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Dienstag, 27. August 2024
Goeree Brugge en terug
c. fabry, 12:51h
Vor zwei Monaten hatten Kees und Corrie ihr Altersdomizil bezogen. Nun sollte alles anders werden. Die Luxuswohnung in der toten Schlafstadt Spijkenisse hatten sie eingetauscht gegen traditionelle opulente Räume in malerischer Umgebung mit Blick auf den verträumten und versandeten Hafen von Goedereede, einer kleinen Kaufmanns- und Fischerstadt mit grandioser Zukunft, deren Aussichten jäh von den Launen der Nordsee zerstört worden waren. Reiche Bauern hatten später die eindrucksvollen Bürgerhäuser bezogen und mittlerweile hatte sich die dörfliche Kleinstadt zu einer Perle nahe der Grenze zu Zeeland gemausert. Am Hafen, umgeben von historischen Prachtbauten – von denen Corrie und Kees nun eins bewohnten – lag ein lebendiger Marktplatz mit dreifacher Außengastronomie von solider Qualität. Hier, hatte Corrie beschlossen, würde Kees sich endlich das lästige Rauchen abgewöhnen, sich an der frischen Luft bewegen und ihr nicht auf die Nerven gehen, wenn sie in Ruhe ihren Stickereien und Patchworkarbeiten nachgehen wollte.
Doch mit der Rauchentwöhnung ging es schleppend voran: Kees durfte nur noch draußen vor der Tür qualmen und höchstens zwei Züge nehmen, dann musste er die Zigarette ausdrücken und mindestens eine Viertelstunde ohne Rauch auskommen. Das hob nicht gerade seine Stimmung. Bald schon erfand er Ausreden, um öfter vor die Tür zu gehen, zum Beispiel, um deutsche Touristen davon abzuhalten, mit dem Auto in die schmale Pieterstraat zu fahren. Da hatte er Corrie auf seiner Seite, die wild mit den Armen ruderte, um den begriffsstutzigen Moffen klar zu machen, dass ihr Auto dort nichts zu suchen hatte.
Corrie fühlte sich wohl in dem geräumigen Haus, aber sie hätte sich besser gefühlt, wenn sie es für sich allein gehabt hätte. Ihre Rente war nicht schlecht und noch war das gemeinsam Ersparte nicht aufgebraucht. Sie verstand mehr von Finanzen und Anlageoptionen als ihr Mann ihr zutraute und er hätte niemals zugelassen, dass sie sich einmischte.
Für das Wochenende war ein Aufenthalt in Brügge geplant. Kees hatte eine günstige AirBNB-Unterkunft gebucht, am Rand des historischen Stadtkerns. Und trotz ihrer beider arthrotischer Knie hatte Corrie entschieden, dass sie sich die Stadt vom höchsten Punkt des Belfort, dem Wahrzeichen Brügges, aus ansehen würden.
Die Unterkunft befand sich zwar in einem ordentlichen Viertel, es war auch alles sauber und funktionierte, aber das Haus war schrecklich eng und verbaut, mit vielen verschiedenen Ebenen und einem dunklen, schmalen und steilen Treppenhaus, in dem die Stifen auch noch mit dunkelbraunem Velours ausgelegt waren. In der Dachkammer, in der sie untergebracht waren, staute sich die Hitze, das Wetter war aber so unbeständig, dass sie nicht wagten, in ihrer Abwesenheit zu lüften.
Als Erstes unternahmen sie eine Bootsfahrt auf den Kanälen. Sie erfuhren, dass Brügge ein ähnliches Schicksal ereilt hatte wie Goedereede: Die Blütezeit der mittelalterlichen Handelsmetropole wurde infolge von Sturmfluten durch die Versandung des Hafens beendet. Die folgenden Jahrhunderte der Armut und Bedeutungslosigkeit bewahrten die Stadt vor baulichen Modernisierungen und machten nun ihren Charme aus. Jetzt war sie ein Touristenmagnet und hatte mit Schokoladengeschäften, Bier, Waffeln, Fritten, Spitzen, Museen, diversen Stadtführungen und ansprechender Innen- und Außengastronomie zu ihrem alten Glanz zurückgefunden. Die überwältigende Schönheit der Stadt rauschte jedoch an ihnen vorbei. An Kees, weil er sich nach einer Zigarette sehnte, an Corrie, weil sie Pläne für den morgigen Tag schmiedete.
