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Sonntag, 19. Juni 2016
Missgünstig – abgeschlossener Kurzkrimi
c. fabry, 21:52h
Zornig warf Verena Prakownik den Hörer zurück auf die Gabel. Es war unfassbar, schon wieder waren es Bernhard Prase und Gesine Krysa, die ihr Knüppel zwischen die Beine warfen.
Prase war ein gnadenloser Erbsenzähler, ein leitender, städtischer Angestellter der in seiner Freizeit die Rasenkanten mit der Schere trimmte, seine Nachbarn terrorisierte und sich berufen sah, in der Kirchengemeinde für die Durchsetzung von Recht und Ordnung zu sorgen.
Noch schlimmer war Krysa, die als Deutsch- und Religions-Lehrerin am altsprachlichen Gymnasium schon Generationen von Schülerinnen und Schülern in die Depression, den Alkoholismus oder die Anorexie getrieben hatte und keine Frau mit Abitur und Hochschulabschluss in ihrem Umfeld ertrug, ohne sie mit ständigen Kritteleien und Quertreibereien zu drangsalieren, schon gar nicht, wenn die Frau erfolgreich und anerkannt war.
Gerade hatte Dirk Malicherny ihr den aktuellen Presbyteriums-Beschluss telefonisch mitgeteilt – nicht etwa freiwillig, oh nein, sie selbst hatte nachgefragt, weil ihre Maulwürfe sie alarmiert hatten. Sie hatte sofort den Vorsitzenden angerufen und gefragt: „Sag mal, Dirk, habt Ihr im Presbyterium eigentlich schon besprochen, welchen zeitlichen Spielraum ihr mir für einen Auflösungsvertrag gewähren könnt?“
„Ach Verena, ja wir haben da tatsächlich vorgestern drüber gesprochen und du müsstest dich an die gesetzlichen Fristen halten.“
„Aber so lange im Voraus kann ich keine Bewerbungen schreiben. Die Ausschreibungen stehen ja oft erst ein bis zwei Monate vor Besetzungstermin in den Stellenanzeigen.“
„Tja, da müsstest du dann auf eigenes Risiko kündigen.“
„Aber wie stellt ihr euch das vor? Wenn ich auf eigenes Risiko kündige und dann nicht direkt eine neue Stelle habe, bekomme ich kein Arbeitslosengeld. Mein Mann übernimmt nach mir die Elternzeit. Wir ständen praktisch ohne Einkommen da.“
„Ach so. Das ist natürlich ein Problem. Da solltest du vielleicht noch einmal mit Herrn Prase und Frau Krysa sprechen, die hätten für deine Situation sicher Verständnis.“
Jetzt sollte sie also den zwei von ihr meistgehassten Presbytern in den Anus kriechen, damit sie vielleicht doch noch eine Chance hatte, jemals die Stelle zu wechseln, ohne direkt in die Privatinsolvenz zu rutschen. Sie hatte die mündliche Zusage bekommen, ein Auflösungsvertrag sei kein Problem. Sie hatte eine kostspielige Anzeige aufgegeben, auf die sie mehrere Zuschriften erhalten hatte. Daraufhin hatte sie Bewerbungen geschrieben und demnächst standen zwei Gespräche an. Sie wollte sich beruflich verändern, einen familienfreundlicheren Arbeitsplatz finden, auf dem sie auch problemlos älter werden konnte, was man ja von der gemeindlichen Kinder- und Jugendarbeit nicht behaupten konnte. Was blieb ihr also anderes übrig, als in den sauren Apfel zu beißen und zwei demütigende Telefongespräche zu führen.
„Zuerst Prase“, dachte sie, „zum warm laufen. Krysa ist auf nüchternen Magen zu hart.“
Er nahm schon nach dem zweiten Klingeln ab, als habe er bereits am Apparat gelauert.
„Prase“, meldete er sich unheilverkündend.
