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Sonntag, 5. Juni 2016
Ein Pfarrer verschwindet – Kurzkrimi in vier Teilen – Teil IV
c. fabry, 14:25h
Er stellte sich vor als Hartmut Seliger, er singe seit fünfzehn Jahren im Kirchenchor und kenne den Pfarrer auch aus Gottesdiensten und verschiedenen Gemeindekreisen, die er in den vergangenen beiden Dekaden besucht habe. Herr seliger räusperte sich sichtlich verlegen, bevor er zur Sache kam: „Also vor ein paar Monaten gab es einen Reihe von Gesprächsabenden zum Johannesevangelium. Da ging es auch um die Sünderin, die beim Ehebruch erwischt worden war und gesteinigt werden sollte. Er brachte das Gespräch auf die Frage, ob es nicht normal sei, zumindest in Gedanken die Ehe zu brechen, so dass ich mich fragte, ob er es nicht schon tatsächlich getan hatte und versuchte, die Gemeinde in sich rechtfertigender Weise darauf vorzubereiten. Ich habe keine Ahnung, ob er eine Geliebte hat, mir ist auch nichts aufgefallen und auf die Gerüchte, die die Kindergartenleiterin betreffen, gebe ich nichts, aber er schien mir schon seit Längerem nicht mehr so recht bei der Sache, als sei er in die innere Emigration gegangen und mit etwas völlig Anderem beschäftigt.“
Die Beamten bedankten sich für die Aussage und gaben Seliger ihre Karte mit der Bitte, auch die anderen im Chor darauf hinzuweisen, dass man sie jederzeit über das Polizeipräsidium erreichen könne, falls noch jemandem etwas einfiele.
Am nächsten Tag war es dann soweit. Gegen Mittag erschien eine aparte junge Frau im Präsidium, die sich als Karin Hillenkötter vorstellte. Sie leitete den Kindergarten in der Gemeinde und hatte den Beamten etwas mitzuteilen: „Ich war seit längerer Zeit mit Herrn Sornig im Gespräch, weil es in unserer Kita einen äußerst brisanten Personalfall gab. Eine unserer Mitarbeiterinnen – Annette Rusch – steuerte zu einem gewissen Zeitpunkt offenkundig auf ein Burnout-Syndrom zu. All meine Versuche, sie zu bewegen, sich professionelle Hilfe zu holen wies sie brüsk zurück. Sie arbeitete unzuverlässig, bisweilen sogar unverantwortlich und die Kolleginnen reagierten darauf nicht immer besonders feinfühlig, weil sich dadurch ja auch ihre Arbeitsbelastung enorm erhöhte und Frau Rusch ihre Fehler niemals zugab. Als sie schließlich tatsächlich zusammenbrach, warf sie mir und dem Team Mobbing und Bossing vor und wir haben eine Menge Ärger und wollen unbedingt vermeiden, dass es am Ende zu einem Rechtsstreit kommt. Nun hat Frau Rusch vor etwa zwei Wochen Herrn Sornig persönlich belästigt. Sie stand vor seiner Tür und verlangte ein Gespräch, dabei ist sie wohl sehr ausfallend geworden, so dass er sie schließlich seines Hauses verwiesen hat. Ich will keine falschen Verdächtigungen aussprechen, aber ich halte es für möglich, dass sie ihm aus Rache etwas angetan hat.“
Die Beamten nahmen die Aussage der KiTa-Leiterin zu Protokoll und hatten Verständnis dafür, dass sie umgehend an ihren Arbeitsplatz zurückkehren musste. Gerade wollten sie den Kontakt zu der zu überprüfenden Person herstellen, da betrat
Regina Sornig zaghaft Kellers und Kerkenbrocks Büro.
„Guten Morgen Frau Sornig.“, begrüßte Keller sie. „Was können wir für Sie tun?“
„Gar nichts, fürchte ich.“, antwortete sie. „Aber vielleicht kann ich etwas für Sie tun, damit Sie den Fall abschließen können.“
„Setzen Sie sich doch!“
Die blasse Frau mittleren Alters nahm zitternd Platz. Dann begann sie zu reden: „Heute Morgen stand ein Mitarbeiter unserer Bank vor der Tür und bat mich um ein persönliches Gespräch. Er fragte mich, ob es mit rechten Dingen zugehe, dass eine erhebliche Summe vom Girokonto auf ein Konto im Ausland überwiesen worden sei. Ich erklärte ihm, dass mir davon nichts bekannt sei, dass aber mein Mann seit Dienstag verschwunden sei und fragte ihn um welches Ausland es sich handele – und um welche Summe. Die Bank ist in Thailand und bei der Summe handelt es sich um acht Millionen Euro.“
Kerkenbrock schluckte. „Wie kommt er an so viel Geld?“
„Er hat es wohl im Lotto gewonnen. Ich habe danach seinen Schreibtisch durchsucht und den Zettel gefunden, den man von Hand ausfüllt, bevor er eingelesen wird und man diesen seltsamen Beleg bekommt, der aussieht wie aus dem Thermodrucker. Ich bin auf die Lotto-Seite gegangen und habe die Zahlen auf dem Zettel mit den Gewinnzahlen vom Wochenende verglichen. Sechs Richtige plus Superzahl. Er hat abgeräumt und ist damit abgehauen.“
„Sind Sie sicher, dass er das Geld überwiesen hat?“
„Er hat selbst den Flug gebucht.“
„Und für Sie hat er nichts zurück gelassen?“
„Doch, seine Klamotten, die Möbel, die Katze, die Kinder und die ganze Verantwortung.“
ENDE
Die Beamten bedankten sich für die Aussage und gaben Seliger ihre Karte mit der Bitte, auch die anderen im Chor darauf hinzuweisen, dass man sie jederzeit über das Polizeipräsidium erreichen könne, falls noch jemandem etwas einfiele.
