Freitag, 8. November 2019
german limerick
Woll'n zwanzig Nazis demonstrieren,
müssen zweitausend Demokraten frieren.
Polizisten frieren auch,
alle haben Wut im Bauch.
Liegt dann der Nazi tot im Keller,
war der Himmel wieder schneller.

Was ist passiert?

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Montag, 4. November 2019
Nie zweimal in diesselbe Scheiße
Im Licht des Deckenstrahlers wirkte B. H.s Gesicht noch wächserner als im Scheinwerferlicht oder war es teigig? Der Kommissar konnte sich nicht so ganz entscheiden, es war schon bleich wie Hefeteig, aber aufgedunsen war der Mann nicht, einfach nur farblos, genauso wie seine Gletschereis-blauen Augen. Wenn man geradewegs in die hineinsah, fing man sofort an zu frieren.
Die Hände hatte er betont entspannt im Schoß der übereinander geschlagenen Beine abgelegt. Sehr gepflegte Hände, blitzsauber manikürte Nägel, nein der Herr H. machte sich die Finger nicht schmutzig, das überließ er seinen haarlosen Ungeheuern. Aber zwei bekannte Politiker waren tot, und die Aggression war ohne Zweifel von rechts gekommen. Und B.H., der auf Ossi machte, obwohl er im Westen aufgewachsen war, wenn auch kein Österreicher, der auf Deutscher machte, hatte zumindest deutlich dazu beigetragen, den Hass zu schüren, der in diesen grausamen Bluttaten gipfelte.
„Herr H.“, begann der Kommissar das Verhör. „In Ihren Veröffentlichungen fordern Sie immer wieder die – ich zitiere: „Säuberung Deutschlands von kulturfremden Menschen.“ Sind diese beiden Todesfälle der Anfang?“
„Wenn Sie das so sehen.“, erwiderte B. H. „Ich habe allerdings nichts damit zu tun.“
„Nein, natürlich nicht. Die Tatsache, dass einer der beiden über einen Migrationshintergrund verfügte, ist vermutlich auch nur dem Zufall geschuldet, nicht wahr?“
„Entschuldigen Sie bitte, aber wenn in England plötzlich ein Pakistani einen wichtigen Ministerposten besetzen würde, käme es da auch zu Ausschreitungen. Man will sich doch in seinem eigenen Land nicht von einem Zugereisten sagen lassen, was man zu tun und zu lassen hat.“
„Aber die Menschen, die zu uns gekommen sind, sind doch jetzt da und gehören dazu, das sind doch keine Zugereisten.“
"Neben dem Schutz unserer nationalen und europäischen Außengrenzen wird ein groß angelegtes Remigrationsprojekt notwendig sein."
„Ach, und das setzen Sie durch, indem Sie Migranten ins Nirvana schicken?“
„Nein, aber ich gebe zu, dass es wohl nur mit Gewalt zu schaffen ist. In der erhofften Wendephase stehen uns harte Zeiten bevor, denn umso länger ein Patient die drängende Operation verweigert, desto härter werden zwangsläufig die erforderlichen Schnitte werden, wenn sonst nichts mehr hilft."
„Ach, und die erhoffte Wendephase, das ist die absolute Mehrheit Ihrer Partei?“
B.H. zuckte mit den Schultern und lächelte süffisant. Dann sagte er: "Vor allem eine neue politische Führung wird dann schwere moralische Spannungen auszuhalten haben: Sie ist den Interessen der autochthonen Bevölkerung verpflichtet und muss aller Voraussicht nach Maßnahmen ergreifen, die ihrem eigentlichen moralischen Empfinden zuwiderlaufen."
„Natürlich, die grundguten sauberen Deutschen müssen die Mittel heiligen, wenn sie dem Zweck der Volksgesundheit dienen wollen und dann kommen sie nicht drum herum, sich die Finger schmutzig zu machen, nicht wahr? Ein bisschen, Folter hier, ein bisschen Mord und Totschlag da, da bleibt kein Auge trocken, oder?“
„Man wird, so fürchte ich, nicht um eine Politik der wohltemperierten Grausamkeit herumkommen.“
„Wohltemperiert? Waterboarding bei angenehmen 37 Grad? Schlafentzug mit Katzenscheiße-Espresso? Todesschuss direkt zwischen die Augen? Glauben Sie tatsächlich, zur Erreichung Ihrer politischen Ziele solche Maßnahmen rechtfertigen zu können?“
„Existenzbedrohende Krisen erfordern außergewöhnliches Handeln. Die Verantwortung dafür tragen dann diejenigen, die die Notwendigkeit dieser Maßnahmen mit ihrer unsäglichen Politik herbeigeführt haben."
„Ach, das wird ja immer besser. Klingt verdächtig nach Minirock-Argument. Wir foltern und morden ja nur, weil man uns provoziert hat, oder was?“
„Ich halte es mit Hegel. 'Brandige Glieder könnten nicht mit Lavendelwasser kuriert werden.'.Die Regierung ist lediglich und allein der autochthonen Bevölkerung verpflichtet.“
„Der autochthonen Bevölkerung verpflichtet? Übersetzt also der ethnisch-deutschen?“
„Genau. Und dies müssen wir notfalls mit Grausamkeit durchsetzen. Ich stelle fest, dass wie leider ein paar Volksteile verlieren werden, die zu schwach oder nicht willens sind mitzumachen. Ich denke an einen Aderlass.“
„Und wie sieht das dann so ganz praktisch aus?“
„Diejenigen Deutschen, die unseren politischen Zielen nicht zustimmen, werden aus unserem Deutschland ausgeschlossen werden. Ich trete für die Reinigung Deutschlands ein. Mit starkem Besen sollten eine feste Hand und ein Zuchtmeister den Saustall ausmisten.“
„Und wenn Sie dann fertig sind mit Ausmisten, was kommt dann?“
„Dann geht es wieder aufwärts.“
„Aufwärts mit wem?“
„Mit denen, die dann da sind.“
„Wie viele werden das noch sein?“
„Das ist irrelevant. Entscheidend ist die Qualität, nicht die Quantität.“

