, glaube ich, schon gesehen.“
„Was denn?“
„Jetzt nicht. Ich komme später wieder zu euch. Wenn jemand was erzählen will, sag ihm, er soll damit warten, bis ich zurück bin. Ich muss selbst erst einmal herausfinden, was hier eigentlich los ist.“
Der Pfarrer, selbst als römischer Centurio verkleidet, eilte zurück zum Fundort. Die Leiche lag unverändert da. Es handelte sich eindeutig um den Lehrer der Schulklasse, die gerade fröhlich am Feuer kochte. Er musste sich kurz sammeln, um für sich zu klären, welche Schritte jetzt notwendig waren und vor allem in welcher Reihenfolge. Er rief seinen Küster herbei, damit der den Fundort so abriegelte, dass niemand etwas sah und gleichzeitig keine Spuren vernichtet wurden. Dann informierte er die Kriminalpolizei. Den schwersten Gang hatte er noch vor sich: Er musste die Schüler des Opfers informieren.
Die Schulklasse war guter Dinge und ein paar besonders forsche Jugendliche begrüßten den Pfarrer mit „Ave, Centurio.“
„Salvete.“, erwiderte er tonlos, dann sagte er: „Hört mal, ich habe Euch etwas sehr Ernstes mitzuteilen und bitte Euch, dass ihr dazu einmal alle Platz nehmt und ruhig werdet.“
Obwohl die Klasse aus einer Truppe als besonders renitent geltender Jugendlicher bestand, wirkte seine natürliche Autorität auf sie, insbesondere nach ihren Erlebnissen in den letzten 24 Stunden. Sie hatten im Bibeldorf übernachtet, einen Gewaltmarsch in römischen Rüstungen unternommen und hatten sich, wenn auch nur im Rollenspiel, der straffen Disziplin des Soldatenlebens unterordnen müssen. Sie respektierten ihren „Centurio“ und gehorchten seinen Befehlen. Er verstand es eben, Menschen zu führen. Dass dies nach wie vor funktionierte, verlieh ihm Sicherheit: „Es ist etwas Furchtbares geschehen.“, erklärte er. „Euer Klassenlehrer lebt nicht mehr.“
„Was?“, rief ein Mädchen ungläubig. „Aber was ist denn passiert?“
„Das weiß ich nicht.“, erklärte der Pfarrer. „Aber wir haben ihn eben gefunden und es sieht so aus, als ob ihn jemand ermordet hat.“
Wie auf ein Stichwort drehten sich gleich mehrere Schüler zu Sascha um, ein Junge mit niedriger Frustrationstoleranz und hoher Gewaltbereitschaft, dem es oft misslang, seine Impulse zu steuern. Er hatte sich schon vor der Klassenfahrt in einem schweren Konflikt mit seinem Lehrer befunden, weil der ihn so streng benotete, dass er in diesem Jahr nicht in die zehnte Klasse versetzt werden würde – und er hatte in der Vergangenheit bereits die siebte wiederholt. Gestern waren sie ebenfalls mehrfach wegen Nichtigkeiten aneinandergeraten und der Lehrer hatte gedroht, ihn vorzeitig von der Klassenfahrt abholen zu lassen. Dann hatte er ihn dem Pfarrer übergeben, der ihn Extrarunden hatte marschieren lassen und Sascha hatte dem Lehrer hinterher gebrüllt: „Ich bring dich um, du Sau!“
Jetzt zitterte Saschas Unterlippe und er stammelte: „Aber aber, ich hab nichts gemacht. Echt nicht.“