„Ja, guten Tag, hier ist Verena Prakownik.“
„Ach Frau Prakownik. Wie geht es denn dem Nachwuchs?“
„Prächtig, danke. Ich habe ein Anliegen, Herr Prase. Sie wissen ja, dass ich mich gern beruflich verändern würde. Jetzt habe ich soeben erfahren, dass das Presbyterium von mir verlangt, mich bei der Kündigung des Beschäftigungsverhältnisses an die gesetzlichen Fristen zu halten. Normalerweise ist es in solchen Fällen durchaus üblich, einen Auflösungsvertrag zu machen, weil man sonst gar keine Möglichkeit hat, irgendwann die Stelle zu wechseln, denn wenn ich auf eigenes Risiko kündige, bekomme ich kein Arbeitslosengeld und meine Familie steht ohne Einkommen da.“
„Verdient Ihr Mann denn nichts?“
„Nein, der geht an meiner Stelle in Elternzeit. Wir wollen unser Kind nicht schon mit zwölf Monaten in die Kita geben.“
„Das ehrt Sie. Aber dann können Sie es doch versuchen, wenn Ihr Kind untergebracht ist und Ihr Mann wieder arbeiten kann.“
„Ich habe aber schon in eine Anzeige investiert, Bewerbungen geschrieben und demnächst zwei Gespräche.“
„Da sehen Sie. Sie finden sicher sofort was.“
„Aber wer weiß, wie der Arbeitsmarkt in zwei Jahren aussieht.“
„Ach, Frau Prakownik, so schnell ändert sich das nicht, lassen Sie sich das von einem alten Hasen gesagt sein. Aber ich muss das Gespräch jetzt beenden, ich habe gleich einen Termin. Nur Geduld. Da wird sich sicher irgendwann eine Lösung finden.“
Und schon hatte er aufgelegt. Wenn sie den gelegentlich von Vernunftanwandlungen heimgesuchten Prase nicht überzeugen konnte, brauchte sie es bei Gesine Krysa eigentlich gar nicht mehr versuchen. Aber vielleicht ließ die sich bändigen, wenn sie die Feminismus-Karte ausspielte.
Bei Familie Krysa dauerte es eine halbe Ewigkeit, bis sich endlich jemand meldete.
„Hier spricht Johann Hinrich Krysa. Wer ist da bitte?“, schnarrte der Sohn der an uferloser Selbstüberschätzung laborierenden Studienrätin in den Hörer.
„Hallo Johann“, antwortete Verena Prakownik. „Hier ist Verena. Ist deine Mutter zu sprechen?.“
„Ja, einen, Augenblick bitte.“
„Hallo, Frau Prakownik“, tönte es vom anderen Ende und Verena glaubte, das zu einer Maske wenig überzeugend zur Schau gestellter Freundlichkeit erstarrte Grinsen zu sehen, hinter dem Gesine Krysa ihre missgünstigen Triebe verbarg.
„Ich rufe an wegen des Presbyteriums-Beschlusses, der mich zwingt, im Rahmen der gesetzlichen Fristen zu kündigen, falls ich die Stelle wechseln will.“
„Niemand will Sie zu irgendetwas zwingen, Frau Prakownik. Wir sind doch keine Despoten.“
Verena musste sich auf die Zunge beißen, um nicht instinktiv zu widersprechen. Stattdessen sagte sie: „Das behaupte ich auch gar nicht, Frau Krysa, denn sonst hätte es ja keinen Zweck, das Gespräch zu suchen. Sehen Sie, ich bin in der misslichen Lage, für die nächste Zeit ein verlässliches Familieneinkommen sicherzustellen. Die Leute gehen immer noch davon aus, dass hierfür der Mann zuständig ist und die Frau nur arbeitet um das Grundgehalt aufzustocken oder um sich selbst zu verwirklichen. Nun ist es aber so, dass mit dem Ende der Elternzeit mein Mann die Betreuung unseres Kindes übernimmt und möglicherweise auch dann keine Stelle findet, wenn wir das Kind mit etwa drei Jahren in eine Kindertageseinrichtung geben. Wenn ich auf eigenes Risiko kündige, stehen wir ohne Einkommen da. Wenn ich mich beruflich nicht verändern kann, bin ich für den Arbeitsmarkt irgendwann verbrannt und dann haben sie eine alternde, teure Jugendreferentin, die sie bis zur Rente nicht mehr loswerden.“
