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Sonntag, 29. Mai 2016
Glockenschlag, Kurzkrimi – Teil II
c. fabry, 15:53h
Im Anschluss an den Gottesdienst verzogen sich Keller und seine junge Kollegin in eine diskrete Ecke. „Also“, sagte sie, „Raus damit. Was ist Ihnen klar geworden?“
„Der Pfarrer war‘s.“
„Wie kommen Sie darauf?“
„Haben Sie mitbekommen, wie er den Chablis lobhudelte, den er zum Abendmahl ausschenkt?“
„Einschenkt“
“Jetzt seien Sie doch nicht so kleinkariert lutherisch, Kerkenbrock. Er hat jedenfalls betont, das sei der beste Chablis vom örtlichen Weinhändler. Tatsächlich standen im Schrank in der Sakristei aber nur Flaschen eines Discounter-Chablis. Ich weiß das, den trinke ich auch immer, den gibt es häufig für 3,99 im Angebot.“
„Aber wo bitte erkennen Sie da ein Mordmotiv?“
„Ganz einfach: Der Pfarrer kauft Abendmahlswein für die Gemeinde beim Luxusweinhändler, rechnet alles ordnungsgemäß ab, kauft dann aus seinem privaten Etat den billigen Discounter-Wein, tauscht die Flaschen aus und stellt sich das edle Tröpfchen in den eigenen Weinkeller.“
„So ein Quatsch! Wissen Sie was ein Pfarrer verdient? Der kann sich doch einen guten Wein leisten.“
„Der verdient auch nicht mehr als ich und gerade unter den Besserverdienenden wimmelt es von Geizkragen, die überall sparen, damit sie sich am Ende noch mehr leisten können, um ihren Genuss zu vermehren oder anzugeben.“
„Auch wieder wahr. Aber das Motiv erkenne ich immer noch nicht.“
„Na, der Küster ist ihm drauf gekommen. Hat vielleicht genau wie ich gesehen, dass der Chablis im Schrank nicht der ist, für den er ausgegeben wird. Vielleicht hat er den Pfarrer zur Rede gestellt, vielleicht auch einfach nur ganz unschuldig seiner Verwunderung Ausdruck verliehen. Vermutlich dachte der Theologe, dass so ein bildungsferner Handwerker, wie Peter Braun einer war, sich mit Wein gar nicht auskennt. Wenn der ihn aber hätte auffliegen lassen, wäre er erledigt gewesen.“
„Das ist in der Tat ein Motiv. Und die Gelegenheit hatte er auch. Niemand wundert sich, wenn der Pfarrer um die Kirche herum lungert und wenn er ein Kabel im hohen Gras verschwinden lässt, denken alle, dass das schon seine Ordnung haben wird. Sterben konnte dabei nur derjenige, der den Aufsitzmäher fuhr. Was für ein eiskalter Plan.“
„Also, unterhalten wir uns jetzt mit dem Kämmerer?“
„Sie meinen mit dem Finanzkirchmeister?“
„Ja, meinetwegen und dann mit dem Elektriker und danach mit möglichst vielen Zeugen. Wir sollten Verstärkung anfordern. Ich will den Fall heute noch abschließen.“
„Warum das denn?“
„Hab‘ noch ‘ne Einladung zum Kaffeetrinken.“
ENDE
„Der Pfarrer war‘s.“
„Wie kommen Sie darauf?“
„Haben Sie mitbekommen, wie er den Chablis lobhudelte, den er zum Abendmahl ausschenkt?“
„Einschenkt“
“Jetzt seien Sie doch nicht so kleinkariert lutherisch, Kerkenbrock. Er hat jedenfalls betont, das sei der beste Chablis vom örtlichen Weinhändler. Tatsächlich standen im Schrank in der Sakristei aber nur Flaschen eines Discounter-Chablis. Ich weiß das, den trinke ich auch immer, den gibt es häufig für 3,99 im Angebot.“
„Aber wo bitte erkennen Sie da ein Mordmotiv?“
„Ganz einfach: Der Pfarrer kauft Abendmahlswein für die Gemeinde beim Luxusweinhändler, rechnet alles ordnungsgemäß ab, kauft dann aus seinem privaten Etat den billigen Discounter-Wein, tauscht die Flaschen aus und stellt sich das edle Tröpfchen in den eigenen Weinkeller.“
„So ein Quatsch! Wissen Sie was ein Pfarrer verdient? Der kann sich doch einen guten Wein leisten.“
„Der verdient auch nicht mehr als ich und gerade unter den Besserverdienenden wimmelt es von Geizkragen, die überall sparen, damit sie sich am Ende noch mehr leisten können, um ihren Genuss zu vermehren oder anzugeben.“
„Auch wieder wahr. Aber das Motiv erkenne ich immer noch nicht.“
„Na, der Küster ist ihm drauf gekommen. Hat vielleicht genau wie ich gesehen, dass der Chablis im Schrank nicht der ist, für den er ausgegeben wird. Vielleicht hat er den Pfarrer zur Rede gestellt, vielleicht auch einfach nur ganz unschuldig seiner Verwunderung Ausdruck verliehen. Vermutlich dachte der Theologe, dass so ein bildungsferner Handwerker, wie Peter Braun einer war, sich mit Wein gar nicht auskennt. Wenn der ihn aber hätte auffliegen lassen, wäre er erledigt gewesen.“
„Das ist in der Tat ein Motiv. Und die Gelegenheit hatte er auch. Niemand wundert sich, wenn der Pfarrer um die Kirche herum lungert und wenn er ein Kabel im hohen Gras verschwinden lässt, denken alle, dass das schon seine Ordnung haben wird. Sterben konnte dabei nur derjenige, der den Aufsitzmäher fuhr. Was für ein eiskalter Plan.“
„Also, unterhalten wir uns jetzt mit dem Kämmerer?“
„Sie meinen mit dem Finanzkirchmeister?“
„Ja, meinetwegen und dann mit dem Elektriker und danach mit möglichst vielen Zeugen. Wir sollten Verstärkung anfordern. Ich will den Fall heute noch abschließen.“
„Warum das denn?“
„Hab‘ noch ‘ne Einladung zum Kaffeetrinken.“
ENDE
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