Tobias war direkt nach der Konfirmation zum Bibeldorf-Team hinzu gestoßen. Er hatte so viele Ideen gehabt, war so voller Tatendrang gewesen, aber der Pfarrer hatte ihn immer zur Vorsicht gemahnt, hatte gemeint, Tobias solle es langsam angehen lassen, sich nicht zu viel zumuten. Am Anfang verstand er die pastoralen Bremsmanöver als Fürsorge, im weiteren Verlauf bekam er jedoch zunehmend den Eindruck, dass der Museumsleiter gar nicht wollte, dass er hier seine Fähigkeiten unter Beweis stellte und je älter er wurde, umso mehr beschlich ihn das Gefühl, dass der Pfarrer in jedem wirklich kompetenten und kreativen Kopf einen Konkurrenten sah. Er wollte allein der Tausendsassa sein, der auf allen Hochzeiten tanzen konnte und alle Fäden in der Hand hielt. Die Mitarbeiter waren sein Kirchenchor oder seine Modelliermasse mit deren Hilfe er sich selbst verwirklichte und sich profilierte und präsentierte. Tobias wollte nicht nur Lehm sein, Tobias wollte Schöpfer sein und nach immerhin acht Jahren treuer, fleißiger und ausdauernder Mitarbeit hatte er dem Pfarrer dies mitgeteilt. Und was hatte der geantwortet? „Das Bibeldorf leite immer noch ich. Wenn dir das nicht passt und du dich für so einen genialen Kopf hältst, bau doch dein eigenes Bibeldorf. Es gibt noch nicht viele Kirchenkreise, die so etwas vorweisen können, genau genommen keinen einzigen weiteren. Also viel Erfolg.“
Er hatte ihn vor die Tür gesetzt, einfach ausgebootet, nach allem, was er für das Projekt getan hatte, was er zum Gelingen des dauerhaften Betriebes beigetragen hatte. Aber noch war er hier und jetzt wollte er mal nach der Schulklasse sehen, die sich in eine römische Legion verwandelt hatte. Als er sich näherte, stellte er fest, dass in der Gruppe eine ziemliche Aufregung war. Ihr Lehrer stand vor ihnen und hatte ihnen sicherlich gerade von der Leiche im Vorgarten berichtet. Kein Wunder, dass die Jugendlichen ganz aus dem Häuschen waren und der Lehrer hatte sie natürlich nicht im Griff, war sicher selbst ganz durcheinander. Er trat an ihn heran: „Wenn Sie wollen, kann ich das hier auch übernehmen.“, erbot er sich, „Vielleicht sollten Sie sich einen Augenblick sammeln und den Schock verarbeiten. Ich kann in der Zwischenzeit die Gruppe seelsorgerlich begleiten“
„Das mache ich wohl besser selbst.“, antwortete der Lehrer mit einer schnarrenden, vertrauten Stimme und drehte sich um. Entsetzt blickte Tobias in das Gesicht des Pfarrers. „Aber wer“, dachte er, „ist dann die kopflose Leiche im Vorgarten?“
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Mittwoch, 15. Juni 2016
Bloggershot – abgeschlossener Kurzkrimi
c. fabry, 20:10h
Sabine Kerkenbrock schlenderte zufrieden über den Platz der Matthäuskirche. Obwohl sie kirchlich sozialisiert war und schon seit drei Jahren hier wohnte, nahm sie mit dem Besuch des Sommerfestes zum ersten Mal an einer hiesigen Gemeindeveranstaltung teil. Dabei war es eine Gemeinde ganz nach ihrem Geschmack: politisch engagiert, fortschrittlich, betont menschlich, pragmatisch, offen und freundlich. Es war ein buntes Fest mit vielen Ständen zum Mitmachen, raffinierten kulinarischen Angeboten und kulturellen Darbietungen.
„Endlich mal ein langes, freies Wochenende bei bestem Sommerwetter.“, dachte die junge Kriminalkommissarin und genehmigte sich gerade einen alkoholfreien Cocktail, als eine Welle entsetzter Schreie und Rufe zu ihr hinüber schwappte.
„Was ist da los?“, fragte sie einen ihr entgegen eilenden, kreidebleichen jungen Mann.
