Montag, 6. April 2020
Verzweifelte Suche - Ein Antikrimi mit Peter Margo in mehreren Teilen – Teil 3
Bereits nach zwanzig Minuten tauchte ein Typ der Kategorie A vor der Haustür auf, klingelte im ersten Stock und wurde prompt eingelassen. Wenig später stand Frau Marowski eng umschlungen mit ihm am Küchenfenster. Mehr musste ich zunächst nicht wissen. Der Besucher war mit dem Auto gekommen, falls ich es für erforderlich halten würde, ließe sich der Halter mit einem geschickten Anruf bei der Polizei ermitteln. Ich machte für diesen Tag Feierabend.
Am nächsten Morgen machte ich mich auf den Weg zur Universität und erkundigte mich in der Fakultät für Soziologie nach Professor Doktor Benrath. Die Vorlesungen hatten noch nicht wieder begonnen, darum war es nicht ungewöhnlich, dass er nicht anzutreffen war. Ein Forschungsfreisemester oder eine auswärtige Gastprofessur hatte er allerdings nicht. Es hatte zwar schon Konferenzen gegeben, aber wie mir die auskunftsfreudige Verwaltungsfachangestellte mitteilte, fehlten die Damen und Herren Professorinnen und Professoren häufig „aus Gründen“, dabei setzte sie ein Gesicht auf, das versnobtes, wissenschaftliches Personal aufs vortrefflichste karikierte. Dass Benrath nicht da sei, sei kaum verwunderlich, der betreffende Kollege würde im nächsten Semester ohnehin die Hochschule wechseln. Ich suchte noch einige Kolleginnen und Kollegen auf, die zufälligerweise da waren, tat jedes Mal so, als seien sie die erste Person, bei der ich mich erkundigte und sammelte so ein paar Informationen über Rüdiger Benrath, die mir bei meinen weiteren Recherchen hilfreich sein konnten. Trotzdem wusste niemand, wo er sich gegenwärtig aufhielt.

Nun hieß es, in die Offensive zu gehen. Ich erledigte den Tag über liegen gebliebenen Papierkram und machte mich am frühen Abend auf zur Wohnung in der Berliner Straße. Frau Marowski fragte über die Gegensprechanlage nach meinem Begehr und ich erklärte: „Margo mein Name, ich möchte zu Rüdiger Benrath. Wir waren mal Kollegen und ich bin gerade zufällig in der Nähe.“
Sie drückte auf den Summer und ließ mich ins Haus. Als ich im ersten Stock ankam, stand sie in der halb offenen Wohnungstür, sehr elegant, wenn auch leger in Freizeitkleidung.
Ich streckte ihr die Hand entgegen, um mich nach allen Regeln der Höflichkeit vorzustellen, sie ließ mich aber ins Leere laufen.
„Ich kenne Sie gar nicht und von einem Peter Margo hat mein Mann noch nie etwas erzählt. Er ist auch gar nicht zu Hause, er befindet sich gegenwärtig im Ausland.“
„Ach tatsächlich?“, fragte ich bemüht, freundliches Interesse zu signalisieren. „Wohin genau hat es ihn denn verschlagen?“
„Als Kollege müssten Sie das eigentlich wissen.“, erklärte Frau Marowski schnippisch und knallte mir die Wohnungstür vor der Nase zu. Das war mehr als verdächtig und ich wusste, dass ich am kommenden Tag ein wenig unkonventioneller würde vorgehen müssen, auch wenn ich dabei meine Lizenz riskierte.

FORTSETZUNG FOLGT

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