Der Kommissar stellte angewidert fest, dass er es offensichtlich mit einem politisch gefährlichen Faschisten zu tun hatte, vollkommen geistesgestört, aber brandgefährlich, gerade weil er so wahnsinnig war, einer der voranmarschierte ohne Rücksicht auf Verluste, einer dem keine Entgleisung peinlich war, weil er seine Entgleisungen für einen Ausdruck der Stärke hielt.
Nur die Morde, die konnte er ihm ums Verrecken nicht nachweisen, obwohl er dafür verantwortlich war wie kaum ein anderer. Stattdessen riskierte er sein Leben, denn wenn die dumpfen Rassisten seines blöden Volkes diesem Faschisten zur Macht verhalfen, dann wäre sein Kopf einer der ersten die rollten. Aber darum war er Polizist geworden, damit die Verbrecher dort landeten, wo sie hingehörten und so lange er sein Amt ausübte würde er sich mit seiner ganzen Kraft dafür einsetzen.

Die Kollegin aus der IT-Abteilung trat überraschend ein. Sie fragte ganz unbefangen: „Kannst du mir mal eben beim Kaffeeautomaten helfen? Diese Teufelsmaschine verweigert mal wieder die Auslieferung.“
Irgendetwas in ihrem Gesicht passte nicht zu ihrem sorglosen Tonfall, das hielt ihn davon ab, sie anzufahren, was zum Teufel ihr einfiele, ihn mitten im Verhör mit solchen Kinkerlitzchen zu behelligen. Stattdessen stand er auf und erwiderte charmant: „Na, dann wollen wir dem streikenden Roboter mal seine Rechte vorlesen.“ Er folgte der Kollegin auf den Flur. Draußen hielt sie ihm wortlos ein Protokoll unter die Nase. Ein siegesgewisses Lächeln grub sich in seine Wangen. Endlich hatte er B.H. an den Eiern.

ENDE

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Freitag, 25. Oktober 2019
Der dritte Mann
Leise fiel der sanfte Regen auf das glänzende Kopfsteinpflaster im historischen Kern der westfälischen Provinzkleinstadt. Das Wetter gab dem Spiel den besonderen Drive, sorgte für eine authentische Atmosphäre.