„Ein Unfall!“, keuchte er. „Jemand ist durch die Absperrung am Bogenschießstand gestürzt und von einem Pfeil getroffen worden. Ich suche gerade Doktor Täubner.“
Langsam näherte die Kommissarin sich der Unfallstelle. Wo sie nun schon einmal da war, konnte sie auch gleich überprüfen, ob es hier tatsächlich nichts für sie und ihre Kollegen von der Mordkommission zu tun gab. Da sie zufällig ihren Dienstausweis in der Handtasche trug, drang sie mit seiner Hilfe zum Zentrum des Entsetzens vor. Sie sprach die Pfarrerin an, die von allen Anwesenden sicher am besten wusste, um wen es sich handelte und was sich da gerade abgespielt hatte. Sie stellte sich vor und fragte: „Kennen Sie das Unfallopfer?“
„Ja, natürlich. Das ist Carsten Lehmann. Der spielt im Posaunenchor. Ein netter, zurückhaltender junger Mann.“
„Wie genau ist das denn passiert?“
„Fragen Sie doch mal unseren Jugendmitarbeiter, Herrn Renyard. Der hat alles mit angesehen. - Simon, hier ist eine Dame von der Polizei. Kannst Du ihr bitte mal genau erzählen, was da eben passiert ist?“
Der Jugendreferent war noch sehr jung, blonde Dreadlocks standen wild von seinem Kopf ab, Nase und Augenbrauen waren mit Piercings geschmückt und zur dreiviertellangen Cargo-Hose trug er ein T-Shirt der Evangelischen Jugend. Er zitterte und antwortete:
„So genau weiß ich das ehrlich gesagt auch nicht. Gerade eben hat einer von den Jungs geschossen und auf einmal fiel Carsten in die Schusslinie. Ich verstehe das nicht, der war nicht betrunken und auch kein Kandidat für schwachen Kreislauf.“
Kerkenbrock sah sich den Verletzten aus der Nähe an, soweit das möglich war, denn der Arzt kniete schon über ihm, flüsterte aber schließlich: „Dem kann niemand mehr helfen. Einen Rettungswagen brauchen wir nicht mehr.“
Als der Arzt zurück trat, entdeckte Kerkenbrock auf dem Rücken des Opfers einen eindeutigen Hinweis, dass es sich hier höchstwahrscheinlich um ein Tötungsdelikt handelte: Auf dem hellen Oberhemd zeichnete sich im Rückenbereich der schmutzige Abdruck einer Hand ab.
„Er ist gestoßen worden.“, stellte sie an die Pfarrerin gewandt fest. „Könnten Sie bitte dafür sorgen, dass diese Nachricht möglichst nicht verbreitet wird? Sagen Sie einfach, Herr Lehmann sei verletzt worden, man habe ihn in die Ambulanz gebracht und er sei auf dem Weg der Besserung und er habe sich gewünscht, dass das Fest wie geplant weiter gehe. Ich vermute, es wird leichter für mich und meine Kollegen, wenn alle ganz entspannt ihren Geschäften nachgehen.“
In Godehard Sandjohanns Kopf fuhren die Gedanken Karussell. Wann würde die Polizistin entdecken, dass seine Hände schwarz von der Grillkohle waren? Wann würde jemand damit heraus platzen, dass Carsten sich immer über ihn und seine Texte lustig gemacht hatte? Bei seinen Lesungen hatte er immer kopfschüttelnd mit einem überlegenem Grinsen in der letzten Reihe gesessen, statt einfach zu Hause zu bleiben und sich an der riesigen Menge der Follower seines Blogs hochzuziehen. Warum musste er heute hier auftauchen, wo er doch jedem, der es nicht wissen wollte, erzählt hatte, er hätte keine Zeit, zum Gemeindefest zu kommen, weil er an einem Poetry-Slam teilnehme. Hatte er ihm etwa eine Falle gestellt? Hatte er damit gerechnet, dass Godehard sich bei seinen Texten bedienen würde? So gut waren sie nun auch wieder nicht, nur dieser eine eben, der hatte sich so gut in die Kette seiner Gedanken eingefügt. Aber er hätte ihn unweigerlich erkannt. Und dann hätte er ihn bloßgestellt. Jetzt würde er wie geplant gar nichts mitbekommen von der Lesung und somit auch niemandem offenbaren, dass der Text, dem man zum Abschluss des Festes lauschen konnte, zum Teil aus seiner Feder und nicht aus der Godehard Sandjohanns stammte. Er konnte auch unmöglich bemerkt haben, wer ihm den Stoß versetzt hatte. Langsam beruhigte sich Godehard und nahm einen tiefen Zug aus seinem Bierglas.
Was Godehard nicht ahnte: Einer der begeistertsten Follower von Carsten Lehmanns Blog, der mit dem Künstlernamen „Herr Berger“ agierte, wie er auch von vielen Freunden und Bekannten genannt wurde, war hier auf dem Fest: Sabine Kerkenbrock.
„Endlich mal ein langes, freies Wochenende bei bestem Sommerwetter.“, dachte die junge Kriminalkommissarin und genehmigte sich gerade einen alkoholfreien Cocktail, als eine Welle entsetzter Schreie und Rufe zu ihr hinüber schwappte.
„Was ist da los?“, fragte sie einen ihr entgegen eilenden, kreidebleichen jungen Mann.