Sie aßen Stoofvlees – belgisches Schmorfleisch – mit Rosenkohl und Fritten und tranken dazu Trappistenbier, auch wenn es das ebenso in Holland gab. Dann schlenderten sie noch ein wenig durch die Gassen, bis sie schließlich in ihrer Unterkunft das Fenster aufrissen und unfreiwillig die Mücken hereinließen. Sie schlossen das Fenster wieder, Corrie duschte und Kees jagte Mücken, nachdem er kurz vor der Tür eine ganze halbe Zigarette geraucht hatte. Schließlich war er im Urlaub. Danach nötigte Corrie ihn , ebenfalls zu duschen: „Ich will keinen alten Kerl neben mir im Bett, der nach Kohlfürzen, Schweiß und kaltem Rauch riecht.“ Das war eine Ansage.
Die Nacht war unruhig, nicht wegen irgendwelcher Geräusche, es war angenehm still hier, viel ruhiger als in Goedereede, wo bis in den späten Abend Musik und lautes Gelächter durch die denkmalgeschützten, einfach verglasten Fenster drang. Aber die stickige Wärme verursachte wirre Träume und häufiges Aufwachen. Am Morgen waren beide wie gerädert. Eine kalte Dusche brachte sie auf Trab, dazu ein Kaffee und ein Käsebrot in der AirBNB-Küche und auf ging es.
Zunächst musste Kees Corrie in das Kantcentrum begleiten, wo in früheren Zeiten traditionelle belgische Spitze geklöppelt wurde. Dort nahm er sich mehrere Auszeiten im Garten, für diverse Zigarettchen.
Danach stand eine Kutschfahrt auf dem Programm, denn Corrie wollte sich einmal im Leben fühlen wie eine Königin.
Nach einem einfachen Mittagessen löste Corrie Tickets für den Belfort, gegen 16.00 Uhr. Perfekt, um vorher noch Kaffee mit Waffeln zu genießen. Kees mopperte über den exorbitanten Eintrittspreis und dass sie sich zudem noch Herz und Knie ruinieren würden, aber Corrie blieb unbeugsam.
Gestärkt durch Kaffee und Butterwaffeln machten sie sich an den Aufstieg. Es war mühsam. Beide wurden schnell kurzatmig und klagten über schmerzende Kniegelenke, doch es gab kein zurück.
Oben angekommen mussten sie sich erst einmal setzen, um den Ausblick anschließend genießen zu können. Man sah bis über die Stadtgrenze hinaus ins Umland; früher konnte man so das Anrücken feindlicher Truppen rechtzeitig voraussagen.
Kees sollte ruhig noch einmal in alle Richtungen schauen, dann hielt Corrie Ausschau nach einer Gelegenheit. Alles war bestens gesichert hier oben und sie erinnerte sich, dass der Mann in dem Film freiwillig gesprungen war. Dazu würde sie Kees wohl kaum bewegen können. Enttäuscht machte sie sich an den Abstieg. Kees dagegen war bester Laune, überwältigt von der grandiosen Aussicht und der Menge von spektakulären Fotos auf seinem Mobiltelefon. Sie beehrten mehrere gastronomische Betriebe und machten sich schließlich angetrunken auf den Weg in ihre Unterkunft.
Kees wollte vor dem Schlafengehen noch eine rauchen. „Meinetwegen“, sagte Corrie, „wenn du dir danach die Zähne putzt.“
Als sie die steilen Treppen zur stickigen Schlafkammer hochstieg, kam ihr plötzlich ein Gedanke. In der Putzkammer auf dem Treppenabsatz wurde sie fündig.
Sie lüftete das Zimmer, ohne das Licht einzuschalten. Dann positionierte sie den Besenstiel an geeigneter Stelle und nahm im Wohnzimmer Platz.
