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Samstag, 30. Oktober 2021
Loslassen
c. fabry, 01:48h
Sicher fühlte sie sich, warm und geborgen, auch wenn der kühle Herbstwind durch die Ritzen pfiff und die Decke sich ein wenig klamm anfühlte. Sie kuschelte sich an die heiße Wärmflasche, spürte der sich ausbreitenden Entspannung in ihren geschundenen Beinmuskeln nach, ließ die Bilder des Tages Revue passieren, die Geräusche, die Gerüche.
Es knackte. Liebes altes Haus. Sie atmete tief durch. Endlich hatte sie ihre Ruhe. Zwei ganze Wochen lang.
Schlurfgeräusche. Kamen sicher von der Heizung. Dann knackte es wieder. Holz, das sich beim Trocknen zusammenzog. Dieses Haus war wie ein Kinderzimmer in einem großen, bewachten Anwesen. Die warmen Stuben der Anderen waren direkt nebenan, Wand an Wand. Sogar das Gegenüber fühlte sich an wie ein Teil desselben Gebäudes. Ein Sprung und man stand auf der anderen Straßenseite. Nachbarn konnten sich beim Essen gegenseitig auf die Teller gucken. Hier kannte man sich. Sogar sie war bekannt. Obwohl nur Gast, war sie doch schon oft genug hier gewesen. Sie war hier so behütet wie im Mutterleib.
Schritte auf der Treppe. Sie schmunzelte. Wie im Horrorfilm. Der Killer kommt die Stiege hoch.
Aber welche Erklärung gab es dafür? Niemand besaß einen Schlüssel außer dem Onkel hinterm Deich und der lag sicher längst im Bett.
Und plötzlich sah sie sich als Opfer, in die Matratze gedrückt mit zerrissener Nachtwäsche, schließlich mit durchgeschnittener Kehle in blutigen Laken. Nichts war mehr mit Geborgenheit. Die Gedanken reihten sich aneinander wie Maschinengewehrsalven. Sie schoss aus dem Bett, riss die Tür auf und schon sah sie den Schatten auf der Stiege. Er war noch nicht ganz oben angekommen. Sie versetzte ihm einen Stoß und er stürzte schreiend ins Dunkel.
Er rührte sich nicht mehr. Das konnte eine Finte sein. In Horrorfilmen standen die vermeintlich Besiegten urplötzlich wieder auf. Und noch einmal. Und wieder. Hier oben war keine Waffe. Sie musste über ihn steigen, um sich Hilfe zu holen. Es galt, einen ganzen Sack voller Hemmungen über Bord zu werfen. Ich will es überleben, sagte sie sich. Unversehrt. Sie ging bis zur Mitte der Stiege. Dann wagte sie einen beherzten Sprung und landete direkt auf dem Eindringling. Sie hörte, wie seine Rippen brachen. Er zuckte nicht einmal. Schemenhaft nahm sie die Stellung seines Kopfes wahr und tippte auf Genickbruch. Sie raste in die Küche, wo ihr Telefon lag, hastete auf die Straße, in die Sicherheit der Gemeinschaft. Der Schlüssel steckte von außen. Hatte sie ihn etwa stecken lassen? Das war unmöglich, sie erinnerte sich, wie sie ihn an seinem angestammten Platz abgelegt hatte, zusammen mit ihrer Geldbörse. Sie kontrollierte den Schlüsselkasten. Er stand offen. Der Täter hatte irgendwann den Code ausspioniert. War es etwa jemand von hier? Ihr Herz raste. Was war als nächstes zu tun? Wie lautete die Notrufnummer in den Niederlanden?
Sie würde Leo anrufen. Ihr Sohn wusste so etwas und der war sicher noch wach, die alte Nachteule. Sie wählte seine Nummer und wartete eine gefühlte Ewigkeit darauf, bis die Verbindung aufgebaut war. Aus dem Haus kam ein Geräusch. Es klang wie ein Klingelton. Leos Lieblingslied.
Es knackte. Liebes altes Haus. Sie atmete tief durch. Endlich hatte sie ihre Ruhe. Zwei ganze Wochen lang.
Schlurfgeräusche. Kamen sicher von der Heizung. Dann knackte es wieder. Holz, das sich beim Trocknen zusammenzog. Dieses Haus war wie ein Kinderzimmer in einem großen, bewachten Anwesen. Die warmen Stuben der Anderen waren direkt nebenan, Wand an Wand. Sogar das Gegenüber fühlte sich an wie ein Teil desselben Gebäudes. Ein Sprung und man stand auf der anderen Straßenseite. Nachbarn konnten sich beim Essen gegenseitig auf die Teller gucken. Hier kannte man sich. Sogar sie war bekannt. Obwohl nur Gast, war sie doch schon oft genug hier gewesen. Sie war hier so behütet wie im Mutterleib.
Schritte auf der Treppe. Sie schmunzelte. Wie im Horrorfilm. Der Killer kommt die Stiege hoch.
Aber welche Erklärung gab es dafür? Niemand besaß einen Schlüssel außer dem Onkel hinterm Deich und der lag sicher längst im Bett.
Und plötzlich sah sie sich als Opfer, in die Matratze gedrückt mit zerrissener Nachtwäsche, schließlich mit durchgeschnittener Kehle in blutigen Laken. Nichts war mehr mit Geborgenheit. Die Gedanken reihten sich aneinander wie Maschinengewehrsalven. Sie schoss aus dem Bett, riss die Tür auf und schon sah sie den Schatten auf der Stiege. Er war noch nicht ganz oben angekommen. Sie versetzte ihm einen Stoß und er stürzte schreiend ins Dunkel.
Er rührte sich nicht mehr. Das konnte eine Finte sein. In Horrorfilmen standen die vermeintlich Besiegten urplötzlich wieder auf. Und noch einmal. Und wieder. Hier oben war keine Waffe. Sie musste über ihn steigen, um sich Hilfe zu holen. Es galt, einen ganzen Sack voller Hemmungen über Bord zu werfen. Ich will es überleben, sagte sie sich. Unversehrt. Sie ging bis zur Mitte der Stiege. Dann wagte sie einen beherzten Sprung und landete direkt auf dem Eindringling. Sie hörte, wie seine Rippen brachen. Er zuckte nicht einmal. Schemenhaft nahm sie die Stellung seines Kopfes wahr und tippte auf Genickbruch. Sie raste in die Küche, wo ihr Telefon lag, hastete auf die Straße, in die Sicherheit der Gemeinschaft. Der Schlüssel steckte von außen. Hatte sie ihn etwa stecken lassen? Das war unmöglich, sie erinnerte sich, wie sie ihn an seinem angestammten Platz abgelegt hatte, zusammen mit ihrer Geldbörse. Sie kontrollierte den Schlüsselkasten. Er stand offen. Der Täter hatte irgendwann den Code ausspioniert. War es etwa jemand von hier? Ihr Herz raste. Was war als nächstes zu tun? Wie lautete die Notrufnummer in den Niederlanden?
Sie würde Leo anrufen. Ihr Sohn wusste so etwas und der war sicher noch wach, die alte Nachteule. Sie wählte seine Nummer und wartete eine gefühlte Ewigkeit darauf, bis die Verbindung aufgebaut war. Aus dem Haus kam ein Geräusch. Es klang wie ein Klingelton. Leos Lieblingslied.
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