„Ein Unfall!“, keuchte er. „Jemand ist durch die Absperrung am Bogenschießstand gestürzt und von einem Pfeil getroffen worden. Ich suche gerade Doktor Täubner.“
Langsam näherte die Kommissarin sich der Unfallstelle. Wo sie nun schon einmal da war, konnte sie auch gleich überprüfen, ob es hier tatsächlich nichts für sie und ihre Kollegen von der Mordkommission zu tun gab. Da sie zufällig ihren Dienstausweis in der Handtasche trug, drang sie mit seiner Hilfe zum Zentrum des Entsetzens vor. Sie sprach die Pfarrerin an, die von allen Anwesenden sicher am besten wusste, um wen es sich handelte und was sich da gerade abgespielt hatte. Sie stellte sich vor und fragte: „Kennen Sie das Unfallopfer?“
„Ja, natürlich. Das ist Carsten Lehmann. Der spielt im Posaunenchor. Ein netter, zurückhaltender junger Mann.“
„Wie genau ist das denn passiert?“
„Fragen Sie doch mal unseren Jugendmitarbeiter, Herrn Renyard. Der hat alles mit angesehen. - Simon, hier ist eine Dame von der Polizei. Kannst Du ihr bitte mal genau erzählen, was da eben passiert ist?“
Der Jugendreferent war noch sehr jung, blonde Dreadlocks standen wild von seinem Kopf ab, Nase und Augenbrauen waren mit Piercings geschmückt und zur dreiviertellangen Cargo-Hose trug er ein T-Shirt der Evangelischen Jugend. Er zitterte und antwortete:
„So genau weiß ich das ehrlich gesagt auch nicht. Gerade eben hat einer von den Jungs geschossen und auf einmal fiel Carsten in die Schusslinie. Ich verstehe das nicht, der war nicht betrunken und auch kein Kandidat für schwachen Kreislauf.“
Kerkenbrock sah sich den Verletzten aus der Nähe an, soweit das möglich war, denn der Arzt kniete schon über ihm, flüsterte aber schließlich: „Dem kann niemand mehr helfen. Einen Rettungswagen brauchen wir nicht mehr.“
Als der Arzt zurück trat, entdeckte Kerkenbrock auf dem Rücken des Opfers einen eindeutigen Hinweis, dass es sich hier höchstwahrscheinlich um ein Tötungsdelikt handelte: Auf dem hellen Oberhemd zeichnete sich im Rückenbereich der schmutzige Abdruck einer Hand ab.
„Er ist gestoßen worden.“, stellte sie an die Pfarrerin gewandt fest. „Könnten Sie bitte dafür sorgen, dass diese Nachricht möglichst nicht verbreitet wird? Sagen Sie einfach, Herr Lehmann sei verletzt worden, man habe ihn in die Ambulanz gebracht und er sei auf dem Weg der Besserung und er habe sich gewünscht, dass das Fest wie geplant weiter gehe. Ich vermute, es wird leichter für mich und meine Kollegen, wenn alle ganz entspannt ihren Geschäften nachgehen.“
In Godehard Sandjohanns Kopf fuhren die Gedanken Karussell. Wann würde die Polizistin entdecken, dass seine Hände schwarz von der Grillkohle waren? Wann würde jemand damit heraus platzen, dass Carsten sich immer über ihn und seine Texte lustig gemacht hatte? Bei seinen Lesungen hatte er immer kopfschüttelnd mit einem überlegenem Grinsen in der letzten Reihe gesessen, statt einfach zu Hause zu bleiben und sich an der riesigen Menge der Follower seines Blogs hochzuziehen. Warum musste er heute hier auftauchen, wo er doch jedem, der es nicht wissen wollte, erzählt hatte, er hätte keine Zeit, zum Gemeindefest zu kommen, weil er an einem Poetry-Slam teilnehme. Hatte er ihm etwa eine Falle gestellt? Hatte er damit gerechnet, dass Godehard sich bei seinen Texten bedienen würde? So gut waren sie nun auch wieder nicht, nur dieser eine eben, der hatte sich so gut in die Kette seiner Gedanken eingefügt. Aber er hätte ihn unweigerlich erkannt. Und dann hätte er ihn bloßgestellt. Jetzt würde er wie geplant gar nichts mitbekommen von der Lesung und somit auch niemandem offenbaren, dass der Text, dem man zum Abschluss des Festes lauschen konnte, zum Teil aus seiner Feder und nicht aus der Godehard Sandjohanns stammte. Er konnte auch unmöglich bemerkt haben, wer ihm den Stoß versetzt hatte. Langsam beruhigte sich Godehard und nahm einen tiefen Zug aus seinem Bierglas.