„Also so dramatisch, wie Sie es jetzt darstellen ist die Situation ja nun nicht.“, antwortete Krysa und die Verärgerung war ihr deutlich anzumerken. „Sie müssen mir nichts von Vereinbarkeit von Beruf und Familie erklären, Frau Prakownik. Ich habe selbst drei Kinder und bin immer wieder nach kurzer Zeit in den Dienst zurückgekehrt, obwohl mein Mann voll gearbeitet hat. Emanzipation heißt nicht, dass es für uns Frauen leichter wird, wir müssen uns auch anstrengen und nach der Decke strecken und genau wie die Männer Risiken eingehen und um unseren Platz kämpfen. Und selbst, wenn es daneben gehen sollte. In unserem Land muss doch niemand verhungern. Machen Sie sich da mal nicht verrückt. Sie müssen auch verstehen, dass wir als Kirchengemeinde uns nicht von den plötzlichen Launen unserer Jugendreferentin abhängig machen können. Wir brauchen auch Verlässlichkeit, die Jugendarbeit ist uns nämlich wichtig, deswegen geben wir ja auch so viel Geld dafür aus. Vielleicht sollten Sie lieber dankbar sein, dass Sie als junge Mutter einen krisensicheren Arbeitsplatz innehaben. Bewerben Sie sich doch langfristig initiativ. Die Arbeitgeber werden es Ihnen danken, wenn Sie ihren aktuellen Brötchengeber nicht fallen lassen wie eine heiße Kartoffel. Vertragsbruch wird von niemandem geschätzt.“
Nach einigen Sekunden entgeisterten Schweigens fragte Verena: „Sie bleiben also bei Ihrer Haltung?“
„Aber selbstverständlich.“, erwiderte Gesine Krysa.
„Ja, dann einen schönen Tag noch.“, erwiderte die Jugendreferentin und legte auf.
Am Abend traf sich der Kirchenchor, in dem auch die beiden Presbyter sangen. Da sie dicht beieinander wohnten, gingen sie oft zu Fuß dorthin, so auch an diesem Abend. Nur kamen sie nie dort an.
Man fand sie noch in der Nacht, jemand hatte sie auf der Straße, die durch den Wald führte, angefahren und mehrmals mit dem PKW überrollt. Ärztliche Hilfe kam für beide zu spät.
Prase war ein gnadenloser Erbsenzähler, ein leitender, städtischer Angestellter der in seiner Freizeit die Rasenkanten mit der Schere trimmte, seine Nachbarn terrorisierte und sich berufen sah, in der Kirchengemeinde für die Durchsetzung von Recht und Ordnung zu sorgen.
Noch schlimmer war Krysa, die als Deutsch- und Religions-Lehrerin am altsprachlichen Gymnasium schon Generationen von Schülerinnen und Schülern in die Depression, den Alkoholismus oder die Anorexie getrieben hatte und keine Frau mit Abitur und Hochschulabschluss in ihrem Umfeld ertrug, ohne sie mit ständigen Kritteleien und Quertreibereien zu drangsalieren, schon gar nicht, wenn die Frau erfolgreich und anerkannt war.