Als Kees die Treppe emporstieg, rief sie: „Ich bin hier im Wohnzimmer. Ich lasse oben Luft rein, ohne das Licht anzumachen. Ich hab meine Brille auf dem Bett liegen lassen. Kannst du mir die eben holen?“
Versöhnlich gestimmt durch eine angemessene Dosis Nikotin stapfte Kees nach oben, um seiner Frau den Gefallen zu tun. Corrie löschte das ohnehin funzelige Licht im Treppenhaus und schob den Besenstiel durch das Treppengeländer. Kees stolperte wie geplant und stürzte krachend beide Stockwerke hinunter. Das Knacken des fünften Halswirbels war nicht zu überhören. Blitzschnell verstaute Corrie den Besen in der Abstellkammer, schaltete das Licht ein, lief zu Kees und schlug Alarm.
Der Arzt konnte nur noch seinen Tod feststellen. Für die Polizei lag hier ein eindeutiger Fall von alters- und alkoholbedingtem Sturz vor.
Beileidsbekundungen, ein paar Unterschriften, eine letzte Nacht in der stickigen Dachkammer und Corrie packte ihre Sachen. Auf dem braunen Teppich waren immerhin keine Blutspuren zu sehen. Auch die schmutzigen, weißen Laken, die in Körben im Eingangsbereich herumstanden, leuchteten unschuldig und wiesen keinerlei Spuren auf die Ereignisse auf. Das kleine historische Häuschen würdigte sie keines Blickes mehr. Sie wollte nur noch nach Hause, die Beisetzung organisieren und ihr Erbe antreten.
In Goedereede schien sich nichts verändert zu haben. Sie grüßte die Bronzestatue mit dem Pecheimer am Ortsrand, ein Denkmal für die Goedereeder Frauen, die im 15. Jahrhundert erfolgreich eine Horde Angreifer abwehrten, während ihre Männer allesamt auf See waren.
Als sie die Haustür hinter sich schloss, atmete sie tief durch. „Erstmal ein Bakje Troost“, murmelte sie, kochte einen kräftigen Kaffee und nahm im Wohnzimmer Platz. Danach packte sie noch in Ruhe aus und fütterte die Waschmaschine. Dann begann eine turbulente Zeit: Telefonate, Besuche beim Bestatter, Gäste, mitleidige, aber auch skeptische und missgünstige Blicke. Sie sagte sich täglich, dass sie dies nur für eine sehr begrenzte Zeit zu überstehen hatte.
Nach der Beisetzung, einem letzten Kopje Koffie mit angereisten Verwandten, dem tagelangen Aufräumen und Ausmisten und zahlreichen Besuchen bei Behörden, Anwälten und Notaren war das Leben mit Kees Geschichte. Es war ein sonniger Herbstmorgen, als sie vor die Tür trat, Menschen tummelten sich auf dem Wochenmarkt und die Carillons spielten „Land Of Hope And Glory“.
Corries neues Leben begann genau jetzt.
Doch mit der Rauchentwöhnung ging es schleppend voran: Kees durfte nur noch draußen vor der Tür qualmen und höchstens zwei Züge nehmen, dann musste er die Zigarette ausdrücken und mindestens eine Viertelstunde ohne Rauch auskommen. Das hob nicht gerade seine Stimmung. Bald schon erfand er Ausreden, um öfter vor die Tür zu gehen, zum Beispiel, um deutsche Touristen davon abzuhalten, mit dem Auto in die schmale Pieterstraat zu fahren. Da hatte er Corrie auf seiner Seite, die wild mit den Armen ruderte, um den begriffsstutzigen Moffen klar zu machen, dass ihr Auto dort nichts zu suchen hatte.
Corrie fühlte sich wohl in dem geräumigen Haus, aber sie hätte sich besser gefühlt, wenn sie es für sich allein gehabt hätte. Ihre Rente war nicht schlecht und noch war das gemeinsam Ersparte nicht aufgebraucht. Sie verstand mehr von Finanzen und Anlageoptionen als ihr Mann ihr zutraute und er hätte niemals zugelassen, dass sie sich einmischte.
Für das Wochenende war ein Aufenthalt in Brügge geplant. Kees hatte eine günstige AirBNB-Unterkunft gebucht, am Rand des historischen Stadtkerns. Und trotz ihrer beider arthrotischer Knie hatte Corrie entschieden, dass sie sich die Stadt vom höchsten Punkt des Belfort, dem Wahrzeichen Brügges, aus ansehen würden.