Was Godehard nicht ahnte: Einer der begeistertsten Follower von Carsten Lehmanns Blog, der mit dem Künstlernamen „Herr Berger“ agierte, wie er auch von vielen Freunden und Bekannten genannt wurde, war hier auf dem Fest: Sabine Kerkenbrock.
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Dienstag, 14. Juni 2016
Mörderische Jugendkirche – abgeschlossener Kurzkrimi
c. fabry, 21:59h
Er rang nach Luft, als er in die Jugendkirche stolperte. Sprechen konnte er nicht mehr, dann stürzte er vornüber zu Boden. Ein Springmesser steckte zwischen Schulterblatt und Wirbelsäule und sein Blut hatte auf dem hellblauen T-Shirt schon einen gewaltigen Fleck hinterlassen.
„Maurice!“, schrie Sandra auf, nachdem sie ihn erkannt hatte; hielt sie ihn doch zunächst im Halbdunkel des Eingangsbereichs für einen betrunkenen Obdachlosen, wie sie häufiger in Hoffnung auf ein heimliches Schlafplätzchen in der in der Bielefelder Innenstadt gelegenen Jugendkirche aufkreuzten. Eigentlich hatte sie in einer Viertelstunde Feierabend machen und die Kirche schließen wollen. Nun eilte sie zu dem Schwerverletzten, setzte einen Notruf ab und redete dann ununterbrochen auf ihn ein. Zum Glück dauerte es wegen der Innenstadtlage bei ruhiger gewordenem Verkehr nur fünf Minuten bis der Krankenwagen eintraf. Die Polizei war ebenfalls zur Stelle und nahm die Aussage der Jugendreferentin auf. Maurice sei ein freundlicher und äußerst beliebter Jugendlicher, erklärte sie. Ihr seien keine Konflikte mit anderen Jugendlichen bekannt. In der Evangelischen Jugend käme es eigentlich auch nicht vor, dass Auseinandersetzungen gewaltsam geführt würden.
Durch einen hellen Tunnel ging er auf ein grelles Licht zu, das ihn aber seltsamerweise nicht schmerzte und blendete, sondern gleichzeitig magisch anzog und warm und weich einhüllte. Doch hinter sich hörte er eine Stimme: „Maurice, komm zurück!“. Es war Jules Stimme. Er wollte weitergehen, aber sein Gewissen war stärker, denn Jule klang so verzweifelt, sie brauchte seine Hilfe und er wusste, dass das Licht auf ihn warten würde, er könnte jederzeit dorthin zurückkehren.
Allerdings war die Richtung, aus der er kam, wenig attraktiv. Der Tunnel wirkte schmutzig grau und in der Ferne sah er sich selbst liegen, niedergestochen und aus der Schulter blutend. Doch von weiter hinten wedelte Jule aufgeregt mit den Armen. Jemand hielt sie an der Hüfte fest. Je näher er kam, umso deutlicher erkannte er, dass Jule zu ihm laufen wollte, aber nicht konnte, weil die Gestalt sie festhielt. An den Tunnelwänden blitzten überall Bilder wie bewegliche Werbetafeln auf: Jule am Baggersee, seine rasante Tour auf der Sommerrodelbahn während der Klassenfahrt in der Achten, der mittlerweile verstorbene Familienhund Floppy, das Baumhaus im Garten seiner Großeltern, mit Jule im Rohbau eines riesigen Wohngebäudes, während draußen ein Gewitter wütete, viele Freunde und bekannte Gesichter, zu denen ihm die Namen gerade nicht einfielen.
Jule war jetzt fast zum Greifen nah, da tauchte neben ihrem Kopf das Gesicht des Typen auf, der sie festhielt: Tillmann. Er sah ganz anders aus als sonst: Die Augen mehr schwarz als blau, der Mund verzerrt, die Nasenflügel bebten und an seinem sonst so glatten, blassen Hals wurden Sehnen und Adern sichtbar.