Hin und wieder huschte jemand um die Ecke, mal im Schein einer Straßenlaterne, mal im Schatten eines windschiefen Fachwerkgiebels. Sie befand sich auf dem Weg in den amerikansichen Sektor, eine Streicholzschachtel in der Tasche, die zehn Ampullen Insulin darstellte, und einen Ausweis, der unter gar keinen Umständen von der Polizei kontrolliert werden durfte, denn dann war nicht nur sie verloren, sondern auch das Spiel vorbei. Ihr Wohnort stand darin, Nonnengasse 12, sowjetischer Sektor, Wien, Hauptstadt der Republik Österreich. Und ihr Name: Harry Lime.

Sie hatte Berengar schon seit einer halben Stunde nicht mehr gesehen und sie wusste auch immer noch nicht, ob er ein heimlicher Abnehmer, ein unbescholtener Bürger oder ein verdeckt ermittelnder Polizist war. Zu ihrer Bande gehörte er jedenfalls nicht, die Insulinschmuggler hatten sich bereits sämtlichst gefunden. Ein Jammer, sie wäre gern mit ihm durch die verregneten Gassen gehuscht, hätte mit ihm Schutz vor dem stärker werdenden Regen gesucht, unter irgendeinem Vordach, im Schatten eines Baumes, wo man sich dicht aneinanderdrängen musste, damit man trocken blieb, so dass man den anderen riechen konnte, seinen Atem hören, vielleicht sogar seinen Herzschlag spüren konnte. Berengar, der ihr mit seinen unglaublichen Augen, seinen wilden Locken und seinen geschmeidigen Bewegungen schon lange das Herz genommen hatte. Die Schulungswoche war bald um, nur noch drei Nächte, dann würden sie sich 10 Tage lang nicht sehen – wenn nicht vorher etwas Entscheidendes passierte.

Vor der Apotheke stand Luise. Sie wirkte gelangweilt wie immer. Das war sicher keine Strategie. Vermutlich haderte sie gerade wieder mit ihrem Schicksal, eine Rolle zugelost bekommen zu haben, die sie zu Langeweile und Passivität verdammte. So wie sie da herumstand, ausgerechnet vor der Apotheke, war sie sicher keine Polizistin.
„Wohnst du hier?“
„Ja, hier ist mein Geschäft. Nur scheiße, dass es durchs Dach regnet.“
„Ja, die Reparatur ist teuer. Ich hätte da etwas, in das du investieren könntest. Ich habe es günstig abzugeben und du könntest es gewinnbringend verkaufen.“
„Wieviel?“
„Zweihundert für eine Packung.“
„Meinetwegen.“
Luise zog einen Schein aus dem Umschlag und das „Insulin“ wechselte die Besitzerin. Harry Lime eilte zurück zum Vorratslager; es gab noch eine Menge zu verticken.

In der Kleinstadt klappten die Bewohner pünktlich zur Tagesschau die Bürgersteige hoch, zumindest im Herbst, wenn es früh dunkel wurde. Es war unheimlich, so als herrsche Ausgangssperre und man tue etwas Verbotenes. Im sowjetischen Sektor des Spielgeländes war es noch dunkler und unübersichtlicher als im amerikanischen. Einen britischen und französischen hatte die Spielleitung eingespart, um die Angelegenheit nicht unnötig kompliziert zu machen. Sie hatte als Lager eine Spitzdachhütte auf dem Kinderspielplatz gewählt, der war besonders dunkel und die Streichhölzer lagen im Trockenen.