Am nächsten Tag war es dann soweit. Gegen Mittag erschien eine aparte junge Frau im Präsidium, die sich als Karin Hillenkötter vorstellte. Sie leitete den Kindergarten in der Gemeinde und hatte den Beamten etwas mitzuteilen: „Ich war seit längerer Zeit mit Herrn Sornig im Gespräch, weil es in unserer Kita einen äußerst brisanten Personalfall gab. Eine unserer Mitarbeiterinnen – Annette Rusch – steuerte zu einem gewissen Zeitpunkt offenkundig auf ein Burnout-Syndrom zu. All meine Versuche, sie zu bewegen, sich professionelle Hilfe zu holen wies sie brüsk zurück. Sie arbeitete unzuverlässig, bisweilen sogar unverantwortlich und die Kolleginnen reagierten darauf nicht immer besonders feinfühlig, weil sich dadurch ja auch ihre Arbeitsbelastung enorm erhöhte und Frau Rusch ihre Fehler niemals zugab. Als sie schließlich tatsächlich zusammenbrach, warf sie mir und dem Team Mobbing und Bossing vor und wir haben eine Menge Ärger und wollen unbedingt vermeiden, dass es am Ende zu einem Rechtsstreit kommt. Nun hat Frau Rusch vor etwa zwei Wochen Herrn Sornig persönlich belästigt. Sie stand vor seiner Tür und verlangte ein Gespräch, dabei ist sie wohl sehr ausfallend geworden, so dass er sie schließlich seines Hauses verwiesen hat. Ich will keine falschen Verdächtigungen aussprechen, aber ich halte es für möglich, dass sie ihm aus Rache etwas angetan hat.“
Die Beamten nahmen die Aussage der KiTa-Leiterin zu Protokoll und hatten Verständnis dafür, dass sie umgehend an ihren Arbeitsplatz zurückkehren musste. Gerade wollten sie den Kontakt zu der zu überprüfenden Person herstellen, da betrat
Regina Sornig zaghaft Kellers und Kerkenbrocks Büro.
„Guten Morgen Frau Sornig.“, begrüßte Keller sie. „Was können wir für Sie tun?“
„Gar nichts, fürchte ich.“, antwortete sie. „Aber vielleicht kann ich etwas für Sie tun, damit Sie den Fall abschließen können.“
„Setzen Sie sich doch!“
Die blasse Frau mittleren Alters nahm zitternd Platz. Dann begann sie zu reden: „Heute Morgen stand ein Mitarbeiter unserer Bank vor der Tür und bat mich um ein persönliches Gespräch. Er fragte mich, ob es mit rechten Dingen zugehe, dass eine erhebliche Summe vom Girokonto auf ein Konto im Ausland überwiesen worden sei. Ich erklärte ihm, dass mir davon nichts bekannt sei, dass aber mein Mann seit Dienstag verschwunden sei und fragte ihn um welches Ausland es sich handele – und um welche Summe. Die Bank ist in Thailand und bei der Summe handelt es sich um acht Millionen Euro.“
Kerkenbrock schluckte. „Wie kommt er an so viel Geld?“
„Er hat es wohl im Lotto gewonnen. Ich habe danach seinen Schreibtisch durchsucht und den Zettel gefunden, den man von Hand ausfüllt, bevor er eingelesen wird und man diesen seltsamen Beleg bekommt, der aussieht wie aus dem Thermodrucker. Ich bin auf die Lotto-Seite gegangen und habe die Zahlen auf dem Zettel mit den Gewinnzahlen vom Wochenende verglichen. Sechs Richtige plus Superzahl. Er hat abgeräumt und ist damit abgehauen.“
„Sind Sie sicher, dass er das Geld überwiesen hat?“
„Er hat selbst den Flug gebucht.“
„Und für Sie hat er nichts zurück gelassen?“
„Doch, seine Klamotten, die Möbel, die Katze, die Kinder und die ganze Verantwortung.“
ENDE
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