„Maurice, hörst du mich?“, rief eine sanfte weibliche Stimme. Das war nicht Jule, das war seine Mutter. Er schlug kurz die Augen auf. Er konnte sie erkennen. Sie strich ihm sanft durchs Haar. „Mama.“, sagte er leise, dann glitt er zurück in die Dunkelheit.
Als er das nächste Mal erwachte, hörte er eine brüchige Stimme sagen: „…jetzt muss ich es auch zu Ende bringen.“
Er schlug die Augen auf. Vor seinem Bett stand sein Kumpel Tillmann.
„Hi.“, krächzte er.
„Hi.“, antwortete Tillmann, nachdem er kurz zusammengezuckt war.
„Was musst du zu Ende bringen?“, fragte Maurice.
„Nichts.“, sagte Tillmann und zitterte. Er blickte ängstlich in Maurices müde Augen. Er war ja von hinten gekommen, Maurice hatte ihn nicht bemerkt. Sicher wusste er nicht, wer ihm das Messer in den Rücken gerammt hatte, zumal niemand es Tillmann zuordnen konnte, denn er hatte es gefunden. Gut, er hatte Fingerabdrücke am Griff hinterlassen, aber wer würde schon auf die Idee kommen, ausgerechnet seine Abdrücke mit denen auf dem Messer abzugleichen? Er hatte seine Begehrlichkeiten in Bezug auf Jule stets geheimgehalten. Wenn er jetzt einen kühlen Kopf bewahrte, drohten ihm keine Konsequenzen. Er würde genau wie vorher mit Maurice und Jule in der Band spielen, zusammen auf die Sommerfreizeit fahren, sich mit ihnen im offenen Café treffen und am Wochenende durch die Clubs ziehen. Er würde eben noch eine Weile warten, bis Jule von selbst merkte, dass kein hübscher Kopf auf einem durchtrainierten Körper bei durchschnittlicher Intelligenz auf Dauer hielt, was er versprach. Sie war klug, sie würde sich für den Klügeren entscheiden. Das Leben selbst würde es für ihn zu Ende bringen und er bekam eine zweite Chance. Darum entschloss er sich, Maurice weiterhin treue Freundschaft vorzuheucheln. Er erkundigte sich nach seinem Befinden, ermahnte ihn, sich zu schonen und berichtete, was sich am Vormittag alles in der Schule ereignet hatte. Dann erklärte er, er wolle Maurice nicht überstrapazieren, er käme am nächsten Tag wieder.
Als Tillmann gegangen war, spürte Maurice Eiseskälte in sich hochkriechen. Er wusste nicht, warum er es wusste, aber er war sich absolut sicher. Als seine Mutter sein Zimmer betrat, sagte er: „Mama, ich will mit der Polizei reden. Ich glaube, ich weiß, wer versucht hat, mich umzubringen.“
„Maurice!“, schrie Sandra auf, nachdem sie ihn erkannt hatte; hielt sie ihn doch zunächst im Halbdunkel des Eingangsbereichs für einen betrunkenen Obdachlosen, wie sie häufiger in Hoffnung auf ein heimliches Schlafplätzchen in der in der Bielefelder Innenstadt gelegenen Jugendkirche aufkreuzten. Eigentlich hatte sie in einer Viertelstunde Feierabend machen und die Kirche schließen wollen. Nun eilte sie zu dem Schwerverletzten, setzte einen Notruf ab und redete dann ununterbrochen auf ihn ein. Zum Glück dauerte es wegen der Innenstadtlage bei ruhiger gewordenem Verkehr nur fünf Minuten bis der Krankenwagen eintraf. Die Polizei war ebenfalls zur Stelle und nahm die Aussage der Jugendreferentin auf. Maurice sei ein freundlicher und äußerst beliebter Jugendlicher, erklärte sie. Ihr seien keine Konflikte mit anderen Jugendlichen bekannt. In der Evangelischen Jugend käme es eigentlich auch nicht vor, dass Auseinandersetzungen gewaltsam geführt würden.
Durch einen hellen Tunnel ging er auf ein grelles Licht zu, das ihn aber seltsamerweise nicht schmerzte und blendete, sondern gleichzeitig magisch anzog und warm und weich einhüllte. Doch hinter sich hörte er eine Stimme: „Maurice, komm zurück!“. Es war Jules Stimme. Er wollte weitergehen, aber sein Gewissen war stärker, denn Jule klang so verzweifelt, sie brauchte seine Hilfe und er wusste, dass das Licht auf ihn warten würde, er könnte jederzeit dorthin zurückkehren.