Sie betrat die Hütte, zog eine Schachtel aus der Papiertüte und wollte sich gerade wieder auf den Weg machen, als sie von hinten an den Schultern festgehalten wurde. Sie sah sich kurz um und erkannte im Restlicht Berengars Silhouette. Er umschloss ihre Taille mit seinen Armen und schmiegte seine Wange an ihre. Er roch nach Zigaretten. Hatte sich wohl von Adrian zum Rauchen anstiften lassen. Das würde sie ihm ganz schnell wieder austreiben. Er küsste ihr Ohr. Sie kicherte vor Verlegenheit und vor Erregung.
„Kau mir nicht das Ohr ab, du unbescholtener Bürger.“ raunte sie.
Er schwieg, leckte über ihren Hals, seine Hände wanderten zu ihren Brüsten und ihr entfuhren wonnige Seufzer. Dann öffnete er den Reißverschluss ihrer Jacke, knöpfte ihre Hose auf und ließ seine Hand in ihren Schrit gleiten.
„Nicht hier, Berengar“, flüsterte sie. „Nicht so.“
Mit einem Ruck riß er ihr Jeans und Slip herunter, sie wollte sich aus der Umarmung lösen, doch er hielt sie mit eisernem Griff umschlossen, nestelte an seiner eigenen Hose und schon wenig später spürte sie, wie er sich daran machte, in sie einzudringen.
So hatte sie sich ihr erstes Mal nicht vorgestellt und ihre Gedanken überschlugen sich. Wenn sie jetzt entschieden Nein sagte oder sogar weglief, dann musste er ja denken, dass sie ihn nicht wollte. Er würde sie für eine prüde Ziege halten, wenn sie nicht mitmachte. Er war immerhin schon siebzehn, hatte erwachsene Bedürfnisse. Wenn sie die nicht befriedigen konnte, würde er sich eine andere suchen.
Es tat weh. Es fühlte sich falsch an, demütigend und schmutzig. Er keuchte zuerst leise, dann heftiger, aber da war nichts Liebevolles, nichts Leidenschaftliches, sie fühlte sich benutzt, wie ein heruntergeschlungener Imbiss gegen den schlimmsten Hunger.
Er wurde schnell fertig, schubbste sie rüde von sich, so dass sie vornüber fiel. Sie hörte noch wie er eilig seinen Reißverschluss zuzog und dann weglief. Als sie wieder auf den Beinen war und ihre Hose geschlossen hatte, war er bereits in der Dunkelheit verschwunden.

Sie zitterte am ganzen Körper, wollte schreien, heulen, um sich schlagen, konnte aber nur dastehen und vor sich hin starren.

Zwei Gestalten kamen auf sie zu. Eine davon beschleunigte den Schritt, dann begannen beide zu laufen. Sie wollte fliehen, aber sie konnte nicht. Was auch immer sie mit ihr vorhatten, es würde passieren. Sie erkannte Yannic zuerst. Er schlug ihr mit der flachen Hand auf die Schulter und bellte: „Ausweiskontrolle!“
Hinter ihm trat der zweite Polizist in Erscheinung: Berengar!
Wie ferngesteuert zog sie ihren Ausweis aus dem Umschlag.
„Hey, wir müssen doch erst würfeln.“, protestierte Yannic.
„Ach ja.“, erwiderte sie, nahm den Würfel, den sie wie alle anderen bei sich trug und würfelte auf der Tischtennisplatte. Der Würfel zeigte vier Augen. Gar nicht mal schlecht.
Yannic hielt dagegen. Fünf Augen. Sie zeigte Yannic ihren Ausweis und vermied es, Berengar anzusehen. Berengar warf einen Blick auf das Papier und pfiff leise durch die Zähne: „Harry Lime.“, sagte er „Spiel vorbei.“
„Ja.“, erwiderte sie stoisch. „Spiel vorbei.“
„Ist alles okay mit dir?“ fragte Berengar besorgt und sie wagte einen Blick. Erst jetzt fiel ihr auf, dass Berengar eine Latzhose trug.

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Sonntag, 20. Oktober 2019
Zwei in der Falle
Eins

Sogar im Himmelsgrau seh ich noch Dein Gesicht
und dabei weiß ich ganz genau, es geht ja nicht.
Mich friert, der Herbst, er steckt mir in den Knochen
und lähmt mich, bin sogar zu faul, mir Tee zu kochen.

Er legte den Kugelschreiber beiseite und zog sich die zottige Acryldecke um die Schultern. Es knisterte und das ehemals flauschige Plastik verhielt sich zur aufsteigenden Kälte wie der Cheeseburger zum Hunger – es versprach weitaus mehr, als es halten konnte, befriedigte nur scheinbar und steigerte das Verlangen. Die Füße blieben eisig und das Frösteln kroch schon wieder die Beine hinauf; in die Schenkel, in den Schoß in die Brust. Er hätte sich rühren müssen, aber jede Bewegung tat weh und machte das Frösteln noch bewusster.

