Mittwoch, 13. August 2025
2nd Spoiler 22
c. fabry, 16:12h
1995
Den Schmerz der Zurückweisung durch den schönen Dietmar hatte Sigrid seit nunmehr einem Jahr beharrlich mit viel Arbeit betäubt. Wenn sie den ganzen Tag beschäftigt war, blieb zum Grübeln keine Zeit und abends fiel sie regelmäßig in einen bleiernen, traumlosen Schlaf. Doch die Selbstausbeutung und die verdrängte Kränkung forderten auf Dauer ihren Tribut. Es stellten sich körperliche Beschwerden ein, die sich schließlich nicht mehr ignorieren ließen. Ein entzündetes Schultergelenk schränkt die Bewegung ein und der Schmerz lässt sich nicht mit Aspirin oder Paracetamol betäuben. Sie suchte ihre Hausarztpraxis auf und geriet an einen jungen Arzt in Ausbildung, der deutlich freundlicher und sensibler zu Werke ging als ihr grobschlächtiger alter Hausarzt. Sie hatten nicht nur wegen des geringen Altersunterschiedes sofort einen Draht zueinander, unterhielten sich angeregt und machten Scherze. Sigrid war sofort schockverliebt, wischte den Gedanken aber beiseite, um nicht wieder enttäuscht, gedemütigt und verletzt zu werden.
Doch in den folgenden Monaten folgte eine Malaise auf die andere: Magenschleimhautentzündung, Drehschwindel, eine Herpesinfektion, Wadenkrämpfe und ein hartnäckiger grippaler Infekt.
So hatte sie immer wieder Kontakt zu dem sympathischen, jungen Mann und schließlich brach ihre innere Abwehr ein und sie begann, sich in ihren Tagträumen an seiner Seite zu sehen. Nach endlosen inneren Debatten zwischen ihrer Sehnsucht und ihrer Vernunft, setzte die Sehnsucht sich m Ende durch. Sie nahm all ihren Mut zusammen und fragte ihn an einem Mittwochvormittag bei einer Konsultation wegen einer Lappalie: „Hätten Sie vielleicht Lust, wenn Sie heute Feierabend machen, einen Kaffee mit mir trinken zu gehen?“
Er zuckte irritiert zusammen und erwiderte dann: „Oh, das geht leider nicht. Ich begleite meine Frau heute Nachmittag zu einer Ultraschall-Untersuchung ins Krankenhaus, wir bekommen bald unser erstes Kind.“
Er lächelte gewinnend.
Diese Information traf Sigrid wie ein Faustschlag in die Magengrube. Sie spürte ein unangenehmes Kribbeln im unteren Hinterkopf und musste sich für den Bruchteil einer Sekunde sammeln. Begeisterung heuchelnd erwiderte sie fröhlich: „Oh, das ist sehr erfreulich! Dann wünsche ich Ihnen alles Gute!“
Er bedankte sich und sie gab sich die allergrößte Mühe, sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen und die Praxis würdevoll zu verlassen.
Sie lud ihn nie wieder zum Kaffee ein.
Den Schmerz der Zurückweisung durch den schönen Dietmar hatte Sigrid seit nunmehr einem Jahr beharrlich mit viel Arbeit betäubt. Wenn sie den ganzen Tag beschäftigt war, blieb zum Grübeln keine Zeit und abends fiel sie regelmäßig in einen bleiernen, traumlosen Schlaf. Doch die Selbstausbeutung und die verdrängte Kränkung forderten auf Dauer ihren Tribut. Es stellten sich körperliche Beschwerden ein, die sich schließlich nicht mehr ignorieren ließen. Ein entzündetes Schultergelenk schränkt die Bewegung ein und der Schmerz lässt sich nicht mit Aspirin oder Paracetamol betäuben. Sie suchte ihre Hausarztpraxis auf und geriet an einen jungen Arzt in Ausbildung, der deutlich freundlicher und sensibler zu Werke ging als ihr grobschlächtiger alter Hausarzt. Sie hatten nicht nur wegen des geringen Altersunterschiedes sofort einen Draht zueinander, unterhielten sich angeregt und machten Scherze. Sigrid war sofort schockverliebt, wischte den Gedanken aber beiseite, um nicht wieder enttäuscht, gedemütigt und verletzt zu werden.
Doch in den folgenden Monaten folgte eine Malaise auf die andere: Magenschleimhautentzündung, Drehschwindel, eine Herpesinfektion, Wadenkrämpfe und ein hartnäckiger grippaler Infekt.
So hatte sie immer wieder Kontakt zu dem sympathischen, jungen Mann und schließlich brach ihre innere Abwehr ein und sie begann, sich in ihren Tagträumen an seiner Seite zu sehen. Nach endlosen inneren Debatten zwischen ihrer Sehnsucht und ihrer Vernunft, setzte die Sehnsucht sich m Ende durch. Sie nahm all ihren Mut zusammen und fragte ihn an einem Mittwochvormittag bei einer Konsultation wegen einer Lappalie: „Hätten Sie vielleicht Lust, wenn Sie heute Feierabend machen, einen Kaffee mit mir trinken zu gehen?“
Er zuckte irritiert zusammen und erwiderte dann: „Oh, das geht leider nicht. Ich begleite meine Frau heute Nachmittag zu einer Ultraschall-Untersuchung ins Krankenhaus, wir bekommen bald unser erstes Kind.“
Er lächelte gewinnend.
Diese Information traf Sigrid wie ein Faustschlag in die Magengrube. Sie spürte ein unangenehmes Kribbeln im unteren Hinterkopf und musste sich für den Bruchteil einer Sekunde sammeln. Begeisterung heuchelnd erwiderte sie fröhlich: „Oh, das ist sehr erfreulich! Dann wünsche ich Ihnen alles Gute!“
Er bedankte sich und sie gab sich die allergrößte Mühe, sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen und die Praxis würdevoll zu verlassen.
Sie lud ihn nie wieder zum Kaffee ein.
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