Allerdings war die Richtung, aus der er kam, wenig attraktiv. Der Tunnel wirkte schmutzig grau und in der Ferne sah er sich selbst liegen, niedergestochen und aus der Schulter blutend. Doch von weiter hinten wedelte Jule aufgeregt mit den Armen. Jemand hielt sie an der Hüfte fest. Je näher er kam, umso deutlicher erkannte er, dass Jule zu ihm laufen wollte, aber nicht konnte, weil die Gestalt sie festhielt. An den Tunnelwänden blitzten überall Bilder wie bewegliche Werbetafeln auf: Jule am Baggersee, seine rasante Tour auf der Sommerrodelbahn während der Klassenfahrt in der Achten, der mittlerweile verstorbene Familienhund Floppy, das Baumhaus im Garten seiner Großeltern, mit Jule im Rohbau eines riesigen Wohngebäudes, während draußen ein Gewitter wütete, viele Freunde und bekannte Gesichter, zu denen ihm die Namen gerade nicht einfielen.
Jule war jetzt fast zum Greifen nah, da tauchte neben ihrem Kopf das Gesicht des Typen auf, der sie festhielt: Tillmann. Er sah ganz anders aus als sonst: Die Augen mehr schwarz als blau, der Mund verzerrt, die Nasenflügel bebten und an seinem sonst so glatten, blassen Hals wurden Sehnen und Adern sichtbar.
„Maurice, hörst du mich?“, rief eine sanfte weibliche Stimme. Das war nicht Jule, das war seine Mutter. Er schlug kurz die Augen auf. Er konnte sie erkennen. Sie strich ihm sanft durchs Haar. „Mama.“, sagte er leise, dann glitt er zurück in die Dunkelheit.
Als er das nächste Mal erwachte, hörte er eine brüchige Stimme sagen: „…jetzt muss ich es auch zu Ende bringen.“
Er schlug die Augen auf. Vor seinem Bett stand sein Kumpel Tillmann.
„Hi.“, krächzte er.
„Hi.“, antwortete Tillmann, nachdem er kurz zusammengezuckt war.
„Was musst du zu Ende bringen?“, fragte Maurice.
„Nichts.“, sagte Tillmann und zitterte. Er blickte ängstlich in Maurices müde Augen. Er war ja von hinten gekommen, Maurice hatte ihn nicht bemerkt. Sicher wusste er nicht, wer ihm das Messer in den Rücken gerammt hatte, zumal niemand es Tillmann zuordnen konnte, denn er hatte es gefunden. Gut, er hatte Fingerabdrücke am Griff hinterlassen, aber wer würde schon auf die Idee kommen, ausgerechnet seine Abdrücke mit denen auf dem Messer abzugleichen? Er hatte seine Begehrlichkeiten in Bezug auf Jule stets geheimgehalten. Wenn er jetzt einen kühlen Kopf bewahrte, drohten ihm keine Konsequenzen. Er würde genau wie vorher mit Maurice und Jule in der Band spielen, zusammen auf die Sommerfreizeit fahren, sich mit ihnen im offenen Café treffen und am Wochenende durch die Clubs ziehen. Er würde eben noch eine Weile warten, bis Jule von selbst merkte, dass kein hübscher Kopf auf einem durchtrainierten Körper bei durchschnittlicher Intelligenz auf Dauer hielt, was er versprach. Sie war klug, sie würde sich für den Klügeren entscheiden. Das Leben selbst würde es für ihn zu Ende bringen und er bekam eine zweite Chance. Darum entschloss er sich, Maurice weiterhin treue Freundschaft vorzuheucheln. Er erkundigte sich nach seinem Befinden, ermahnte ihn, sich zu schonen und berichtete, was sich am Vormittag alles in der Schule ereignet hatte. Dann erklärte er, er wolle Maurice nicht überstrapazieren, er käme am nächsten Tag wieder.
Als Tillmann gegangen war, spürte Maurice Eiseskälte in sich hochkriechen. Er wusste nicht, warum er es wusste, aber er war sich absolut sicher. Als seine Mutter sein Zimmer betrat, sagte er: „Mama, ich will mit der Polizei reden. Ich glaube, ich weiß, wer versucht hat, mich umzubringen.“
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