Mit Fünfzehn hatte er beim Schreiben solcher Vierzeiler noch das heftige Pochen seines Herzens gespürt und heftig atmend die Augen geschlossen und deutlich geahnt, dass es nun gewiss bald passieren würde.

Mit Fünfundzwanzig hatte er nur noch selten Vierzeiler geschrieben – und wenn, dann trieften sie schon vor Frustration und Pessimismus.

Mit Fünfunddreißig waren die Vierzeiler ganz aus seinem Leben verschwunden, er kämpfte sich mit letzter Kraft durch die Antrengungen des Alltags.

Mit Fünfundvierzig hatte er wieder angefangen. Um seine Traurigkeit nicht ständig herausschreien zu müssen, verlegte er sich aufs Herausscheiben, etwa so, wie dreißig Jahre zuvor, nur mit weniger erwachender Erotik und dafür mehr Klage über Verlust.

Mit Fünfunffünfzig wagte er es nicht mehr, noch etwas vom Leben zu erwarten außer einer beheizten Unterkunft, bekömmlicher Verpflegung, Kleidung, Sicherheit und ein wenig Fernsehunterhaltung. Aber der Fünfzehnjährige steckte noch immer in ihm mit seiner unbändigen Sehnsucht, dem Schmerz der Entbehrung und dem Verlangen nach Erlösung.

Sie würde nicht einfach kommen, die Erlösung, das war ihm längst klar. Er musste schon höchstselbst dafür sorgen, doch er wusste nicht wie. Klar, am einfachsten wäre es, etwas Passendes einzuwerfen oder von einer hohen Brücke zu springen oder von einem Hochhaus. Aber noch waren seine Hemmungen zu groß, seinen Mitmenschen die Sauerei einer suzidierten Leiche zu hinterlassen. Es wäre ihm peinlich gewesen, auch wenn ihm die Reaktionen erspart geblieben wären, weil er ja schon tot war, aber wer konnte wissen, wie lange sich die Seele noch im Umfeld des Leichnams heruntrieb und was man das alles so mitbekam. Es musste einen anderen Weg geben.

Zwei

Wenn man als Objekt fremder Begierden zwar nichts weiß von seinem „Glück“, es aber ahnt und es lieber nicht wissen würde, nicht einmal ahnen, weil man einfach nur seine Ruhe haben will oder zumindest das eigene Begehren auf gänzlich andere Ziele ausgerichtet hat, dann ist das ein gottverdammtes Scheißdilemma; zumindest, wenn einem das begehrende Subjekt irgendwie ein bisschen ans Herz gewachsen ist, gerade mal so sehr, dass man es nicht verletzen möchte, auf keinen Fall, aber eben auch nicht angefasst werden will, zumindest nicht so, wie das Subjekt es gern hätte.
Wenn dann am Sonntag immer wieder das Telefon klingelt, man selbst nicht an den Apparat geht und mitbekommt, dass am anderen Ende gleich wieder aufgehängt wurde, wenn man sich dann beim Joggen im Park von einem heftigen Atem verfolgt fühlt, dann kann es passieren, dass man die Kontrolle verliert, nicht mehr denken kann und nur noch handelt.

Eins

Als er am Dienstag in der Zeitung las, dass im Stadtpark ein erschlagener Jogger aufgefunden wurde, griff er direkt zum Telefon und drückte die Wahlwiederholungstaste, wartete mit von pochendem Herzen nahezu berstenden Adern darauf, dass abgehoben wurde und seufzte vor Erleichterung, endlich wieder die geliebte Stimme zu hören. Mehr war nicht drin.

Zwei

Wenn man glaubt, seinen Verfolger abgehängt zu haben, möglicherweise mit einer Überreaktion, für die man sich, wenn man Pech hat, vor Gericht verantworten muss, und man dann plötzlich das Gefühl hat, dass er immer noch da ist, dan fragt man sich, ob man nicht vielleicht einen Unschuldigen...

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