Die Unterkunft befand sich zwar in einem ordentlichen Viertel, es war auch alles sauber und funktionierte, aber das Haus war schrecklich eng und verbaut, mit vielen verschiedenen Ebenen und einem dunklen, schmalen und steilen Treppenhaus, in dem die Stifen auch noch mit dunkelbraunem Velours ausgelegt waren. In der Dachkammer, in der sie untergebracht waren, staute sich die Hitze, das Wetter war aber so unbeständig, dass sie nicht wagten, in ihrer Abwesenheit zu lüften.
Als Erstes unternahmen sie eine Bootsfahrt auf den Kanälen. Sie erfuhren, dass Brügge ein ähnliches Schicksal ereilt hatte wie Goedereede: Die Blütezeit der mittelalterlichen Handelsmetropole wurde infolge von Sturmfluten durch die Versandung des Hafens beendet. Die folgenden Jahrhunderte der Armut und Bedeutungslosigkeit bewahrten die Stadt vor baulichen Modernisierungen und machten nun ihren Charme aus. Jetzt war sie ein Touristenmagnet und hatte mit Schokoladengeschäften, Bier, Waffeln, Fritten, Spitzen, Museen, diversen Stadtführungen und ansprechender Innen- und Außengastronomie zu ihrem alten Glanz zurückgefunden. Die überwältigende Schönheit der Stadt rauschte jedoch an ihnen vorbei. An Kees, weil er sich nach einer Zigarette sehnte, an Corrie, weil sie Pläne für den morgigen Tag schmiedete.
Sie aßen Stoofvlees – belgisches Schmorfleisch – mit Rosenkohl und Fritten und tranken dazu Trappistenbier, auch wenn es das ebenso in Holland gab. Dann schlenderten sie noch ein wenig durch die Gassen, bis sie schließlich in ihrer Unterkunft das Fenster aufrissen und unfreiwillig die Mücken hereinließen. Sie schlossen das Fenster wieder, Corrie duschte und Kees jagte Mücken, nachdem er kurz vor der Tür eine ganze halbe Zigarette geraucht hatte. Schließlich war er im Urlaub. Danach nötigte Corrie ihn , ebenfalls zu duschen: „Ich will keinen alten Kerl neben mir im Bett, der nach Kohlfürzen, Schweiß und kaltem Rauch riecht.“ Das war eine Ansage.
Die Nacht war unruhig, nicht wegen irgendwelcher Geräusche, es war angenehm still hier, viel ruhiger als in Goedereede, wo bis in den späten Abend Musik und lautes Gelächter durch die denkmalgeschützten, einfach verglasten Fenster drang. Aber die stickige Wärme verursachte wirre Träume und häufiges Aufwachen. Am Morgen waren beide wie gerädert. Eine kalte Dusche brachte sie auf Trab, dazu ein Kaffee und ein Käsebrot in der AirBNB-Küche und auf ging es.
Zunächst musste Kees Corrie in das Kantcentrum begleiten, wo in früheren Zeiten traditionelle belgische Spitze geklöppelt wurde. Dort nahm er sich mehrere Auszeiten im Garten, für diverse Zigarettchen.
Danach stand eine Kutschfahrt auf dem Programm, denn Corrie wollte sich einmal im Leben fühlen wie eine Königin.
Nach einem einfachen Mittagessen löste Corrie Tickets für den Belfort, gegen 16.00 Uhr. Perfekt, um vorher noch Kaffee mit Waffeln zu genießen. Kees mopperte über den exorbitanten Eintrittspreis und dass sie sich zudem noch Herz und Knie ruinieren würden, aber Corrie blieb unbeugsam.
Gestärkt durch Kaffee und Butterwaffeln machten sie sich an den Aufstieg. Es war mühsam. Beide wurden schnell kurzatmig und klagten über schmerzende Kniegelenke, doch es gab kein zurück.
Oben angekommen mussten sie sich erst einmal setzen, um den Ausblick anschließend genießen zu können. Man sah bis über die Stadtgrenze hinaus ins Umland; früher konnte man so das Anrücken feindlicher Truppen rechtzeitig voraussagen.
