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Donnerstag, 26. Mai 2016
Böser Wolf – abgeschlossener Kurzkrimi
c. fabry, 00:50h
„Ewald? Ach was, das glaube ich nicht. Mit solchen Anschuldigungen muss man ganz vorsichtig sein. Da spinnt sich einer was zurecht und dann bleibt es für den Rest des Lebens an dem falsch Beschuldigten hängen.“
…
„Dann ist das Kind eben etwas überempfindlich. Schüchterne Mädchen kriegen doch schon rote Ohren, wenn man sie einfach nur direkt anspricht oder wenn man ihnen die Hand gibt.“
…
„Wer sagt das?“
…
„Mein Gott! Sie ist erwachsen! Soll sie ihm sagen, dass er das lassen soll. Was hat er denn schon gemacht?“
…
„Das ist zugegebenermaßen etwas eklig, wenn sie es denn mit ihrer Darstellung nicht übertrieben hat. Aber ich betone noch einmal, sie ist eine Frau und kein Kind, sie kann sich wehren.“
…
„Wieso das denn?“
….
Was soll ein Chorleiter denn schon anstellen können, um einer Organistin das Leben schwer zu machen?
…
Katja hat Alpträume wegen Ewald? Das klingt mir aber arg nach Räuberpistole. Vielleicht sollte sie mal ihren Kopf nachgucken lassen, dann sieht sie auch nicht mehr in jedem über sechzig Jährigen einen Päderasten. Ich muss jetzt los, hab‘ gleich ‘n Zahnarzt-Termin.“
Carola legt auf. „Mein Gott, diese hysterischen Rollkragen-Muschis. Hoffentlich geht sie damit nicht hausieren.“
Carola sortiert den Posteingang. Zwischen den Briefen findet sie ein Foto, ausgedruckt auf Normalpapier in miserabler Qualität, aber in DinA4. Der Kinderchor adrett herausgeputzt zum Gruppenfoto. Ganz rechts hat jemand mit einem fetten Faserstift drei Kreise gezogen. Ewald, der Chorleiter steht neben den Kindern, direkt an seiner Seite die kleine Josefine. Der erste Kreis umgibt Ewalds Gesicht: selbstgefällig und überlegen lächelnd mit fast schon entrücktem Blick. Der zweite Kreis umschließt Josefines Kopf. Sie ist blass, nicht die Spur eines Lächelns spielt um ihre Lippen und die Augen scheinen leer. Der dritte Kreis befindet sich an der Stelle, an der Ewalds Hand hinter Josefines Rücken verschwindet. In Hüfthöhe. Carola hört Schritte. Als sie die aufsieht, blickt sie in zwei eisblaue Augen und weiß Bescheid.
…
„Dann ist das Kind eben etwas überempfindlich. Schüchterne Mädchen kriegen doch schon rote Ohren, wenn man sie einfach nur direkt anspricht oder wenn man ihnen die Hand gibt.“
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„Wer sagt das?“
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„Mein Gott! Sie ist erwachsen! Soll sie ihm sagen, dass er das lassen soll. Was hat er denn schon gemacht?“
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„Das ist zugegebenermaßen etwas eklig, wenn sie es denn mit ihrer Darstellung nicht übertrieben hat. Aber ich betone noch einmal, sie ist eine Frau und kein Kind, sie kann sich wehren.“
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„Wieso das denn?“
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Was soll ein Chorleiter denn schon anstellen können, um einer Organistin das Leben schwer zu machen?
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Katja hat Alpträume wegen Ewald? Das klingt mir aber arg nach Räuberpistole. Vielleicht sollte sie mal ihren Kopf nachgucken lassen, dann sieht sie auch nicht mehr in jedem über sechzig Jährigen einen Päderasten. Ich muss jetzt los, hab‘ gleich ‘n Zahnarzt-Termin.“
Carola legt auf. „Mein Gott, diese hysterischen Rollkragen-Muschis. Hoffentlich geht sie damit nicht hausieren.“
Carola sortiert den Posteingang. Zwischen den Briefen findet sie ein Foto, ausgedruckt auf Normalpapier in miserabler Qualität, aber in DinA4. Der Kinderchor adrett herausgeputzt zum Gruppenfoto. Ganz rechts hat jemand mit einem fetten Faserstift drei Kreise gezogen. Ewald, der Chorleiter steht neben den Kindern, direkt an seiner Seite die kleine Josefine. Der erste Kreis umgibt Ewalds Gesicht: selbstgefällig und überlegen lächelnd mit fast schon entrücktem Blick. Der zweite Kreis umschließt Josefines Kopf. Sie ist blass, nicht die Spur eines Lächelns spielt um ihre Lippen und die Augen scheinen leer. Der dritte Kreis befindet sich an der Stelle, an der Ewalds Hand hinter Josefines Rücken verschwindet. In Hüfthöhe. Carola hört Schritte. Als sie die aufsieht, blickt sie in zwei eisblaue Augen und weiß Bescheid.
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