Gerade hatte Dirk Malicherny ihr den aktuellen Presbyteriums-Beschluss telefonisch mitgeteilt – nicht etwa freiwillig, oh nein, sie selbst hatte nachgefragt, weil ihre Maulwürfe sie alarmiert hatten. Sie hatte sofort den Vorsitzenden angerufen und gefragt: „Sag mal, Dirk, habt Ihr im Presbyterium eigentlich schon besprochen, welchen zeitlichen Spielraum ihr mir für einen Auflösungsvertrag gewähren könnt?“
„Ach Verena, ja wir haben da tatsächlich vorgestern drüber gesprochen und du müsstest dich an die gesetzlichen Fristen halten.“
„Aber so lange im Voraus kann ich keine Bewerbungen schreiben. Die Ausschreibungen stehen ja oft erst ein bis zwei Monate vor Besetzungstermin in den Stellenanzeigen.“
„Tja, da müsstest du dann auf eigenes Risiko kündigen.“
„Aber wie stellt ihr euch das vor? Wenn ich auf eigenes Risiko kündige und dann nicht direkt eine neue Stelle habe, bekomme ich kein Arbeitslosengeld. Mein Mann übernimmt nach mir die Elternzeit. Wir ständen praktisch ohne Einkommen da.“
„Ach so. Das ist natürlich ein Problem. Da solltest du vielleicht noch einmal mit Herrn Prase und Frau Krysa sprechen, die hätten für deine Situation sicher Verständnis.“
Jetzt sollte sie also den zwei von ihr meistgehassten Presbytern in den Anus kriechen, damit sie vielleicht doch noch eine Chance hatte, jemals die Stelle zu wechseln, ohne direkt in die Privatinsolvenz zu rutschen. Sie hatte die mündliche Zusage bekommen, ein Auflösungsvertrag sei kein Problem. Sie hatte eine kostspielige Anzeige aufgegeben, auf die sie mehrere Zuschriften erhalten hatte. Daraufhin hatte sie Bewerbungen geschrieben und demnächst standen zwei Gespräche an. Sie wollte sich beruflich verändern, einen familienfreundlicheren Arbeitsplatz finden, auf dem sie auch problemlos älter werden konnte, was man ja von der gemeindlichen Kinder- und Jugendarbeit nicht behaupten konnte. Was blieb ihr also anderes übrig, als in den sauren Apfel zu beißen und zwei demütigende Telefongespräche zu führen.
„Zuerst Prase“, dachte sie, „zum warm laufen. Krysa ist auf nüchternen Magen zu hart.“
Er nahm schon nach dem zweiten Klingeln ab, als habe er bereits am Apparat gelauert.
„Prase“, meldete er sich unheilverkündend.
„Ja, guten Tag, hier ist Verena Prakownik.“
„Ach Frau Prakownik. Wie geht es denn dem Nachwuchs?“
„Prächtig, danke. Ich habe ein Anliegen, Herr Prase. Sie wissen ja, dass ich mich gern beruflich verändern würde. Jetzt habe ich soeben erfahren, dass das Presbyterium von mir verlangt, mich bei der Kündigung des Beschäftigungsverhältnisses an die gesetzlichen Fristen zu halten. Normalerweise ist es in solchen Fällen durchaus üblich, einen Auflösungsvertrag zu machen, weil man sonst gar keine Möglichkeit hat, irgendwann die Stelle zu wechseln, denn wenn ich auf eigenes Risiko kündige, bekomme ich kein Arbeitslosengeld und meine Familie steht ohne Einkommen da.“
„Verdient Ihr Mann denn nichts?“
„Nein, der geht an meiner Stelle in Elternzeit. Wir wollen unser Kind nicht schon mit zwölf Monaten in die Kita geben.“
„Das ehrt Sie. Aber dann können Sie es doch versuchen, wenn Ihr Kind untergebracht ist und Ihr Mann wieder arbeiten kann.“
„Ich habe aber schon in eine Anzeige investiert, Bewerbungen geschrieben und demnächst zwei Gespräche.“
„Da sehen Sie. Sie finden sicher sofort was.“
„Aber wer weiß, wie der Arbeitsmarkt in zwei Jahren aussieht.“
„Ach, Frau Prakownik, so schnell ändert sich das nicht, lassen Sie sich das von einem alten Hasen gesagt sein. Aber ich muss das Gespräch jetzt beenden, ich habe gleich einen Termin. Nur Geduld. Da wird sich sicher irgendwann eine Lösung finden.“
Und schon hatte er aufgelegt. Wenn sie den gelegentlich von Vernunftanwandlungen heimgesuchten Prase nicht überzeugen konnte, brauchte sie es bei Gesine Krysa eigentlich gar nicht mehr versuchen. Aber vielleicht ließ die sich bändigen, wenn sie die Feminismus-Karte ausspielte.
Bei Familie Krysa dauerte es eine halbe Ewigkeit, bis sich endlich jemand meldete.
„Hier spricht Johann Hinrich Krysa. Wer ist da bitte?“, schnarrte der Sohn der an uferloser Selbstüberschätzung laborierenden Studienrätin in den Hörer.