Kees sollte ruhig noch einmal in alle Richtungen schauen, dann hielt Corrie Ausschau nach einer Gelegenheit. Alles war bestens gesichert hier oben und sie erinnerte sich, dass der Mann in dem Film freiwillig gesprungen war. Dazu würde sie Kees wohl kaum bewegen können. Enttäuscht machte sie sich an den Abstieg. Kees dagegen war bester Laune, überwältigt von der grandiosen Aussicht und der Menge von spektakulären Fotos auf seinem Mobiltelefon. Sie beehrten mehrere gastronomische Betriebe und machten sich schließlich angetrunken auf den Weg in ihre Unterkunft.
Kees wollte vor dem Schlafengehen noch eine rauchen. „Meinetwegen“, sagte Corrie, „wenn du dir danach die Zähne putzt.“
Als sie die steilen Treppen zur stickigen Schlafkammer hochstieg, kam ihr plötzlich ein Gedanke. In der Putzkammer auf dem Treppenabsatz wurde sie fündig.
Sie lüftete das Zimmer, ohne das Licht einzuschalten. Dann positionierte sie den Besenstiel an geeigneter Stelle und nahm im Wohnzimmer Platz.
Als Kees die Treppe emporstieg, rief sie: „Ich bin hier im Wohnzimmer. Ich lasse oben Luft rein, ohne das Licht anzumachen. Ich hab meine Brille auf dem Bett liegen lassen. Kannst du mir die eben holen?“
Versöhnlich gestimmt durch eine angemessene Dosis Nikotin stapfte Kees nach oben, um seiner Frau den Gefallen zu tun. Corrie löschte das ohnehin funzelige Licht im Treppenhaus und schob den Besenstiel durch das Treppengeländer. Kees stolperte wie geplant und stürzte krachend beide Stockwerke hinunter. Das Knacken des fünften Halswirbels war nicht zu überhören. Blitzschnell verstaute Corrie den Besen in der Abstellkammer, schaltete das Licht ein, lief zu Kees und schlug Alarm.
Der Arzt konnte nur noch seinen Tod feststellen. Für die Polizei lag hier ein eindeutiger Fall von alters- und alkoholbedingtem Sturz vor.
Beileidsbekundungen, ein paar Unterschriften, eine letzte Nacht in der stickigen Dachkammer und Corrie packte ihre Sachen. Auf dem braunen Teppich waren immerhin keine Blutspuren zu sehen. Auch die schmutzigen, weißen Laken, die in Körben im Eingangsbereich herumstanden, leuchteten unschuldig und wiesen keinerlei Spuren auf die Ereignisse auf. Das kleine historische Häuschen würdigte sie keines Blickes mehr. Sie wollte nur noch nach Hause, die Beisetzung organisieren und ihr Erbe antreten.
In Goedereede schien sich nichts verändert zu haben. Sie grüßte die Bronzestatue mit dem Pecheimer am Ortsrand, ein Denkmal für die Goedereeder Frauen, die im 15. Jahrhundert erfolgreich eine Horde Angreifer abwehrten, während ihre Männer allesamt auf See waren.
Als sie die Haustür hinter sich schloss, atmete sie tief durch. „Erstmal ein Bakje Troost“, murmelte sie, kochte einen kräftigen Kaffee und nahm im Wohnzimmer Platz. Danach packte sie noch in Ruhe aus und fütterte die Waschmaschine. Dann begann eine turbulente Zeit: Telefonate, Besuche beim Bestatter, Gäste, mitleidige, aber auch skeptische und missgünstige Blicke. Sie sagte sich täglich, dass sie dies nur für eine sehr begrenzte Zeit zu überstehen hatte.
Nach der Beisetzung, einem letzten Kopje Koffie mit angereisten Verwandten, dem tagelangen Aufräumen und Ausmisten und zahlreichen Besuchen bei Behörden, Anwälten und Notaren war das Leben mit Kees Geschichte. Es war ein sonniger Herbstmorgen, als sie vor die Tür trat, Menschen tummelten sich auf dem Wochenmarkt und die Carillons spielten „Land Of Hope And Glory“.
Corries neues Leben begann genau jetzt.
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