„Hallo Johann“, antwortete Verena Prakownik. „Hier ist Verena. Ist deine Mutter zu sprechen?.“
„Ja, einen, Augenblick bitte.“
„Hallo, Frau Prakownik“, tönte es vom anderen Ende und Verena glaubte, das zu einer Maske wenig überzeugend zur Schau gestellter Freundlichkeit erstarrte Grinsen zu sehen, hinter dem Gesine Krysa ihre missgünstigen Triebe verbarg.
„Ich rufe an wegen des Presbyteriums-Beschlusses, der mich zwingt, im Rahmen der gesetzlichen Fristen zu kündigen, falls ich die Stelle wechseln will.“
„Niemand will Sie zu irgendetwas zwingen, Frau Prakownik. Wir sind doch keine Despoten.“
Verena musste sich auf die Zunge beißen, um nicht instinktiv zu widersprechen. Stattdessen sagte sie: „Das behaupte ich auch gar nicht, Frau Krysa, denn sonst hätte es ja keinen Zweck, das Gespräch zu suchen. Sehen Sie, ich bin in der misslichen Lage, für die nächste Zeit ein verlässliches Familieneinkommen sicherzustellen. Die Leute gehen immer noch davon aus, dass hierfür der Mann zuständig ist und die Frau nur arbeitet um das Grundgehalt aufzustocken oder um sich selbst zu verwirklichen. Nun ist es aber so, dass mit dem Ende der Elternzeit mein Mann die Betreuung unseres Kindes übernimmt und möglicherweise auch dann keine Stelle findet, wenn wir das Kind mit etwa drei Jahren in eine Kindertageseinrichtung geben. Wenn ich auf eigenes Risiko kündige, stehen wir ohne Einkommen da. Wenn ich mich beruflich nicht verändern kann, bin ich für den Arbeitsmarkt irgendwann verbrannt und dann haben sie eine alternde, teure Jugendreferentin, die sie bis zur Rente nicht mehr loswerden.“
„Also so dramatisch, wie Sie es jetzt darstellen ist die Situation ja nun nicht.“, antwortete Krysa und die Verärgerung war ihr deutlich anzumerken. „Sie müssen mir nichts von Vereinbarkeit von Beruf und Familie erklären, Frau Prakownik. Ich habe selbst drei Kinder und bin immer wieder nach kurzer Zeit in den Dienst zurückgekehrt, obwohl mein Mann voll gearbeitet hat. Emanzipation heißt nicht, dass es für uns Frauen leichter wird, wir müssen uns auch anstrengen und nach der Decke strecken und genau wie die Männer Risiken eingehen und um unseren Platz kämpfen. Und selbst, wenn es daneben gehen sollte. In unserem Land muss doch niemand verhungern. Machen Sie sich da mal nicht verrückt. Sie müssen auch verstehen, dass wir als Kirchengemeinde uns nicht von den plötzlichen Launen unserer Jugendreferentin abhängig machen können. Wir brauchen auch Verlässlichkeit, die Jugendarbeit ist uns nämlich wichtig, deswegen geben wir ja auch so viel Geld dafür aus. Vielleicht sollten Sie lieber dankbar sein, dass Sie als junge Mutter einen krisensicheren Arbeitsplatz innehaben. Bewerben Sie sich doch langfristig initiativ. Die Arbeitgeber werden es Ihnen danken, wenn Sie ihren aktuellen Brötchengeber nicht fallen lassen wie eine heiße Kartoffel. Vertragsbruch wird von niemandem geschätzt.“
Nach einigen Sekunden entgeisterten Schweigens fragte Verena: „Sie bleiben also bei Ihrer Haltung?“
„Aber selbstverständlich.“, erwiderte Gesine Krysa.
„Ja, dann einen schönen Tag noch.“, erwiderte die Jugendreferentin und legte auf.
Am Abend traf sich der Kirchenchor, in dem auch die beiden Presbyter sangen. Da sie dicht beieinander wohnten, gingen sie oft zu Fuß dorthin, so auch an diesem Abend. Nur kamen sie nie dort an.
Man fand sie noch in der Nacht, jemand hatte sie auf der Straße, die durch den Wald führte, angefahren und mehrmals mit dem PKW überrollt. Ärztliche Hilfe kam für beide zu spät.
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